Bass lang oder staccato spielen?

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Musette
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Hallo,

ich spiele im Moment Ivanica, einen mazedonischen Volkstanz im 7/8-Takt und frage mich, wie die richtige autentische Bassbegleitung gespielt wird. Die Datei zeigt die ersten Takte des Stücks, zu spielen im Tempo Achtel=ca. 224. Ivanica-Auszug.jpg

Mein Lehrer empfiehlt, alle Bässe staccato zu tupfen, damit die Melodie optimal herausgearbeitet werden kann, was mir einleuchtet.

Eine Bekannte spielt den Bass (nur) auf Schlag 1 dagegen betont und deutlich lang (ungefähr so lang wie eine Achtelnote). Das Stück klingt meines Erachtens dadurch wesentlich rhythmischer, bekommt entschieden mehr Drive und gefällt mir besser.

Was ist nun für einen mazedonischen Volkstanz richtig?

Gleiches frage ich mich bei Volkstanz-Walzern oder auch Valse Musette. Auch da scheint mir eine Betonung und längeres Halten des Basses auf Schlag 1 der Musik einen besseren Swing zu geben (obwohl wenn mein Lehrer hier ebenfalls staccato empfiehlt). Von einem Schweizer wurde mir einmal empfohlen hier einen federnden Bass zu spielen. Aber wie macht man das überhaupt balgtechnisch? Mit Balgstopp nach dem betonten Bass?????

Bereits im Voraus vielen Dank für Eure Ratschläge!

Musette
 
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Halle Musette,

diese Frage stelle ich mir auch ständig. Denn auch mein Lehrer empfiehlt, die linke Seite staccato zu spielen.
Selbst neige ich schon dazu, den Bass eher breiter zu spielen. Bei manchen Stücken klingt das meiner Meinung nach wirklich besser, wichtig ist jedoch, die Begleitung rhythmisch exakt zu spielen. Und da besteht bei zu breiten Bass sehr schnell die Gefahr, dass alles verschmiert. Dieses Problem hat man bei kurz gespieltem Bass nicht so.

Ebenso ist mir aufgefallen, dass sich für mich als Spieler ein breiter gespielter Bass besser anhört, da das Stück erst mal fülliger klingt. Nehme ich mich jedoch auf und höre mir das anschließend an, fällt dann meist auf, dass die Begleitung schwammig ist und die Melodie teilweise untergeht. Damit habe ich mir dann wieder mal bewiesen, dass man mit staccato weniger falsch macht.

Unter federndem Bass kann ich mir jetzt am Computer auch erst mal nichts vorstellen, da muss ich am Instrument mal probieren, wann sich das federnd anfühlen könnte.
Ich hab mal den Tip bekommen, beim Walzer an ein Pendel zu denken. Immer wenn es mit maximaler Geschwindigkeit (Schwung/Betonung) durch den Nullpunkt schwingt, entspricht das der betonten 1. Die 2 und die 3 sind dann ganz leicht. Ebenso wie beim Tanz (Tief, hoch, hoch). Aber es soll ja sehr wenige Musiker geben die auch tanzen.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass es reicht, bei leichten Änderungen in Dynamik oder Betonung nur daran zu denken, denn sobald man versucht, es so zu spielen, dass man den Unterschied deutlich hört, ist es schon wieder zu viel des Guten.

Hoffe etwas geholfen zu haben, ansonsten bin ich gespannt was zu diesem Thema noch so kommt

Gruss

Andy
 
224 Achtel/Minute sind ein moderates Tempo - da würde ich den Bass auf 1 portato spielen (aber eben nicht in den Akkord überbinden). Das klingt auch bei Walzern ganz gut. Ein Balgstopp nach jeder 1 - das geht ja gar nicht! In sehr schnellen Tempi klingt es natürlich spritziger, auch die 1 staccato zu spielen.
 
Ob lang oder kurz - eine pauschale Antwort hierfür gibt es eigentlich nicht...

... denn... es hängt immer davon ab, was man damit erreichen will und wie es klingen soll.

Dass die Lehrer immer empfehlen die Bässe kurz und Stakkato zu spielen, kommt hauptsächlich daher, dass man insbesondere als Anfänger dazu tendiert alle Bässe breit zu spielen, und dann bekommt die Begleitung leicht einen etwas breiigen Charakter - das iss natürlich nicht so dolle!

Spielt man aber erstmal alle Bässe kurz, dann klingen die immer knackig und somit schon mal nicht störend. Das heißt, wenn man noch nicht so fit ist auf der linken Seite, dann ist kurz erstmal besser.
Man sollte dies aber nicht übertreiben mit dem "kurz", denn sonst kann es leicht passieren, wenn man besser wird, das man den Bass sehr kurz spielt und dann klingt er dann eher etwas verhuscht und dünn - das soll er ja aber auch nicht!

