Artikel: Review: Fender Blacktop Jazzmaster HS

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Hallo zusammen!

Ich habe mir vor etwa 2 Wochen besagte Gitarre gekauft und nach drei Proben und einem Gig ist die Zeit reif für ein Review.

Preis: 570 Euro beim örtlichen Musikgeschäft
(es ist übrigens kein Koffer oder Gigbag im Preis inkludiert)

Hier erstmal ein Katalogfoto:
Fender-Blacktop-Jazzmaster-3-Tone-Sunburst.jpg

Und hier eines von mir:
JM_2.jpg

Der Grund für den Kauf dieser Gitarre war, dass mir die Jazzmaster-Form schon immer gut gefallen hat, und da nun eine Version mit HB am Steg am Start war, musste ich einfach zuschlagen.

Konstruktion / Spezifikationen (laut großem T):

- Made in Mexico
- Erlenkorpus, 3-Teilig
- geschraubter Ahornhals mit Palisandergriffbrett
- 648 mm Mensur
- 21 Bünde (medium)
- 1 Humbucker Duncan designed
- 1 Singlecoil JM Duncan designed
- 1 Mastervolume + 1 Tone
- American Vintage Jazzmaster Vibrato mit lock button

Hierzu muss gesagt warden, dass es bei der Blacktop Jazzmaster KEINE Sperrfunktion für das Vibratosystem gibt (die Classic Player Serie hat diese Sperrfunktion). Der große T hat hier also einen Fehler in seiner Produktbeschreibung.

Die Schaltung ist im Vergleich zur „normalen“ Jazzmaster stark vereinfacht. Es fällt bei der Blacktop JM der gesamte Schaltkreis weg, welcher bei einer Standard-JM im oberen Schlagbrettbereich angeordnet ist.
Sollte jemand mit dem Gedanken spielen, eine Blacktop zu kaufen und die Schaltung entsprechend aufzurüsten, muss ich sagen, dass dies nicht ohne Fräsarbeiten möglich ist. Bei der Blacktop gibt es keine Fräsung in diesem Bereich.
JM_routing_1.jpg

Die Elektrik wirkt solide...keine kratzenden Potis, guter Regelweg derselben und auch der 3-Weg-Schalter hat einen angenehmen Widerstand.

An der Lackierung gibt’s nichts zu meckern. Tadellos hochglanzpoliert, keine Schlieren oder Unebenheiten.

Spielbarkeit / Werkseinstellung / Praktikabilität:

Die Gitarre ist ab Werk mit 09-er Saiten bestückt. Die Saitenlage war angenehm eingestellt und die Oktavreinheit ebenfalls gut eingestellt. Der Hals hat mittlere Abmessungen und dürfte für die meisten gut in der Hand liegen. Die Bünde könnten für meinen Geschmack eine Spur höher sein. Bei Bendings kratzt man schon ein wenig am Griffbrett, was aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auch kein Problem mehr darstellte.
Gesamt gesehen fühlte ich mich generell mit der Spielbarkeit auf Anhieb wohl. Die Gitarre schmiegt sich aufgrund des Rippenspoilers und der abgeschrägten Armauflage sehr gut an den Körper.

Was beim trockenen Anspielen sofort auffällt, ist ein leichtes Schnarren der Saiten am Steg und ein leichtes Rappeln des Stegs selbst. Die Konstruktion und der flache Winkel mit dem die Saiten über diesen geführt werden wurde und wird ja von einigen kritisiert...auch von mir, zumal ich der Typ Gitarrist bin, der auch gerne mal fester in die Drähte langt.
Negativ anzumerken ist ausserdem, dass sich bei meinem Modell die Madenschrauben der Saitenreiter von selbst herausgedreht haben.
Bei der Classic Player Serie hat sich Fender die Mühe gemacht, eine Art Tune-O-Matic Steg zu verwenden, welcher die gerade genannten Probleme weitgehend lösen würde. Warum man dies bei der Blacktop-Serie nicht beibehalten hat, ist mir ein Rätsel.

Einen letzten Kritikpunkt hinsichtlich der Konstruktion habe ich noch. Der Vibratohebel wird nur eingesteckt und hält so gut wie gar nicht. Der Hebel hat sich bei der Probe mehrmals gelockert und ist einfach rausgefallen. Hier wäre eventuell ein geschraubter Hebel besser.

Das Vibratosystem erlaubt sowohl Ab- als auch Downbendings. Die Stimmstabilität ist bei moderatem Vibrato-Einsatz (um den Ton herumeiern) erfreulicherweise sehr gut. Dive-Bombs oder ähnlich Attacken verkraftet es nicht (hat aber auch keiner erwartet, oder?).

Sound (natürlich rein objektiv):

Der Hals Singlecoil ist in meinen Ohren relativ outputschwach und hat clean einen sehr schönen, offenen und durchaus glockigen Klang...gefällt mir sehr gut, sowohl bei Akkordzerlegungen als auch beim Strumming. Im Zerrbetrieb bleibt dieses Klangbild erhalten, keine Spur von Matsch oder Undifferenziertheit.

Der HB am Steg ist ein ganz anderes Kaliber. Er ist merkbar lauter als Halstonabnehmer und mittiger ausgerichtet. Clean betrieben ist er nicht so ganz mein Fall, da mir die feine Zeichnung ein wenig fehlt. Bei zerrenden Sounds spielt er aber seine Stärken aus. Laut, druckvoll und durchsetzungsfähig, egal ob Solo oder Powerchords.

Die Kombination beider Pickups ist sehr stark vom HB dominiert und klingt daher ebenfalls sehr mittig. Ich persönlich habe keine wirkliche Verwendung dafür.

Generell hat die Gitarre relativ wenig Nebengeräusche (abgesehen vom typischen SC-Brummen). Wir proben teilweise recht laut und unangenehmes Pfeifen oder Ähnliches war nicht zu vermelden. Gut so!

Resumee:

Ich mag diese Gitarre (und dabei bin / war ich eher der Gibson-Typ). Sie spielt sich super, hat einen sehr guten Klang und eine sehr interessante Pickup-Kombination. Leider hat sie aber ein paar durchaus vermeidbare Schwächen (siehe oben), welche sie für mich nur eingeschränkt praktikabel machen.
Dieser Schwächen war ich mir aber bereits vor dem Kauf bewusst und ich habe damit gerechnet, diese Blacktop Jazzmaster nach meinen Vorstellungen zu modifizieren.

Hier mal ein +/- Liste der „Werks“-Gitarre
+ Optik und Style
+ Verarbeitung
+ Spielbarkeit und Handling
+ Sound

- Stegkonstruktion
- flacher Saitenwinkel über den Steg
- Vibratohebel fällt beim Spielen heraus

Modifikationen:

Ich möchte nun noch kurz erklären, was ich an der Gitarre geändert habe.

Erstmal wurde der Halswinkel mit einem dünnen Holzfurnier in der Halstasche erhöht. Ich hatte mir erhofft, dass dadurch der Druck auf den Steg soweit erhöht wird, dass dieser selbst aufhört, zu rappeln. Leider war dem nicht so.

Im zweiten Schritt habe ich daher die Stegeinheit gegen eine Tune-O-Matic ähnliche Brücke getauscht, allerdings mit Rollen dran (hatte ich zu Hause herumliegen und ich weiss leider nicht mehr, welches Fabrikat das war...ev. eine von Schaller).
Hierzu wurden die Einschlaghülsen der originalen Brücke entfernt und die Löcher auf 11mm aufgebohrt. Dann habe ich die neuen Hülsen eingeschlagen und die Brücke montiert.
Hier ein Bild mit der originalen Brücke:
JM_original_bridge_2.jpg

Und nach dem Umbau:
JM_TOM_2.jpg

Der gesamte Zeitaufwand für diese Umbauten war etwa eine Stunde und nun hat man wirklich eine Gitarre mit der man prima rocken kann...auch in die härtere Richtung! Ich verstehe wirklich nicht, warum dies von Fender nicht ab Werk so gemacht wurde...aber ich muss ja nicht alles verstehen.

So, das war’s!

Falls jemand Fragen hat, werde ich mich bemühen diese so gut es geht zu beantworten.

Und zum Schluss noch ein Bild, weil's mir so gut gefällt:
Anhang anzeigen 193704

Cheers,
Boogie
 
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Schönes Review, danke dafür :) Ja, die Brücke ist weder Fisch noch Fleisch ... war der Wechsel der EInschlaghülsen notwendig, oder dachtest Du eher: Wenn schon, denn schon?

Die offensichtlich unausgewogene Pickup-Abstimmung scheint mir ein zusätzlicher Nachteil zu sein. Eine der Stärken der JM ist ja gerade die Zwischenposition, wenn man dann davon so gar nix hat, ist das ja schade. Hast Du mal versucht, das über die Pickup-Höhe zu regulieren?

Und noch eine Frage: Seit wann gehen mit einem JM-Trem up-bendings? Da scheint es sich doch noch stärker vom traditionellen Entwurf zu unterscheiden als nur durch die fehlende Arretierung (die eigentlich auch kein Schwein braucht-stillegen kann man das Trem damit sowieso nicht) :gruebel:
 
Hi kyp!

Ja, die Einschlaghülsen haben nicht gepasst, deshalb mussten auch die getauscht werden. Bei der Blacktop JM ist der gesamte Steg nur in die Hülsen hineingesteckt. Beim jetzt montierten Rollensteg haben die Einschlaghülsen innen ein Gewinde.

Leider kenne ich jetzt das Vibratosystem einer "normalen" Jazzmaster nicht im Detail. Bei der Blacktop ist jedenfalls up and down möglich (moderat). Von der Reaktion her finde ich es irgendwie mit einem Bigsby vergleichbar.

Was die Pickups betrifft:
Diese JM scheint schon aufgrund der einfacheren Schaltung und des mittigen HB am Steg eher für die etwas härtere Rockgemeinde gemacht zu sein, die einfach auf diesen Look stehen. Ich empfinde dies durchaus als Vorteil, da ich quasi von fetter Zerre auf gehobenen Cruch mit einem Fingerschnippen umstellen kann. Macht für mich daher Sinn und eine Justierung der PU-Höhe überflüssig.

Generell kommt es mir so vor als ob diese JM jene Spieler ansprechen soll, die es gerne krachen lassen...nur leider hat Fender das nicht konsequent genug gemacht (siehe Steg). Für mich passt die Gitarre jetzt wirklich gut, nur bezweifle ich, dass die meisten Gitarristen selbst Hand an Modifikationen legen würden (jene hier im Board ausgenommen :))

Cheers,
Boogie

Aja, und danke für die Kekse!
 
Echt ein hübsches Teil, da bekomm ich GAS...
 
:)
GAS ist bei mir sowieso chronisch! Das Problem dabei ist "nur" das GAS meist stärker ausgeprägt ist, als es das Budget und der freie Platz in der Wohnung vertragen...
 

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