Uli
Mod Emeritus
Der Club Bass hat mich eigentlich schon immer gereizt, nicht zuletzt, weil er seinem Besitzer die Chance gibt, den klassischen Violinbassklang eines Höfner der 60er Jahre zu erzeugen, ohne gleich als kleiner Möchtegern-McCartney belächelt zu werden. Immer wieder mal konnte man ihn über die Jahrzehnte auch bei bekannten Bands sehen, von Lenny Kravitz bis zu Norah Jones und wenn er Hersteller wie Duesenberg oder Eastwood sogar zu Kopien angeregt hat, muß wohl irgendwas dran sein.
Einen Violinbass aus den 60ern habe ich außerdem schon, auch wenn ich mich inzwischen kaum noch traue, ihn mitzunehmen, die fast 50 Jahre sieht man ihm inzwischen auch an. Da kam die Gelegenheit, einen nach dem Vorbild des Originals gefertigten Contemporary Club Bass zu erstehen und ich mußte zugreifen.
Gut verpackt, wie heutzutage üblich, traf das Prachtstück bei mir ein und ich konnte gleich mal rausfinden, in wie weit sich der Nachbau vom Original unterscheidet.
Was die wenigsten wissen: der ursprüngliche Club Bass wurde im Gegensatz zum Violinbass nur etwa 5 Jahre lang gebaut. Er verdankt seine Entstehung einer Verkettung von Umständen, die indirekt mit der Beatlemania der 60er Jahre zu tun hat. Einerseits kam Höfner aufgrund der explodierten Nachfrage nicht mehr mit der relativ aufwändigen Herstellung der Violinbass-Bodies nach, andererseits hatte man aber Hälse genug, deren Herstellung bereits teilautomatisiert erfolgte. Beim damaligen Hauptkunden Selmer in England ließ jedoch langsam die Nachfrage nach der bis dahin recht beliebten Club Gitarre nach, mit der einst auch John Lennon begonnen hatte. Selmer strich sie 1964 ganz aus dem Katalog und Höfner saß auf einem Lager voller Club-Gitarren Bodies. So kam man auf die Idee, die Violinbasshälse in die Club-Gitarren Bodies zu bauen und verpasste dem neu geschaffenen Bass die gleiche Hardware wie dem Violinbass. Selbst die Bodies, die bereits eine Fräsung für den breiteren Gitarrenhals hatten, wurden so mit seitlichen Ausgleichselementen in der Halstasche zum Bass. Die Rechnung ging auch auf, so lange der Violinbass nicht lieferbar war, wurde der Club ersatzweise gerne genommen, Hauptsache, es stand Höfner auf der identischen Kopfplatte. Bis etwa 1970 wurde der Club Bass gebaut, dann ebbte die Nachfrage so ab, daß man die Produktion einstellte. Eigentlich zu Unrecht, denn die Klangeigenschaften von Violin- und Clubbass sind so identisch, daß selbst die fanatischsten Voodoo Priester keine Unterschiede hören. Erst in diesem Jahrtausend wurde der 500/2 im Zuge der allgemeinen Nostalgie wieder aufgelegt.
Während man fast alle kleinen Unterschiede zum Original irgendwie angleichen kann, ist ein wesentlicher Punkt nicht änderbar, den der günstigere Icon Club nicht hat: der Nullbund! Auch ist der Korpus beim CT als echter Violinkorpus ausgelegt und nicht durch geschichtete Sperrholzringe realisiert, was man allerdings nicht von außen sieht. Allerdings stimmt bei den HCT Modellen die Korpusform zumindest weitestgehend mit dem Original überein, die Icon Modelle sind da nur 'ähnlich'.
Die Schutzfolie auf den Tonabnehmern suggeriert, daß es sich dabei um eine deutsche Produktion handelt, allerdings ist das nur die geschickte Verwendung von 'Designed in Germany'... nicht made! Auf der Rückseite der Kopfplatte wird das deutlich, allerdings rechnet man offenbar bereits damit, daß der Schandfleck 'Made in China' sofort entfernt wird, denn er ist als leicht erntfernbarer Aufkleber konzipiert und nicht überlackiert, wie der Germany Hinweis.
Auch wenn der Korpus des CT nahezu identisch ist mit dem Original, birgt er einen wesentlichen Unterschied: er hat mittig einen massiven Holzbalken verbaut, der von der Halstasche bis zum Korpusende durchgeht. Er vereinfacht die Verleimung des gewölbten Bodens und verkürzt insofern die Produktionszeit enorm. Frei nach dem beliebten Motto 'it's not a bug, it's a feature!' nennt Höfner diesen Holzklotz auch 'Sustainblock' und versucht diesen Unterschied als Verbesserung zum Original zu vermarkten. Etwas verwunderlich ist an der Theorie allerdings die Tatsache, daß die nach wie vor in Deutschland hergestellte Serie diese 'Verbesserung' nicht aufweist. Man kann mit einigem Wohlwollen allerdings anerkennen, daß durch die dann nicht mehr schwingfähige Decke mit den nach diesem Prinzip gefertigten Bässen ein härterer Klang erzeugt werden kann, als es ohne Änderung mit den Veteranen damals möglich war. Insofern sind sie in moderner Musik sicher breiter einsetzbar.
Geht man davon aus, daß Violin- und Clubbass aufgrund gleicher verbauter Holzmenge auch etwa das gleiche Gewicht haben, so wird klar, daß durch den 'Sustainblock' fast ein Kilo dazukommt, genau genommen 795g! Das darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, daß der CT-Club mit unter 3kg immernoch ein absolutes Leichtgewicht ist, eine Marke, die von den im Schichtholzverfahren hergestellten Hollowbodies (wie dem Icon) normalerweise nicht erreicht werden kann! Wen das Thema näher interessiert, der kann über die diversen Herstellungsverfahren auf meiner Violinbass-Seite näheres erfahren.
Markantester optischer Unterschied ist wohl die Kontollplatte, die man zwar mit originaler Zweilochbefestigung und in den Abmessungen des 64er Modells gelassen hat, man hat aber schwarze Schalter und Drehknöpfe verwendet, deren einziger Luxus zur Abgrenzung gegen die Icons eine Alu-Einlage ist. Die hat allerdings auch nichts mit dem Original zu tun, weshalb ich unmittelbar nach dem Entschluß, den Bass zu behalten, dieses kleine Manko weitgehend beseitigt habe. Wie man das bewerkstelligen kann, habe ich hier beschrieben, sicher gibt es auch andere Wege.
Im Zusammenhang mit der Kontrollplatte fällt auch auf, daß das Material, aus dem auch das Pickguard gefertigt ist, beim CT deutlich weißer ist, während bei den alten Modellen auch bernsteinfarbige Elemente im Muster erkennbar waren.
Die Risse im Lack, die bei meinem Violinbass erkennbar sind, wird ein mit Acryl lackiertes Instrument wohl auch nach 45 Jahren nicht aufweisen, dafür müßte man dann doch eines der in Deutschland gefertigten Originale kaufen, das noch mit Nitrolack gespritzt wird und mit mehr als 2k€ zu Buche schlägt. Die unterschiedlichen Tonabnehmer sind der Tatsache geschuldet, daß ab 1967 der Singlecoil Typ 513 eingesetzt wurde (wie bei meinem), der CT sich aber an dem 64er Modell orientiert, das noch den Humbucker verbaut hatte.
Da der Korpus des Club etwas kürzer ist (er war ja eigentlich für eine Gitarre gedacht), ist der ganze Bass auch insgesamt etwas kürzer und die Brücke rückt etwas näher an den Saitenhalter heran.
Auch die Kopfplatte unterscheidet sich in Form und Details. Das Original hat einen kleineren Schriftzug, seitlich abgerundete Formen und eine etwas größere Halsstab-Abdeckung.
Was relativ ähnlich ist, ist das Handling. Für die Flatwounds mußte ich zwar die Brücke ziemlich runterschrauben (ausgeliefert wird er mit Rounds), aber dann ließ er sich fast genauso bespielen wie der Violinbass. Da kein Klangregler vorhanden ist, bleiben im Wesentlichen die Klangvarianten, die durch die Verwendung der unterschiedlich positionierten Tonabnehmer entstehen, wem das nicht ausreicht, muß beim Amping nachregeln.