Wenn man dann aber n bissl besser wird, oder soweit ist, dass man die linke Seite mit zur Melodiebetonung mit einsetzen kann und will, dann lohnt es sich schon mal zu gucken, wie man den Charakter der Melodie unterstüzen kann, wenn man den Bass stellenweise anders spielt.

Hier beim erwähnten Ivanica z.B. spiele ich den ersten Grundbass des Taktes etwas länger - also eher wie die notierte Viertelnote, aber nicht extra betont breit, sondern einfach etwas länger. Die andern Bässe dann jedoch kurz. Das betont den Takt etwas besser und die Melodieführung ist ja auch so angelegt, dass meist mit Beginn des Taktes ein neuer Melodiebogen anfängt. Somit wirkt der erste etwas länger gespielte Bass etwas stärker und betont den Beginn des neuen Melodiebogens mit.

Das Ivanica ist aber schon ein flotteres Stück - da werden selbst die etwas "breiter" oder "länger" gespielten Bässe automatisch schon wieder kurz. Wenn du das Stück also im Originaltempo spielst, brauchst du dir gar keinen Gedanken machen, ob breit, lang oder kurz - dir bleibt gar nicht viel Auswahl, wie du den Bass spielst - da kannst du eh nur noch "tendentiell" länger spielen.

Das gleiche kann man auch bei Musettewalzer machen, indem man den ersten Bass etwas länger drückt, dann wirkt er kräftiger, ohne dass man mit dem Rest lauter wird. Das erzeugt, dann für den Zuhörer (Tänzer) eine markatere Taktbetonung, ohne dass die Lautstärke der Melodieführung an sich wirklich lauter wird und diese zerrupft- (es wird der Bass ja nur länger gedrückt). Die restlichen Bässe werden dann aber kurz gespielt es soll ja nur die 1 des Taktes betont werden und der Rest keinen Bassbrei erzeugen.

Wenn mal Bassläufe auftauchen sollten - die werden so gut wie immer breit gespielt. Denn die sind in dem Moment ja wie n Minisolo für die linke Hand und soll somit so auch gut hörbar rüberkommen!

Anders sieht es aus, wenn du mal ein jazziges Stück spielst, das wirklich "Swing" ist - das wird definitv besser swingen, wenn die Betonung dann nicht auf der 1 und 3 liegen hast, sondern durch das triolische (ternäre) Element des Swing die Betonung in Richtung 2 und 4 verschoben wird. Aber diese Stücke haben eh meist keine Wechselbassbegleitung mehr....

Du siehst also - eine klare Regel für alles gibt es nicht! Es hängt immer davon ab, wie der Charakter des Stücks ist und was man damit erreichen will. Wenn du kannst, dann probier doch mal verschiedene Varianten und Spielweisen aus und versuche herauszuhören, wie sich der Charakter des Stücks verändert. Dann findest du sicherlich die für deine Interpretation des Stücks deine persönlich beste Bass-Spielweise.

... und wem der Ausschnitt aus dem Stück so gefällt, dass er mehr davon möchte - das Stück findet sich in Martina Schumeckers "Accordion Trip 1" neben vielen anderen netten Stücken... ein Heft , in das ich auch immer wieder mal gerne reinspiel...;)

Viel Spaß beim probieren - maxito-
 
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Wenn du noch nicht so lange Akkordeon spielst ist ein Staccato-Bass beim Einüben eines neuen Stückes sicher sinnvoll. Gründe s. o.

Wenn du das Stück gut, sicher, vielleicht sogar auswendig spielen kannst, dann kannst du ruhig mal herumexperimentieren, wie du den Bass so spielen kannst, dass Melodie und Rhythmus betont und unterstützt werden und das Stück für dich schön und rund klingt. Das sollte dein Lehrer auch zulassen, ja sogar fö/ordern. Und dir dann aber auch sagen, wenn etwas nicht gut ist, nicht nur nicht nach seinem Geschmack, sondern einfach musikalisch/klanglich daneben.

Kommt natürlich auch sehr auf den Lehrer an, seine Vorbildung, Vorlieben, Voruteile, was auch immer. Und auf den Schüler, sein Musikgefühl, seine musikalische Erfahrung. Schwierig, da so aus der Entfernung Ratschläge zu geben.

Welche Spielweise für Mazedonisches, Musette etc. authentisch ist - keine Ahnung. Aber da würde ich auf Youtube nachsuchen, sowohl nach neuen als auch nach alten Aufnahmen.

(Vielleicht solltest du auch einfach mal drauflosspielen und hm ja, nach Gefühl spielen, dieses ständige Nachdenken, wie man was spielen sollte/könnte/dürfte, das kann ganz schön hm blockieren.)
 
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Es wurde ja schon alles gesagt.
Mein Rat ist auch: frag niemanden außer Deine Ohren.

Federn meint einfach, dass der betonte und verlängerte Bass nicht komplett laut ist, sondern sich nach der Attacke etwas entspannt (aber natürlich nicht zum Stillstand kommt).

In meinem Beispiel (Teilung ist hier leider nicht 3-2-2 sondern 2-2-3 und das Tempo liegt hier bei Achtel=400) schwankt die Basslänge auch permanent - ist aber selten staccato. Außerdem spiele ich fast immer zum Bass trotzdem einen Akkord. Das solltest Du mal probieren, denn dadurch gibts viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten.

Nachtrag: Hier kannst Du 2 Takte lang hören, was (nach meinem Verständnis) federnder Bass sein soll. Die nächsten beiden Takte sind mit den gerade erwähnten zugefügten Akkorden ergänzt. Das Thema habe ich zweistimmig gespielt, daher sind die Triller wahrscheinlich nicht authentisch. Das weiß der waldgyst sicher sicher besser.
 
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Ich danke Euch allen ganz herzlich für die vielen Ratschläge und das tolle Tonbeispiel von Klangbutter (ich werde üben, es nach zu machen)!

Folgendes habe ich von Euch gelernt: ich muss zukünftig mehr ausprobieren und dabei meine Ohren spitzen. Letzteres fällt mir sehr schwer, wenn ich beidhändig spiele. Mit rechter und linker Hand plus Balg ist mein Kopf in der Regel ausgelastet. Wenn ich dann die Konzentration auf etwas Weiteres lenke (Gehör, Haltung, Lockerheit,...), gibt es fast postwendend einen "Knoten" in einer Hand. Ich werde aber versuchen, das aktive Zuhören zu trainieren. Zwischenzeitlich hilft wohl aufnehmen.

Hinzu kommt, dass ich schnell zweifel, ob ich mit meiner Interpretation der jeweiligen Musik gerecht werde. Gerade bei ausländischer Musik weiß ich oft nicht, ob ich gefühlsmäßig richtig liege. Diesbezüglich danke ich besonders maxito. Deine Ausführungen waren für mich ausgesprochen hilfreich!!

Musette
 
Hinzu kommt, dass ich schnell zweifel, ob ich mit meiner Interpretation der jeweiligen Musik gerecht werde. Gerade bei ausländischer Musik weiß ich oft nicht, ob ich gefühlsmäßig richtig liege.
Das ist ganz einfach: bei einer Interpretation gibt es kein "richtig" und kein "falsch"! Wenn Deine Version nicht dem Original entspricht, dann ist das eben Deine Version und somit etwas ganz Eigenes. Etwas anderes ist es natürlich, wenn Du den Ehrgeiz hast, das jeweilige Stück wirklich originalgetreu zu spielen. Aber solange das nicht der Fall ist, ist es nur wichtig, dass es Dir gefällt und das Spielen Dir Spaß macht.

Gruß,
INge
 
Das ist ganz einfach: bei einer Interpretation gibt es kein "richtig" und kein "falsch"! Wenn Deine Version nicht dem Original entspricht, dann ist das eben Deine Version und somit etwas ganz Eigenes. Etwas anderes ist es natürlich, wenn Du den Ehrgeiz hast, das jeweilige Stück wirklich originalgetreu zu spielen. Aber solange das nicht der Fall ist, ist es nur wichtig, dass es Dir gefällt und das Spielen Dir Spaß macht.

da kann ich nur voll zustimmen!!
Gruß, Didilu
 
zur eigentlichen Frage, ist ja schon sehr ausführlich geantwortet worden. Was du bei Ivanica mal probieren kannst, ist auch im Bass die 7/8 auszuspielen. Dadurch liegen die Betonungen dann immer auf dem Bass 1/4/6.

G g g G g D g

Dabei ändert sich aber der ganze Charakter etwas. Bei gleichem Tempo wirkt das Stück schneller. Geht man im Tempo dann noch etwas höher ist man schnell an der Grenze, an der sich das dann (für meine Ohren) seltsam anhört - mal vorsichtig ausgedrückt. Aber bei 224 bpm finde ich eine witzige Alternative.

Gruß Leo
 

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