Aufnehmen von Orgel- und Ensembelmusik in Kirchen - Equipmentfrage

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Hallo zusammen,

ich bin im Recordingbereich relativ neu, komme sonst eher aus der E-Gitarrenecke. Ich habe auch schon etwas Erfahrung mit E-Gitarren Recording.

Allerdings stellt sich mir jetzt eine neue Herrausforderung. Ich bin im Orgelbau tätig, und man bat mich jetzt, mal eine Zusammenstellung von Aufnahmeequipment zu machen, mit dem man die in einer Kirche übliche Musik mit Schwerpunkt auf Orgelmusik und Nebenaugenmerk auf Ensembelmusik, in einer Qualität aufnehmen kann, dass man diese Aufnahmen zu Werbezwecken an potenzielle Kunden weitergeben kann. Dazu sollten die Aufnahmen zum einen technisch ok sein, das heißt möglichst wenig Rauschen, hohe Dynamiktreue, ausreichender Frequenzgang keine fiesen Phasing/Kammfiltereffekte und zum anderen sollten die Aufnahmen auch aus musikalischer sicht ok sein, was aber wohl hauptsächlich über die Bedienung und das Nachbearbeiten zu beeinflussen ist. Zudem sollte man auch mit relativ wenig Wissen über Tontechnik nach einer kurzen Einweisung das komplette Equipment aufbauen und bedienen können. Der Anschaffungspreis ist erstmal nebensächlich, ordentliche Qualität ist wichtiger. Der aufzunehmende Frequenzbereich umfasst den kompletten hörbaren Bereich, möglichst ab 16 Hz (32' Register), wenigsten ab 32 Hz (16' Register). Das ganze soll in verschiedenen Kirchen flexibel eingesetzt werden können.

So, hier nun meine Frage an euch: Was für Equipment erfüllt diese Anforderungen?

Meine Recherchen haben ergeben, dass man um Kondensatorkleinmembrankugeln nicht umhinkommt. Daher rate ich mal, dass ich für gescheite Aufnahmen davon erstmal ein Paar brauche, in Verbindung mit einer Stereoschiene und einem ausreichend hohen Staiv. Das wäre also die Basis. Leider kenne ich mich bei derartigen Mikros auf dem Markt überhaupt nicht aus, bitte Tips geben. Brauche ich noch weiter Mikros? Ich habe mal gehört, dass man gerade für Orgeln im Tieftonbereich auch gut Grenzflächenmikros einsetzen kann....?
Dann muss ich das Signal irgendwie aufzeichnen. Hierbei habe ich (wenn ich das richtig sehe) prinzipiell 2 Möglichkeiten: Audiointerface am Laptop oder ein Digitalrecorder. Was würdet ihr hier hinsichtlich der nicht zu komplizierten Bedienung empfehlen? Welche Geräte arbeiten ausreichend rauscharm, frequenz- und dynamikneutral?

Vielen dank schonmal in Vorraus für alle Antworten!
 
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Hallo, Slaughthammer,

bei einer Kirchenorgel ist immer auch die Rauminformation wichtig - Kugeln sind da schon der richtige Weg. Eine Anordnung in Groß-AB (Abstand durchaus auch 5 - 6 m!) gibt einen guten Raumeindruck, man kann, um eventuell auftretenden "Mittenlöchern" vorzubeugen, noch ein zweites Pärchen als Klein-AB zwischen die Groß-AB-Mics positionieren. Das Üble ist, daß man für Orgelmikrofonierung wirklich hoch hinaus muß - im Idealfall ab 4 m Höhe aufwärts, das können auch schon mal 10 m werden. Für ein normales Stativ nicht schaffbar, da müßte man abhängen.
Auf jeden Fall solltest Du ein stabiles Stativ benutzen, z. B. K & M 20811. Damit kommst Du schon sehr hoch.

Selbstverständlich kannst Du erstmal - Du schreibst ja von möglichst einfacher Bedienung - mit einem Stativ, einer Schiene und einem Mikrofonpärchen arbeiten, das geht auch schon sehr gut (nur ist ggfs. der Raumeindruck einer Groß-AB-Anordnung doch noch deutlich gewaltiger). Wenn Dein Budget erst mal zweitrangig ist, ist auf jeden Fall ein Pärchen Neumann KM183 eine gute Hausnummer. Sprengt das dann doch den Rahmen, wären zwei Rode NT55 sicherlich eine Budget-Empfehlung.