Insgesamt halt ich den CT Club für recht gelungen, da er einerseits zwar den Spirit der Sixties zu einem erschwinglichen Preis transportiert, andererseits aber durchaus auch moderner klingen kann. Wer einen leichtgewichtigen Shortscale sucht, sollte ihn mal anspielen.
einige Daten:
viersaitiger Shortscale-Bass
Decke: Fichte
Korpus: Ahorn, geflammt
Hals: Ahorn, Birke, dreiteilig
Griffbrett: Palisander
Einlagen: Dots
Bünde: 22
Mensur: 760 mm
Sattelbreite: 42 mm
Tonabnehmer: 2 x Höfner Staple Nickel
Regler: 2 x Volume
Steg: Ebenholz, Trapez, Sustainblock
Mechaniken: Single
Schlagbrett: White Pearl
Hardware: Nickel
Farbe: sunburst oder schwarz
Einen Violinbass aus den 60ern habe ich außerdem schon, auch wenn ich mich inzwischen kaum noch traue, ihn mitzunehmen, die fast 50 Jahre sieht man ihm inzwischen auch an. Da kam die Gelegenheit, einen nach dem Vorbild des Originals gefertigten Contemporary Club Bass zu erstehen und ich mußte zugreifen.
Gut verpackt, wie heutzutage üblich, traf das Prachtstück bei mir ein und ich konnte gleich mal rausfinden, in wie weit sich der Nachbau vom Original unterscheidet.
Was die wenigsten wissen: der ursprüngliche Club Bass wurde im Gegensatz zum Violinbass nur etwa 5 Jahre lang gebaut. Er verdankt seine Entstehung einer Verkettung von Umständen, die indirekt mit der Beatlemania der 60er Jahre zu tun hat. Einerseits kam Höfner aufgrund der explodierten Nachfrage nicht mehr mit der relativ aufwändigen Herstellung der Violinbass-Bodies nach, andererseits hatte man aber Hälse genug, deren Herstellung bereits teilautomatisiert erfolgte. Beim damaligen Hauptkunden Selmer in England ließ jedoch langsam die Nachfrage nach der bis dahin recht beliebten Club Gitarre nach, mit der einst auch John Lennon begonnen hatte. Selmer strich sie 1964 ganz aus dem Katalog und Höfner saß auf einem Lager voller Club-Gitarren Bodies. So kam man auf die Idee, die Violinbasshälse in die Club-Gitarren Bodies zu bauen und verpasste dem neu geschaffenen Bass die gleiche Hardware wie dem Violinbass. Selbst die Bodies, die bereits eine Fräsung für den breiteren Gitarrenhals hatten, wurden so mit seitlichen Ausgleichselementen in der Halstasche zum Bass. Die Rechnung ging auch auf, so lange der Violinbass nicht lieferbar war, wurde der Club ersatzweise gerne genommen, Hauptsache, es stand Höfner auf der identischen Kopfplatte. Bis etwa 1970 wurde der Club Bass gebaut, dann ebbte die Nachfrage so ab, daß man die Produktion einstellte. Eigentlich zu Unrecht, denn die Klangeigenschaften von Violin- und Clubbass sind so identisch, daß selbst die fanatischsten Voodoo Priester keine Unterschiede hören. Erst in diesem Jahrtausend wurde der 500/2 im Zuge der allgemeinen Nostalgie wieder aufgelegt.
Während man fast alle kleinen Unterschiede zum Original irgendwie angleichen kann, ist ein wesentlicher Punkt nicht änderbar, den der günstigere Icon Club nicht hat: der Nullbund! Auch ist der Korpus beim CT als echter Violinkorpus ausgelegt und nicht durch geschichtete Sperrholzringe realisiert, was man allerdings nicht von außen sieht. Allerdings stimmt bei den HCT Modellen die Korpusform zumindest weitestgehend mit dem Original überein, die Icon Modelle sind da nur 'ähnlich'.
Die Schutzfolie auf den Tonabnehmern suggeriert, daß es sich dabei um eine deutsche Produktion handelt, allerdings ist das nur die geschickte Verwendung von 'Designed in Germany'... nicht made! Auf der Rückseite der Kopfplatte wird das deutlich, allerdings rechnet man offenbar bereits damit, daß der Schandfleck 'Made in China' sofort entfernt wird, denn er ist als leicht erntfernbarer Aufkleber konzipiert und nicht überlackiert, wie der Germany Hinweis.
Auch wenn der Korpus des CT nahezu identisch ist mit dem Original, birgt er einen wesentlichen Unterschied: er hat mittig einen massiven Holzbalken verbaut, der von der Halstasche bis zum Korpusende durchgeht. Er vereinfacht die Verleimung des gewölbten Bodens und verkürzt insofern die Produktionszeit enorm. Frei nach dem beliebten Motto 'it's not a bug, it's a feature!' nennt Höfner diesen Holzklotz auch 'Sustainblock' und versucht diesen Unterschied als Verbesserung zum Original zu vermarkten. Etwas verwunderlich ist an der Theorie allerdings die Tatsache, daß die nach wie vor in Deutschland hergestellte Serie diese 'Verbesserung' nicht aufweist. Man kann mit einigem Wohlwollen allerdings anerkennen, daß durch die dann nicht mehr schwingfähige Decke mit den nach diesem Prinzip gefertigten Bässen ein härterer Klang erzeugt werden kann, als es ohne Änderung mit den Veteranen damals möglich war. Insofern sind sie in moderner Musik sicher breiter einsetzbar.
