barefaced Super Compact (Lautsprecher)

el murdoque
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Alle Bassisten, die auf der Suche nach der heiligen Dreifaltigkeit aus klein, leicht und laut sind, sollten genau hier aufmerksam weiterlesen.
Der Name Super Compact könnte entweder darauf schließen lassen, dass es sich um einen Super Lautsprecher handelt, der zudem kompakt ist - oder dass es sich um einen super kompakten Lautsprecher handelt.
Die Super Compact ist das Nachfolgemodell der nicht mehr produzierten Compact, welche noch mit einem handelsüblichen Eminence 15" Lautsprecher bestückt war. Die Super Compact hat einen von Eminence
eigens für barefaced produzierten Zwölfzöller verbaut, mit dem sie aber den Herstellerangaben zufolge den selben Pegel erreicht.

Daten:

Bestückung: 1x12"
Maße: 56cm x 44cm x 30cm
Gewicht: 11kg (10kg mit Stoffbespannung)
Impedanz: 8 Ohm
SPL: 97dB 1W1m, 127dB max
Leistungsaufnahme: Der Hersteller empfiehlt 150-600W
Preis: 649GBP (inkl. Versand nach EU, plus 40 für die Stoffbespannung, so gewünscht)

Aufbau:

Die Super Compact ist ein Holzwürfel mit schwarzem, strukturiertem Lack und Metallecken. Die Front ist wahlweise mit einem schwarzen Metallgitter versehen oder mit silbernem Stoff bespannt, wie man es von älteren Fender Boxen kennt.
Standfüße hat sie an zwei Seiten, so dass man sie senk- oder waagrecht aufstellen kann. Auf der langen Seite befindet sich ein Tragegriff und eine große Bassreflexöffnung.
Das rückseitige Anschlusspanel hat zwei Kombibuchsen, die sowohl Speakon- als auch Klinkenstecker aufnehmen.
Der verbaute Lautsprecher wird von Eminence speziell für barefaced gefertigt.
Neben der hier besprochenen Version mit der 1x12" Bestückung gibt es noch mehrere Varianten in 1x12" und 2x12" mit oder ohne Hochtöner.

Bezug:
Da barefaced nur über den Direktvertrieb zu haben ist, muss man über die Herstellerwebseite bestellen. Hier fällt angenehm auf, dass man nicht einfach so einen Lautsprecher bestellt. Wenn man über das Onlineformular eine Bestellung abschickt, bekommt man kurz darauf eine Mail, in der um eine Kontaktaufnahme gebeten wird. Die Korrespondenz, so gewünscht, findet mit Alex Caber, dem Inhaber und Designer der Lautsprecher statt. So wird sichergestellt, dass man auch wirklich den richtigen Lautsprecher für die gewünschte Anwendung bekommt. Je nach Lagersituation wartet man dann etwa drei Wochen, bis der Lautsprecher gebaut und getestet ist, dann geht er in den Versand. Ich habe mehrfach bei barefaced bestellt und der Versand hat immer 2 Tage gedauert und die Boxen kamen extrem gut verpackt sicher bei mir an.

IMG_20180104_151203.jpg


Sound, Performance:
Die Super Compact klingt auf jeden Fall super, aber auf keinen Fall kompakt. barefaced gibt den benutzbaren Frequenzbereich mit 37Hz-4kHz an, und in diesem Bereich tönt die Box recht klangneutral. Das gesamte Spektrum wird sauber und sehr präzise abgebildet, ohne dass dem Ohr irgendwelche Anhebungen oder Absenkungen auffallen. Dabei reagiert sie feinfühlig auf alles, was man am EQ vorgibt und setzt es klar und deutlich um.
Dreht man am Bassregler weit auf und hängt einen aktiven 5- oder 6-Saiter an den Amp, wird man mit satter Basswiedergabe belohnt. Tut man das in der vertrauten Umgebung der heimischen Wohnung, sollte man darauf achten, dass das Geschirr im Küchenschrank sicher steht, denn das wird sich schnell zu Wort melden.
MAX CONTINUOUS BROADBAND & LF SPL: 127dB - similar to what a high quality 2x12" or 4x10" cab can manage before the lows fail to keep up with the mids
Das ist eine ziemlich laute Ansage, die barefaced da in der Produktbeschreibung stehen hat.
Und da ich mit einer Aguilar GS212 ein 'high quality 2x12" cab' im Proberaum stehen habe, ist es zudem eine Ansage, die sich überprüfen lässt.
Ich habe also im Proberaum eine Testschaltung aufgebaut, die es mir erlaubte, per Fußschalter zwischen der Super Compact und der GS212 hin- und herzuschalten und die beiden Boxen nebeneinander auf dem Boden platziert.
Die zur Verfügung stehende Endstufe konnte jede Box mit einem Maximum von etwas unterhalb von 500W versorgen. Ich habe dann einen recht ordentlichen Pegel gewählt und beide Boxen meinem Ohr vertraut gemacht.
Was zunächst auffällt, ist dass die Aguilar Box zum einen einen Tweeter hat, also im obersten Spektrum mehr Brillianz bieten kann, und dass sie einen 'modernen' Klang hat, also das Mittenspektrum leicht abgesenkt ist - die barefaced hingegen ist in ihrem Wirkungsbereich recht neutral.
Von der empfundenen Lautstärke her sind die beiden Boxen auf Augenhöhe, was zwar den Herstellerangaben (in den SPL ist 1dB Differenz) entspricht, aber dennoch verwundert, da die barefaced nur die Hälfte der Membranfläche bietet und deutlich kleiner ist.
Also drehen wir mal langsam lauter, bis einer der Probanden aufgeben muss.
Beide Boxen sind herstellerseitig mit 600W angegeben und dummerweise haben beide Hersteller Zahlen ins Internet gestellt, die nicht von der Werbeabteilung aufgehübscht wurden sondern allem Anschein nach auf Fakten beruhen. Ich musste feststellen, dass meine vorsichtige Annäherung an den Spitzenpegel dadurch beendet wurde, dass ich nicht mehr Leistung aus der Endstufe quetschen konnte, während beide Lautsprecher quietschvergnügt und voller Spielfreude versuchten, bleibende Gehörschäden am Testpersonal zu verursachen. In diesem Bereich aber fällt meinem Ohr genau das auf, was ich gerade von der barefaced Webseite zitiert habe. Die Aguilar hat leichte Probleme, die untersten Frequenzen in der gleichen Lautstärke abzugeben wie den Rest des Spektrums, wohingegen die barefaced stoisch ihr neutrales Klangbild beibehält, selbst wenn wir uns auf der H Saite in den ersten Bünden bewegen. Das muss man erstmal verdauen.
Die Super Compact ähnelt in ihren Abmessungen einer handelsüblichen 1x12 Gitarrenbox so sehr, dass das Boxencover von Palmer perfekt drüberpasst (lustiger Fakt am Rande: das 1x12 Leergehäuse, welches Palmer für Gitarristen verkauft, die sich den Lautsprecher selbst einbauen wollen wiegt 2,2kg mehr als die Super Compact), muss sich in Sachen Basswiedergabe und Lautstärke aber nicht hinter einer ausgewachsenen 2x12er verstecken.
Es ist auf jeden Fall ein erfrischendes Gefühl, wenn man zum Konzert einfach den Bass im Gigbag auf dem Rücken trägt, den Koffer mit dem Class-D Topteil und den Kabeln in der einen Hand und die Super Compact in der anderen Hand hat - nur einmal Gehen, ohne Hilfe, ohne Anstrengung - und dann der FOH Mann trozdem meckert, dass der Bass viel zu laut ist.
 
Eigenschaft
 
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Warum in die Ferne schweifen, wenn wir hier in Deutschland FMC haben?

Hol´ Dir mal eine baugleiche, dann schickst Du die barefaces zurück;)
 
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Warum in die Ferne schweifen, wenn wir hier in Deutschland FMC haben?

Hol´ Dir mal eine baugleiche, dann schickst Du die barefaces zurück;)

Selbiges behaupte ich über Fender–Bässe, wenn man mal einen vernünftigen, heimischen Bass gespielt hat. Aber beide Aussagen sind
  1. Geschmacksache
  2. Hier fehl am Platz.
@el murdoque : sehr schönes Review. Gut wenn man die Möglichkeit zum Vergleich hat, da ist die Aussagekraft gleich umso höher.
Es ist auch gut zu wissen, dass auf direkten Kontakt wert gelegt wird. Das größte Problem bei Bestellungen im Ausland ist ja immer, dass man nicht testen kann. Hier wird zumindest versucht, grobe Fehlgriffe von vornherein zu vermeiden. Top!

Gruß
Golo
 
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Das ist eine ziemlich laute Ansage, die barefaced da in der Produktbeschreibung stehen hat.

Solange es sich um einen Vergleich mit anderen Produkten handelt - nein. Das ergibt sich einfach aus einem größeren "maximalen Hub" der Lautsprecherkonstruktion von Eminence. Das bekommt man hin, ein lösbares Problem. Die Absolut-Angaben zum erreichbaren Pegel für sich finde ich aber unglaublich. Oder anders gesagt, das ist vieleicht weniger gemessen als - unter nicht ganz offen gelegten Nebenannahmen und Einschränkungen, berechnet.

Ob die Alternative (Bass + Mitteltöner) a la FMC einen subjektiv besseren Klang hat, wird man wohl nur im direkten Vergleich ganz persönlich beurteilen können.

Danke!
 
Solange es sich um einen Vergleich mit anderen Produkten handelt - nein. Das ergibt sich einfach aus einem größeren "maximalen Hub" der Lautsprecherkonstruktion von Eminence. Das bekommt man hin, ein lösbares Problem. Die Absolut-Angaben zum erreichbaren Pegel für sich finde ich aber unglaublich. Oder anders gesagt, das ist vieleicht weniger gemessen als - unter nicht ganz offen gelegten Nebenannahmen und Einschränkungen, berechnet.
So weit ich weiß, ist barefaced ziemlich exakt mit den Angaben auf der Webseite und schönt da auch keine Zahlen durch ungenaue Messmethoden oder Rechnungen.

Und ich empfinde es dennoch als eine laute Ansage wenn man sagt 'unsere 1x12er ist nicht nur kleiner und VIEL leichter als die meisten anderen Boxen auf dem Markt, sondern auch noch genau so laut wie hochwertige 2x12er Boxen der Mitbewerber. Zumal die Aguilar auch noch deutlich mehr kostet als die Super Compact.


Ob die Alternative (Bass + Mitteltöner) a la FMC einen subjektiv besseren Klang hat, wird man wohl nur im direkten Vergleich ganz persönlich beurteilen können.

Danke!

So weit ich weiß, gab es bei barefaced der älteren Generationen ähnliche Setups wie von greenboy (fAERfull & fEARless), als die Lautsprecher noch Eminence Kappalites waren.
Die neuere Generation mit den exklusiv für barefaced produzierten Lautsprechern haben eine veränderte Kalotte, die besser im Mittenbereich arbeitet und damit den Mittentöner obsolet macht.
Aber ich gebe Dir recht, die Antwort auf die Frage, ob der Klang subjektiv besser ist, kann nur jeder für sich selbst rausfinden.
 
So weit ich weiß, ist barefaced ziemlich exakt mit den Angaben auf der Webseite und schönt da auch keine Zahlen durch ungenaue Messmethoden oder Rechnungen.

127dB fullrange (!) auf "4pi" sind einfach nicht "drin". Dazu braucht es schon zwei 18-Zöller mit sagen wir 9mm hub (eine Richtung) in zusammen 400Litern optimal (!) reflext mit sagen wir 3kiloWatt Verstärkerleistung.

Es mag aber, wenngleich immer noch knapp gehen, wenn reflektierende Flächen mit < 2 .. 4 Meter Abstand beihelfen. Das sind so diejenigen Nebenabreden, auf die ich verweisen wollte. Wobei, welcher seriöse Hersteller würde in diesem Bereich nicht eine power compression einbeziehen, die den Pegel verglw. hart begrenzt - auch im Mittelton. Oder sind's kurze Impulse, auf die die Firma abgestellt hat. Nun, steht auch nicht dabei.
 
127dB fullrange (!) auf "4pi" sind einfach nicht "drin". Dazu braucht es schon zwei 18-Zöller mit sagen wir 9mm hub (eine Richtung) in zusammen 400Litern optimal (!) reflext mit sagen wir 3kiloWatt Verstärkerleistung.

Ich hab' das dann auch mal gerechnet. Ein super duper 18 Zöller, nämlich JBL 2241 (1200,-Eur/Stck) in 200Litern, 40Hz reflext mit seinen 9mm linearem (!) Hub bringt das:

pegel18zoll4pi.jpg


Der Maximalpegel im Bassbereich (schwächstes Glied in der Kette) liegt bei 122dB, erforderliche Verstärkerleistung dafür rund 1500Watt. Die steckt selbst dieses Chassis-Monster jedenfalls nicht als Dauerleistung weg, Power compression ~3dB und so weiter. Erst zwei davon (doppelte Verstärkerleistung, doppeltes Volumen, +6dB) bringen dann 127dB - Impuls, keineswegs im Dauerbetrieb. Dann brennt es nämlich.

Deshalb finde ich persönlich meinungsmäßig die Angaben von barefaced bei aller Sympathie unmäßig maßlos. Da muss man gar nicht mehr fragen, um wieviel die falsch liegen ...

... man könnte sagen: die Kiste steht nicht weiter als 2 .. 4 Meter aus einer Raumecke herausgezogen (+18dB), wird dann aber in 1 Meter Abstand mikrophoniert (keine weiteren Verluste), mit Signal mit Schwerpunkt im Mitteltonbereich gemessen, wobei der Amplfreq.gang eben da den Buckel vom nackten Treiber behalten hat (92 dB nominal wg. 4pi), und auch nicht "Strichleistung" sondern mit crest-Faktor 3 ..6dB. Ja dann wären 127dB messbar.

Zwar ist das alles nicht ganz unrealistisch für die übliche Verwendung einer so kleinen noch tragbaren box, aber "seriös" im Sinne einer übergreifenden Vergleichbarkeit sind solche Angaben keineswegs - wegen der Nebenannahmen. Auf einer offenen Bühne am Stadtbrunnen bricht die Herrlichkeit sofort auf ein pures Nichts zusammen.

Mehr wollte ich hier gar nicht klarmachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich die Hälfte der Sachen, die Du da schreibst, nicht verstehe. Ich interessiere mich weniger dafür, wie die Mathematik hinter einem Lautsprecher funktioniert und mehr dafür,
was vorne aus dem Lautsprecher rauskommt.

Von meinen Aguilar Boxen weiß ich aus Erfahrung, dass ich den 2x212 Fullstack eigentlich nie brauche weil eine in 95% der Fälle genug ist um gegen einen Drummer anzukommen. Im ohne Messgeräte und Mathematik durchgeführten A/B Testaufbau war durch meine körpereigene Sensorik messbar, dass die barefaced ihr Klangbild bei gleicher Leistung länger beibehält und bei richtig lautem Pegel mehr Bass pumpt als die Aguilar.
Aus Vergleichen aus der Vergangenheit weiß ich, dass die Aguilar sich nicht hinter anderen 2x12er Boxen verstecken muss, was Schalldruck angeht.

In meinem Review bezog ich mich mehr auf die greifbare Aussage, dass die Super Compact so viel Pegel bringen kann wie eine handelsübliche, qualitativ hochwertige 2x12er Box, nicht auf den in eine Zahl gepressten Spitzenpegel.
 
So weit ich weiß, ist barefaced ziemlich exakt mit den Angaben auf der Webseite und schönt da auch keine Zahlen durch ungenaue Messmethoden oder Rechnungen.

Ich interessiere mich weniger dafür, wie die Mathematik hinter einem Lautsprecher funktioniert und mehr dafür,
was vorne aus dem Lautsprecher rauskommt.

Nun, die von Dir angesprochenen "Zahlen" sind eben völlig unrealsitisch, wie ich oben durch "Mathematik" zeigte.

Um auf den Zweck eines review zurück zu kommen - sorry, die empfundene Pegelfähigkeit einer box wird sich auch an den Klangvorstellungen orientieren. Wer mehr mittig mag wird weniger Bass brauchen, und kann der box dann auch mehr (objektiven) Pegel abverlangen. Ich glaube im Interesse des review liegt es nicht, das weiter aus zu diskutieren. Vieleicht an anderer Stelle.

Vieleicht ein Nachsatz noch: der Ansatz den barfaced verfolgt ist unwidersprochen richtig. Man muss hin zu einer zeitgemäßen Bearbeitung eines weitgehend technisch gestellten Problems. Selbstverständlich wird man sich von tradierten Formen lösen müssen. Soweit man also hört (eben ;-) ist barefaced erfolgreich damit. Sehr gut!
 

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