Asoziationen, Gedanken und Gefühle zum Status Quo als Rock-Musiker anno 200x

  • Ersteller David_MiS
  • Erstellt am
David_MiS
David_MiS
Gesperrter Benutzer
Zuletzt hier
24.12.11
Registriert
16.07.08
Beiträge
592
Kekse
3.153
Ort
Köln
Rocken, frisch sein, ES wollen, spammen, schlagfertig sein, den Finger am Puls der Zeit haben, auf der Bühne den unnahbaren Clown machen, immer cool sein, professionell rüberkommen, Übermensch sein....

... es schleichen sich Ermüdungserscheinungen ein. Kennt ihr das?

Ich les "rocken" und irgendwelche unguten Gefühle fangen an im Untergrund des Bewusstseins aufzukeimen. Gedanken über die Oberflächlichkeit drängen sich auf. Ist Professionalität nicht letztendlich ein Kunst-Killer? Wo ist die Ernsthaftigkeit der Musiker-Seele beim Attention-Whoring abgeblieben? Ist Rock nicht doch nur eine Marketing-Maschine und eine einfach gestrickte Bespaßung junger und jungebliebener Leute zum Zwecke der Eitelkeit-Befriedigung?

Und vor allem: Wieviel Ideal muss geopfert werden um den Lebensentwurf "Musiker" sowohl vor sich, als auch vor seinen Nächsten zu rechtfertigen?

Ich sehe nur noch marktschreierische Symbole, leeres Geschwätz, uniformierende Frisuren auf scheinbar leeren Köpfen und gewetzte Messer. Nicht tief unter der Oberfläche von Band-Homepages schimmert eiskalt der Business-Plan durch und die Erwartungshaltung sämtlicher Schlüsselpersonen der Branche zielt genau auf diese Attribute ab.

Der Realist in mir muss das schlucken wie der Radfahrer sein Doping.

Ich bilde mir allerdings ein, es gab mal sowas wie einen höheren Sinn im Rock. Das muss der Grund gewesen sein jede Ordnung zu negieren und jeden anmahnenden Ton der Vernunft mit doppelt soviel Dezibel E-Gitarre wegzupusten.

Der moderne Rockstar ist der perfekte Yuppie (80er Bezeichnung eines Jungunternehmers - "young urban professional"). Also genau der Typ, dem die 10 Jahre jüngere Variante meiner Person nur allzu gerne in den Arsch getreten hat.

Aber der Masochismus und der Perfektionsanspruch des rastlosen Künstlers ist geblieben. Eine tödliche Ambivalenz. Als Ventil dieses Konfliktes mag dem ein oder anderen Rockstar-Yuppie der Kompromiss genügen, Inhaltslosigkeit mit soviel Druck aufzublasen, daß der Hörer akustisch geplättet wird, bei gleichzeitiger seelischer Gleichgültigkeit. Unterm Strich mag dabei ein nettes Lifestyle-Accessoire entstehen, aber tiefgreifender ist ein solcher Output kaum.

Aber, wer weiss. Vielleicht wars nie anders. Vielleicht spreche ich hier nur über mich und meine beschränkte Sichtweise. Vielleicht ist meine Wahrnehmung von meiner persönlichen Ambivalenz getrübt und womöglich bin ich nur auf der Suche nach meinem eigenen Spirit.
 
Eigenschaft
 
Ich deute die nicht vorhandenen Antworten auf deinen Thread mal als Konsequenz des sehr jungen Durchschnittsalters hier und damit dem Unverständsnis, das einem solchen text entgegengebracht wird.

Ernsthaft: Endlich mal einer der hier richtig deutsch kann :D;)

Zum Thema:
Du kannst dein 10 Jahre jüngeres Ich nicht mit der heutigen Zeit in Einklang bringen, da die Rahmenbedingungen gänzlich andere waren. Es gab noch kein myspace, keine Band hatte eine eigene Homepage und vor allem gab es VIEL WENIGER Bands.

Aus dem heutige Überangebot resultiert, dass jede Band und jeder 14-jährige der eine "Band" gründet (meistens kann es ja fast nicht so nennen) versucht, aus der Masse herauszutreten. Und wieso? Genau aus dem Grund, aus dem ihr auch vor 10 Jahren Musik gemacht habt. Ihr wolltet Konzerte spielen, saufen, Mädels abschleppen, Spaß haben und vor allem: Euer Ego bedienen.

Genau das selbe wollen auch die heutigen Musiker und Bands. Nur UM an Konzerte und damit all das zu kommen, muss man heute eben fast einen Business-Plan haben. Denn sonst bekommt der, der einen hat die Konzerte die du wolltest. Und somit ist es im Endeffekt ein Krieg um den Schauplatz, die Bühne. Und der wird von dem gewonnen, der am "professionellsten" rüber kommt und bei dem der potentielle Veranstalter das Gefühl hat, für sein geld was lohnendes zu bekommen.
 
Es gab noch kein myspace, keine Band hatte eine eigene Homepage und vor allem gab es VIEL WENIGER Bands.

Sicher? Ich würde ja vermuten, dass es genauso viele Bands gab, dass man nur aus den ersten beiden Gründen eben nichts von ihnen erfahren hat, wenn sie nicht zufällig aus dem direkten Umfeld kamen oder eben das Glück hatten, entsprechend erfolgreich zu werden :)

Ich glaube mit dem "professioneller" werdenden Auftreten der Bands (durch MySpace und Homepages) und mit dem Anstieg an Beratungsmöglichkeiten (wie diesem Forum hier), ist es für Veranstalter einfach auch schwerer geworden, abzuschätzen, welche Band denn nun wahre Qualtiät zeigt und welche eben einen fähigen Grafiker/Webdesigner/... kennt, aber noch nicht die nötige Reife oder Erfahrung für eine starke Bühnenshow verfügt.
 
Gebe deinem Post recht - auch wenn ich die Situation von vor 10 Jahren nicht so gut kenne- es reicht aber auch die vor 8 Jahren, als ich reinrutschte. Unvorstellbar war es damals, dass eine Band eine CD oder noch krasser, eine eigene Homepage hatte- erst recht vor dem ersten Gig.
Heute machen das zu viele Bands falsch herum: Professionelle Myspaceseiten und beschissen aufgenommene/komponierte Musik. Aber Hauptsache, wir haben Shirts im eigenen Bandshop. Music comes first. So war es früher, so sollte es auch sein...
Manchmal glaube ich, es geht manchen Bands eher um den Lifestyle, als um die Musik. Aber so ein Pauschalurteil möchte ich eigentlich nicht unbedingt fälschlich unterstellen- wenn ich mir jedoch wie oben beschriebene Myspaceseiten anschaut, frage ich mich schon, was da eigentlich los ist...Und es gibt immernoch Bands, die einfach nur Musik machen, der Musik wegen. Beispiel ist folgender Youtubelink
http://www.youtube.com/watch?v=s_4aGXTHo7w&feature=related
Bin letztens mal wieder über die gestolpert. Keine Ahnung, war einer der wenigen "Rock-And-Roll-Moments" in letzter Zeit.
Zu den Gründen vielleicht eine Bemerkung: Uns hat mal jemand ins Gästebuch geschrieben (als wir in unseren Anfangstagen noch eines hatten- wir waren ja jung und naiv ;) ), sinngemäß seien wir sowas wie der Tod des Metal bzw. Rock and Roll, weil wir gutsituierte, gutgebildete junge Menschen seien, die es nicht wirklich leben und nicht bis an die letzte Grenze für die Musik gehen würden, da es zu viel Kopf und zu wenig Herz sei, dass uns treibt. Er mochte unsere Musik aber trotzdem. Keine Ahnung, ich habe länger drüber nachgedacht, ob er vielleicht Recht hatte, und bin mir bis heute nicht sicher. Künstlerisch gehen wir sicherlich keine Kompromisse ein, in unserem Lifestyle sehr wohl, wobei sich Lifestlye mit dem "Life" wandelt, wie LongLostHope schon geschrieben hatte. Bin heute auch zum Teil das, was ich mit 14 nicht sein wollte, hehe. Aber die Visionen setzen wir heute sogar gezielter um.

Vorteile heute :
Höheres spielerisches Niveau in der Breite, da man über das Internet vollständige Information zu allen Spielweisen der eigenen Helden bekommen kann.
Man findet tolle unbekannte Bands, die immernoch Musik zum Spass machen, die man sonst nie gehört hätte.
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben