Ich für mich finde, daß Effekte zum Benutzen im Übermaß einladen. Wenn man es schon hat, will man es auch einsetzen. Die meisten wissen dann aber leider nicht, wann sie besser aufhören sollten. In der Band merkt das als erstes der Gitarrist, weil der sich hintergangen, ersetzt, beleidigt, wasweißichfühlt. Er ist zwar keine zuverlässige und objektive Meinung, aber ein Indikator schon. Noch gerade im Publikum stehend habe ich öfter mal dann vor der Halle gefunden, weil irgendein Sack seinen Verzerrer nicht unter Kontrolle hatte. Nervt dann wahnsinnig.
Andererseits sind Effekte sparsam eingesetzt etwas, woran man sich als Zuschauer erinnert. Das geht vielen Musikern irgendwie abhanden, daß man seine Musik mal aus der Sicht eines Zuschauers und -hörers sieht. Als ich bei Tool war, hatte Danny Carey einen Schlagzeugturm, der größer war als der neue Airbus, doch er konnte das auch akkurat bedienen, sodaß ihm keiner nachsagen konnte, das sei nur "Effekthascherei", wie man es bei Bässen und Gitarren auch wörtlich nehmen könnte. Aber was unvergeßlich für mich ist, ist der riesige Gong, der hinter ihm stand. 2 Meter im Durchmesser werden das gewesen sein können. Sah imposant aus und er hat ihn nur ein einziges Mal benutzt. Bißchen viel Aufwand, so ein Ding weltweit mit sich 'rumzuschleppen und dann nicht zu benutzen - aber es war im letzten Lied des Konzerts und so, wie er es gespielt hat, an der Stelle, wo er es eingesetzt hat, das war so intensiv, als ob ich gerade dem Urknall beiwohnen würde. Er hat es nur ein einziges Mal benutzt. Ein einziges Mal. Aber so wie er das tat, ist für mich geschichtsträchtig und rechtfertigt alles. Selbst die vielen Toten beim Transport des Teils.
In diesem Sinne betrachtet sind Effekte die Schneeflocke auf dem bereits vorhandenen I-Tüpfelchen. Sie sind nicht das I-Tüpfelchen selbst. Wenn man kein Programm hat, das ohne Effekte bestehen kann, dann, sorry to say ©Heike, ist es die Sache von Anfang an nicht wert. Aber wenn alles stimmt, dann kann man damit Sounds créieren, die für andere so intensiv sind, wie Leben und Tod in einem Augenblick. Ach, was sag' ich, wie Weihnachten und Ostern an einem Tag für ein Kind.
Ich für mich mag den Einsatz von Delay-Effekten. Kann untermalend wirken, souverän, sphärisch - na ja, also zumindest in der Theorie. Wenn man es versteht es einzusetzen.
Mögen tu ich auch noch so Chorus-Sounds, die an eine Hammond-Orgel erinnern. Aber da ich nie in die Gelegenheit kam so etwas sinnvoll einzusetzen, höre ich mir das lieber bei anderen an, als es bei mir selbst zu erzwingen, was halt scheiße klingen würde. Man sollte wissen, was zu einem passt.