Geht man davon aus, daß Violin- und Clubbass aufgrund gleicher verbauter Holzmenge auch etwa das gleiche Gewicht haben, so wird klar, daß durch den 'Sustainblock' fast ein Kilo dazukommt, genau genommen 795g! Das darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, daß der CT-Club mit unter 3kg immernoch ein absolutes Leichtgewicht ist, eine Marke, die von den im Schichtholzverfahren hergestellten Hollowbodies (wie dem Icon) normalerweise nicht erreicht werden kann! Wen das Thema näher interessiert, der kann über die diversen Herstellungsverfahren auf meiner Violinbass-Seite näheres erfahren.
Markantester optischer Unterschied ist wohl die Kontollplatte, die man zwar mit originaler Zweilochbefestigung und in den Abmessungen des 64er Modells gelassen hat, man hat aber schwarze Schalter und Drehknöpfe verwendet, deren einziger Luxus zur Abgrenzung gegen die Icons eine Alu-Einlage ist. Die hat allerdings auch nichts mit dem Original zu tun, weshalb ich unmittelbar nach dem Entschluß, den Bass zu behalten, dieses kleine Manko weitgehend beseitigt habe. Wie man das bewerkstelligen kann, habe ich hier beschrieben, sicher gibt es auch andere Wege.
Im Zusammenhang mit der Kontrollplatte fällt auch auf, daß das Material, aus dem auch das Pickguard gefertigt ist, beim CT deutlich weißer ist, während bei den alten Modellen auch bernsteinfarbige Elemente im Muster erkennbar waren.
Die Risse im Lack, die bei meinem Violinbass erkennbar sind, wird ein mit Acryl lackiertes Instrument wohl auch nach 45 Jahren nicht aufweisen, dafür müßte man dann doch eines der in Deutschland gefertigten Originale kaufen, das noch mit Nitrolack gespritzt wird und mit mehr als 2k€ zu Buche schlägt. Die unterschiedlichen Tonabnehmer sind der Tatsache geschuldet, daß ab 1967 der Singlecoil Typ 513 eingesetzt wurde (wie bei meinem), der CT sich aber an dem 64er Modell orientiert, das noch den Humbucker verbaut hatte.
Da der Korpus des Club etwas kürzer ist (er war ja eigentlich für eine Gitarre gedacht), ist der ganze Bass auch insgesamt etwas kürzer und die Brücke rückt etwas näher an den Saitenhalter heran.
Auch die Kopfplatte unterscheidet sich in Form und Details. Das Original hat einen kleineren Schriftzug, seitlich abgerundete Formen und eine etwas größere Halsstab-Abdeckung.
Was relativ ähnlich ist, ist das Handling. Für die Flatwounds mußte ich zwar die Brücke ziemlich runterschrauben (ausgeliefert wird er mit Rounds), aber dann ließ er sich fast genauso bespielen wie der Violinbass. Da kein Klangregler vorhanden ist, bleiben im Wesentlichen die Klangvarianten, die durch die Verwendung der unterschiedlich positionierten Tonabnehmer entstehen, wem das nicht ausreicht, muß beim Amping nachregeln.
Insgesamt halt ich den CT Club für recht gelungen, da er einerseits zwar den Spirit der Sixties zu einem erschwinglichen Preis transportiert, andererseits aber durchaus auch moderner klingen kann. Wer einen leichtgewichtigen Shortscale sucht, sollte ihn mal anspielen.
einige Daten:
viersaitiger Shortscale-Bass
Decke: Fichte
Korpus: Ahorn, geflammt
Hals: Ahorn, Birke, dreiteilig
Griffbrett: Palisander
Einlagen: Dots
Bünde: 22
Mensur: 760 mm
Sattelbreite: 42 mm
Tonabnehmer: 2 x Höfner Staple Nickel
Regler: 2 x Volume
Steg: Ebenholz, Trapez, Sustainblock
Mechaniken: Single
Schlagbrett: White Pearl
Hardware: Nickel
Farbe: sunburst oder schwarz
- Eigenschaft