Aus englisch mach deutsch...?

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Tobsn
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Hallo verehrtes Musiker-Board,

ich habe ein Problem, für das es wahrscheinlich keine echte Lösung, aber vielleicht Tipps und Tricks gibt. Ich bin Sänger in einer Rockband und singe derzeit (noch?) englisch. Wieso englisch? Das ist ganz einfach:

Wenn meine Jungs im Proberaum vor sich hin klimpern (oder auch, wenn ich alleine an meiner Akkustik-Gitarre sitze), muss ich mir ja eine mehr oder minder gute Gesangslinie überlegen. Das funktioniert überraschenderweise erstaunlich gut. Jetzt ist es so, dass ich, leider Worte brauche, um zu singen. Sachen wir mitsummen, oder "Nanana", "Lalala" funktionieren bei mir einfach nicht. Deshalb singe ich irgendetwas ENGLISCHES mit. Wieso englisch? Weil ich dafür meinen Kopf nicht anmachen muss. Ich reihe lediglich irgendwelche englischen Worte aneinander, ohne große Rücksicht auf Grammatik, oder ähnliches zu geben. Lediglich Rhytmik und Reimmaß sind für mich ausschlaggeben, sowie der sprachliche "Gesamtklang".

Das habe ich natürlich auch mehr als einmal auf deutsch probiert. Das Problem hierbei ist leider, dass meine Birne unbedingt korrekte deutsche Sätze, am besten direkt mit einem tieferen Sinn produzieren will. Das lenkt mich dermaßen vom eigentlichen Singen ab, dass nur Schrott 'rauskommt. Meistens ein mehr, oder minder variables Rumeiern innerhalb eines geringen Tonumfanges - Tocotronic und die Sportfreunde lassen grüßen, hähä.

Also Fakt ist, dieser erste Schritt muss englisch sein und auch so bleiben. Gut, im zweiten Schritt höre ich mir jede verdammte Probe von uns mehrmals zuhause an. Gibt es Dinge, die ich mehrmals singe (auch über mehrere Proben hinweg)?. Wiederhole ich bestimmte Worte in einem Refrain? Das ist meistens der Fall, so dass irgendwelche Hooklines entstehen, an denen ich mich dann weiter entlanghangele.

Kleines Beispiel gefällig?

Wir haben einen Song, Tomorrow. In den ersten Proben habe ich immer Folgendes gesungen:

The things I could go tomorrow
Is not gonna break the time
Is not gonna break the time
I said to believe in.

Also mehr oder minder totaler Unsinn. Daraus habe ich dann folgendes gemacht:

The things I could do tomorrow
Won't ever bend the time
Won't ever change the tide
I'm set to believe in.

Hmm... ok. Ist jetzt, abgesehen von der letzte Zeile nicht soo schlecht. Fakt ist jedoch: es ist auch nicht gut. Und da ich bei vielen verschiedenen Songs die selben Wort-Fragmente benutze (weil mein englischer Wortschatz nicht soooohooo ausgeprägt ist) kommen auch über mehrere Songs hinweg ähnliche Zeilen zustande. Darüber hinaus ist meine englische Aussprache zwar ganz gut, aber meiner Meinung nach noch immer zu "klar", als dass man mich nicht sofort als nicht-Engländer würde.

Deshalb habe ich mich mal auf meinen Hintern gesetzt und wollte aus dem obigen Song eine deutsche Version bauen, was allerdings grandios gescheitert ist. Ich habe zwar Zeilen gefunden, die rhytmisch annähernd identisch sind, aber für mich fühlt sich das alles noch viel zu kinderreimelig an. Zu steril. Schlicht: zu doof. Ich will ja auch vom Vokalklang eher an meinen vertrauten englisch-schrottigen Hooklines bleiben, da diese, auch wenn doof, klanglich perfekt zu den gesungenen Silben passen.

Ich saß heute also 3 Stunden auf meinem Hintern und habe folgende phänomenalen Zeilen kreiert:

"Das Leben ist mal sonderbar
An Tagen umarmt es Dich
An andern, das weißt Du's nicht
[...]"

Gesungen hört sich das tatsächlich annähernd so ähnlich an. Aber es ist ein echter K(r)ampf, da irgendetwas Sinnvolles auf die Beine zu bekommen, weil meiner Erfahrung nach, die Rhytmik der deutschen Sprache doch gänzlich anders als die der englischen ist.

So, jetzt würde ich gerne Eure Meinung hören? Soll ich mich da trotzdem festbeißen? Ist das nur eine Frage der Übung? Oder kämpfe ich auf verlorenem Posten, weil so eine Englisch-Deutsch-Übersetzung erfahrungsgemäß ein unmögliches Unterfangen ist?

Was meint Ihr?

Tschüss,
Tobsn
 
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Das Problem hierbei ist leider, dass meine Birne unbedingt korrekte deutsche Sätze, am besten direkt mit einem tieferen Sinn produzieren will. Das lenkt mich dermaßen vom eigentlichen Singen ab, dass nur Schrott 'rauskommt.
nun, du willst texte mit einem sinn produzieren. das impliziert, dass die worte und sätze irgendwie miteinander in einem zusammenhang stehen müssen. vielleicht ist das ein übergeordnetes thema, vielleicht eine assoziationskette. vielleicht hilft es dir, eine mind map zu machen. probier verschiedene möglichkeiten aus, womit du halt am besten klarkommst. dann konzentriere dich ganz darauf und schreib einfach drauflos.
du musst unbedingt den inneren zensor ausschalten beim schreiben, egal in welcher sprache du schreibst. das bedeutet, du musst praktisch deine komplette deutschunterricht-sozialisation überwinden, die dich dazu zwingt, dich immer und jederzeit dudenkompatibel auszudrücken. ist ja an sich nicht falsch, aber der deutschunterricht wurde eben erfunden um gute beamte zu machen, keine guten songwriter_innen. sich beim schreiben korrigieren tötet die phantasie. mach dir also klar, dass schreiben und korrigieren zwei verschiedene vorgänge sind, die unabhängig voneinander stattfinden müssen. selbst rechtschreibfehler korrigieren gehört nicht in die schreibphase, denn es ist überarbeitung. ebenso reimschema, metrum, grammatik und alles andere, was nicht mit dem zu tun hat, was du gerade denkst und fühlst und wahrnimmst.
wenn du schon länger textest, hast du vielleicht festgestellt dass bestimmte korrekturprozesse sich automatisieren, d.h. dass du z.b. so selbstverständlich in acht silben pro zeile denkst, wie du rechtschreibung beherrschst. das ist sowohl förderlich als auch hinderlich. wenn es dazu führt dass du mit deinen texten unzufrieden bist, sag dem metrum, es soll sich bitte bis zur überarbeitungsphase gedulden ;)

Gesungen hört sich das tatsächlich annähernd so ähnlich an. Aber es ist ein echter K(r)ampf, da irgendetwas Sinnvolles auf die Beine zu bekommen, weil meiner Erfahrung nach, die Rhytmik der deutschen Sprache doch gänzlich anders als die der englischen ist.
hm, das ist ein thema für sich. ich habe ja den eindruck (und ich knabbere auch an dem problem), dass das deutsche aus längeren worten zu bestehen scheint als das englische, das oft so schön einsilbig ist. mehrsilbige worte sind sperriger und deshalb ist das hantieren mit ihnen nicht so leicht in einem festgelegten metrum. es gibt ein paar kniffe (abkürzungen, z.b. gehen -> gehn, herzen -> herz', füllworte, enjambement), experimentier halt ein bisschen.
ich finde, texte schreiben ist, rein metrisch, wie tetris spielen. mit nur ein-kästchen-teilen wir's langweilig ;)

viel spaß und erfolg beim texten, egal in welcher sprache
ara
 
Hi Tobsen,

mein Tipp wäre: vergiß komplett die englische Vorlage (also von der Bedeutung her), orientiere Dich nur an Metrik, Wortlängen, Silbenzahl etc.
Also im Grunde: geh bei einem deutschen Text ganz neu ran - lös Dich komplett von der englischen Vorlage (Inhalt, Worte, Bedeutung).

