Auch von mir ein wenig Unterstützung bezüglich der "in 4 Wochen hat man das locker drauf"-Sachen. Ich hab sowas in der Richtung eigentlich hier das erste Mal (und auch mit etwas Erstaunen) gelesen. In einem aus meiner Sicht sehr guten Buch zum Thema wird je nach Einsatz, Alter und Talent von 6 Monaten bis 4 Jahren (dann allerdings für alle drei dort besprochenen Aspekte: Noten, Rhythmus, Fingersatz) gesprochen, was ich persönlich für realistischer halte.
Aber auch in dem Buch geht es (unter anderem) genau darum:
Ich übe nicht konsequent genug, dass ist sicher einer der Hauptgründe.
Das seh ich aktuell bei mir auch so und da kann halt man keine Wunder erwarten.
Ein paar Punkte möchte ich vielleicht noch ergänzen:
1. Die Fähigkeit, die Noten prinzipiell zu lesen zu können, ist wohl eher nicht das Problem. Sondern - wie Andreas schrieb - die Fertikgkeit, das auch schnell und sicher zu können. Schnell die passende Taste auf der Klaviatur zuzuordnen kommt dann noch dazu.
2. Dass man als Erwachsener wegen bekannter Dinge schneller lernt, geh ich hier nur bedingt mit. Erstens lernt man schneller, wenn man mit bekannten Dingen verknüpfen kann. Noten von Null sind halt etwas Neues (Bassschlüssel offenbar auch, wie ich bei Bekannten/Verwandten feststellte, die Instrumente spielen, die nur auf dem Violinschlüssel unterwegs sind). Zweitens schlägt (zumindest bei mir als Informatiker) das "ich weiß, wo es steht"-Syndrom zu: Oftmals im Leben genügt es, Dinge und Zusammenhänge prinzipiell zu kennen und zu wissen, wo man sich schnell exakte Informationen holt. Zu wissen, wie man Noten liest, reicht eben nicht. Man muss das schnell und flüssig können. Und da kommt Nummer 3:
3. "Ich habs begriffen, da kann die Umsetzung doch nicht so schwer sein." Ein, zweimal Üben reicht halt nicht. Stumpfes repetetives Einbimsen fällt Erwachsenen mit zunehmendem Alter (vielleicht wegen 2.?) schwerer, aus meiner Sicht zumindest.
4. Geduld. Die spricht man im Allgemeinen ja eher Kindern ab, aber ich glaube, man erwartet einfach zu schnelle Fortschritte von sich selbst, zumal man
5. als Erwachsener auch allen möglichen anderen Kram um die Ohren hat. Ich erfreue mich daran, das Klavierspielen endlich angegangen zu haben, werde aber sicher nicht alles Mögliche andere aufgeben um täglich 3 Stunden zu üben. Dafür erwarte ich auch nicht in 3 Jahren ein Konzertpianist zu werden.
6. An alle, die das im Kindesalter eingetrichtert bekommen haben: Ihr wisst gar nicht, wie gut ihr es habt.
Mir wäre das Ganze als Kind sicher deutlich leichter gefallen als jetzt.
Der ganze Sermon ist natürlich nur meine Sicht und soll im Wesentlichen als kleine Ermutigung dienen: Es kann durchaus etwas länger dauern, aber bleibt dran. Wir lernen das schon.
Ich hab ab in ca. 1-2 Monaten endlich etwas mehr Zeit und möchte dann (u.A. mit dem o.g. Buch) systematischer und vor allem regelmäßiger (das scheint aus meiner Sicht der Schlüssel zu sein) ans Thema Notenlesen rangehen. Mal schauen, was sich da tut.
Ein schönes Zitat dazu, dass ich mal in einem englichen Forum gelesen habe: "Disziplin schlägt Motivation". Viel Erfolg, liebe Leidensgenossen.
Ciao
Jan