Angecheckt: Shure KSM42 Studio Mic – Für Männer, Mädchen und Zauberer

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Dank einer tollen Aktion von Shure hier im Forum, hatte ich die Möglichkeit, das KSM42 ca. 2 Wochen im Studio Betrieb zu testen.

Shure KSM42
ksm42_popp-filter_6_cols.jpg


Nach einigen Formalitäten, wurde das Mikro sehr zügig verschickt. Ziel war es, wie bei meinem anderen Test (Lewitt),
das Mikro in einer realen Studio Umgebung mit echten Künstlern zu testen und ggf. sogar einen fertigen Track damit zu produzieren und vorzustellen.
Die Philosophie unseres kleinen Studios ist ja bei Aufnahmen den Künstlern bei der Auswahl des passenden Mikros eine sehr große Mitsprache
Möglichkeit einzuräumen. Das kostet u.U. etwas mehr Zeit, um das richtige Mikro passend zu dem Künstler/innen und dem Song zu finden –
aber wir finden das Ergebnis in der Regel besser – im Vergleich zu einer festen Vorgabe. Aber das gelang diesmal nicht so gut. Recording reife Projekte,
Künstler und Miko passten dieses Mal nicht optimal zusammen. Das lag aber hauptsächlich daran, dass wir keine entsprechenden fertigen Projekte
hatten und die unfertigen Projekte oder Song Ideen u.a. aus Urheber rechtlichen Gründen nicht präsentiert werden können.
Hätte ich die Stärken des KSM42 vorher gekannt, hätten wir auch vorher eine andere Projektauswahl treffen können, die optimal gepasst hätte.
Insofern kann ich hier diesmal hier keinen Song präsentieren, wo die Vocals mit dem KSM42 aufgenommen wurden.

Technischen Daten:

  • Kapseltyp: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Übertragungsbereich: 60 Hz - 20 kHz
  • Empfindlichkeit/Ausgangsspannung: -37 dBV/Pa dBV/Pa / 14,1 mV/Pa
  • Eigenrauschen 8,5 dB (A)
  • Max. Schalldruck: 139 dB
  • Gewicht: 494 g
frequency-response_ksm42.jpg



Lieferumfang

Das KSM42 wird in einem stabilen Koffer geliefert, der einen sehr guten Eindruck machte.
Ich finde inzwischen im Gegensatz zu meiner früheren Meinung, so einen Aufbewahrungskoffer im Studio Alltag sehr wichtig,
sofern man mehrere Studio Mikrophone zur Auswahl hat. Ebenfalls Spinne und Popschutz sind dabei.

ksm42_all-accessories_10_cols.jpg


Trittschall
Die Aufhängung des Mikros in der Spinne wirkte auf den ersten Blick recht weich bzw. flexibel.
Das stellte sich als sehr gut heraus, da dadurch scheinbar das KSM42 weniger anfällig gegen Trittschall war,
als meine sonst „üblichen“ Studio-Mics, die wesentlich straffer in Gummi- Halterung der Spinne sitzen.
Hinzufügen muss man allerdings, dass wir im ganzen Studio einen Doppelboden (der war schon immer drinnen) haben,
der bei heftigen Fußstampfen dazu neigt auch mal mitzuschwingen.

Popschutz

Wie schon geschrieben, wird der Popschutz mitgeliefert. Dieser wird mittels einem Magnetring in festem Abstand vor dem Mikro „angeklemmt / angebappt“.
Dieses kleine Detail, hat jedoch für heitere Verwirrung bei fast allen Vocalisten geführt. Sind sie es doch sonst gewohnt, am Popschutz herumzubiegen,
um eine subjektiv optimale Einstellung für den Popschutz zu finden. Hier hatten fast alle Vocalisten nach kurzer Zeit bei ihren Einstellungsversuchen,
den Popschutz in der Hand und dachten dann, sie hätten etwas kaputt gemacht.

Formfaktor
Wir konnten lernen, dass die Optik eines Mikrophones doch eine wesentlich größere Rolle spielt, als bisher angenommen.
Die Form des Mics, wurde von den Sänger/innen sehr kontrovers diskutiert, noch bevor auch nur ein Ton eingesungen wurde.
Freuten sich die einen Sänger/innen auf einen Vintage Sound aus den 60/70igern, so sagten andere „schon wieder so
ein „Old fashion“ Kram. Da die Psychologie bei Vocalisten im Studio natürlich immer eine besondere Rolle spielt, ist das ein nicht ganz zu vernachlässigender Faktor.
Obwohl nachher alles anders kam...

Topo :cool:

Fortsetzung folgt in Kürze.....

 
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Fortsetzung:


Für Zauberer
Grundsätzlich versuche ich Vocals erst einmal so trocken und natürlich wie möglich und wenn es geht ohne weitere
EQ-Einstellungen (mit Low Cut) aufzunehmen. D.h. die Vocals an sich, das Mikrophone, der Preamp und ggf. ein Kompressor (z.B. LA 610 Mk2)
stehen im Vordergrund. Erst danach checke ich, ob eine weitere Bearbeitung mittels EQ und anderer Effekte sinnvoll und nötig ist.
Eine von mehreren Möglichkeiten, die Vocals weiter bearbeiten, ist der Einsatz diverser Channel Strips, wo es Presets mit
Grundeinstellungen für Vocals gibt. Z.B. Neve 88 RS, SSL E-Channel Strip , Eventide Ultra Channel (u.v.m.), um nur mal
z.B. meine drei Lieblings Channel Strips zu nennen.
Ich persönlich bin grundsätzlich ein Freund von Presets, da sie einen schnell in die richtige und grobe Richtung bringen können,
bzw. man schnell mal verschiedene grobe Richtungen durch probieren kann, um eine ungefähre Vorstellung davon zu erhalten,
wie sich etwas anhören könnte. Das ist für mich als Studio Produzent ein Teil eines möglichen kreativen Prozesses,
um einfach mal verschiedene andere und „neue“ Dinge auszuprobieren.
Und genau hier setzte die große Überraschung bei dem Shure KSM42 und den Vocal Channel Strips ein. Probierte man die „typischen“ Vocal Presets durch,
veränderten sich die Vocals von allen Sängern/innen sehr stark. Und zwar so stark, dass die Vocals eine ganz neue Charakteristik bekamen,
so dass man öfter kaum glauben konnte, dass sei noch der der/die original Sänger/in.
Bei meinen Neumann, Sennheiser und CAD Mikros ist dieser Effekt bei weitem nicht so ausgeprägt.
Man kann also mit „normalen“ Hilfsmitteln anfangen, wirklich etwas zu „zaubern“ und recht einfach andere (neue) Vocals/Stimmen/ Charakteristika zu kreieren.

Von links bis rechts

Durch Veränderung des Einsing- Winkels nach links und rechts, kann man sehr gute räumliche Effekte erzielen,
die ich so ausgeprägt (positiv) bis her bei noch keinem Vocal Micro wahrgenommen haben.
Für das Erstellen eines Chors aus wenigen Einzelstimmen, könnte ich mir diese Kombination zwischen dem Shure KSM42 und den diversen
Channel Strips sehr gut vorstellen. Glaubt man Gerüchten aus der Profi-Studio- Welt, ist in ähnlicher Weise aktuell (10/2014) der Vocal Track
in einem Song eines weltberühmten nordischen DJ’s mit einem englischen Mega-Rockstar entstanden. Die sonst so sehr bekannte Stimme des
Entertainers, ist auch nicht so ohne weiteres hier widerzuerkennen. Angeblich nur „nackte“ Vocals mit einem besonderen Mikro aufgenommen,
gepaart mit einem Channel Strip Vocal Preset. Ob es wirklich stimmt und um welches Mikro es sich dabei handelte – keine Ahnung.
Da der Effekt aber ähnlich ist, wollte ich es nicht unerwähnt lassen.

Diven
Auf Grund unserer Historie und der Ausrichtung unseres Studios, haben wir durch aus den einen oder anderen Zugang zu Künstlerinnen,
die man in die von der Stimme her, in die Schublade House- und Soul- Diva packen könnte. Und genau hier hatten wir zum Testzeitpunkt
zwei Projekte in der pipeline, die wir gerne mit dem Test Mikro hätten aufnehmen wollen. Beide Künstlerinnen, waren von dem Formfaktor
des Mikros positiv eingenommen und erwarteten eine Art Vintage Sound – irgendwie etwas wie von Diana Ross oder Donna Summer bzw. Motown mäßig.
Das mag auch an dem Formfaktor gelegen haben. Aber wir konnten einfach nicht die optimalen Einstellungen bzw. Kombinationen (Preamp) finden,
die zu den Stimmen und zu den Songs gepasst haben. Bitte nicht falsch verstehen – das Ergebnis mit dem KSM 42 war absolut Ok und in
keiner Weise irgendwie schlecht.

Nichts geht über einen Test in der Recording Umgebung!
Aber gerade hier zeigt es sich noch einmal, wie wichtig es ist, Studio Mikrofone vor dem Kauf in der Aufnahme- und Studio Umgebung
auszuprobieren und zu testen. Dabei ist es wichtig festzustellen, ob das jeweilige Mic auch zur Stimme und ggf. auch zum Musik Genre passt.
Auf diesem Wege noch einmal Danke an Emma und Josh, dass ihr überhaupt nicht „Diven- artig“ wart und geduldig gefühlte „1 Mio. Einstellungen
und Kombinationen“ mit durch probiert habt. Das Ergebnis mag auch daran liegen, dass beide Sängerinnen je eine durchaus erprobte Kombination
aus Mikro und Preamp haben, die sie als IHREN Vocal-Sound bezeichnen.

Mädchen
Mit Josh kamen auch 3 Mädchen (8, 10,11) ins Studio, um einmal zu sehen, was denn die Mama manchmal so macht. Und natürlich durften sich
die Kids auch mal den Kopfhörer aufsetzten und ins Mikro rein sprechen bzw. singen. Abgesehen davon, dass sich das Talent der Mutter auf die
Töchter vererbt hat, waren wir alle spontan super begeistert von der Qualität der Mädchen Vocals. Seiden zarter Sound. Auch zu dritt als kleiner
Mädchen Chor gab es echten Applaus von allen. Der Sound ist sehr fein gezeichnet, was den zarten Stimmen der Kids wirklich entgegen kommt.

Männer 1
Bei vielen Bands/Studios/Musikern usw. gibt es „junge Padawane“ die gerne mal bei Gigs mit Hand anlegen oder sonst irgendwie im Musikgefüge
behilflich sind. So schlug eine zweier Truppe Männer in Begleitung eines Sängers einer Cover Band bei uns im Studio eines Abends auf.
Die jungen Männer waren wohl als Fahrer „abgestellt“, da der Sänger wusste, dass nach der letzten Hof-Party hier, doch einiges an Gerstensaft
übrig geblieben war und sonst hier eigentlich keiner dieses Getränk zu sich nimmt. Die Vorstellung war, ein neues Mikrophon zu testen, mit den
Studioleuten die neusten Geschichten auszutauschen und dabei ein paar Bier zu schlürfen. Aber irgendwie kam es dann doch nicht ganz dazu.

Die Eroberung

Die „jungen Padawane“ verfrachteten den Coverband Sänger auf die „Besetzungscouch“ im Studio und eroberten im Sturm die mobile Gesangskabine.
Das Mikro fanden sie optisch vollkommen uncool. Wenn die Jungs sich verschiedene Mikros zum Testen hätten aussuchen könnten –
das KSM42 wäre aus optischen Gründen nicht auf die Liste gekommen.
Die jungen Männer stellten sich schnell als leidenschaftliche „Deutsch-Rapper“ heraus. Nach dem ich ein paar Hip-Hop Beats gefunden hatte,
fingen die Jungs (ca. 25 Jahre alt) an sehr cool zu rappen. Hier passte das KSM42 nahezu perfekt. Die Stimmen kamen sehr schön rüber.
Durch die leichten Anhebungen in den Tiefen (ab ca. 100 Hz) und in den Höhen gewannen die Rap Stimmen deutlich an Natürlichkeit und Durchsetzungskraft.
Eine Nachbearbeitung der Vocals (abgesehen vom Hallraum) wäre im Mix wenig nötig.
Vom Sound her fanden die Rapper, im Gegensatz zum Design“ das KSM42 „mega fett“.

Männer 2
Im Nebenerwerb ist der Sänger der Coverband auch Sprecher für Werbung und Hörspiele. Der Formfaktor des KSM42 war ihm völlig egal.
Hauptsache es klingt gut. Wie immer – sehr tiefenentspannt der Sänger.
Und um es abzukürzen, für Hörspiele, wo der Sprecher durch Stimmenverstellung in verschiedene Erzählrollen schlüpft, ist das KSM42 ebenfalls
sehr gut geeignet. Das war schon wirklich schon Bundesliga Level. Auf der einen Seite kam das tiefe sonorere der Stimme sehr gut zum Vorschein
ohne dabei die Mitten zu überdecken oder nasal zu klingen. Und auf der anderen Seite war eine gehörige Portion Brillanz in der Stimme, die das
Gesamtergebnis sehr klar hat erklingen lassen. Interessant dabei war, dass man eigentlich keinen De-Esser in der Postproduktion nutzen musste.
Für die klassischen Coverband Männergesangs Titel (Stones, Williams usw.), machte das Mikro einen durchweg guten bis sehr guten Eindruck.
Die Färbung der Stimme in der Kombination mit einem ART DPS Röhren Preamp brachte auch hier sehr schöne Ergebnisse.
Lediglich der Operettengesang des Sängers konnte nicht überzeugen. Das mag aber auch am Bier und am Sänger gelegen haben…;)

Fazit:

  • Für die Hip-Hopper steht das KSM42 inzwischen ganz klar auf ihrer „haben wollen“ Liste. Ich bin der Meinung, dass sich das Mikro für männliche
    Hip-Hop Vocals in der Top 3 Liste befindet. Auch bezogen auf höherpreise Mikros. Rapper sollten das Shure KSM42 unbedingt in die engere Wahl nehmen.

  • Wenn man zaubern muss und z.B. aus wenigen Stimmen einen Chor bauen muss, dann ist das Shure KSM42 inzwischen meine top Wahl.
    Gerade bei kleinen Studios/Bands/Budgets, wo man nicht 10 Chor- und Backround Sänger zur Verfügung hat, ist das Mikro hervorragend
    geeignet den Griff in die Trickkiste zu unterstützen.

  • Ich bin zwar kein Spezialist für Kinder-Vocal -Recordings, aber vom Ergebnis her war ich war ich auf Grund der „seidenen“ Färbung des Shure KSM42
    absolut begeistert. Getreu dem Motto, Low Cut rein, etwas Hall Raum dazu und fertig…..
  • Bei den großen und ausgefeilten weiblichen Solo Stimmen, hat bei uns die Kombination Preamp und Mikro nicht so gut gepasst.
    Das Ergebnis würde ich in Schulnote mit einer 2 minus beurteilen.
    Nach meiner Auffassung, brauchen diese Stimmen + Mic/Pramp Kombi, eine 1 bis 1 plus in der Bewertung.
  • Der Sänger hat das KSM42 für Hörspiele und Werbeansagen auf seinen Vocal Rider gesetzt. Damit ist das Mikro für ihn auch dort gesetzt.
    Für seinen Gesang ist das KSM42 absolut Oberklasse. Damit könnte man wunderbar Demo Tracks für die Coverband aufnehmen.

  • Durch die überraschende und emotionale Formfaktor Diskussion, wäre u.U. ein „neutralerer“ Formfaktor etwas besser gewesen.

  • Alles in allem ein tolles Mikro mit einem sehr guten Preis- Leistungsverhältnis (619,- € Straßen Preis).
    Schaut man in der Klasse 600,- bis 700,- Euro die Mitbewerber- Großmembran Mikros an, so kommt man eigentlich nicht drum herum,
    das Shure KSM42 auf einen der ersten drei Plätze seiner Testliste zu schreiben und natürlich auch auszuprobieren.

Topo :cool:
 
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Glaubt man Gerüchten aus der Profi-Studio- Welt, ist in ähnlicher Weise aktuell (10/2014) der Vocal Track
in einem Song eines weltberühmten nordischen DJ’s mit einem englischen Mega-Rockstar entstanden.

Auf Grund einiger Nachfragen: es geht Gerüchte weise um " Avicii - The Days (feat. Robbie Williams) "


Topo :cool:
 
was meinst du mir klassischem formfaktor?
 
In den 60igern gab u.a. es solche Mikros:


MD421Side.jpg


So etwas in dieser Richtung ist mit klassischem Formfaktor gemeint.


Topo :cool:
 
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Kann mich dem Review anschließen. Hatte die letzten zwei Wochen auch das KSM42 zu Hause zum Testen und war wirklich angetan, was das Mikrofon kann. Für meine Stimme (Baritone) und mein Musikgenre (Rock) fand ich es sehr angenehm und vom Klangcharakter auch nicht spitz oder harsch, sondern sogar eher etwas weicher. Klingt sehr voluminös und in your face. Definitiv eine gute Alternative im Preissegment zwischen 600-800 EUR. :great:
 
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