"ausgebildete" Stimme

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Lucretia
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Guten Morgen miteinander!

Manchmal höre ich GENIALE Stimmen von fantastischen SängerInnen. Jeder Ton sitzt und der Ausdruck ist spitze!
Und dann hör ich manchmal von Profis, dass das "keine ausgebildete Stimme" ist.

- Woran kann man eine "ausgebildete" Stimme erkennen - bzw. unterscheiden zw. nicht ausgebildet und ausgebildet?

Habe als Spätberufene mit Gesangsunterricht begonnen.
Fange grad an, die Resonanz meines Kopfes spüren zu lernen (=> beim Singen das Vibrieren nicht nur hinter den Zähnen, sondern auch in Nase und Stirn zu spüren.).
Am liebsten möchte ich so lange lernen, bis auch meine Stimme "ausgebildet" ist, auch, wenn es Jahre dauert.

- Hat man da mit 38 überhaupt noch eine Chance? (Singe seit einigen Jahren in verschiedenen Bands, hab aber leider keine "fette" Stimme. Immerhin höre ich sehr gut.)

- Gibt es hier noch andere "Spätberufene" und deren Erfahrungen?
Würd mich sehr interessieren!

Danke!

Lg & schönen Tag,
Lucretia
 
Eigenschaft
 
Hallo Lucretia !
Von einer "ausgebildeten Stimme" spricht man meistens im klassischen Fach; vereinzelt auch im Populargesang, aber da macht es imho keinen Sinn, weil der individuelle Ausdruck immer über einem vorgegebenen Klangideal steht.
In der Klassik ist es umgekehrt; da gibt es ein bestimmtes Klangideal, das erfüllt werden muss, und viele gesangliche Eigenheiten, die in der Popmusik bewusst als Stilmittel eingesetzt werden können (z.B. Hauchen, Anzerren, hörbare Registerübergänge) gelten als Fehler.
Ich würde mir an Deiner Stelle nicht allzuviele Gedanken machen. Auch Profis irren sich manchmal in ihrer Einschätzung, jedenfalls im Popgesang. Nimm Gesangsunterricht, solange Du Spaß dran hast und es Dir leisten kannst; und singe weiter in Deiner Band, denn das ist das Beste, was Du tun kannst.
Nicht jede Stimme ist bzw. wird "fett"; auch im klassischen Gesang ist bei weitem nicht jede Stimme operntauglich. Wenn Deine Stimme sehr lyrisch ist, würde ich sie nicht forcieren. Aber wenn Du eh gerade mit Deinen Resonanzen arbeiten lernst, kann sich noch einiges an Durchschlagskraft entwickeln.
schöne Grüße
Bell
 
Hallo Lucretia und Bell!

"Spätberufene", da gehöre ich mit 33 wohl auch dazu. Erfahrungen hab ich aber leider kaum, und ich denke ich hätte sicherlich schon einiges an Nachteil, schon allein von der Zeit her.

Aber Zeit ist ja nicht alles ;) Ich hab immer geglaubt, wer gerne singt, tut es meistens doch sein Leben lang, auf die ein oder andere Weise, wie auch immer, man ist nie "total raus" (war jedenfalls bei mir so, ich könnte keinen Zeitpunkt setzen, wann ich "angefangen" habe)... Und dann ist da das feine Gehör, wenn du das hast, ist es als ob die Stimme dem immer folgen will, und das ist doch ein guter Vorsprung! Etwa wie beim zeichnen: Technik ist nötig, aber das Bild entsteht im Kopf, die Hand folgt.

Was die "fette" Stimme betrifft, ich z.B. hab mich mittlerweile damit abgefunden, dass ich nie wie Janis Joplin klingen werde :D... Aber was solls, ich lass mir den Spass nicht nehmen!

Was mich noch persönlich interessieren würde: wann hast du mit Gesangsunterricht angefangen?
 
Vielleicht irre ich, dann bitte ich um Korrektur. Aber eine unserer "Besten" hier an Board, nämlich lunaberlin, hatte 2006, als wir unser erstes Vocalstreff hatten, gerade mal ein paar Monate Unterricht und war schon richtig gut (es war ihr zweiter Auftritt). Mittlerweile kann sie locker mit SängerInnen, die viele Jahre lang Erfahrung hatten, mithalten.

Ich denke also, dass das Alter selbst kein Problem sein muss. Es hängt sicher auch mit dem Willen, dem Talent und den Lebensumständen zusammen. Die Gefahr bei spät berufenen ist wohl weniger die bis dahin verlorene Zeit, sondern eher die aktuell zur Verfügung stehende. Jemand, der beruflich und familiar mehr eingebunden ist als ein 20jähriger kann sich natürlich weniger um seine Stimme kümmern.

...
 
Hallo Ihr drei,
erstmal vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten!!

@ Bell:
Das mit der "ausgebildeten Stimme" war mir so nicht klar, danke für die Info!
Und - jaaaa, stimmt sicher - ich mache mir wahrscheinlich zu viele Gedanken, habe manchmal das Gefühl, die Sache zu "verkopft" anzugehen. Damit hängt dann auch wieder meine Unsicherheit zusammen, weil ich dauernd an meine Fehler denke. Aber es hat sich schon gebessert. Manchmal war ich so sehr damit beschäftigt, jemand anderen für seine tolle Stimme zu bewundern, dass ich auf das vergessen habe, was ICH habe.

@ antipasti
So hab ich das noch gar nicht gesehen, klingt aber echt plausibel.
Ich übe leider nicht allzu viel. So zirka übe ich 10 - 30 min täglich plus schwerpunktmäßig 2x je eine Stunde pro Woche. Andererseits hab ich jetzt eher die Disziplin dazu, an mir zu arbeiten. Im Sinne von "konzentriert". Und es geht L A N G S A M weiter, aber immerhin geht was weiter!

@mafalda
Ich habe mit 30 angefangen, als blutige Anfängerin in einer Band als Background zu singen.
Gehör hatte ich schon immer ein sehr gutes, mit Stimmhalten hatte ich nie ein Problem. War aber leider nicht mit einer "Superstimme" gesegnet.
Weils mir aber so Spass gemacht hat, hab ich an mir gearbeitet, damals noch ohne bzw. nur sporadischem Gesangsunterricht. Konnte als Backgroundsängerin immerhin so einiges an Erfahrung sammeln.

Vor drei Jahren hab ich mich dann endlich getraut und bin jetzt Leadsängerin einer Hobby-Jazzband. Und ich habe "Blut geleckt"! Habe daher vor ein paar Monaten eine kleine Jazzgruppe gegründet, mit sehr guten Musikern, die weit über meinem Niveau sind.

So wurde der Wunsch immer größer, WIRKLICH an meinem Gesang arbeiten zu wollen.
Also habe ich vor 3 Monaten mit Gesangsunterricht begonnen und gehe wöchtentlich hin. Habe großes Glück, weil ich eine sehr gute Lehrerin habe.

Und ich liebe es! Es klingt vielleicht kitschig, aber alles ist noch viel besser, seit ich das Singen in meinem Leben habe.


Stimmlich hab ich immer geglaubt, dass ich eine hohe Stimme habe, weil ich viele Höhen in der Stimme habe. Hab mich in Hohen Lagen aber regelmässig sehr angestrengt.
Dann habe ich irgendwann bemerkt, dass mir das tiefere Singen leichter fällt und meine Stimme in Tiefen Lagen irgendwie voller klingt.
Jetzt lasse ich durch den Unterrricht das hohe Singen ersteinmal weg, arbeite an den Tiefen und werde mich langsam den Höhen wieder annähern.
Und ich lerne, erstmal mit weniger Luft zu singen und überhaupt, LEISE zu werden. Und arbeite an den Resonanzen. Und am Stützen. Und an den englischen Vokalen ...;-) .... etc. Aber eines nach dem anderen.

Mein Ziel:
Ich wünsche mir aus ganzem Herzen, meine Stimme lieben zu lernen, so wie sie ist, und nicht dauernd daran zu denken, was sie alles NICHT ist.
Und möchte sie darüber hinaus richtig gut beherrschen wie ein Instrument.

Ist ein bischen lang geworden, sorry!
Aber wenn ich einmal im Schwelgen bin ...

Vielelicht gibts noch wo Kommentare & Erfahrungen von Lernenden bzw von Leuten, die ihre Ausbildung schon abgeschlossen haben?
WANN hattet Ihr Euren Stimmsitz gefunden?

Liebe Grüße und hoffendlich Sommerwetter!
Lucretia
 
Vielleicht irre ich, dann bitte ich um Korrektur. Aber eine unserer "Besten" hier an Board, nämlich lunaberlin, hatte 2006, als wir unser erstes Vocalstreff hatten, gerade mal ein paar Monate Unterricht und war schon richtig gut (es war ihr zweiter Auftritt). Mittlerweile kann sie locker mit SängerInnen, die viele Jahre lang Erfahrung hatten, mithalten.

Ich denke also, dass das Alter selbst kein Problem sein muss. Es hängt sicher auch mit dem Willen, dem Talent und den Lebensumständen zusammen. Die Gefahr bei spät berufenen ist wohl weniger die bis dahin verlorene Zeit, sondern eher die aktuell zur Verfügung stehende. Jemand, der beruflich und familiar mehr eingebunden ist als ein 20jähriger kann sich natürlich weniger um seine Stimme kümmern.

...

Das kann ich so 100%ig unterschreiben. Ich habe mich in meinem ersten halben Jahr Gesangsunterricht (allerdings mit 26) so wahnsinnig verbessert, dass meinem Gesangslehrer aufgrund der wöchentlich hörbaren Verbesserungen teilweise die Kinnlade runtergefallen ist.
Das lag aber erstmal daran, dass ich jeden Tag fleißig geübt habe und vorallem daran, dass mich sehr gut selbst kritisieren kann. Ich hab also meinen Gesang zu Hause aufgenommen und nach dem Anhören die Sachen, die mir nicht gefallen haben, versucht zu ändern. Ausserdem singe ich eh schon mein ganzes Leben lang (erster Auftritt mit 5 im Kinderchor). Da ist bestimmt auch was hängengeblieben.
Wenn du es also wirklich willst und Talent mitbringst, dauert es keine 20 Jahre bis du gut singen kannst. Dass du in einer Band singst heisst ja schonmal was. So schlecht kannst du ja net sein :great:.

Viel Erfolg

Edit: Es gibt übrigens sehr wohl ausgebildete Stimmen im Pop-Bereich und das kann man auch hören. Es geht im Pop eben darum, seine Stimme zu finden und diese individuell zu Nutzen. Viele müssen dies aber erstmal lernen (Ich zähle mich dazu) und im Extremfall dauert das mehrere Jahre! Ganz zu schweigen davon, dass man dabei lernt, seine Stimme nicht zu ruinieren. Es ist aber richtig, dass es im Pop viele Stimmen gibt, die nicht ausgebildet, aber trotzdem erfolgreich sind. Wo das hinführt, sieht man beispielsweise bei Arnim Teutoburg Weiß oder Bill Kaulitz. Das nur nebenbei zur Ehrenrettung von uns Popsängern =)
 
Es gibt übrigens sehr wohl ausgebildete Stimmen im Pop-Bereich und das kann man auch hören.

Das stimmt und ich wollte das auch nicht abstreiten; viele Musical- und Popsänger haben aber zunächst einmal eine klassische Ausbildung genossen und das hört man auf jeden Fall - im positiven wie auch im negativen Sinn ;)
Natürlich gibt es mittlerweile Ausbildungslehrgänge in Populargesang; doch auch hier gründen die Basics auf dem klassischen Gesang. Ist ja auch nix gegen zu sagen....
Ich störe mich generell ein wenig am Begriff "ausgebildete Stimme". Eine Stimme ist nie wirklich fertig. Singen ist ein lebenslanger Lernprozess.... wer wollte da die Maßstäbe setzen?
schöne Grüße
Bell
 
Hi Lucretia,

das lieben lernen der Stimme wird ganz von selber kommen, irgendwann. Ich war auch die ersten Male entsetzt, als ich Aufnahmen von mir hoerte, aber inzwischen hab ich mich dran gewoehnt. Ich denk mir immer, wenn die Leut klatschen, wenn ich ein Solo sing (und ich Solo singen darf), kann's so grauslig eigentlich ned sein ;)
2 Stunden woechentlich plus 30 min taeglich find ich schon viel :redface: Ich bin froh, wenn ich 14taegig Stimmbildung schaff und hab halt meinen Chor; "daheim" ueben laeuft oftmals nebenbei (beim Auto fahren, der Hausarbeit, unter der Dusche, da dann auch konzentriert :) ...)
Ausbildung schon abgeschlossen - ist eine (Gesangs)Ausbildung je abgeschlossen? :) Meinen Stimmsitz - ja, es wird immer besser. Aber in der Aufregung z.B. bei Konzerten (singen wir ned so viele) passiert es immer noch, dass mir die Stimme nach hinten rutscht und ich leicht drueck (ist aber schon viel besser geworden)

edit:
Ich störe mich generell ein wenig am Begriff "ausgebildete Stimme". Eine Stimme ist nie wirklich fertig. Singen ist ein lebenslanger Lernprozess.... wer wollte da die Maßstäbe setzen?
Gimme five! ;)
 
Guten Morgen und danke für Eure Kommentare!

@ Der D?nsch
…najaaa, ich bin aber auch nicht gut.
Ich bin gut darin, Repertoire schnell drauf zu haben und bin ziemlich intonationssicher. Für tiefere Stimmlagen eigentlich das perfekte Substitut – übrehaupt als zweite Stimme! ;-)
Aber halt kaum je die erste Wahl, weil meine Stimme recht eigen klingt. Aber ich arbeite daran, „guten Kontakt“ zu ihr aufzubauen und meine Nische zu finden.
Aber wie eh Bell schon meinte, ich sollt mir sicher einfach weniger Gedanken machen … und dass es da jetzt eine Band und ein Trio gibt, die mich als Sängerin haben „wollen“, freut mich ungemein!!!

@ Bell
wie lange hat es denn bei Dir gedauert, bis Du Deinen „Stimmsitz“ (für mich noch immer eher abstrakt, auch, wenn ich durch den Unterricht eine Ahnung bekomme, was das ist) gefuden hast?

@ monaiqua
hach, das hoffe ich sehr!!!
Erst vorgestern hab ich mir nach der Gesangsstunde einen Konzertmitschnitt angehört und mir kam das Gruseln …. Dabei hab ich mich schon oft auf Band gehört, daran kann’s also nicht liegen. Ich hab eben einfach keine „gehörgängige“ :) Stimme.
Und Jaaaa, im Auto singe ich auch gerne, ist immer lustig, wenn man im Stau steht und angestarrt wird, wenn man Übungen macht.
In was für einer Band (Musikrichtung) singst Du denn?


@ all
Vielelicht gibts noch wo Kommentare & Erfahrungen von Lernenden bzw von Leuten, die ihre Ausbildung schon "abgeschlossen" haben?
Wie lange hat es gedauert, bis Euren Stimmsitz gefunden hattet?
Und woran hattet Ihr das damals gemerkt?

Lg & schönen Freitag,
Lucretia
 
@ Bell
wie lange hat es denn bei Dir gedauert, bis Du Deinen „Stimmsitz“ (für mich noch immer eher abstrakt, auch, wenn ich durch den Unterricht eine Ahnung bekomme, was das ist) gefuden hast?

Liebe Lucretia,
da kann ich Dir leider nicht groß weiterhelfen, mein Stimmsitz war eigentlich immer gut bzw. auch schon vor der Ausbildung da, wo er sein sollte. Das mag mit an meiner Muttersprache liegen und daran, dass ich schon als Kind viel gesungen habe. Da ist man klar im Vorteil.
Interessanterweise arbeite ich aber jetzt, nach vielen, vielen Jahren, wieder an meinem Stimmsitz, weil er mir durch jahrelangen Pop/Rockgesang zu vorderlastig geworden ist, und beschäftige mich wieder mit den hinteren Räumen, dem klassischen inalare la voce etc. Das tue ich mit einer Lehrerin (aber nur ab und zu, es ist sündhaft teuer und eher mein Privatvergnügen - für meine Musik kann ich den klassischen Ansatz nur bedingt gebrauchen).
Aber deshalb sagte ich ja weiter oben: Singen ist ein lebenslanger Prozess und eine Stimm-Ausbildung nie wirklich abgeschlossen. Deine Stimme wird sich verändern und entwickeln. Freu Dich drauf, das kann echt ganz spannend sein.
schöne Grüße
Bell
 
@ monaiqua
hach, das hoffe ich sehr!!!
Erst vorgestern hab ich mir nach der Gesangsstunde einen Konzertmitschnitt angehört und mir kam das Gruseln …. Dabei hab ich mich schon oft auf Band gehört, daran kann's also nicht liegen. Ich hab eben einfach keine "gehörgängige" :) Stimme.
Und Jaaaa, im Auto singe ich auch gerne, ist immer lustig, wenn man im Stau steht und angestarrt wird, wenn man Übungen macht.
In was für einer Band (Musikrichtung) singst Du denn?
Kannst mal ein Sample reinsetzen?

Ich singe oeh, eigentlich in keiner direkten Musikrichtung. Mein Gesangslehrer bildet klassisch aus (ab allerdings den Eindruck, er macht das nicht so klassisch klassisch ;)), der Chor, in dem ich singe, singt von Klassik ueber Gospels bis Moderne, durch die Jahrhunderte. Hoerbare Sachen, nix Stockhausen oder so ;) Eigentlich ist es ein kirchlicher Jugendchor (na gut, sie haben jung angefangen, ich bin spaeter eingestiegen und eine der aeltesten ;) ), aber wir machen auch weltliche Sachen.

In ner Band bin ich nicht. Wuerd mich zwar schon drucken, aber ich wuesst ned wann und wo, weil mit regelmaessigen Proben ist's schwierig. Ich bin also normalerweise ohne Mik unterwegs.

Mit "Stimmsitz finden" wirste wohl Zeiten von "fast gleich" bis "hat Jahre gedauert" hoeren, das haengt denk ich doch arg vom einzelnen ab.
 
Erst vorgestern hab ich mir nach der Gesangsstunde einen Konzertmitschnitt angehört und mir kam das Gruseln …. ´
Das hat aber nichts mit Deiner Stimme und ihrer Klangqualität zu tun, sondern auch sehr stark damit, dass fast jeder Sänger seine eigene Stimme zum Gruseln findet. Egal wie oft man sich hört. Bei mir ist es so, dass ich mir denke "ja, die Stimme ist ja schon hübsch, aber wieso muss das Weib bei jedem zweiten Ton einen Fehler einbauen?"

Wie lange hat es gedauert, bis Euren Stimmsitz gefunden hattet?
Und woran hattet Ihr das damals gemerkt?
Bei mir hat das gedauert, bis ich mein Stimmfach gefunden hatte (immerhin sieben Jahre!). So lange ich (und meine respektiven Lehrerinnen) von mir selbst geglaubt habe, Mezzo zu sein, habe ich die Stimme gedunkelt und festgehalten. So lange war nix mit Stimmsitz.
Als der Sopran rausgeplatzt ist, war das eigentlich eine Einheit - auf einmal klang die Stimme hell und silbrig, und sie saß.
Bemerkt habe ich es daran, dass ich mit weniger Kraft doppelt so laut singen konnte.

Wie Moni sagt: Pauschalisieren kann man das nicht. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass der Weg steinig sein kann, aber das AHA!-Erlebnis nicht allmählich sondern sehr plötzlich kommt und dann auch nicht mehr weg geht.
 
" Hat man da mit 38 überhaupt noch eine Chance?"
Man hat eine Chance und man sollte sie nutzen. Ich habe in einem wesentlich höheren Alter mit den Gesangsstunden angefangen und jetzt hat meine Lehrerin noch einen Schüler dazugenommen, der zwar jünger ist als ich, aber älter als du. Es scheint aber genau so zu sein, wie es bei mir war, daß sich eben bei ihm auch so langsam die Fortschritte, nach dem Motto: "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen" einstellen.
Allerdings scheint es doch altersbedingte Einschränkungen zu geben, weil ich z.B. auch im dritten Jahr Gesangsunterricht sehr grosse Schwierigkeiten habe, die Bruststimme auch nur um einen Ton nach oben zu erweitern. Allerdings habe ich zum Ausgleich die Kopfstimme intensiv geübt (Ton, bzw Klang aber auch Beweglichkeit und Präzision beim Registerwechsel), wodurch ich mich immer mal aus der Affaire ziehen kann.

Auch ist bei mir die Beweglichkeit der Stimme (nach Aussage meiner Lehrerin) erst mit ca. 1 Jahr Verspätung gegenüber jungen Schülern besser geworden, so daß ich erst jetzt in der Lage bin, schnelle Verzierungen zu singen.
Aber insgesamt kann ich jetzt sagen, daß sich der Gesangsunterricht total gelohnt hat.

Nachtrag:
"Wie lange hat es gedauert, bis Euren Stimmsitz gefunden hattet?
Und woran hattet Ihr das damals gemerkt?"

Diese Frage ist so nicht zu beantworten. Du bist in der Ausbildung derart mit Details beschäftigt, daß es z.B. immer beim Vokal "U" gut vorangeht, das "A" aber lange große Schwierigkeiten macht. Dann denkst du: Wenn doch das A genauso käme wie das U. Und wenn sich dann das A verbessert hat, hast du schon wieder ganz andere Ziele und Schwierigkeiten.
Allerdings weißt du, ab wann du jemand , der sich dafür interessiert einfach so sagen kannst: Ich bin ein Sänger, oder ich bin eine Sängerin. Spätestens dann muß der Stimmsitz ja in Ordnung sein.
Übrigens: Meine Lehrerin lehnt den Ausdruck "Stimmsitz" aus mir nicht ganz klaren Gründen ab, sie sagt, man müsse es als "Stimmführung" bezeichnen.
 
Hallo miteinander!

Und neuerlich: danke für Eure Antworten!!
Ich finde es toll und sehr ermutigend, dass es hier so viele Leute gibt, die das genau KENNEN, wovon ich schreibe. Die das selbst erleben /erlebt haben. Ist sehr motivierend!
Auch in den anderen Threads - bin sehr froh, dieses Forum hier gefunden zu haben.

@Bell
Hach, da hast Du echt ein Glück, dass Dein Stimmsitz immer schon gut war! Warscheinlich ist es genau das, was jemand Talentierteren von jemand Untalentierteren unterscheidet.
Hast Du Deine Stimme von Anfang an mögen?

@moniaqua
Sample kann ich hoffendich in den nächsten Tagen reinsetzen, bin nämlich grad nicht zu Hause und hab ergo kein Sample verfügbar.
Ist ja echt bunt gemischt, Dein Programm! Bin ja auch schwer am Überlegen, ob ich mir nicht zusätzlich einen guten Chor suche, aber das ist dann zeitmässig doch recht viel.
Und hast Du Deinen Stimmsitz schon gefunden?

@IncePrincess
Dass Du Dir beim Hören Deiner Stimme denkst "ja, die Stimme ist ja schon hübsch..:" ist das, wohin ich vorerst möchte. Immerhin finde ich sie manchmal schon "passabel" und nicht mehr nur schrecklich weil so flach etc …
Dein Erlebnis mit dem "comming out" Deiner Sopranstimme klingt extrem schön!! Fast wie eine Wiedergeburt (soll jetzt nicht schmazig klingen).

Bei mir wars eigentlich umgekehrt, als ich vor einem Jahr spontan auf einer Hochzeit ohne Band sang (bei der ich mich bis dahin immer danach richtete, wie die Bläser ihre Tonarten brauchen). Da war ich nur mit einem Keyboarder ihm war die Tonart egal. Plötzlich habe ich gemerkt, dass es tiefer für mich viel leichter geht… seither muss sich die Band nach mir richten :).
Hoffe und freu mich jedenfalls auf weitere AHA-Erlebnisse!

@cyril
Toll, Du bist also auch als Spätberufene voll auf Deinem Weg! Du schreibst, dass Du seit 3 Jahren Unterricht hast. Hast Du auch vorher schon gsungen? Und wendes Du das Gelernte in einer Band od. Chor an? Hast Du selbst Deinen Stimmsitz schon "gefunden" und wann ja, woran hast Du das gemerkt?
Jedenfalls, was Du darüber schreibst, dass das A bitte hoffentlich bald so sitzend klingen möge wie das U, könnte echt auch von mir sein! Genau so geht's mir nämlich auch.
Und ich wünsche mir, dass ich endlich von mir sagen kann, dass ich eine Sängerin BIN, ohne dieses ich-bin-ach-so-unwürdig-Gefühl meinserseits ….
Aber Gut Ding braucht manchmal eben Weile.

Wünsche Euch allen einen schönen Tag - bei uns solls heut und morgen sogar richtig sommerlich sein …
Lg Lucretia
 
"Aber Gut Ding braucht manchmal eben Weile."
Genau!
Ich habe vor dem Gesangsunterricht nicht wirklich in Bands gesungen aber doch öfter zweite Stimme gemacht. Da ich aber beruflich in der Musikbranche unterwegs war und bin, (nicht als Musiker!) wußte ich schon immer, daß man zum Singen Gesangsunterricht braucht. Nur habe ich es aus Zeitgründen und anderen Gründen nie gemacht. Jetzt schaffe ich das.
Das Gefühl: "Ich bin ein Sänger" ist für mich nach drei Jahren Unterricht (Im September werden es drei Jahre) auch neu. Aber, was du über deine Stimme schreibst, kenne ich, war bei mir genau so.
Der Kollege, der vor ca zwei Monaten angefangen hat mit dem Unterricht, ist anscheinend noch nicht so weit wie du, aber ich habe ja gehört, war er vor dem Unterrichtsbeginn von sich gegeben hat, und was er jetzt schon kann.
Für mich sieht es so aus, als wäre dieser langsame, vielleicht quälend langsame Fortschritt bei allen gleich.
Ich merke meinen Stimmsitz daran, daß ich den anderen Musikern in der Band eine Stelle vorsinge und die Töne so genau platziere, daß man den Harmoniewechsel wirklich hört. Wenn du konzentriert singst, sind die Töne tonal (Tonhöhe) und rhytmisch so klar und deutlich, als würdest du sie auf einem Instrument spielen. Außerdem sind die Töne voll und rund und sie liegen vorne und sie haben definierte Anfänge und Enden.
Das kannst du am Anfang erst mit vielleicht 6-7 Tönen und vielleicht drei Vokalen so einigermaßen. Und dann kommt jede Woche etwas neues dazu.

Ich singe in einem Duo und mache in einer Band, die mit dem Duo nichts zu tun hat, Backingvokals mit gelegentlichem Call and Response Gesang zusammen mit der Sängerin in dieser Band. Da ich noch andere Instrumente spiele, habe ich immer irgendwas zu tun. Ein "Zweite Stimme Singen" ist in der Band nicht möglich, weil die Sängerin ebenso chaotisch wie gut und faszinierend ist. Sie singt eine bestimmte Stelle niemals zweimal gleich.
Zum Schluß: Ich kenne deine Situation, es will und will nicht vorangehen. Das frustriert, aber was du nicht merkst, ist die Tatsache, daß du immer kleine, fast unmerkliche Fortschritte machst.
Du mußt einfach nur sehen, daß du diese Phase hinter dich bringst.
Beste Wünsche!

Nachtrag:
Ich habe noch was vergessen.
Ich merke jetzt, daß alles, was mir die Gesangslehrerin die ganze Zeit gepredigt hat: Atmen, Stütze Time, Haltung und dieser ganze Sermon so langsam und allmählich automatisch und unwillkürlich funktioniert. Das kommt auch irgendwie, ohne daß man das direkt merkt.
 
@Bell
Hast Du Deine Stimme von Anfang an mögen?

Ach wo ! Und ich mag sie bis heute nicht besonders :redface:
Spass beiseite, das ist eine weitverbreitete Sängerkrankheit, aber sie hat einen Vorteil: sie schützt vor Größenwahn.
Ich könnte immer noch oft genug weglaufen, wenn ich mich auf Aufnahmen höre - dabei habe ich zig Bühnenauftritte und Studiojobs und Aufnahmen hinter mir, ich lebe ja mittlerweile von Musik... und trotzdem, so richtig rundum zufrieden mit meiner Stimme bin ich nie.
Aber das ist irgendwo auch gut. Es ist ein Motor, der einen vorantreibt, sich immer weiter zu entwickeln.
schöne Grüße
Bell
 

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