Und werde lyrischer, mach mehr aus dem Bauch raus, arbeite mit Wiederholungen etc. - also genau wie mein Vorposter es gesagt hat: vergiß den elenden Deutsch-Unterricht und jegliche Korrektness - bau Dir Deine Worthöhlen und geh darin auf Entdeckungsreise. Lass Sachen offen, spiele mit der Bedeutung der Worte, setze sie neu zusammen, arbeite mit Paradoxa. Hau Dir den Anspruch, zitierbare Sprache zu singen aus dem Schädel. Beschäftige Dich mit psychodelischen, surrealistischen Texten, mit Dada, lies Jandl. Probiere mal die "cut up and fold"-Methode aus.

Übung ist da sehr wichtig - Improvisation und Freiheit ist eine Raupe, die viel Futter braucht, ehe ...

x-Riff
 
Ich finde deinen Englischen Text sehr gut und deine Herangehensweise absolut richtig! Besser als sich ein Thema auf Deutsch zu überlegen und dann daraus einen Englischen Text zu fummeln, wie es sonst so viele hier im Board machen. Da kommt dann meist Deutsch mit englischen Worten raus.

Bei dir nicht. Du lässt dich auf die Sprache ein und baust daraus etwas in sich schlüssiges und homogenes. Ganz ohne ins Deutsche zu fallen. Mir als Englisch-Muttersprachler ist da nichts unenglisches an deinem kleinen Beispiel aufgefallen.

Aussprache kann man lernen, Dialekte sind sehr verschieden. Eine irische band klingt immer seltsam.

Ich texte in meiner Band genau auf die Art, mit der du auch arbeitest. Heraus kommen Texte, die wirklich zur Musik passen, nouenciert sind und sich gut ins gesamtbild einfügen. Nur sind sie auch etwas inhaltsleer....;)
 
Heraus kommen Texte, die wirklich zur Musik passen, nouenciert sind und sich gut ins gesamtbild einfügen. Nur sind sie auch etwas inhaltsleer....;)
Wie verträgt sich denn "nuanciert" mit "inhaltsleer"? - Nuancieren, abstufen kann man doch nur, was tatsächlich existiert?:gruebel:

Das ist nicht ironisch, sondern neugierig gefragt.
 
Wie verträgt sich denn "nuanciert" mit "inhaltsleer"? - Nuancieren, abstufen kann man doch nur, was tatsächlich existiert?:gruebel:

Auf die Muisk bezogen, gar nicht auf den Inhalt. Also die Betonungen im Text, die Wortlängen und der Klang passt einfach auf die Musik. "Nuance" verstehe ich in diesem Zusammenhang eher als "präzise", also jede "Nuance" der Musik passt auf die des Textes.
 
Ok.

Deutsche Worte, die metrisch, rhythmisch, klanglich stimmig auf die Musik passen. DAS verstehe ich jetzt sehr klar.

Aber was meinst DU konkret mit "etwas inhaltsleer"?

Ich tue natürlich etwas naiver, als ich bin;) - Mich interessiert brennend, warum man Textzeilen durchaus "schön" finden kann, obwohl man sie GLEICHZEITIG auch als, sagen wir mal schwach sinnig, einschätzt.

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Die eine Seite meiner diesbezüglich Erfahrungen:

Mir fällt dieses Phänomen durchaus bei einem Teil meiner Interpreten auf:

Sie verzichten lieber auf einen guten Gedanken, wenn er in ihren Ohren nicht klingt - freuen sich geradezu über eine banale Phrase, wenn sie sich nur gut singen lässt.

Selbst anspruchsvollere Partner nehmen einen hohlen Wohlklang gern mal für bare Münze.

Allerdings reagiert das anspruchsvolle Publikum auf solche Eitelkeiten oft durch Wegbleiben.

Oder anders gesagt: manche Interpreten bekommen infolge glatter Texte allmählich ein Publikum, dass sie im Grunde gar nicht wollen.

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Die andere Seite:

Manchmal schreibe ich auf einen komplizierten englischen Demogesang bewußt als erstes einen sinnlosen deutschen Demogesang. Da Deutsch meine Muttersprache ist, fühle ich so
noch viel seismografischer alle rhythmischen, metrischen und klanglichen Abweichungen vom Original-Demo.

Einmal besuchte mich eine befreundete Malerin mitten in diesem Zwischenprozess. Meine scheinbar schwachsinnigen deutschen Demozeilen waren zufällig stark visuell geprägt. Das gefiel meiner Malerin natürlich ausgesprochen gut.

Und da sie auf manch anderen meiner Texte eher skeptisch reagiert hatte, fühlte ich mich geschmeichelt und bot meine Zwischenlösung als fertigen Text an. Der Interpret nahm ihn und es wurde ein echter Erfolg...:gruebel:.....:D

Gruss
 
Zuletzt bearbeitet:
Oder anders gesagt: manche Interpreten bekommen infolge glatter Texte allmählich ein Publikum, dass sie im Grunde gar nicht wollen.
Aber sie kriegen auf die Art das Publikum, dass sie verdienen!
Und was ist ein guter Gedanke, wenn er nicht verstanden wird?

Es ist wohl das Ideal: Ein sinniger, in alle Richtungen bewußtseinserweiternder Text, der nicht nur schön klingt, sondern auch noch von einem schönen Sänger (einer schönen Sängerin ist noch besser) vorgetragen wird, eingebettet in eine anspruchsvoll arrangierte und nicht nur sklavisch der Harmonielehre unterworfene Komposition, mit hochwertigen, perfekt gestimmten Instrumenten, von song- und gesangsdienlich spielenden ausgeglichenen und allen Musikrichtungen gegenüber hochtoleranten gutangezogenen Musikerchoryphäen interpretiert.
Natürlich nicht zu laut!
usw.

Genau- träum weiter- irgendwas ist doch immer.

Individualität und Selbstverständnis, wie mach ich's allen recht und bleibe dabei aufrecht.

Liebe Threadersteller:
versuchs doch mal andersherum:
Schreib doch mal sinnige Texte, ohne an Musik zu denken.
Wenn das gelingt, versuche doch die Stimmung des Textes und die Inhalte zur Grundlage der Gestaltung der musikalischen Untermalung, bezüglich, Tonart/ Tempo /Rhythmik/ Metrik usw. zu machen.
Nur so ne Idee.
Grüße
willy
 
Es ist wohl das Ideal: Ein sinniger, in alle Richtungen bewußtseinserweiternder Text, der nicht nur schön klingt, sondern auch noch von einem schönen Sänger (einer schönen Sängerin ist noch besser) vorgetragen wird, eingebettet in eine anspruchsvoll arrangierte und nicht nur sklavisch der Harmonielehre unterworfene Komposition, mit hochwertigen, perfekt gestimmten Instrumenten, von song- und gesangsdienlich spielenden ausgeglichenen und allen Musikrichtungen gegenüber hochtoleranten gutangezogenen Musikerchoryphäen interpretiert.
Natürlich nicht zu laut!

Du meinst Dylan? :gruebel:
 
Also ich finde es ziemlich schwer vom englischen ins Deutsche (und umgekehrt auch) zu übertragen (ich persönlich schreibe lieber auf Deutsch, weil ich mich im Englischen zu unsicher fühle). Ich hatte allerdings auch schon öfter Gesangsmelodien mit Englischen "Schwachsinn's-Konstruktionen". Habe ich die gleiche Melodie dann später mit nem deutschen Text ausprobiert, hat das oft nicht soo gut geklappt bzw. sich komplett anders angehört und das Lied ging dann in eine ganz anderere Richtung. Das Englische ist eben neutraler für unsere Ohren, man (ich bin mal so frei und verallgemeinere) achtet meist weniger auf die Sinnhaftigkeit, als auf den Klang der Worte. Im Deutschen allerdings springt einem der Sinn unentwegt ins Auge. Davon muss man sich beim rumprobieren also entweder frei machen oder man legt sich ein Notizbuch o.ä. zu, in dem man Ansätze, einzelne Textzeilen und all das was man halt an Textideen hat, sammelt und später beim Jammen auspacken kann. Dann braucht man sich nicht mehr die großen Gedanken über grammatikalische Verfehlungen oder Unsinnnigkeiten des Textes zu machen....
 
