kypdurron
Helpful & Friendly User
Einen schönen Gig hinter mir, einen verregneten Sonntag vor dem Fenster - eine gute Gelegenheit für etwas, das ich schon länger vorhatte: Ein Review meines Fender Musicmaster Bass.
Nun seid Ihr hier im Bassbereich ja sehr anspruchsvoll, und ich habe nur wenig Ahnung vom Tönenlassen tiefer Töne, aber vielleicht kommen wir ja heute trotzdem zusammen.
*
Blacky sieht etwas matt aus, zeigt aber keine Spuren von hübschem Aging
Auch als hauptamtlicher Gitarrist braucht man ja eigentlich einen Bass. Sei es für Demos, spontane Gigs, als Urlaubsvertretung oder auch nur, um mal die Perspektive zu wechseln. Dabei kam für mich, auch aus Faulheit und Trainingsmangel, eigentlich immer nur ein Shortscale in Frage. Fender sollte es sein, weil ich auch deren Gitarren spiele - und mich so noch weniger umgewöhnen muss.
Billigster Vintage-Fender
Das interessante am Musicmaster Bass: Er ist heute die billigste Möglichkeit, eine Vintage Fender zu kaufen - egal ob Gitarre oder Bass. Wenn man den Begriff großzügig bis zum Ausstieg von CBS auslegt, zumindest. Mehr als 500 Euro ist für dieses Gerät eher schon Wucher. Damit konkurriert er sich mitten in die untere Mittelklasse bei Fender, oberhalb der besseren Squier - und das trotz Made in USA. Außerdem, wenn ein Instrument 30-40 Jahre überlebt hat, stehen die Chancen ganz gut, dass es nicht in zwei Jahren auseinanderfällt.
Mein Exemplar ist Baujahr 1977 und verströmt die etwas triste Aura dieser Epoche: Der deckende schwarze Poly-Panzer ist mit der Zeit matt geworden, für echtes Fading ist er aber unempfindlich. Das schwarze Schlagbrett sorgt für wenig optische Ablenkung. Die Kopfplatte ist inzwischen recht dunkel geworden, die Halsrückseite auch.
*
Der Ahornhals, insbesondere die Kopfplattenvorderseite, ist deutlich nachgedunkelt
Die Musicmaster-Reihe erfüllte damals die selbe Aufgabe wie heute Squier: Den Einsteigermarkt bedienen. Im Unterschied zu heute waren diese Instrumente aber weder qualitativ schlechter noch aus Billiglohnländern. Sie hatten weniger und teilweise einfachere Features, besaßen ansonsten aber den gleichen Qualitätsstandard wie teurere Modelle aus gleichem Haus.
Konstruktuktion
So sind Korpus und Hals des Musicmaster Bass recht identisch zum Mustang Bass, verzichten aber auf dessen aufwändige Bridge mit vier individuellen Saitenreitern und Dämpfer zugunsten einer einfacheren Konstruktion mit zwei Doppelreitern. An der hängen auch die Saiten, nix mit string-through.
Auch beim Pickup wurde gespart: Statt des Mustang-Doppelspulers kam der Musicmaster mit einem Mustang-Gitarrenpickup mit sechs Polepieces. Es gibt ja immer wieder Leute im Internet, die einen Herzinfarkt bekommen, wenn eine Saite nicht genau über ihr Polepiece läuft - für diese Leute bietet eine englische Manufaktur inzwischen auch Musicmaster-Pickups mit vier Polepieces.
*
So gute Hälse sind heute eher an teureren Instrumenten zu finden. Umsonst dazu gibt es ein Griffbrett, in das der Duft der harten Arbeit von 2-3 Musikergenerationen eingezogen ist
Ich fand diese Panik auch bei Gitarren immer überflüssig, und sehe eher die Vorteile: Strat-Pickups gibts in allen Output-Varianten und Preisklassen. Billiger modden geht nicht. In meinem Bass wurde sowieso die Elektrik von einem Vorbesitzer komplett erneuert, u. a. mit einem älteren Seymour-Duncan-Abnehmer. Ebenfalls nicht original: Die Jaguar-Potiknöpfe, eigentlich gehören da Strat-Typen drauf.
Laut Wiki besteht der Korpus aus Pappel, wie bei einer Mustang, der Hals natürlich aus Ahorn und Palisandergriffbrett. Er liegt rund und relativ schlank in der Hand, von der Breite eher Preci als Jazz-Bass. Die Verarbeitung ist gut, von einer überdimensionalen Halstasche kann keine Rede sein - auch wenn die eine leichte Kante ("shelf") aufweist. Die schlanken Bünde sind perfekt abgerichtet und verrundet, ob das werksseitig auch so war, kann man natürlich nicht beurteilen.
Die Saitenlage ist sehr angenehm einzustellen, kein Vergleich mit dem knappen Zentimeter, den unser hauptamtlicher Basser auf seinem Jazz Bass bevorzugt ... der harte Hund. Frauen, Kinder und Gitarristen zuerst. Dafür weist mein Bass dank seines kleinen Korpus eine ziemliche Kopflastigkeit auf, irgendwas ist ja immer.
*
Diese Mechaniken machen, was sie sollen.
Spielen
In puncto Bespielbarkeit wurde ich nicht enttäuscht: Tiefe Töne leicht und flüssig, alles sehr bequem. Auf meinem letzten Bass hatte ich allerdings dickere Saiten, für mehr Spannung und damit mehr Präzision. Würde hier auch Sinn machen, leider weiss ich nicht mehr, welche Stärke das war ...
Klanglich bietet mir der Bass das, was ich erwartet habe: Einen knackig-definierten und zugleich satt-holzigen Ton, mit einer gewissen Musikalität. Mit einem Einspuler-Tonabnehmer und zwei Reglern (Vol, Tone) ist die klangliche Variabilität natürlich eingeschränkt, aber dieser Ton, der sitzt.
Alles in allem bin ich ganz froh mit der Anschaffung, und dass ich stattdessen keinen neuen Squier gekauft habe. Wertstabil, tonstabil, stimmstabil, mit Patina und Charakter. Mehr kann man von einem Gelegenheitsbass zum Gelegenheits-Preis nicht erwarten.
Medienalarm
was noch? Ein Demo, na gut, Ihr wolltet es Aufgenommen ohne Netz und doppelten Boden, mit Mikro über einen Fender Champ. Daher recht laute Anschlaggeräusche mit drauf. Einfache Figur über alle Saiten, und ein paar Dreiklänge
http://sclk.co/s7coi8
Nun seid Ihr hier im Bassbereich ja sehr anspruchsvoll, und ich habe nur wenig Ahnung vom Tönenlassen tiefer Töne, aber vielleicht kommen wir ja heute trotzdem zusammen.
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Blacky sieht etwas matt aus, zeigt aber keine Spuren von hübschem Aging
Auch als hauptamtlicher Gitarrist braucht man ja eigentlich einen Bass. Sei es für Demos, spontane Gigs, als Urlaubsvertretung oder auch nur, um mal die Perspektive zu wechseln. Dabei kam für mich, auch aus Faulheit und Trainingsmangel, eigentlich immer nur ein Shortscale in Frage. Fender sollte es sein, weil ich auch deren Gitarren spiele - und mich so noch weniger umgewöhnen muss.
Billigster Vintage-Fender
Das interessante am Musicmaster Bass: Er ist heute die billigste Möglichkeit, eine Vintage Fender zu kaufen - egal ob Gitarre oder Bass. Wenn man den Begriff großzügig bis zum Ausstieg von CBS auslegt, zumindest. Mehr als 500 Euro ist für dieses Gerät eher schon Wucher. Damit konkurriert er sich mitten in die untere Mittelklasse bei Fender, oberhalb der besseren Squier - und das trotz Made in USA. Außerdem, wenn ein Instrument 30-40 Jahre überlebt hat, stehen die Chancen ganz gut, dass es nicht in zwei Jahren auseinanderfällt.
Mein Exemplar ist Baujahr 1977 und verströmt die etwas triste Aura dieser Epoche: Der deckende schwarze Poly-Panzer ist mit der Zeit matt geworden, für echtes Fading ist er aber unempfindlich. Das schwarze Schlagbrett sorgt für wenig optische Ablenkung. Die Kopfplatte ist inzwischen recht dunkel geworden, die Halsrückseite auch.
