Audio von Windows-Rechner an weiteren PC oder Android-Device streamen - welche Optionen gibt es?

SB
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Schon lange habe ich für kleinere Jobs das klassische Mischpult auf oder neben die Bühne verbannt in Form eines M-Air oder X32 Rack, sodass ich oft genug nur mit einem Laptop und/oder Tablet + X-Touch am FOH sitze. Je nach Rahmenbedingungen liegt dann entweder bestenfalls eine Netzwerkstrippe oder die Steuerung läuft komplett per WLAN.

Was immer irgendwie fehlt, ist die Möglichkeit, auf einfachem Wege Pausenmusik einzuspielen oder ggfs. kurze Einspieler für die Show abzufeuern. Also doch wieder ein zusätzliches XLR verlegen (Mono genügt meist).

Gibt es denn irgendeine einigermaßen einfache Möglichkeit, von einem Mediaplayer wie Winamp oder am besten direkt aus der "Windows-Audio-Summe" einen Netzwerkstream zu generieren und den an ein Gerät auf der Bühne zu senden, z.B. einen Laptop mit entsprechender Software oder idealerweise irgendein schlankes Android-Gerät mit passender App?

Die bekannten Optionen wie Dante Virtual Soundcard mit entsprechendem DA-Wandler am anderen Ende sind hier absoluter Overkill. Worst case lass ich halt auf dem Bühnen-PC TeamViewer oder einen VNC-Server laufen und mache alles da drauf, aber das ist auch nix halbes und nix ganzes und es wäre deutlich schöner, die Abspielsoftware wirklich auf dem FOH-Rechner zu haben und nur Audio hinzusenden. Ich habe schon mal was in Richtung Winamp und Shoutcast gefunden, da werde ich mich mal noch näher reinlesen.

Die Software dahinter kann an sich ja wirklich völlig schnörkellos sein, auf dem Bühnen-PC wäre die Anforderung quasi nur "Höre auf die Gegenstelle und gib das an die Standard-Soundkarte aus". Die Software darf ruhig von vorgestern sein, dann könnte ich da sogar irgendeinen alten XP-Thinclient ins Rack schmeißen, die hab ich hier zuhauf rumfliegen.

Einfach mal den Ideen freien Lauf lassen, vielleicht hat ja jemand soetwas schon mal realisiert. Irgendwie fehlen mir da glaube ich die richtigen Stichwörter. Der normale Use-Case ist ja eher der umgekehrte - man hat irgendwo ein NAS oder dergleichen wo die Musiksammlung drauf ist und will das auf dem Gerät, vor dem man gerade sitzt abspielen, da wäre der Weg dann wohl über DLNA, UPnP & Co...
 
Eigenschaft
 
Sieht grundsätzlich interessant aus, müsste ich aber so wie ich es verstehe in eine DAW einbinden.

Zwischenzeitlich kam mir die Variante in den Sinn "LAN-USB-Server mit USB-Audiointerface dran". Es gibt alte Belkin-Schachteln für den schmalen Taler, mit denen Leute das wohl schon erfolgreich umgesetzt haben. Es bleibt aber eine gewisse Skepsis bei der Kompatibilität und Zuverlässigkeit. Dass die Verbindung zum Audioausgabegerät im Einsatz flöten geht, will wirklich keiner, aus verschiedensten Gründen.

Wahrscheinlich bleibe ich doch erstmal bei der Variante, die Einspieler auf dem Remote-Rechner laufen zu lassen. Ich kann da ja genauso einen Ordner freigeben und diesen dann vom FOH-PC aus bequem befüllen. Hab das grade mal getestet, läuft eigentlich ganz solide, selbst auf Uralt-Hardware und auch wenn kein Bildschirm am PC hängt (das war wohl früher weniger ein Problem als heute). Außerdem hat die Lösung den Charme, dass ich beim Fernsteuerungs-Client plattformunabhängig bin, kann die Geschichte also mit einem Android-VNC-Client genauso bedienen. Ich glaube, damit ist das erstmal zufriedenstellend gelöst. Ich behalte das trotzdem mal im Blick, denn interessant wäre es schon, ob es da irgendein simples Tool gibt.

Jetzt grade hab ich mich zurückerinnert, dass ich mal die Software "Hear" auf dem PC hatte, um Software-EQs zu setzen. Überlegung war, ob die vielleicht auch Möglichkeiten zur Ausspielung via Netzwerk bietet. Beim Suchen bin ich nun in diesem Zuge auf "Stream What You Hear" gestoßen. Das geht glaube ich schon sehr in die richtige Richtung, das schau ich mir mal an...
 
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VLC kann auch streamen, inwieweit sich das vernünftig bedienbar in ein PA-Setup integrieren lässt, kann ich aber nicht sagen. Könnte Gebastel werden oder umständliche Fummelei.

Banjo
 
Einen Raspberry Pi mit Abspielsoftware und den per Remote Desktop (xrdp auf dem Pi) bedienen? Kleiner geht es fast nicht
 
Aaaalso...ich hab mich zum x-ten Mal durch diverse Foren gelesen, diesmal sind mir aber offensichtlich die besseren Suchbegriffe eingefallen.

Ich bin auf diverse echt coole Tools gestoßen und habe mehr als nur eine taugliche Lösung gefunden.

1. Das bereits erwähnte "Stream What You Hear".
https://www.streamwhatyouhear.com/

Richtig coole Nummer. Man kann direkt ein Audioausgabe(!)gerät als Quelle anwählen und einen integrierten Webserver starten lassen, der das Ganze als MP3-Stream bereitstellt. Somit kann das lokale Audiosignal ohne Tricks direkt abgegriffen werden. URL auf einem zweiten Gerät aufmachen und los gehts. Nachteile: Wenn gerade nichts ausgegeben wird, hält der Stream wohl an, auf meinem Smartphone steht dann die Abspielzeit-Anzeige und der "Ladekringel" kommt, aber es ging beim Test dann zumindest gleich problemlos weiter, sobald wieder abgespielt wurde. Die Latenz ist definitiv in der Konstellation übel, mehrere Sekunden. Für Hintergrundgedudel hinnehmbar, für Einspieler nicht geeignet. Durch den einfachen Abruf via Browser dürfte es aber wohl mit mehreren Endgeräten funktionieren. Vielleicht interessant, wenn man irgendwo in nem Veranstaltungszentrum Nebenräume bespielen will, die akustisch komplett abgeschottet sind und auch nur mit Audio versorgt werden, nicht mit Video, dann spielt die Latenz ja keine Rolle und der Stream ist superschnell auf jedem Gerät aufgerufen.

Was mir allerdings jetzt im Nachhinein noch aufgefallen ist: Durch den Audio-Abgriff des Systemsounds passieren teilweise seltsame Sachen, wenn nichts mehr abgespielt wird. Dann ist auf einmal ein "Prasseln" auf dem lokalen Audioausgang zu hören, das erst weggeht, wenn wieder abgespielt wird, bei erneutem Stopp wieder auftritt (mitunter in anderer Tonlage) usw. Hängt definitiv mit der Software zusammen; wenn man die schließt, ist Ruhe. Naja...


2. VBAN Talkie und Receptor von VB-Audio, die auch die bekannte Software "Voicemeeter" entwickelt haben.
https://vb-audio.com/Voicemeeter/vban.htm

Tatsächlich ist das wohl genau die Lösung, die ich gesucht hatte. Ich hab erst rausfinden müssen, welche Software was macht. Grundsätzlich könnte man wohl auf beiden Geräten "Talkie" einsetzen. Um zu vermeiden, dass ich aus Versehen einen Rückkanal generiere und so einen Loop route, setze ich aber auf dem Zielgerät "Receptor" ein. Wichtig: "Talkie" ballert einen UDP-Unicast raus, man muss also in der Software die IP des Ziel-Devices angeben. Dann kann man in "Receptor" per Rechtsklick den Stream abholen (bzw. wenn der Stream-Name übereinstimmt geht es glaube ich sogar automatisch).

Tricky war erst die Tatsache, dass sich in "Talkie" nur Aufnahmegeräte anwählen lassen. Ich hatte deshalb zwischenzeitlich "Voicemeeter Banana" installiert, welches ein virtuelles Playback-Device generiert, das ich dann in meiner Audioplayer-Software anwählen kann. Nachteil: Ich muss natürlich in jeder Anwendung dann die virtuelle Soundkarte anwählen. Außerdem werden logischerweise entsprechende Treiber installiert; ist jetzt zwar kein Weltuntergang, bin ich aber auch kein Fan von.

Die Lösung war dann erstaunlich einfach: Tatsächlich kann man in den Audioeigenschaften von Windows bei den Aufnahmegeräten per Rechtsklick deaktivierte Geräte anzeigen lassen. Dann taucht plötzlich der "Stereomix" auf. Den kann man aktivieren und dann steht einem das von Windows ausgegebene Signal als Audioeingang zur Verfügung. Das konnte ich dann in "Talkie" anwählen und los gings. Geht aber wohl nicht auf allen PCs, da der "Stereomix" ein treiberabhängiges Feature ist. Habs grade nochmal auf dem Produktivlaptop probiert - geht natürlich prompt nicht. :rolleyes:
Also mit dem "Virtual Audio Cable" vom gleichen Hersteller arbeiten. Allerdings muss ich das dann halt wieder in Windows als Ausgabegerät anwählen und verliere die lokale Ausgabe und somit eventuelle Vorhörmöglichkeiten am Kopfhörerausgang. Ist aber vermutlich zu verschmerzen. Da kann ja auch die Software erstmal nix für. Generell habe ich auch den Eindruck, dass der "Direktabgriff" ohne virtuellen Treiber vielleicht gar nicht so trivial ist und daher auch das besagte Phänomen in Verbindung mit "Stream What You Hear" kommt.

Es gibt den "Receptor" auch als Android-App, in der Lite-Version liegt die Limitierung lediglich auf einem 16bit 44,1kHz PCM-Stream (dessen Name fest vorgegeben ist, muss also in "Talkie" passend eingestellt werden). Damit kann ich aber absolut leben.

Der "Nachteil" ist wie gesagt, dass aufgrund von Unicast und der Tatsache, dass in "Talkie" nur ein Ziel eingegeben werden kann, das Ganze auf eine Punkt-zu-Punkt Verbindung beschränkt ist. Braucht man mehr, kann man aber wieder auf "Voicemeeter Banana" zurückgreifen, das ein sehr ausgefeiltes Routing im virtuellen VBAN-Netzwerk ermöglicht. Hier scheinen die Möglichkeiten nahezu endlos zu sein - sehr mächtige Software!
Edit: Habe inzwischen noch "VBAN-Spot" gefunden. Damit sind ebenfalls separate Unicast-Streams an mehrere Empfänger möglich.

Sowohl "Talkie" als auch "Receptor" laufen direkt ohne Installation. Auch auf meinem alten XP-Thinclient lief der Receptor sofort anstandslos.

Latenz ist natürlich auch hier vorhanden, vom PC zum Androiden würde ich das auf max. 100ms schätzen - auch für Einspieler also absolut ausreichend.

Damit hat die Suche wohl ein Ende.

Als Möglichkeit 3, wo dann selbst Netzwerkprobleme während des Playbacks irrelevant sind, kann ich die Abspielsoftware auf dem Bühnen-Rechner laufen lassen und per VNC drauf zugreifen. Nachdem ich realisiert habe, dass ich ja eigentlich auf diesem PC eine Freigabe mit Schreibrechten einrichten könnte und ihn damit vom FOH-Rechner direkt mit neuen Dateien versorgen könnte, also nicht mit dem USB-Stick hin- und herwatscheln muss, ist auch das als valide Lösung wieder im Rennen.

Der nächste OpenAir-Sommer steht schon auf dem Programm, mal schauen welche Lösung sich als die praktischste herausstellen wird.

Was habe ich noch für interessante Programme gefunden, die in eine ähnliche Kerbe hauen?
No23 Live (Seite scheint aber vom Netz zu sein), Audio Relay (gerade getestet, völlig problemlos, auch hier direkter Abgriff des Systemaudio ohne Umweg über "Stereomix" möglich - gefällt mir fast besser als die VBAN-Lösung, aber nur Android-Client, dafür mehrere Endgeräte simultan in der Premium-Version), Wifi Audio Wireless Speaker. Geht alles in die Richtung der o.g. beiden Tools. Einen etwas anderen Ansatz verfolgt der "Share Speaker Player". So wie ich das verstanden habe, kann ich den auf beiden PCs laufen lassen und dann meine Musik auf dem jeweils anderen ausgeben. Oder die Dateien müssen doch auf dem ausgebenden PC sein und ich steuere nur virtuell dessen Playlist - so ganz bin ich da noch nicht durchgestiegen, muss ich mir anschauen. Wäre aber grundsätzlich (ggfs. in Verbindung mit besagter Freigabe) beides akzeptabel.
 
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Nachdem ich gestern ja dann noch "VBAN-Spot" entdeckt hatte, kam mir der Gedanke: Eigentlich ist das dann ja quasi in Verbindung mit "VBAN Receptor Lite" ein "Sennheiser MobileConnect on a Budget".

Tatsächlich gibt es auch eine ganze YouTube-Playlist zum Thema "Hörunterstützung via WiFi":
Code:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLfFan4sDonOcMWCIjLCApF-rM3PeYFpLA

(Ich mach das mal so, sonst bindet der Editor das erste Video immer gleich direkt ein - finde ich nicht elegant, weil der Link eigentlich zu einer vernünftigen Übersicht führt).

Vielleicht ist das ja für den einen oder anderen ganz interessant, der sich mit diesem Thema in Veranstaltungsstätten, Schulen, Kirchen etc. konfrontiert sieht. Der Klassiker ist ja auch in Neubauten i.d.R. immer noch die gute alte Induktionsschleife; im Bestand kann man die aber seltenst nachrüsten und auch wenn als Alternative eine Lösung mittels analoger Beltpacks in puncto Latenz natürlich unerreicht ist, hat eine "BYOD-Lösung" mittels Smartphone den Vorteil, dass der komplette Verwaltungsapparat wegfällt (Geräte müssen gelagert werden, geladen werden, irgendwer lässt es nach der VA - vielleicht auch unabsichtlich - mitgehen,...).
 

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