Anforderungen von Instrumentalunterricht

Gregor Zenns
Gregor Zenns
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Hallo,

ich schreibe zur Zeit meine Bachelorarbeit (Musik, Lehramt). Im Prinzip versuche ich Forschung aus der Psychologie zum Thema individuelle Lernstile auf den Schlagzeugunterricht zu übertragen.
In einem Teil der Arbeit setze ich mich mit dem Begriff "Anforderungen" auseinander. Wer stellt Anforderungen? An wen werden Anforderungen gestellt? Was für Anforderungen?
Deshalb die Frage an euch. Aus der Sicht eines Schülers, welche Anforderungen stellt ihr an euren Lehrer? Und das Gleiche andersherum, welche Anforderungen werden - aus Sicht des Lehrers - an den Schüler gestellt?

Bin gespannt, was ihr zu sagen habt!

Grüße,

Gregor
 
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Hoi
Spannende Arbeit, da brainstorme ich doch mal aus der Sicht des Gitarrenlehrers.
Mein Background: Ich arbeite teilberuflich seit 4 Jahren als Musiklehrer (Gitarre, Schülerband-Coaching) mit einem Pensum von ca. 20% in einer kantonalen Musikschule in der Schweiz. Meine Schüler sind vorwiegend schulpflichtige Kinder im Alter von 8-15 Jahren.

Da wir keine Musikhochschule sind und auch keine Lehrgänge mit anerkannten Diplomen anbieten, gibt es aus musikalischer Sicht keine Voraussetzungen an die Schüler. Persönliche Anforderungen gibt es natürlich durchaus. Mein Unterricht ist sehr individuell ausgerichtet, es gibt keinen vorgegebenen Lehrplan wie zum Beispiel "Notenkenntnis der Stammtöne nach x Monaten...."

Das heisst jedoch, dass ich von meinen Schülern erwarte, dass sie zumindest die von mir erteilten wöchentlichen Hausaufgaben und Uebungen ausführen. Meine Anforderung an die Schüler bezieht sich also auf die Disziplin, resp. die Eigenverantwortung. Da dies vor allem bei Kindern unter 12 Jahren nicht immer ganz einfach ist, erwarte ich auch ein gewisses Commitment seitens der Eltern.
 
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Hm, also, wenn ich momentan für mich einen Musiklehrer suchen würde, würde ich einen suchen, der:
- individuelle Termine möglich machen kann
- mir mein Instrument hauptsächlich anhand von Musik vermittelt, die ich mag
- mich nicht nötigen will, bei irgendwelchen Musikschulvorspielveranstaltungen mitzumachen
- mir das Gefühl gibt, ein Lernpartner zu sein
- meine bisherigen musikalischen Erfahrungen auch als solche wertschätzt und zu verarbeiten weiß oder es zumindest versucht
und wenn ich länger drüber nachdenke, fällt mit sicher auch noch was ein.

Wenn ich für meine Tochter einen Musiklehrer suchen würde (und das kommt wohl bald auf mich zu), wäre mir wichtig, dass er
- in der Lage ist, den Spaß an der Musik zu erhalten und anzufeuern
- Ideen und Lieblingslieder meines Kindes im Musikunterricht verwendet
- das zusammenspielen mit anderen Musikschülern möglich macht
- sie nicht nötigt, an irgendwelchen Musikschulvorspielveranstaltungen teilzunehmen
- die Musik als Ganzes sieht und nicht nur die Fertigkeiten auf einem Instrument drillen will
- auch die Stilistische Vielfalt seines Instruments kennt und vermittelt (ich wusste nach vier Jahren Akkordeonunterricht, dass man mit einem Akkordeon Landler spielen kann, mehr nicht, dabei ist ja "sogar ein Akkordeon" vielseitig, weiß ich heute. Und ich auch mit dem Landler meinen Frieden geschlossen)
Und auch hier fällt mit bestimmt noch was ein...
 
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Ich Zeiten von Online-Lehrerkoriphähen und massig Youtube-Workshops und Mitschnitten, Guitar Pro und Earmaster und ist die Frage - was kann ein Lehrer was der Computer nicht kann?

Die banale Antwort - der Computer kann kein Vorbild sein. Ein Schüler sollte in seinem Lehrer ein Vorbild sehen - ab einem gewissen Alter versteht sich.
Ein Lehrer muss neben einer guten, anpassungsfähigen Didaktik auch eine Philosophie verkörpern, die er dem Schüler mindestens unbewusst übermittelt.

Perfekter Unterricht ist nicht immer total schülerorientiert. Ein Arschtritt kann Wunder bewirken... manch ein lehrer tut gut daran besser als der Schüler zu wissen, was gut ist. Und gut muss auch nicht immer zielfördernd sein.

Das ist was mir so spontan einfällt.

ps: Bachelorarbeit bei einem Lehramtler? Meinst Du Staatsexamensarbeit?
 
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Ich komme mit Deinem Thema nicht richtig klar. Du studierst Lehramt, wie passt das zum Schlagzeugunterricht, den ich eher als individuellen Musikunterricht verstehe. Oder soll es um Schlagzeugunterricht im Klassenverband an einer allgemeinbildenden Schule gehen?

Die Anforderungen bei Instrumentalschülern sind meiner Meinung nach komplett andere als an Schuluntericht. Für beide Seiten.
 
Ich kann mit dem Wort "Anforderungen" im Zusammenhang mit meiner Unterrichtstätigkeit sehr wenig anfangen. D.h.: Ich stelle eigentlich gar keine Anforderungen an meine Schüler. Jeder Schüler ist völlig anders, jedem muß ich anders begegnen. Wenn ich "Anforderungen" formulieren sollte, müßten die ja für alle gleichermaßen gelten, und das klappt bei mir gar nicht.

Etwas völlig anderes ist es, wenn ich versuche, Anforderungen, die ich an mich selbst stelle, zu formulieren. Ich fordere z.B. von mir, daß ich erkenne, welcher Schüler welche - wie auch immer geartete - (musik-)pädagogische Maßnahme wann braucht. Ich fordere also von mir, daß mich die Inspiration im Umgang mit meinen Schülern nicht verläßt.

Ebenso kann es sein, daß ein Schüler an sich selbst Anforderungen stellt, z.B. eine Prüfung zu bestehen oder ein bestimmtes Stück zu lernen.

Aber wenn ein Schüler an mich "Anforderungen" stellt, ist er bei mir vermutlich fehl am Platz.

Etwas anderes ist "Vertrauen". Ich erwarte, daß ein Schüler mir darin vertraut, daß ich das Richtige für ihn tue. Aber ich setze das nicht voraus. Das kann, soll, muß und wird sich normalerweise im Laufe des Unterrichts entwickeln. Sollte sich das nicht entwickeln, liegt die Sache schief und sollte beendet werden. Das ist aber fast nie der Fall.

Musikunterricht beschränkt sich für mich nicht auf das Vermitteln musikalischer Fähigkeiten (Können Sie mir in 3 Wochen beibringen, wie man Boogie Woogie spielt?). Für mich ist das Persönlichkeitsbildung, Charakterbildung, Menschenbildung. Also: Kunst im besten Sinne des Wortes! In diesem Sinne trage ich Verantwortung. Dieser gerecht zu werden ist eine Anforderung, die ich an mich selbst stelle. Ich glaube auch, daß ich damit in einer sehr alten europäischen(?) Kunsttradition stehe, (was das Tragen der Verantwortung nicht gerade leichter macht).

Viele Grüße,
McCoy
 
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Vielen Dank soweit für die Antworten. Einiges ist dabei, was bestimmt seinen Weg in die Arbeit finden wird.

Ich Zeiten von Online-Lehrerkoriphähen und massig Youtube-Workshops und Mitschnitten, Guitar Pro und Earmaster und ist die Frage - was kann ein Lehrer was der Computer nicht kann?

Die banale Antwort - der Computer kann kein Vorbild sein. Ein Schüler sollte in seinem Lehrer ein Vorbild sehen - ab einem gewissen Alter versteht sich.
Ein Lehrer muss neben einer guten, anpassungsfähigen Didaktik auch eine Philosophie verkörpern, die er dem Schüler mindestens unbewusst übermittelt.

Perfekter Unterricht ist nicht immer total schülerorientiert. Ein Arschtritt kann Wunder bewirken... manch ein lehrer tut gut daran besser als der Schüler zu wissen, was gut ist. