Bachs Notenwerk analysieren und deuten

musiktheoretical
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Guten Tag liebe Musiktheoretiker :D:D

Ich hoffe es geht euch allen gut, ihr seid gesund :engel:

Nun ja, mir geht es soweit gut.:claphands:
Ich habe mich die letzte Zeit mit der Johannes-Passion beschäftigt. Ich bin kein Profi der Musiktheorie, wobei ich sagen muss, dass dies nichts an meinem Interesse ändert. Ich beschäftige mich sehr gerne mit Musik :patpat:und v.a. der Theorie.
Ich bin auf die Johannespassion gestoßen, möchte das Werk allumfassend erkennen und anschauen…Demzufolge fange ich natürlich beim eingehenden Chor an (also nur auf den Eingangs…:tomatoes:.chor bezogen). Dahingehend hätte ich Fragen an euch und würde euch bitten – sofern Ihr die Lust und die Zeit habt- mir zu helfen!:D

Wie wirkt der Anfangschor aus der Johannes-Passion auf euch?
Ich persönlich sage: vereinnahmend, mysteriös und heldenhaft

Welche Botschaft vermittelt der Text eurer Meinung nach?

Vergleicht man den Anfang, also circa T. 19 ff. und den zweiten Teil des Stückes (T. 33 ff.) fällt doch auf, dass der Text wiederholt wird, aber trotzdem beide Teile sehr unterschiedlich gestaltet sind.
Um diese zu unterscheiden habe ich eine Tabelle angefertigt, in welcher ich diese Teile unter Gesichtspunkten näher analysiert habe..hier hat mir das Internet Hilfe geleistet:
https://ibb.co/80Z8Tjk --> (meine angefertigte Tabelle)
joh-tabelle.jpg

Trotzdem fällt es mir schwer die einzelnen Antworten richtig zuzuordnen: gehört z.B. die Tatsache, dass es homophon ist zum Aspekt „Melodie“ oder doch „Stimmführung“? Passt denn alles zu den Überbegriffen :/
Wenn Ihr Interesse habt mir zu helfen, würde mich das sehr freuen und ich wäre euch ziemlich dankbar! Die Noten sind bereits markiert und beschriftet: https://docdro.id/JafBLA0
:) (PS: Die Smileys sind echt cool )


Ich bedanke mich und wünsche euch Gesundheit in dieser harten Zeit. Wir schaffen das:hi5:
LG
 
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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das ist eins sehr schönes und spannendes Thema, aber ich befürchte, dass es nicht viele Reaktionen darauf geben wird. Für ein Forum ist das Thema wohl zu umfassend. Ich bin ein großer Bach-Verehrer, allerdings mit der Johannes-Psssion weniger vertraut. Ansonsten könnte man ganze Bücher zu der Fragestellung schreiben (Bücher dazu gibt es ja auch), was mir aber zeitlich nicht möglich ist, und auch so ein Forum sprengen würde.

Eine konkrete Frage zu einem eingegrenzten Punkt wäre hilfreich und würde sicher manchen zu einem Beitrag anregen. Es gibt mehr Bach-Fans hier, obwohl das Forum eindeutig Gitarren-lastig ist mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Rock, Pop, Metal, Jazz usw. Aber auch unter diesen Musik-Interessierten gibt es Bach-Fans.
 
ich glaube, zu dem Thema sind schon ein paar Bibliotheken gefüllt worden (und ohne smileys).
 
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Ok, vielen Dank! Sollte ich diese Frage dann löschen?

Machts gut und bleibt gesund:D
 
Ich "oute" mich auch sehr gerne als großer Bach-Verehrer - ich bin allerdings in Musiktheorie und -wissenschaft sehr wenig bewandert.
Ich empfinde nur immer wieder beim Hören von Bachs Musik eine innere Ruhe und Gelassenheit, die mich manchmal an Meditation denken lassen.

Ich bin da bei Beethoven, der gesagt haben soll : "Nicht Bach - Meer sollte er heissen!"

Ich lese hier gerne mit ;)
 
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Ich habe eine Frage an DICH, musiktheoretical:

Wenn Du alle Deine Fragen einmal beieinander hast und auch die Antworten darauf erhalten hast, welchen tieferen Erkenntnisgewinn erhoffst Du dann Dir davon ?

Sollten Zweifel bestehen: Die Frage ist ernst und in keiner Weise provokant gemeint, und die Antwort interessiert mich tatsächlich !

