Hier gibt es ein paar Hintergrundinfos zum Stück:
http://www.jazzstandards.com/compositions-0/autumnleaves.htm
Die ersten Takte allein sagen bei Jazz-Standards nicht viel über die Tonalität aus, weil die gerne 'mal wechselt. Grundsätzlich lohnt sich auch eher ein Blick auf den Schluss der Form, weil dort am ehesten zur "Grundtonart" aufgelöst wird. Das wäre dann E-moll, wobei in Autumn Leaves eben zwischen Dur- und paralleler Moll-Kadenz gewechselt wird.
Im Netz finden sich einige Solotranskriptionen berühmter Interpretationen von diesem Stück.
Autumn Leaves verwendet vorrangig zwei Akkordprogressionen, hier über die ersten vier Takte die IIm7-V7-Ima7 in G- Dur, gefolgt von der Progression im parallelen E-moll. Dazu gebe ich am Schluss des Beitrags noch einen Tip.
Zunächst
eine weitere einfache Möglichkeit der Improvisation.
Dazu könnte man sich an die
tonalen Zentren halten. Jeder Ton eines Solos wird vom Zuhörer zwangsläufig im harmonischen Zusammenhang wahrgenommen. Bei einem derart bekannten Stück kommen noch etliche Hörerwartungen dazu, diese Nummer haben eben die meisten Menschen "im Ohr". Mit solchen Erwartungen kann man spielen, aber es kann sehr leicht ins Auge gehen, sie völlig zu enttäuschen.
Die ersten Takte Am7 | D7| Gma7 | Cma7 benutzen die Töne von G-Dur. Der vierte Takt steht auf der vierten Stufe der Kadenz, der Modus wäre lydisch (#11) , also kann man ganz prima mit dem Tonmaterial der G-Durtonleiter (dorisch, mixolydisch, ionisch, lydisch) "darüber spielen".
Die zweiten vier Takte gehen in die parallele Molltonart. Die II-V Akkordverbindung in Moll ist ein etwas spezielleres Konstrukt, für den Anfang könnte man bei den Tönen von G-Dur bleiben, aber ab dem 6.Ton gespielt, das liefert die Moll-Parallele E-moll (natürlich, äolisch) mit den Tönen e, f#, g, a, h, c, d, (e).
Meine
einfachste Idee zum Jammen wäre aber der Einsatz der
E-Moll Pentatonik.
Emi pent (mi = minor dt. moll) beinhaltet die Töne: e, g, a, h, d (b/B = engl., auf deutsch: h) (bb/Bb wäre auf dt. die erniedrigte Note b).
Zum besseren Verständnis drösele ich das nun ein wenig auf:
Bezogen auf die ersten Akkorde hier liefert Emi pent über Ami7 für diesen Akkord den Grundton (a), die None (h), die Quart (d), die Quint (e) und die Sept (g). Eine Quart als Melodieton klingt über einem Mollakkord auch auf vollen Zählzeiten sehr gut.
Über den zweiten Akkord D7 liefert Emi pent den Grundton (d), die None (e), die Quart/11 (g), die Quint (a) und die Sexte/13 (h).
Über den dritten Akkord Gma (ma = major, dt. Dur) klingt Emi pent als Grundton (g), None (a), Terz (h), Quint (d), und Sexte des Akkords (e).
Auch für das Cma7 des vierten Taktes kann man bei Emi pent bleiben, das Ergebnis sind die Terz (e), die Quint (g), die Sexte (a) große Septime (h) und die None (d). Den Grundton sollte dann jemand aus der Band liefern (Bass und oder Keyboard, Gitarre...).
Man sollte diese pentatonische Tonleiter also taktweise so "umkehren", dass wichtige Akkordtöne wie Grundton oder Terz auf den vollen Zähzeiten (1, 2, 3, 4) durch die Pentatonik angespielt werden können. Mit etwas mehr Erfahrung kann man sich auch dabei rhythmische Verschiebungen erlauben. Das Wie des Vortrags ist meist wichtiger als das Was.
Ein Solo lebt von der Rhythmik mindestens genauso wie von seiner Tonauswahl. Macht man es sich mit den Tönen recht einfach, so wie ich in diesem Beispiel, darf man sich rhythmisch gern etwas mehr einfallen lassen.
Grundsätzlich werden in einer Improvisation durch alle musikalischen Einfälle (Rhythmus, Tonmaterial, Phrasierung, Dynamik...) Spannung erzeugt und wieder aufgelöst. Die gute Balance davon macht ein Solo hörenswert.
Eine
interessante harmonische Erweiterung mit der Moll Pentatonik wird durch eine chromatische Verschiebung über die II V I Akkorde möglich. Das ist eine bekannte Gitarristen-Technik. Denen fällt so etwas technisch sehr leicht, weil sie dafür bei gleichem Fingersatz auf dem Griffbrett nur einen Bund höher rutschen müssen. Kurz gesagt, jetzt kommen Emi pent, Fmi pent, F#mi pent zum Einsatz.
Die Bedeutung der Töne von Emi pent für Ami7 hatte ich oben schon vorgestellt, über D7 folgt nun die Moll Pent einen Halbton höher, also Fmi pent mit den Tönen f, as, b, c, es. Diese Töne bedeuten über einem D7 Akkord die hochalterierte None (f = #9), die alterierte Quint (as = b5), die alterierte Sexte (b = b13), die wichtige Dominant 7 (c = 7) und die tiefalterierte None (es = b9) des Akkords. Viel schräger geht es nicht, das klingt schon schön nach Jazz.
Ein Dominantseptakkord verträgt solche Alterationen seiner Akkordtöne normalerweise dann ganz gut, wenn die Auflösung der Spannung folgt. Hier passiert das durch die im dritten Takt folgende Auflösung nach Gma7.
Über diesen Gma7-Akkord wird nun die Moll-Pentatonik noch einen Halbton nach oben verschoben, das wäre f#mi pent. mit den Tönen f#, a, h, c#, e.
Bezogen auf den Zusammenhang mit dem unterlegten Akkord würde ich mit der Dur-Terz anfangen (h). Dann folgt die übermäßige Quart (c#), das bringt einen modernen Major Sound, der ursprünglich dem Modus nach lydisch genannt wird, aber in modernen Arrangements auch auf der Tonika gefunden wird. Schließlich folgen als Tonmaterial noch die Sexte (e) und die wichtige ma7 (f#).
Für den vierten Takt in Cma7 würde ich zu Emi pent zurückkehren.
Damit der Effekt der "chromatischen Rückung" gut erfasst werden kann und Zuhörer die abgefahrene Tonauswahl noch "genießen" können, sollte das Rhythmus-Pattern bei dieser Methode für alle vier Takte zunächst gleich bleiben.
Hoffentlich habe ich mich jetzt bei den vielen Notennamen nirgends verschrieben...
Nachdem man sich an die Klänge gewöhnt hat, müsste man das Tonmaterial natürlich nicht nur stur der Reihe nach abspulen, sondern man könnte rhythmisch auflockern und Töne in der Oktav oder in der Abfolge verschieben.
Bei Anwendung des zweiten Beispiels mit den chromatisch verschobenen Moll-Pentatonik-Tonleitern sollte man aber schon beim jeweiligen Taktbezug (= harm. Zusammenhang) des Materials bleiben.
Hier noch ein sehr
schönes Beispiel, wie man mit
Moll-Tonleitern über diesen Titel improvisieren kann. Zu hören ist melodisch Moll und alteriert ( 7. Stufe Mel. Moll) sowie lokrisch 9 über halbverminderte Akkorde (6. Stufe Mel. Moll, eingesetzt statt der oft empfohlenen "Akkordskala" lokrisch mit ihrer modalen b9), außerdem harmonisch Moll. Die Tonart ist hier Eb-Dur/C-Moll, wohl bekomm's.
http://www.youtube.com/watch?v=JhustC1pmO0