@ all

Genau genommen entferne ich mich seit einigen Jahren immer mehr von der "Sprache" des Demo-Gesangs- dank einiger zunehmend nützlicher Sequenzer.

1. Ich importiere das MP3-Demo in Band-in-a-Box und bearbeite es so, dass ich anschließend jeden beliebigen Takt oder Taktblock in einer Sekunde ansteuern und endlos wiederholen kann.

So kann ich mir sofort jede beliebige Medodiephrasen anhören, ohne dass die Konzentration gestört wird. Beim pausenlosen Abhören einer Phrase verschwimmen schnell die ursprünglichen Worte des Demos.

2. Parallel dazu baue ich den Song mit GuitarPro6 nach (Melodie + Akkordspur).
Das festigt einerseits mein metrisches Verständnis des Songs und...
eine vom Piano gespielte Melodie ist wohltuend neutral.

3.Mit dem ursprünglichen Demo arbeite ich erst dann wieder, wenn ein Textentwurf fertig ist.

Meistens liege ich da schon richtig. Sollte mein Text plötzlich doch neben dem Feeling des Demos liegen, spreche ich mit dem Sänger ab, ob er den Text trotzdem will und dann das Demos nach bearbeitet - oder ......
ich schreibe halt den nächsten Entwurf

Die WESENTLICHEN Erfolgsfaktoren sind nicht die Form des Gesangs, sondern : eine mehrheitsfähige Idee + einfache Worte;)

Und wie ist EURE Arbeitsweise?
 
@ all

Genau genommen entferne ich mich seit einigen Jahren immer mehr von der "Sprache" des Demo-Gesangs- dank einiger zunehmend nützlicher Sequenzer.

1. Ich importiere das MP3-Demo in Band-in-a-Box und bearbeite es so, dass ich anschließend jeden beliebigen Takt oder Taktblock in einer Sekunde ansteuern und endlos wiederholen kann.

So kann ich mir sofort jede beliebige Medodiephrasen anhören, ohne dass die Konzentration gestört wird. Beim pausenlosen Abhören einer Phrase verschwimmen schnell die ursprünglichen Worte des Demos.

2. Parallel dazu baue ich den Song mit GuitarPro6 nach (Melodie + Akkordspur).
Das festigt einerseits mein metrisches Verständnis des Songs und...
eine vom Piano gespielte Melodie ist wohltuend neutral.

3.Mit dem ursprünglichen Demo arbeite ich erst dann wieder, wenn ein Textentwurf fertig ist.

Meistens liege ich da schon richtig. Sollte mein Text plötzlich doch neben dem Feeling des Demos liegen, spreche ich mit dem Sänger ab, ob er den Text trotzdem will und dann das Demos nach bearbeitet - oder ......
ich schreibe halt den nächsten Entwurf

Die WESENTLICHEN Erfolgsfaktoren sind nicht die Form des Gesangs, sondern : eine mehrheitsfähige Idee + einfache Worte;)

Und wie ist EURE Arbeitsweise?

hi jongleur,

deine arbeitweise klingt echt interessant. müsste ich mal probieren.

bei mir ist es meistens so, das mir ein thema auf der seele liegt (meist selbst erlebtes)
das versuche ich zunächst in einen text zu fassen, der annähernd eine geschichte erzählt. jaaaaaa und jetzt kommt`s......
melodiefindung für den text.....mein hauptproblem derzeit.
wenn ich ne phrase auf der gitarre gefunden hab, die mir gefällt und melodisch schön klingt, hab ich das problem sie auf meinen text zu legen, weil es irgendwie nicht passt. meistens lande ich bei der weiteren phrasierung dann immer wieder bei altbekannten mustern. meine ersten beiden songs: FEEL THE BALMY BREEZE und SCOTTISH HAERT gingen irgendwie leicht von der hand. der text war schnell im kopf und die melodien schnell gefunden. aber es soll ja nicht jeder song gleich klingen.

achja, und ich hab nicht nur englische sondern auch deutsche texte. wobei ich mir inzwischen überlege, die deutschen zu übersetzen, um so vllt besser eine melodie zu finden


hab mir jetzt mal das buch "how to write songs on guitar" von rikky rooksby gekauft. vllt. finde ich dort ein paar neue ansätze. an textideen mangelt es mir nicht, aber die musische umsetzung zum großen ganzen hakt etwas.

vllt hast du ja einen tip
 
Hallo johnparfitt,

ich stelle eine Ergänzung vorn an: Meine Arbeitsweise unter#11 setze ich nur ein, wenn ich für ANDERE Interpreten schreibe. Und eben ein Musik-Demo der Ausgangspunkt ist.

Wenn ich für MICH Texte schreibe, arbeite ich anders. Seit einigen Jahren nehme ich meine ursprüngliche "Textermelodie" anschließend auch als Songmelodie.
Damit ich einer möglichen Monotonie entgehe, bearbeite ich anschließend diese Melodie mit ausgefeilten Harmonien, Rhythmen, Sounds und (ist mir sehr wichtig)TEMPI , bis der Song:

a) meinem Feeling entspricht
b) sich von meinen anderen Songs spürbar unterscheidet.


johnparfitt schrieb:
meine ersten beiden songs: FEEL THE BALMY BREEZE und SCOTTISH HAERT gingen irgendwie leicht von der hand. der text war schnell im kopf und die melodien schnell gefunden. aber es soll ja nicht jeder song gleich klingen.
Hm... Vorsicht!

Viele bekannte Pop-Komponisten schöpfen mMn hauptsächlich ihre "Textmelodien" ab.

"Textermelodie" nenne ich den Singsang, der sich bei mir automatisch nach 2-4 getexteten Zeilen einstellt.

Früher dachte ich, das diese Melodie "nur" ein metrisches vehikel sei, und ich anschließend eine "richtige" Melodie finden müsse. - Weil dieses "Vehikel" immer irgendwie nach einem ollen Hit klingt.

Heute denke ich anders drüber. Heute sehe ich das Hitpotential dieser Melodien, ihre Wiedererkennbarkeit! Deshalb arbeite ich eben mit den anderen musikalischen Mitteln, um den anderen Faktor eines Hits, die Unverkennbarkeit (Originalität) hinzukriegen.

Natürlich lasse ich aus künstlerischen und rechtlichen Gründen keine Originalmelodien fremder Komponisten im Kopf zu.- Aber das Umwandeln in eine eigene Melodie mit ähnlichem Feeling gelingt mir in Sekundenschnelle. Dafür scheine ich ein echtes Talent zu besitzen.

-------------------------------------------------

Johnparfitt, hast Du nicht ebenfalls sofort und IMMER so eine "Textermelodie"? Ich dachte, das hat jeder?

Das ewige Suchen nach einer "besseren" Melodie wäre für mich in der Zwischenzeit irgendwie ein Verrat an meiner Schöpferseele. Immerhin war die "Textermelodie" entscheidend am Entstehen des Textes beteiligt. Wer sollte besser das Gefühl eines Songs kennen, als seine "Eltern" ?!_ :gruebel:

Gut ich bin vom Sänger zum Autoren geworden.
Vielleicht läuft das bei einem dichtenden Gitarrero alles etwas anders.

Was ist Eure Meinung?
 
Hallo Tobsn,
ICh kenne das, habe jahrelang auf Englisch gesungen. Das ist einfach, man hat hunderte von Klischees griffbereit im Kopf, es ist leicht zu reimen und daher 'musikalisch' zu texten. Das Problem ist, dass man eigentlich wie ein Instrumentalist vorgeht, wo die Melodie und der Rythmus im Vordergrund stehen, der Inhalt und Text zur Nebensache degradiert werden. Wenn man sinnvolle Texte schreiben will, sollte man das eher im stillen Kämmerlein, in Ruhe und ohne Druck tun. Eventuell im Proberaum mit dada, nana etc etwas probieren aber keinesfalls Worte benutzen, da diese sich sofort einbrennen und fast unverrückbar werden. Wenn dann ein guter Text nach Veränderungen verlangt, sträubt man sich selber, und die anderen um so mehr.
Es gibt SOngs die leben von Riffs, von Stimmungen o.ä. und der Text ist nicht so wichtig. Andere, mit einem echten Anliegen, welches man sich von der Seele schreiben will sollte man so frei wie nötig schreiben und eher Melodie und Harmonie dem Sinn und der Verständlichkeit des Textes unterordnen. Auf Teufel komm raus Worte in eine fertige Hülle pressen ergibt oft komische Resultate, mit den falschen Betonungen (Eros Ramazotti ist darin Weltmeister und daher in Italien nicht sonderlich beliebt, im Ausland dafür um so mehr....). Was in jedem Fall klar ist: Wenn deine Seele spricht, tut sie das meistens in deiner Muttersprache, die du bereits hörtest bevor du auf die Welt kamst. In einer fremden Sprache dichten ist wie gehen mit Krücken, es sei denn du lebst die Sprache tagtägllich, liest viel, kennst die Kultur usw. KLeine Ermutigung: ein sehr erfolgreicher deutscher Produzent schreibt seine SOngs immer mit englischem Text und lässt dann massgeschneiderte deutsche Texte dazuschreiben. Es gibt Leute die das wirklich extrem gut können, und ich denke dass es effektiv eine Sache der Übung ist. Jener Produzent hat Millionen von CDs verkauft. also muss es ganz gut funktionieren. Dass deutsche Texte weniger 'cool' und dem Klischee entsprechend rüberkommen, ist einfach dem Wesen der Sprache und des dazugehörigen Volkes zuzuschreiben, obwohl die vielen Hiphopper sehr interessante Wege aufgezeigt haben. Viele gute deutsche Texter anhören, auch wenn die Musik weniger gefällt, ist enorm wichtig, sonst reproduzieren wir Rocker immer wieder die anglo-amerikanischen Klischees. Meine Hochachtung gilt hier nach wie vor Udo Lindenberg, der vieles bewegt hat... Viel Erfolg jedenfalls, schreiben, schreiben, schreiben (Rome wasn't built in a day :D )
 
Entweder habe ich es übersehen oder nicht ganz verstanden, aber warum willst Du mit Gewalt Deine englischen Texte in Deutsch übersetzen?

Mir geht es übrigens im Augenblick leider auch so, dass sich meine sinnlosen Texte in meinen Kopf eingebrannt haben :D. Ich habe gerade an die 10 Lieder, die auf einen sinnvollen Text warten. Ich bin jedoch schon so weit, dass ich meistens die Titel (ganz wichtig!), einzelne Phrasen, hook lines und das Thema habe. Es sind mehr die Lückenfüller und Teile der Strophen, die blödsinnig sind.

Ich versuche nämlich schon direkt beim Schreiben des Songs passende Begriffe reinzubringen und zumindest die Kernaussage als Phrase irgendwo einzubauen. Der Rest besteht aus Zufallstexten aus "Das Ding - Liederbuch" ;).
Das Thema leite ich immer von einer starken Phrase ab, die mir irgendwie beim Schreiben spontan und passend zur Melodie einfällt und sich dann irgendwie festigt. Manchmal kann es auch mehrere Möglichkeiten geben. Manchmal hasse ich das Thema und denke darüber nach, wie ich die Basis-Phrase umdrehen kann um andere Wege zu gehen.

Es ist interessant zu lesen, wie Ihr vorgeht. :)
 

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