LG
Thomas
 
...habe ich eine Tabelle angefertigt, in welcher ich diese Teile unter Gesichtspunkten näher analysiert habe (...)

... wobei ich deine Tabelle weniger als Analyse, sondern bestenfalls als Vorstufe dazu, d.h. als Beschreibung verstehe. Solche Fleissarbeiten im Konzertführerstil halte ich für weitgehend sinnfrei, weil sie weniger auszusagen vermögen, als der Notentext selbst. Außerdem fehlt deiner Beschreibung jegliche Konsistenz, was sich allerdings mit einigen zusätzlichen Kategorien (wie Motivik und Textur) bereits deutlich verbessern läßt - im Moment ist da mangels ausreichender Trennschärfe zwischen den Spalteninhalten noch zuviel Kraut und Rüben.

Welche Botschaft vermittelt der Text eurer Meinung nach?

Was keine musikanalytische Fragestellung ist, sondern die Exegese betrifft und den diesbezüglich kompetenteren Kollegen aus der theologischen Fraktion überlassen werden sollte.
Die musikalische Analyse kann danach zu der Frage vordringen, ob es Beziehungen zwischen Text und Vertonung gibt, da kommt man allerdings mit groben Kategorien wie Stimmführung-Rhythmus-Melodie nicht sonderlich weit. Auch deine Frage, wie der Anfangschor auf uns wirkt, zeugt eher von Unkenntnis dessen, was musikalische Analyse ist, und wo ihre Grenzen sind, weil Wirkung nach einer psychologischen und rezeptionsgeschichtlichen Fragestellung verlangt. Da wäre z.B. anhand historischer Quellen zunächst zu klären, wie eine Komposition in ihrer Enstehungszeit beurteilt wurde. Die heute praktizierte "historisch informierte Analyse" würde dann untersuchen, ob ein Komponist ganz bewußt bestimmte Kompositionsmodelle eingesetzt hat, von denen er ausgehen konnte, dass sie bestimmte Assoziationen bei seinen Zeitgenossen auszulösen vermochten - die Frage, ob und wie diese in der Gegenwart wirken, ist dann nochmals ein völlig anderer Ansatz.

Bevor du dich an ein Fass ohne Boden heranwagst, sprich Bach-Analysen, ist es angebracht, das eigene analytische Inventar zu klären - der Kollege turko hat dabei sinnvollerweise auch den Erkenntnisgewinn als oberste Prämisse ins Spiel gebracht.
Wie zum Spielen eines Instruments braucht man für die Analyse zunächst ein paar technische Minimalvoraussetzungen, und wie bei Erlernen eines Instruments fängt man nicht gleich mit den Repertoire-Knallern an, sondern mit einfacheren Stückchen. An diesen kann man dann einige der etablierteren Analyseverfahren trainieren, wobei man auch einen Blick dafür entwickelt, welches Verfahren unter welchen Bedingungen die besten Ergebnisse hinsichtlich des erstrebten Erkenntniswertes erzielt. Der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus hat bereits vor vielen Jahrzehnten empfohlen, nicht mehr an bestimmten Analyseverfahren zu kleben, sondern diesbezüglich einen ergebnisoffenen Eklektizismus zu pflegen - man pickt sich also heraus, was der Sache jeweils dienlich erscheint.
 
@musiktheoretical, bei der analytischen Betrachtung der Johannespassion halte ich es für sinnvoll, sich mit dem Thema Affekte/Affektenlehre in der Musik des Barock zu beschäftigen (bitte selber nach Quellen im Netz suchen, es gibt etliche).

Bachs Johannespassion scheint gerade in dieser Hinsicht ein sehr gutes Anschauungsmaterial zu sein, denn bei einer spontanen Suche im Netz mit der Begriffskombination "Affektenlehre Bach Johannespassion" fielen mir sofort zwei pädagogische Quellen dazu ins Auge, die sich dezidiert mit der Johannespassion und den Affekten beschäftigen:
https://www.grin.com/document/132113 (nur ein kurzer Auszug aus einem längeren Text, der nur käuflich zu erwerben ist)
https://rp.baden-wuerttemberg.de/rp...r/Documents/Johannes-Passion Handreichung.pdf (umfangreiches Material das auch in die Details geht).

Vielleicht hilft dir das für´s erste weiter.
 

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