Audio Technica BP40 Broadcast Mikrofon

disssa
disssa
Mod Emeritus
Ex-Moderator
HFU
Zuletzt hier
12.12.23
Registriert
29.10.07
Beiträge
4.113
Kekse
63.387
Ort
...zwischen den Meeren...
Durch eine Gewinnspiel-Verlosung hatte ich das Glück, ein Audio Technica BP40 ausgiebig testen zu können. Die Teilnahme am Gewinnspiel entstand nicht aus einer Lust/Laune heraus, sondern weil ich mich seit einiger Zeit etwas intensiver mit der Mikrofonabnahme von insbesondere Bass-Amps beschäftige. Die Abnahme von Bässen wird m.E. ein wenig stiefmütterlich behandelt, i.d.R. ist es selbstverständlich, dem Pult ein schnödes DI-Signal zu schicken. Jeder Tonmensch wird viele nachvollziehbare Gründe haben, warum dies der beste Weg ist, es geht jedoch auch anders.
Getestet habe ich neben diversen "Standard"-Mikros (Shure SM58, Sennheiser e906, Sennheiser e835S) etwas speziellere Mikros, wie z.B. das AKG D112, Shure Beta 42 und das Sennheiser E602II.

Erste Berichte zum neuen Audio Technica BP40 fand ich interessant, so dass ich es ich für durchaus zur geplanten Instrumentenabnahme geeignet hielt.


Technische Daten
  • Richtcharakteristik: Hyperniere
  • Frequenzbereich: 50 - 16.000 Hz
  • Trittschallfilter: 100 Hz, 6 dB / Oktave
  • Ausgangsspannung am offenen Schaltkreis: –48 dB (3.9 mV) re 1V at 1 Pa
  • Impedanz: 450 Ohm
  • Schalter: Flat, roll-off
  • Gewicht: 635 g
  • Abmessungen: 164,0 mm lang, 56,0 mm max. Durchmesser
  • Anschlussstecker: 3-pin XLRM-type

diagramm.jpg


bp40_front.jpg



Konzept

Ausgepackt und reichlich von allen Seiten beäugt hinterlässt das BP40 einen ordentlichen und wertigen Eindruck. Das Gehäuse ist aus massiven Eisenguss gefertigt und mattschwarz lackiert. Das Gewicht finde ich erstaunlich, mit knappen 635 Gramm ist es im Vergleich zu anderen Mikrofonen nicht gerade ein Leichtgewicht.

bp40_obenunten.jpg


Der stabile ca. 6 cm lange Drahtkorb aus Metall wird von außen durch ein "Korsett" gestützt und ist innen mit einem austauschbaren Windschutz ausgestattet. Aufgeschraubt befindet sich die Großmembrankapsel (Ø 37mm) in etwa auf halber Länge des Drahtkorbes.

bp40_open.jpg


Im Lieferumfang enthalten sind eine abnehmbare Stativaufnahme (inkl. Reduziergewinde) und eine wirklich sehr gut gepolsterte Transporttasche. Als alternative Befestigungsmethode kann eine s.g. Spinne als optionales Zubehör geordert werden. Die Stativaufnahme besteht aus einem Haltering, welcher um das Mikro in eine eigens dafür vorgesehene Vertiefung gelegt wird.

bp40_bag.jpg


bp40_reduzier.jpg


Das BP40 ist mit einer s.g. Großmembran ausgestattet und arbeitet nach dem dynamischen Wandlerprinzip. Die Richtcharakteristik wird mit Hyperniere angegeben, was es zwingend erforderlich macht, die aufzunehmende Schallquelle direkt vor das Mikrofon zu platzieren. Schallquellen die sich 90° außerhalb der Längsachse des Mikros befinden, werden nicht optimal oder nur sehr schwach aufgenommen. Eigentlich doch perfekt für eine optimale Instrumentenabnahme...
Der Frequenzbereich ist mit 50 Hz bis 16 kHz angegeben. Der Frequenzverlauf ist nicht linear verlaufend, sondern ist mit einer Absenkung zwischen 100 Hz und 1 kHz versehen, welcher dann bis zu einem Peak bei ca. 4 kHz "gipfelt" und dann (zur Vermeidung der Überzeichnung von Zischlauten) hin zu 16 kHz abfällt.

bp40_open_02.jpg


Am unteren Ende des Mikrofonschaftes befindet sich ein kleiner Schiebschalter, welcher den integrierten Trittschallfilter (100 Hz, 6 dB / Oktave) aktiviert/deaktiviert.

bp40_lowcut.jpg

Der Schiebeschalter ist etwas vertieft in einer "Rille" angeordnet, so dass ein unbeabsichtigtes Betätigen verhindert wird.


In der Praxis

Das recht hohe Gewicht des Mikros setzt die Verwendung eines stabilen Stativs voraus. Ebenso ist das Gewicht eine Herausforderung für die Verschraubung der Stativaufnahme. Ist diese nicht fest genug, neigt das Mikro dazu zu kippen. Abhilfe schafft man dadurch, dass man das Mikro nicht "stehend", also Stativarm unterhalb des Mikros, sonders "hängend" befestigt. Wahrscheinlich ist dies auch die vorgesehene Methode...

Das BP40 wurde in erster Linie als Broadcast- bzw. Sprechermikrofon entwickelt. Bei dieser Art der Anwendung kommt es u.a. auf einen "satten" Klang der Sprache an und es sollte möglichst unempfindlich gegen s.g. Zisch- und Popplauten sein. Sprechermikrofone werden i.d.R. fest installiert und direkt "von vorne" besprochen, weitere Schallquellen sollten nicht aufgezeichnet werden.


Sprache

Angeschlossen und nach ersten Sprachaufnahmen stellte ich fest, dass das BP40 im Vergleich zu meinen anderen Mikrofonen deutlich mehr Output liefert. Der Klang der Stimme erscheint mir unnatürlich basslastig und Höhen-arm, dadurch aber auch sehr "weich". Na ja, vielleicht klinge ich ja wirklich so... ;) Erstaunlich finde ich, wie wichtig die korrekte Positionierung des Sprechers ist. Direkt frontal und nahe an der Kapsel besprochen klingt die Stimme fett und satt, in einem Abstand von ca. 30 cm ist das Signal nur wenig schwächer und auch nicht weniger "bassig". Weicht man jedoch von der Längsachse ab, wird das Signal mit zunehmenden Winkel immer schwächer.
Sehr wirkungsvoll ist der Trittschallfilter. Ist dieser aktiviert erscheint das Signal deutlich weniger basslastig, der Sound rückt mehr in Richtung Tiefmitten/Mitten. Deutliche Höhenanteile sind immer noch nicht zu vernehmen.

Soundfile 0° Abweichung, 1 cm Abstand
https://soundcloud.com/disssa/direkt-nah

Soundfile 0° Abweichung, 1 cm Abstand, LowCut
https://soundcloud.com/disssa/0-abweichung-nah-lowcut

Soundfile 45° Abweichung, 1 cm Abstand
https://soundcloud.com/disssa/45-nah

Soundfile 90° Abweichung, 1 cm Abstand
https://soundcloud.com/disssa/90-nah1

Soundfile 180° Abweichung, 5 cm Abstand
https://soundcloud.com/disssa/180-abweichung-nah

Das Signal ist Rauschfrei und unerwünschte Zisch- und Popplaute werden nicht überzeichnet aufgenommen.


Instrumentenabnahme - E-Bass

Ich habe hierzu das Mikro etwas außerhalb der Mitte eines 15" Speakers positioniert. Wie schon oben geschrieben, liefert das BP40 einen sehr hohen Pegel, so dass es mehr als andere Mikros heruntergeregelt werden muss.

Soundfile 1
https://soundcloud.com/disssa/bass

Soundfile 2 LowCut
https://soundcloud.com/disssa/bass-lowcut


Instrumentenabnahme - Akustik Gitarre

Abstand zur Gitarre ca. 30 cm, Positionierung Richtung Schallloch

Soundfile 2 LowCut
https://soundcloud.com/disssa/akustik-gitarre-direkt


Fazit

Im Gegensatz zu meinem standardmäßig verwendeten Gesangsmikrofon (Shure SM58), welches die Stimme neutraler aufzeichnet, wirkt die Stimme durch das BP40 deutlich bassiger und dadurch runder und weicher. Was für ein Broadcast-Mikrofon vielleicht erwünscht sein mag, finde ich für Gesangsaufnahmen ein wenig zu viel des Guten sein. es sei denn, Sänger mit "dünnem" Stimmchen wollen kraftvoller und voluminöser klingen... ;)
Der Verwendung als Gesangsmikrofon steht die recht eng gestaltete optimale Positionierung der Schallquelle im Wege. Es sei denn, man steht absolut statisch vor dem Mikro...

Meinen eigentlichen Zweck als Mikrofon zur Instrumentenabnahme erfüllt das Mikro m.E. sehr gut. Auch hier sollte man darauf achten, dass der Klang der Instrumente ein wenig satter/bassiger aufgenommen wird. Ein Effekt, den ich z.B. bei der Verwendung der akustischen Gitarre recht gut finde.


Links

Produktseite des Herstellers
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 7 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben