1) Und wie unterscheide ich zwischen Muskelkraft und verspannter Muskelkraft?
2) Wie ist ein Mishu Stuhl zu bewerten, der alles tut um dem Grundsatz
3) kann ich überhaupt auf nem Stuhl sitzen, ohne für eine aufrechte Haltung unnötige Muskulatur zu beanspruchen
entgegen zu wirken?
4) Tückischerweise stellt sich eine Überlastung (durch unbemerkt gebliebene Verspannung?) erst heraus wenn sie sich als nur durch langfristige körperliche und geistige Abstinenz kurierbarer Dauerzustand manifestiert hat.
Was wieder zur ersten Frage führt.
Hab’s Nummeriert:
Das sind die richtigen Fragen!
1)..
Muskelkraft ist zunächst einmal nur Muskelkraft.
Eine „Verspannung“ kann muskulär und/ oder faszial sein.
Der Begriff „Verspannung“ ist generell zu schwammig und wird von Seiten der Medizin gerne genutzt, nicht aber von Bewegungsmenschen. Ich hab’s übernommen hier, um Begriffserklärungen in der ersten Antwort zu sparen
Dementsprechend versuche ich obige Frage zu beantworten
„Verspannung“ entspricht einer die Bewegung störenden Energie, Bewegung selbst entspricht einem ständigen Wechselspiel zwischen Spannung- Entspannung, alles was zusätzlich an Energie dazukommt, stört den Bewegungsfluss.
Super vereinfachtes Beispiel am Körper: „den Arm beugen“
-> Der Beugemuskel verkürzt sich und gleichzeitig MUSS der Streckmuskel lang werden. Jedes bisschen Anspannung beim Streckmuskel bremst die Bewegung und erfordert zusätzlich mehr Kraftaufwand des Beugers. Oder: KFZ-> Gas Geben mit oder ohne Handbremse
In der Realität ist es nicht so einfach, da viele mögliche Spannungen im Körper sich gegenseitig stören oder eben fördern. Viele davon liegen nicht in Muskelaktivität sondern an funktional eingeschränkten Faszien (u.a. muskelumschließenfes, formgebendes Bindegewebe)
Die Fähigkeit, gerichtete Bewegung ÜBERHAUPT durchführen zu können, entspricht dem Grad der Fähigkeit, jedwede störenden Impulse zu hemmen und ausschließlich fördernde Impulse zu nutzen.
Deutlich wird das immer dann wenn durch Krankheit eben diese Fähigkeit der HEMMUNG eingeschränkt ist (Paradebeispiel „Spastik, Parkinson,...“ -> je stärker eine Bewegung beabsichtigt ist, desto stärker spannt alles mögliche an, was gar nix mit der Bewegung zu tun hat = Lähmung
FunFact: Als Säuglinge können wir zuerst nur „alles“ bewegen, null Fokus , sondern alle Bewegungen erfolgen erstmal chaotisch ungerichtet außer die eben deshalb vorhandenen und später verschwindenden Reflexe sowie die Augen.
2)..
Stuhl
Es gibt mehrere solche Stühle nach dem Prinzip „Aktives Sitzen“
Klare Meinung meinerseits (und die Entwickler wissen das in der Regel auch):
Je mehr „technische Unterstützung“ ich zum schlichten Bewegen benötige, desto degenerierter bin und (das ist entscheidend!) BLEIBE ich.
Paradebeispiel sind Schuhe die das „Abrollen“ unterstützen. Warum nicht gleich Rollstuhl fahren, das rollt noch besser
Also: Sitzen ist ebenso wie stehen immer AKTIV, es sei denn man schläft irgendwie
Aktiv bedeutet: es findet immer Bewegung statt um den Körper im labilen Gleichgewicht aufrecht zu halten.
Der Stuhl würde mich dazu regelrecht zwingen, ebenso könnte ich auch andererseits ständig auf Mauern balancieren. Denn das Stehen ist ja auch problematisch.
Zu Ende gedacht wäre ich auf technisches Gerät angewiesen für völlig natürliche Alltagssituationen und das kann’s nicht sein.
Das einzige, was es zur Aufrichtung braucht, ist eine kleine ebene Fläche, die ungepolstert ist. Auf gar keinen Fall etwas „bequemes“
Davon abgesehen...
Enge, fersenerhöhte, steifbesohlte Schuhen tragen und dann auf nem High Tech Stuhl sitzen ...
statt barfuß auf dem Baumstumpf
Ergo: Bewegen „lernen“ (incl, gehen, stehen, sitzen) statt aufwändige Geräte, die nur kompensieren.
3)..ja!
Es braucht sogar zum aufrechten Sitzen extrem wenig Kraft.
Man kann einen völlig erschlafften Menschen mit zwei Fingern an den richtigen Körperstellen (Kreuzbein und Brustbein) mit erschreckend geringem Druck aufrecht sitzen lassen. Einzig der Kopf benötigt noch eine kleine Bewegung damit er von unten balanciert wird wie eine Kugel auf nem Stab. Der Rest ist natürliche Stabilität OHNE Muskelkraft.
Problem dabei: Unsere Körperstruktur ist in den meisten Fällen verzogen (in diesem Falle dann faszial) und übt einen nicht angeboren sondern erworbenen einseitigen Zug in Richtung „Krümmung“ aus, gegen den bei ungünstiger Sitzposition angekämpft wird.
Es wird also gegen eine latente „Verspannung“ mit einer weiteren „Verspannung“ angekämpft.
Was natürlich den Eindruck erweckt, aufrecht Sitzen wäre per se mit viel Muskelkraft verbunden.
Die Ursachen dafür sprengen aber den ohnehin weiten Diskussionsrahmen
4)..
Ja so ist das. Man kümmert sich verständlicherweise, wenn’s nicht gerade ein geliebtes Hobby ist, selten um seine allgemeine Bewegungsqualität, bevor sich ernste Probleme/ Schmerzen einstellen.
Von daher ist schon die schiere Hinterfragung von eigenen Gewohnheiten noch vor echten Problemen eine günstige Fügung