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Der Ahornhals, insbesondere die Kopfplattenvorderseite, ist deutlich nachgedunkelt
Die Musicmaster-Reihe erfüllte damals die selbe Aufgabe wie heute Squier: Den Einsteigermarkt bedienen. Im Unterschied zu heute waren diese Instrumente aber weder qualitativ schlechter noch aus Billiglohnländern. Sie hatten weniger und teilweise einfachere Features, besaßen ansonsten aber den gleichen Qualitätsstandard wie teurere Modelle aus gleichem Haus.
Konstruktuktion
So sind Korpus und Hals des Musicmaster Bass recht identisch zum Mustang Bass, verzichten aber auf dessen aufwändige Bridge mit vier individuellen Saitenreitern und Dämpfer zugunsten einer einfacheren Konstruktion mit zwei Doppelreitern. An der hängen auch die Saiten, nix mit string-through.
Auch beim Pickup wurde gespart: Statt des Mustang-Doppelspulers kam der Musicmaster mit einem Mustang-Gitarrenpickup mit sechs Polepieces. Es gibt ja immer wieder Leute im Internet, die einen Herzinfarkt bekommen, wenn eine Saite nicht genau über ihr Polepiece läuft - für diese Leute bietet eine englische Manufaktur inzwischen auch Musicmaster-Pickups mit vier Polepieces.
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So gute Hälse sind heute eher an teureren Instrumenten zu finden. Umsonst dazu gibt es ein Griffbrett, in das der Duft der harten Arbeit von 2-3 Musikergenerationen eingezogen ist
Ich fand diese Panik auch bei Gitarren immer überflüssig, und sehe eher die Vorteile: Strat-Pickups gibts in allen Output-Varianten und Preisklassen. Billiger modden geht nicht. In meinem Bass wurde sowieso die Elektrik von einem Vorbesitzer komplett erneuert, u. a. mit einem älteren Seymour-Duncan-Abnehmer. Ebenfalls nicht original: Die Jaguar-Potiknöpfe, eigentlich gehören da Strat-Typen drauf.
Laut Wiki besteht der Korpus aus Pappel, wie bei einer Mustang, der Hals natürlich aus Ahorn und Palisandergriffbrett. Er liegt rund und relativ schlank in der Hand, von der Breite eher Preci als Jazz-Bass. Die Verarbeitung ist gut, von einer überdimensionalen Halstasche kann keine Rede sein - auch wenn die eine leichte Kante ("shelf") aufweist. Die schlanken Bünde sind perfekt abgerichtet und verrundet, ob das werksseitig auch so war, kann man natürlich nicht beurteilen.
Die Saitenlage ist sehr angenehm einzustellen, kein Vergleich mit dem knappen Zentimeter, den unser hauptamtlicher Basser auf seinem Jazz Bass bevorzugt ... der harte Hund. Frauen, Kinder und Gitarristen zuerst. Dafür weist mein Bass dank seines kleinen Korpus eine ziemliche Kopflastigkeit auf, irgendwas ist ja immer.
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Diese Mechaniken machen, was sie sollen.
Spielen
In puncto Bespielbarkeit wurde ich nicht enttäuscht: Tiefe Töne leicht und flüssig, alles sehr bequem. Auf meinem letzten Bass hatte ich allerdings dickere Saiten, für mehr Spannung und damit mehr Präzision. Würde hier auch Sinn machen, leider weiss ich nicht mehr, welche Stärke das war ...
Klanglich bietet mir der Bass das, was ich erwartet habe: Einen knackig-definierten und zugleich satt-holzigen Ton, mit einer gewissen Musikalität. Mit einem Einspuler-Tonabnehmer und zwei Reglern (Vol, Tone) ist die klangliche Variabilität natürlich eingeschränkt, aber dieser Ton, der sitzt.
Alles in allem bin ich ganz froh mit der Anschaffung, und dass ich stattdessen keinen neuen Squier gekauft habe. Wertstabil, tonstabil, stimmstabil, mit Patina und Charakter. Mehr kann man von einem Gelegenheitsbass zum Gelegenheits-Preis nicht erwarten.
Medienalarm
was noch? Ein Demo, na gut, Ihr wolltet es Aufgenommen ohne Netz und doppelten Boden, mit Mikro über einen Fender Champ. Daher recht laute Anschlaggeräusche mit drauf. Einfache Figur über alle Saiten, und ein paar Dreiklänge
http://sclk.co/s7coi8
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