...wie funktioniert dieser PETE? und gibt es noch andere ähnliche modelle, die von allen möglichen profis empfohlen werden?
Hallo Dani,
willkommen im Forum.
Ich bin zwar nur bekennender HobbyHuper, aber mit ein paar Worten zum P.E.T.E und anderen Geräten kann ich gerne aushelfen.
Egal ob Profi oder Amateur, ich kenne aus 20 Jahren Praxis nur ein Prinzip: jeder Trompeter fummelt sich sein System mit den Jahren und wachsender Erfahrung selbst zurecht. Das geht mit der Anleitung von guten Lehrern natürlich viel leichter, denn es gibt dabei einige Fehlerquellen und auch echte Sackgassen.
Was Du bei "Profis" noch bedenken solltest: die allermeisten von ihnen bringen die notwendigen Voraussetzungen einfach von Natur aus mit. Daher sind viele "Erklärungen" von großartigen Trompetern über ihre Technik nur mit Vorsicht zu genießen. Das gilt besonders für frühere Generationen (z.B. Maynard Ferguson)
Ein ehemaliger Lead-Trompeter eines jahrzehntelang sehr bekannten "Tanzorchesters" beschrieb einmal, dass er über sich selbst als Jugendlicher erstaunt war, wie leicht und ermüdungsfrei er bald sehr hoch spielen konnte. Auch mit nun über 60 spielt er wohlklingend, locker, gut intoniert und vollkommen natürlich weit in die dreigestrichene Oktav.
Du beziehst dich wahrscheinlich auf das hier:
...Wenn dir diese Art des gymnastischen Technik-Übens Spaß macht, kannst du dich auch zusätzlich mit Trainingsmethoden und -hilfen wie "
Teelöffel o. Bleistift halten" einem
Lippenexpander (habe ich, Grundausstattung genügt) oder dem auch in Deutschland erhältlichen
Warburton P.E.T.E. beschäftigen.
Terry Warburton stelllt sein P.E.T.E. selbst vor, sinngemäß wiedergegeben Anmerkungen in Klammern:
P.E.T.E. ist ein erstaunliches Übungswerkzeug, einfach und effektiv. Es ist seit einem Jahr auf dem Markt, wird weltweit von Schülern und Profis benutzt (Jon Faddis, Roger Ingram, Wayne Bergeron...) und soll viel Übungszeit sparen.
Was passiert bei Ansatzermüdung? Die Stütze ist da, aber der Ansatz kann dem Luftdruck keine stabile Lippenöffnung mehr entgegenhalten.
Die klassischen Übungen für dieses Problem sind Bindeübungen (Lip Slurs, wie in Colin, Irons usw.) und das Aushalten langer Töne.
Kenny Titmus kam dann auf die Idee mit dem P.E.T.E., die in der Folge gemeinsam weiter ausgearbeitet und verfeinert wurde.
Wie der
VideoClip zeigt (ab 03:00 Min.) geht es hier um die Stärkung der Ansatzmuskulatur rund um den Mundbereich. Dazu klemmt man sich das P.E.T.E. zwischen die Lippen und hält es. Als Steigerung kann man daran ziehen und es zugleich mit den Lippen zurückhalten. So eine Übungsenheit dauert 20-30 Sekunden (und wird wohl zunehmend öfter wiederholt). Die Muskulatur wird durch das Üben stärker, nicht etwa dicker. Das (tonbildende) Lippenzentrum soll davon nicht betroffen sein (was ich mir kaum vorstellen kann, da es Teil der Muskulatur ist).
Eine ganz ähnliche Alternative ist der Lippenexpander, zu dem es eine
deutsche Beschreibung gibt, die eigentlich alles Wissenswerte vermittelt.
Schließlich gibt es noch das alte und kostenfreie Hausmittel der Trompeter, einen Bleistift oder Teelöffel allein mit den Lippen möglichst lange gerade zu halten, was man
hier sehen kann.
All diese Methoden sind als Ergänzung zum Üben gedacht, um den Kraftaufbau der Lippen voranzutreiben. Da die Lippen eine sehr empfindliche Region sind, schaden Übertreibungen nur, anstatt zu nutzen. Das kann den Ansatz verschlechtern oder sogar schädigen. Daher trainiert man so etwas am besten mit deutlichem Abstand zur Übungszeit am Musikinstrument, z.B.: abends vor dem Fernseher, beim Lesen, im Bett...
Über Nacht kann sich die Muskulatur dann wieder erholen.
Man sollte die Übertragung auf den musikalischen Zweck nicht außer Acht lassen.
Vorstellbar wäre z.B. abwechselnd an einem Abend Muskelaufbau mit Bleistift, Lippenexpander, P.E.T.E. o.ä., am nächsten Abend Dreiklangsarpeggios und Glissandi über den gesamten intonierbaren Bereich auf dem Mundstück allein (ohne Trompete o.ä.).
Die Kraft allein nutzt schließlich überhaupt nichts, wenn nicht zugleich der spieltaugliche Ansatz mitentwickelt wird.
Meine persönlichen Erfahrungen stützen sich auf Bleistift halten, was ich nicht sooo effektiv fand und den Lippenexpander, der mir auf jeden Fall hilft und gerade nach den ersten Wochen einen wahren Schub vermittelt hat.
Auf solche Geräte gekommen bin ich durch einen früheren Lehrer (Bleistift halten) und die hier schon öfter erwähnte DVD von Malte Burba, Brass Master Class. Sie enthält überwiegend Übungen ohne Instrument. Es sollte erwähnt werden, dass Malte Burba und auch seine Methode unter Trompetenlehrern überwiegend abgelehnt werden. Ich habe selbst einen in dieser Hinsicht sehr kritischen Lehrer und weiß daher, dass seine Kritik zum Einen darauf beruht, dass ihn Burba als Trompeter überhaupt nicht begeistern kann. Zum anderen beruht die Einstellung auf der mangelnden Auseinandersetzung mit der Methodik (bzw. der Bereitschaft dazu). Die klar auf Burbas Methoden beruhenden Verbesserungen meiner Technik nimmt auch mein Lehrer wohlwollend zur Kenntnis.
Wobei ich mich nie mit dem "Farkas"-artigen nach unten spannen des Kinns anfreunden konnte, das Burba predigt. Ich übe das ohne Instrument für die Kraftentwicklung, bevorzuge aber den "amerikanischen" High Note Ansatz, wenn es in die dritte Oktav gehen soll. Bei Üben werden dazu die Lippen bei möglichst geringem Andruck des Mundstücks ein wenig vor den Zähnen "eingerollt", wodurch sie schmal werden und die kleine Öffnung (unbewusst) gut kontrollierbar bleibt. Das Kinn macht bei mir nichts bewusstes, spannt aber keinesfalls nach unten.
Ohne Mundstück und andere Gerätschaften kann man dieses Einrollen auch üben und dabei Luft herauspressen.
Das hört sich an wie ein schwirrender Mosquito oder ein Luftballon, aus dem man die Luft lässt, während man die Öffnung stramm zieht. Die wenige, dafür benötigte Luft kommt zunächst nur aus dem Mundraum, die Stütze ist nicht beteiligt.
In der nächsten Phase kann man sogar zugleich einatmen und später durch Zirkularatmung den Ton gestützt/ungestützt erzeugen. Letzteres finde ich sehr anstrengend.
Spätestens, wenn auch das gestützte, sehr hohe "Quitschen" gelingt, kann man diese Übung auf das Instrument übertragen. Aus der Höhe sollte man in den kontrollierten mittleren und tiefen Bereich binden. Mit Einseitigkeit würde man sich auf Dauer den Ton verschlechtern. Wenn auch das klappt, versucht man genauso hochzupielen. Ich übe das z.B. so: f'-c'-a-f(Pedalton)-a-c'-f'-a'-c''(evtl. Luft holen) c''-f''-a''-c'''-f'''-c'''-a'''-f'-a'-f', den letzten Ton aushalten.