Das Akkordsymbol E11 bezeichnet einen Dominantseptakkord bestehend aus Grundton, Terz!!!, evt. Quinte, Septime und Undezime. Die Undezime ist aber keine mögliche Tension für Dominantseptakkorde, deshalb gibt es diesen Akkord nicht. Irgendwelche verschobenen Durchgangsakkorde bekommen kein eigenes Akkordsymbol, weil man sie nicht als eigenständige Harmonie wahrnimmt.
Durchgangsakkorde entstehen aus der Stimmführung, weniger aus dem harmonischen Kontext, wobei der sich dann automatisch ergibt und durchaus dazu führen kann, daß auch solche Akkorde benannt werden. In der Funktionstheorie werden solche Töne ganz sicher benannt, da gibt es genug Beispiele dafür.
E11 kann auch eine None enthalten, hast du sicher im Eifer des Gefechtes vergessen.
Tensions kennt übrigens die FT nicht, das ist Berklee-Lehre. In der FT kann man sie oft als nicht aufgelöste Vorhaltstöne wiederfinden. Auch Sus-Akkorde gibt's in der FT nicht.
Allerdings mischen wir hier kräftig die verschiedenen Harmonielehren durcheinander, insofern bin ich mal vorsichtig, was es so alles gibt und was nicht...
Ich habe darüber hinaus meine Zweifel, ob dieser strittige Akkord wirklich ein E-Akkord ist, denn dann kann er kein Dom7-Akkord sein. Selbst als unaufgelöster 4-3-Vorhaltsakkord müßte er in irgendeiner Weise entsprechend weiterführen, er führt aber in die Tp, was bedeuten würde, daß hier eine dominantisierter Tonikaakkord in die Tonikaparallele führt, das mag mir mal einer erklären, wie das funktionieren soll...
Oder ist es ein E #6/9sus4-Akkord? Nun wird's spektakulär - allerdings wäre dann das Problem mit dem Dom7 gelöst und wir hätten hier einen Tonikaakkord mit hochalterierter Sexte vorliegen, eine überaus spannende Sache, wie wir schon mal bei einem Blues-Thread hier hatten, wenn ich mich recht entsinne...
Schwer zu erklären ist jedoch, wie über die Stimmführung die hochalterierte Sexte hergeleitet wird, ebenso eine spannende Sache...
Quinten sind keine Träger harmonischer Informationen, deshalb ist es müßig, sie im Akkordsymbol zu nennen.
Das trifft allerdings nur für nicht alterierte Quinten zu. Klanglich machen sie durchaus etwas aus, je nach Voicing...
Gleiches trifft auch auf die 11 zu - sie kommt überaus häufig in alterierter Form (#11) bei Dom7-Akkorden vor.
Die 9 hat die 7 mit dabei, deshalb ist das Symbol E9sus4 am treffendsten für den Klang, der durch die Töne E D F# A erzeugt wird.
Ist wahrscheinlich individuell verschieden, aber ich kann mir bei D/E nicht vorstellen, wie das klingen soll. Bei E9sus4 dagegen schon.
Die Slash-Schreibweise ist für den praktischen Einsatz gedacht, sicher nicht zur Analyse. E9sus4 suggeriert, daß es sich dabei um einen Akkord handelt, der als Grundton E hat. Wie gesagt, der Basston E ist für mich ein Orgelpunkt, der Akkord ändert dermaßen seinen Charakter (vgl. klanglich E-Dur mit D/E) , daß ich hier einen Funktionswechsel höre...
PVaults Idee mit dem "lydischen A-Dur" hatte ich auch schon - ich hab das am WE noch mal durchgespielt : das A-Dur am Ende schreit in meinen Ohren nämlich nicht zwingend nach Auflösung ...
Dann würde folgendes vorliegen:
A-lydisch => E-mixolydisch => C#-äolisch => H-mixolydisch => A-lydisch
Einfacher geht's mit meinem System:
A (Systemton E) => E (Systemton A) => C#m/H/A (Systemton E)
Ich werde heute noch mal den D/E (den ich aber eigentlich wirklich eher als D-Dur höre) durch ´nen Bm7 ersetzen und gucken ob die Deutung auch passen würde ...
D-Dur würde ich mittlerweile hier vorziehen...