Wenn Dein Schwerpunkt auf nicht zu komplizierter Bedienung des Aufnahmegerätes liegt, würde die PC- bzw. Laptoplösung eher ausscheiden und sich ein Stand-alone-Recorder empfehlen (der dann allerdings Mic-Eingänge mit Phanthomspeisung haben muß). Der Tascam DR-100 würde diesen Zweck sicherlich erfüllen, aber hier bist Du auf zwei Mikrofone festgelegt. Das könnte je nachdem Schwierigkeiten bei der von Dir angeforderten "Ensemblemusik" geben. Kannst Du dies etwas präzisieren? Chor? Orchester? Dann benötigst Du eventuell durchaus mehr als zwei Kanäle, obwohl es durchaus möglich ist, ein kleines Orchester plus Chor in XY mit zwei Mics abzunehmen. Kommen Solisten dazu, wird es schon schwieriger - bei einem größeren Orchester wirst Du wahrscheinlich auch noch Stützmics benötigen.
In diesem Fall müßtest Du doch zur rechnerbasierten Lösung greifen, dann benötigst Du aber auch gleich ein Interface, was die entsprechende Anzahl von Mic-Inputs bietet. Ich selbst bin mobil unterwegs mit einem Acer-Laptop und einem MotU 896/III, diese Kombination erfüllt ihren Zweck prima. Du benötigst allerdings dann auch noch eine Software zum Aufzeichnen. Vielen Interfaces liegen abgespeckte Versionen der "großen" Sequencerprogramme bei, ansonsten wäre Reaper eine Alternative.

Bei einem etwas größeren Setup ist natürlich die geforderte ganz einfache Bedienung nicht mehr gegeben...

Viele Grüße
Klaus
 
Die Neumänner sind schon mal ein Empfehlung. Die Shoepse (Colette) MK2 H wären, wenn das Budget keine Rolle spielt, auch eine Empfehlung. Oder die 4006-TL von dpa. Die gehen bis 15 Hz runter.
 
Der Anspruch solche Aufnahmen bei Bedarf auch mit unerfahrenen Leuten vorbereiten zu wollen scheint mir etwas zu optimistisch. Anständige Orgel/Ensembleaufnahmen und in Kirchen generell sind schon eine sehr anspruchsvolle Situation, die auch von Mal zu Mal mit anderen Problemen befrachtet sein kann. Es empfiehlt sich hierfür eine handvoll Leute konzentriert und umfassend in das Gebiet einzuführen, beginnend mit Grundlagen zu Raumakustik, Laufzeiten, Richtwirkung bis natürlich zur sicheren Bedienung und Handhabung der Geräte, Verkabelung und Sicherheitsmaßnahmen - wenn so ein auf 6m ausgezogenes Stativ mit Gegengewicht umkippt wird es u.U. lebensgefährlich.

Ich würde als Recorder z.B. den empfehlen:
Tascam DR-680


Als Mikros sind die Empfehlungen der Vorredner durchaus passend. Ich würde für einen sehr guten Kompromiss von Qualität und Preis je zwei MBHO CL440 und zwei CL410 empfehlen, alle gematched, oder auch zwei von diesen Päärchen:
Shure KSM-141 Matched Pair
 
Es empfiehlt sich hierfür eine handvoll Leute konzentriert und umfassend in das Gebiet einzuführen, beginnend mit Grundlagen zu Raumakustik, Laufzeiten, Richtwirkung bis natürlich zur sicheren Bedienung und Handhabung der Geräte, Verkabelung und Sicherheitsmaßnahmen - wenn so ein auf 6m ausgezogenes Stativ mit Gegengewicht umkippt wird es u.U. lebensgefährlich.
Ich sollte dazu erwähnen, dass die potenziellen Bediener alle selber Orgelbauer sind. Dieser Beruf bringt es nunmal mit sich, dass man die Grundlagen der Raumakustik beherrscht. Ich sehe hier das größere Problem beim Bedienen der Geräte, da dies, wenn man noch nie etwas mit (moderner, digitaler) Tontechnik zu tun hatte einen erstmal vor eine Menge Parameter und Fachbegriffe stellt. Bei so Sachen wie Stative aufbauen habe ich da keine Bedenken.

Das Thema extrem hohe Stative ist auch nicht so wichtig, da man in den meisten Kirchen die möglichkeit hat, die Mikros von der Decke zu hängen. Ausreichend Wäscheleine auf den Einkaufszettel ;)

Die Equipmenttips haben mir bisher ganz gut geholfen, danke dafür!

Eine Frage habe ich noch: Arbeiten sämtliche erhältliche Mehrspurrecorder ausreichend Rauscharm? Und wie sieht es mit dem Dynamikumfang aus? Man soll ja schon möglichst alles von der solistisch gespielten Äoline im geschlossenen Schwellwerk bis zum vollen Tutti ohne Pegelanpassung aufnehemn können. Oder ist das Utopisch?

Grüße...
 
Der DR680 ist nicht schlecht, aber natürlich gibt es (wie eigentlich immer) auch noch deutlich bessere Geräte... zum Beispiel den Sound Devices 788t, der aber mal eben bei schlappen 6500 Kröten liegt - ohne Zubehör. Ich denke aber schon dass der DR680 für eure Zwecke passen müsste. Was sagt denn ein gewöhnlicher Pegelmesser bezüglich Dynamikumfang?
 
ich hab einige sehr schöne kirchenorgelaufnahmen mit einem setup aus ms-stereofonie in der mitte mit jeweils einem stützmikrofon auf jeder seite gehört. der räumliche eindruck war unheimlich natürlich und plastisch. ob das aber für recording-einsteiger praktikabel ist, ist eine andere frage. wenn das aber tatsächlich hi-end-aufnahmen mit höchsten ansprüchen werden sollen, würde ich mich in das thema schon entsprechend einarbeiten und evtl von erfahrenen tonleuten beraten/unterrichten lassen.
 
Ich hab mich nun noch selber etwas umgeschaut, was es so gibt und was man braucht. Ich bin dabei zu felgendem Ergebnis gekommen:
Mikros: 1 Paar Neumann KM 183
2x 20m Kabel Cordial CTM 20 FM-SW
Recorder: bin immer noch unentschlossen ob Audiointerface für den Laptop oder Standalonegerät. bzgl Standalonegeräte: Gibt es da qualitative Unterschiede zwischen dem Tascam DR-680 und dem Eridol R44? Oder gar Erfahrungswerte? Qualität der Preamps?
Zum Thema Dynamikumfang: eine leise Registrierung liegt zwischen 20 und 30 dB, wohingegen das große Plenum durchaus auch mal 80 dB und mehr erreichen kann. Es wäre schön, wenn man das ohne zwischendrin nachpegeln zu müssen aufnehmen kann.
Kleine Ensembles (Continuo (Truhenorgel), 2-3 Instrumentalisten und 2-4 Sänger): Was für ein (möglichst kleines) Mikrofonsetup wäre hier angemessen? Kann ich hier die beiden Neumänner als Hauptmikrofone in mittelrem Abstand nutzen? Das ganze würde auch in Kichräumen aufgenommen werden, also in Räumen mit guter Akustik.

Eine Frage hab ich noch: Ist der AKG K-271 MKII zum Abhören und Kontrollieren solcher Aufnahmen geeignet?

Grüße
 
Hallo, Slaughthammer,

Vergleichswerte der beiden stand-alone-Geräte kann ich leider nicht liefern. Was allerdings die Kleinensemble-Besetzung anbelangt, kannst Du auf jeden Fall die Neumänner als Hauptmikrofonierung benutzen. Je nach gespieltem Material und Raumakustik könnten die sogar alleine ausreichen. Sicherheitshalber würde ich aber für den Gesang noch eine Stütze einplanen, ggfs. auch für die Continuogruppe. Da würden sich, wenn wir im Hause Neumann bleiben, die KM184 anbieten.
Zum Dynamikumfang: Ich habe in diesem Jahr u. a. eine Johannespassion mit einem Minimalsetup von XY (KM184), 2 Orchesterstützen und einem Solistenmikrofon aufgenommen und dabei auch nicht zwischendurch nachregeln müssen, obwohl da von pp bis fff auch alles dabei war... ;)

Viele Grüße
Klaus
 

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