G
Grönlandhai
Registrierter Benutzer
Jetzt hab ich mich doch noch mal dazu durchgerungen, ein Review zu meinem meiner Meinung nach schmählich unterbewerteten und inzwischen leider auch nicht mehr gebauten Epiphone Flying V Bass zu schreiben.
Ich habe mir das Gerät seinerzeit (Sommer 2004) eigentlich nur wegen seiner Optik für 419 Euronen (ja, gabs's später auch für 379, wenn ich mich nicht irre) bei Thomann bestellt, war vom Sound aber positiv überrascht und von der Verarbeitung zumindest nicht enttäuscht.
Daten
Epiphone '58 Flying V Bass, Bj. 2003
Made in Korea
4 Saiten
Korpus: Korina
Hals: Korina oder Mahagoni, so genau ist das nicht rauszukriegen, und den Lack wollte ich dazu nicht abschleifen. Hals ist eingeleimt.
Griffbrett: Palisander
Finish: Glänzend schwarz mit weißem Pickguard, goldene Hardware
30"-Mensur
21 Bünde
2x Epiphone Humbucker (inzwischen nur noch einer, mehr dazu später)
1x Tone, 2x Volume, 3-way toggle switch, passive Elektronik
Optik & Verarbeitung
Über die Optik brauche ich wohl nicht viel zu sagen, entweder man steht auf die Form oder halt nicht. Zugegebenermaßen ist das Ding fast schon etwas zu auffällig, aber dazu hat man schließlich 'ne Flying V.
So weit so gut... der Lack ist super und nicht kaputt zu kriegen, ebenso der Goldlack auf allen Metallteilen. Die Elektronik ist ebenfalls gut verarbeitet, alledings knackt und kracht der Pickup-Wahlschalter inzwischen öfter mal.
In den letzten fast 3 Jahren habe ich das Teil bei Transporten öfter mal ganz gut misshandelt, und außer einer kleinen Macke im Lack ist nichts passiert. Ich glaube, dieses Ding müsste man im 5. Stock aus dem Fenster werfen, damit was Größeres kaputt geht.
Einziger Minuspunkt ist der Zustand des Griffbretts bei Lieferung - das Holz sah doch arg alt und ausgetrocknet aus, und das ließ sich auch mit guter Pflege nicht mehr beheben. Risse haben sich bis jetzt keine gezeigt, und gut anfühöen tut sich's auch, also eine rein optische Sache.
Bespielbarkeit, Einstellungen, Wartung etc.
Zu den Werkseinstellungen kann ich nichts sagen, da kann ich mich ehrlich gesagt kaum dran erinnern... aber so schlecht können sie nicht gewesen sein, sonst wäre was hängen geblieben.
Aufgrund der kurzen Mensur spielt man sich mit diesem Bass schon mal grundsätzlich keine Knoten in die Finger, aber auch sonst lässt die Bespielbarkeit nichts zu wünschen übrig. Der Hals ist recht breit, aber sehr flach, die oberen Bünde sind sehr gut zugänglich, auch wenn der Korpus quasi schon am 17. Bund anfängt. Slappen ist so gut wie unmöglich, da das vordere Pickup direkt am Ende des Griffbretts sitzt. Inzwischen habe ich das Teil aus verschiedenen Gründen ausgebaut, so kann man auf dem Flying V zumindest theoretisch prima slappen.
Einstellmöglichkeiten hat man nicht so besondes viele - Epiphone hat hier eine Bridge im Stile älterer Gibson-Bässe verbaut, die auf 3 dicken Schrauben ein paar Millimeter über dem Korpus schwebt. Sie lässt sich kippen, außerdem kann man Saitenhöhe und Oktavreinheit einstellen.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass weder Sattel noch Saitenreiter irgendwie festgemacht sind und abfallen, wenn man alle Saiten abnimmt. Macht sich aber beim Spielen weder sound- noch bespielbarkeitstechnisch bemerkbar, nervt nur, wenn man mal wieder nicht dran gedacht hat und auf dem Boden herumkriecht und verlorene Teile sucht.
Der Flying V ist mit Abstand der leichteste Bass, der mir je in die Hände gekommen ist, und somit für mich als Sänger ideal... zu viel Gewicht auf den Schultern macht sich doch beim Singen recht schnell bemerkbar.
Sound
Shortscale-Bässe sind ja mit vielen Vorurteilen behaftet. Eines davon ist, dass sie, besonders wenn mit Humbuckern bestückt, grundsätzlich mehr oder weniger Dumpfbrummen sind. Für den Halstonabnehmer stimmt das hier auch ungefähr. Wer einen Gibson EB-0-ähnlichen Sound a la Cream sucht, findet ihn hiermit. Meiner Meinung nach ist der Tonabnehmer jedoch für einen vernünftigen Sound zu weit vorne installiert, bei der geringeren Saitenspannung klingt er für meinen Geschmack einfach zu dumpf. Da er mir außerdem (für das eine Stück bei meienr Band, wo ich slappe) beim Slappen im Weg war, habe ich ich nach einiger Zeit kurzerhand ausgebaut. Den Wahlschalter kann ich jetzt als Killswitch benutzen, was auch ein lustiger Effekt ist. Wie gesagt, wer in einer Cream-Coverband spielt, kann den Halstonabnehmer aber im Dauerbetrieb laufen lassen.
Die wahre Stärke des Flying V liegt im Stegtonabnehmer. Der drückt und growlt unten rum derbe, knurrt in mittleren Lagen ganz gut und gibt auch gut definierte Höhen ab. Selbstverständlich ist dieser Bass kein Höhenmonster, was sich aus der kurzen Mensur und der Holzkombination erklärt, aber in den Mitten und unten rum ist die Hölle los. Ein schön aggressiver, dennoch ausgewogener und oben rum gut definierter Rocksound ist das Ergebnis, ideal für Bluesrock, Hard Rock und klassischen Heavy Metal. Allerdings sollte man am Amp-EQ mit den Tiefmitten vorsichtig sein. Zuzudrehen braucht man sie nicht, aber wenn man sie boostet wird der Sound recht schnell schmutzig und unkontrolliert.
Solos in den hohen Lagen und Tapping klingen super, Slappen ist machbar, aber es dürfte klar sein, dass ein Bass mit einem mittenbetonten Sound recht viel EQ-Spielerei erfordert, damit's richtig gut klingt. Jazzbass-artige Fingerfunksounds sind hingegen kein Problem, weiche jazzige Klänge kriegt man fast gar nicht raus.
Das dazu... sind meine Eindrücke, Sound ist immer schwer zu beschreiben. Alles in allem erinnert er vielleicht etwas an Fenders Preci, aber um sich wirklich ein Bild zu machen, muss man ihn hören. Mal sehen, ob ich noch SOundbeispiele reinstellen kann.
Fazit
Wer einen Bass sucht, der auf der einen Seite klischeehaft shortscale-mäßig (Hals-PU) und auf der anderen Seite rotzig, aggressiv und halt rockig klingen soll, findet ihn hier. Das niedrige Gewicht macht sich im Sound nicht bemerkbar, die Bespielbarkeit ist akum zu toppen. Ich persönlich spiele privat viel klassischen Metal und in meiner Band erdigen, harten Bluesrock und bin mit diesem Instrument voll und ganz zufrieden, ein Jazzbassist wird damit nicht viel anfangen können. Für den Preis von unter 400 Euro aber definitiv mit das Beste, was man bekommen kann. Wer noch einen haben will, muss allerdings eine Weile suchen, da aufgrund mangelnden Absatzes nicht allzu viele Flying V gebaut wurden.
Ich habe mir das Gerät seinerzeit (Sommer 2004) eigentlich nur wegen seiner Optik für 419 Euronen (ja, gabs's später auch für 379, wenn ich mich nicht irre) bei Thomann bestellt, war vom Sound aber positiv überrascht und von der Verarbeitung zumindest nicht enttäuscht.
Daten
Epiphone '58 Flying V Bass, Bj. 2003
Made in Korea
4 Saiten
Korpus: Korina
Hals: Korina oder Mahagoni, so genau ist das nicht rauszukriegen, und den Lack wollte ich dazu nicht abschleifen. Hals ist eingeleimt.
Griffbrett: Palisander
Finish: Glänzend schwarz mit weißem Pickguard, goldene Hardware
30"-Mensur
21 Bünde
2x Epiphone Humbucker (inzwischen nur noch einer, mehr dazu später)
1x Tone, 2x Volume, 3-way toggle switch, passive Elektronik
Optik & Verarbeitung
Über die Optik brauche ich wohl nicht viel zu sagen, entweder man steht auf die Form oder halt nicht. Zugegebenermaßen ist das Ding fast schon etwas zu auffällig, aber dazu hat man schließlich 'ne Flying V.
So weit so gut... der Lack ist super und nicht kaputt zu kriegen, ebenso der Goldlack auf allen Metallteilen. Die Elektronik ist ebenfalls gut verarbeitet, alledings knackt und kracht der Pickup-Wahlschalter inzwischen öfter mal.
In den letzten fast 3 Jahren habe ich das Teil bei Transporten öfter mal ganz gut misshandelt, und außer einer kleinen Macke im Lack ist nichts passiert. Ich glaube, dieses Ding müsste man im 5. Stock aus dem Fenster werfen, damit was Größeres kaputt geht.
Einziger Minuspunkt ist der Zustand des Griffbretts bei Lieferung - das Holz sah doch arg alt und ausgetrocknet aus, und das ließ sich auch mit guter Pflege nicht mehr beheben. Risse haben sich bis jetzt keine gezeigt, und gut anfühöen tut sich's auch, also eine rein optische Sache.
Bespielbarkeit, Einstellungen, Wartung etc.
Zu den Werkseinstellungen kann ich nichts sagen, da kann ich mich ehrlich gesagt kaum dran erinnern... aber so schlecht können sie nicht gewesen sein, sonst wäre was hängen geblieben.
Aufgrund der kurzen Mensur spielt man sich mit diesem Bass schon mal grundsätzlich keine Knoten in die Finger, aber auch sonst lässt die Bespielbarkeit nichts zu wünschen übrig. Der Hals ist recht breit, aber sehr flach, die oberen Bünde sind sehr gut zugänglich, auch wenn der Korpus quasi schon am 17. Bund anfängt. Slappen ist so gut wie unmöglich, da das vordere Pickup direkt am Ende des Griffbretts sitzt. Inzwischen habe ich das Teil aus verschiedenen Gründen ausgebaut, so kann man auf dem Flying V zumindest theoretisch prima slappen.
Einstellmöglichkeiten hat man nicht so besondes viele - Epiphone hat hier eine Bridge im Stile älterer Gibson-Bässe verbaut, die auf 3 dicken Schrauben ein paar Millimeter über dem Korpus schwebt. Sie lässt sich kippen, außerdem kann man Saitenhöhe und Oktavreinheit einstellen.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass weder Sattel noch Saitenreiter irgendwie festgemacht sind und abfallen, wenn man alle Saiten abnimmt. Macht sich aber beim Spielen weder sound- noch bespielbarkeitstechnisch bemerkbar, nervt nur, wenn man mal wieder nicht dran gedacht hat und auf dem Boden herumkriecht und verlorene Teile sucht.
Der Flying V ist mit Abstand der leichteste Bass, der mir je in die Hände gekommen ist, und somit für mich als Sänger ideal... zu viel Gewicht auf den Schultern macht sich doch beim Singen recht schnell bemerkbar.
Sound
Shortscale-Bässe sind ja mit vielen Vorurteilen behaftet. Eines davon ist, dass sie, besonders wenn mit Humbuckern bestückt, grundsätzlich mehr oder weniger Dumpfbrummen sind. Für den Halstonabnehmer stimmt das hier auch ungefähr. Wer einen Gibson EB-0-ähnlichen Sound a la Cream sucht, findet ihn hiermit. Meiner Meinung nach ist der Tonabnehmer jedoch für einen vernünftigen Sound zu weit vorne installiert, bei der geringeren Saitenspannung klingt er für meinen Geschmack einfach zu dumpf. Da er mir außerdem (für das eine Stück bei meienr Band, wo ich slappe) beim Slappen im Weg war, habe ich ich nach einiger Zeit kurzerhand ausgebaut. Den Wahlschalter kann ich jetzt als Killswitch benutzen, was auch ein lustiger Effekt ist. Wie gesagt, wer in einer Cream-Coverband spielt, kann den Halstonabnehmer aber im Dauerbetrieb laufen lassen.
Die wahre Stärke des Flying V liegt im Stegtonabnehmer. Der drückt und growlt unten rum derbe, knurrt in mittleren Lagen ganz gut und gibt auch gut definierte Höhen ab. Selbstverständlich ist dieser Bass kein Höhenmonster, was sich aus der kurzen Mensur und der Holzkombination erklärt, aber in den Mitten und unten rum ist die Hölle los. Ein schön aggressiver, dennoch ausgewogener und oben rum gut definierter Rocksound ist das Ergebnis, ideal für Bluesrock, Hard Rock und klassischen Heavy Metal. Allerdings sollte man am Amp-EQ mit den Tiefmitten vorsichtig sein. Zuzudrehen braucht man sie nicht, aber wenn man sie boostet wird der Sound recht schnell schmutzig und unkontrolliert.
Solos in den hohen Lagen und Tapping klingen super, Slappen ist machbar, aber es dürfte klar sein, dass ein Bass mit einem mittenbetonten Sound recht viel EQ-Spielerei erfordert, damit's richtig gut klingt. Jazzbass-artige Fingerfunksounds sind hingegen kein Problem, weiche jazzige Klänge kriegt man fast gar nicht raus.
Das dazu... sind meine Eindrücke, Sound ist immer schwer zu beschreiben. Alles in allem erinnert er vielleicht etwas an Fenders Preci, aber um sich wirklich ein Bild zu machen, muss man ihn hören. Mal sehen, ob ich noch SOundbeispiele reinstellen kann.
Fazit
Wer einen Bass sucht, der auf der einen Seite klischeehaft shortscale-mäßig (Hals-PU) und auf der anderen Seite rotzig, aggressiv und halt rockig klingen soll, findet ihn hier. Das niedrige Gewicht macht sich im Sound nicht bemerkbar, die Bespielbarkeit ist akum zu toppen. Ich persönlich spiele privat viel klassischen Metal und in meiner Band erdigen, harten Bluesrock und bin mit diesem Instrument voll und ganz zufrieden, ein Jazzbassist wird damit nicht viel anfangen können. Für den Preis von unter 400 Euro aber definitiv mit das Beste, was man bekommen kann. Wer noch einen haben will, muss allerdings eine Weile suchen, da aufgrund mangelnden Absatzes nicht allzu viele Flying V gebaut wurden.
- Eigenschaft