Ansatz, Unterkiefer

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Ich hatte in meiner Jugend einige Jahre Querflötenunterricht, danach aber über 30 Jahre die Flöte nur selten in die Hand genommen. Vor zwei Jahren habe ich nochmal ein paar Monate gespielt. Heute habe ich nach langer Zeit wieder etwas gespielt und dabei meine Einschätzung von vor zwei Jahren wieder bestätigt gefunden: Mit den Fingern komme ich überraschend gut zurecht, bis auf die obersten drei Töne, wo ich die Fingersätze vergessen habe. Schwierig ist es dagegen mit dem Ansatz, was natürlich keine Überraschung ist.

Ab der Mitte der zweiten Oktave ziehe ich den Unterkiefer mit immer mehr Kraft zurück und werde dabei immer verspannter. Nur auf diese Weise komme ich weit genug über das Anblasloch, um die hohen Töne zu erzeugen. Das ist aber natürlich ermüdend und wird mit der Zeit schwieriger. Vor zwei Jahren hatte ich das schon genauso erlebt, ob es auch in meiner Jugend so war, daran erinnere ich mich nicht mehr.

Es wäre natürlich am einfachsten, dieses Problem mit einer Lehrerin oder Lehrer zu klären und vielleicht nehme ich auch tatsächlich noch mal ein paar Stunden, wenn mich die Sache zu sehr nervt. Von Euch hier würde mich interessieren, ob ihr etwas dazu sagen könnt, wieviel Bewegung im Unterkiefer normal und nötig ist. Ich würde gerne eine Vorstellung bekommen, ob ich etwas grundsätzlich falsch mache, oder ob es zwar grundsätzlich richtig ist, ich dabei aber noch lockerer werden muss.
 
Der Unterkiefer "hängt" sozusagen recht lose in den Kiefergelenken und diese gestatten dem Unterkiefer eine große Beweglichkeit, nicht nur auf und ab, sondern sowohl seitlich als auch nach vorne und hinten. Besser gesagt sollte eine große Beweglichkeit gestatten, die für Bläser aller Art auch sehr wichtig ist um den Ansatz flexibel anpassen und formen zu können.
@murmichel, natürlich kann ich nichts zu deiner individuellen Anatomie, Physiologie und Situation sagen, da ich dich nicht kenne und nie gesehen habe, daher hier nur ein paar allgemeine Hinweise.

Der Unterkiefer ist sehr komplex in das ganze muskuläre Geschehen von Hals, Nacken und Gesicht eingebunden, und im weitesten Sinne überhaupt in die gesamte Haltung, da die Kopfposition ihrerseits von der Disposition bzw. Haltung im Allgemeinen abhängt. Ein "losgelassener" Mensch wird die Tendenz haben, den Kopf hängen zu lassen, aber da niemand dauernd auf den Boden schaut, wird der Kopf dann mehr oder weniger isoliert von den Nackenmuskeln hoch gehoben, wodurch diese dann über die Zeit mehr und mehr verspannen. Das beeinträchtigt das komplette Gefüge von Hals und Schultern und strahlt in den Kopf und seine Muskulatur ein.
Ein "verbissener" Mensch, der stets "die Zähne zusammen beißt", wird eine Überspannung im Kaumuskel (Masseter) entwickeln. Usw., usw., hier sollen nur einige exemplarische Beispiele genügen.

Es verwundert nicht, dass der Kiefer in einer derart verspannten Umgebung nicht mehr frei und locker agieren kann, sondern in seiner Beweglichkeit mehr oder weniger eingeschränkt sein wird. Mit der fatalen Tendenz der Verschlimmerung, weil sich Fehlspannungen fast immer manifestieren und verschlimmern über die Zeit, wenn nicht gegen gesteuert wird.
 
@murmichel, ich schrieb ja ausdrücklich "... da ich dich nicht kenne und nie gesehen habe, daher hier nur ein paar allgemeine Hinweise". Was bei dir die Ursachen sind, kann ich natürlich nicht wirklich sagen. Meine Bemerkungen sollen nur als Anhaltspunkt dienen, in welche Richtung eine Suche gehen kann.
Du schriebst: "Ab der Mitte der zweiten Oktave ziehe ich den Unterkiefer mit immer mehr Kraft zurück und werde dabei immer verspannter", wozu zu sagen ist, dass dieses zurück-Ziehen des Unterkiefers im Alltag eine nicht sonderlich übliche Bewegung des Unterkiefers ist, eine Einschränkung in dieser Richtung fällt daher im Alltag nicht groß auf. Bewegt wird der Unterkiefer im Alltag meistens nur beim Kauen, Sprechen (Singen) und nicht zu vergessen Gähnen, was nebenbei gesagt fast immer die größtmögliche Öffnung provoziert.
Wenn bei jemanden das Gähnen "klemmt", ist das ein deutliches Zeichen für eine manifeste Verspannung, wer beim Sprechen sprichwörtlich die Zähne nicht auseinander bekommt, der ist schon extrem fest im Kiefer.

Dabei ist die Bewegung nach hinten von allen Bewegungsrichtungen des Unterkiefers rein anatomisch immer die mit dem geringsten Radius. Das von dir beschriebene Problem könnte daher auch einfach bei dir anatomisch ganz normal sein. Für näheres müsste es jemand, der sich mit der Anatomie des Kiefers gut auskennt mal drauf schauen.
 
Ab der Mitte der zweiten Oktave ziehe ich den Unterkiefer mit immer mehr Kraft zurück und werde dabei immer verspannter. Nur auf diese Weise komme ich weit genug über das Anblasloch, um die hohen Töne zu erzeugen. Das ist aber natürlich ermüdend und wird mit der Zeit schwieriger. Vor zwei Jahren hatte ich das schon genauso erlebt, ob es auch in meiner Jugend so war, daran erinnere ich mich nicht mehr.
Ich würde das Kieferproblem zunächst nicht überbewerten.
Nach so vielen Jahren fängst du praktisch mit dem Körpertraining wieder bei Null an. Da wären ein paar Stunden Flötenunterricht zur Einführung sicher das beste.

Du versuchst nämlich, weil es dir zu einem scharf gebündelten Luftstrom vermutlich noch an der erforderlichen Lippenspannung mangelt, die Lippenöffnung möglichst dicht an das Blasloch zu bekommen. Das ist so aber nicht richtig. Die hohen Töne werden im Gegenteil von einem vorgeschobenen Unterkiefer erzeugt, wobei der Luftstrom dadurch etwas flacher auf die Anblaskante trifft als bei den tieferen Tönen, die steiler mit leicht zurückgezogenem Unterkiefer angeblasen werden. Das sind allerdings nur minimale Unterschiede.

Gleichwohl sollte der Unterkiefer eher in einer festen Position gehalten werden, was natürlich anfangs auch zu Verspannungen führt, ebenso wie die Lippenspannung, die schnell erschöpft ist. Die Mundplatte sollte auch nur leicht gegen den Kiefer gedrückt werden. Es ist daher wichtig, die ersten kurzen Übungen immer wieder mit Lockerungspausen zu unterbrechen. Der Ansatz wird durch das wiederholte Ansetzten geübt. Die Muskulatur braucht viel Zeit, um sich den ungewohnten Anforderungen entsprechend zu entwickeln.
 
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Nach so vielen Jahren fängst du praktisch mit dem Körpertraining wieder bei Null an. Da wären ein paar Stunden Flötenunterricht zur Einführung sicher das beste.
Bei mir in der Nachbarschaft ist im Frühjahr irgendwo eine professionelle Flöte eingezogen, jedenfalls lassen die hörbaren technischen Übungen darauf schließen. Ich hoffe noch, die Person dahinter irgendwann kennenzulernen. (Wenn die anderen Nachbarn sie nicht vorher verjagt haben.)

Du versuchst nämlich, weil es dir zu einem scharf gebündelten Luftstrom vermutlich noch an der erforderlichen Lippenspannung mangelt, die Lippenöffnung möglichst dicht an das Blasloch zu bekommen. Das ist so aber nicht richtig. Die hohen Töne werden im Gegenteil von einem vorgeschobenen Unterkiefer erzeugt, wobei der Luftstrom dadurch etwas flacher auf die Anblaskante trifft als bei den tieferen Tönen, die steiler mit leicht zurückgezogenem Unterkiefer angeblasen werden.
Das erscheint mir eine gute Beschreibung und gibt mir auch einen Ansatzpunkt, wo ich etwas ändern muss. Danke.
 
Ich lese da immer tolle Meinungen und Vorschläge!!!!
Unterkiefer vorschieben... das zurücknehmen... Lippen da spannen....
Ich sage meinen Schülern gerne, sie sollen mal mit den Lippen den ton rumrühren..!!!!
unsauber überblasen, unsaubere Töne spielen, mit Lippenspannung, ohne Lippenspannung ... und dann herausfinden, wenn der saubere Ton kommt...

Jeder hat andere Lippenformen uns muss seinen Ton finden!!!
 
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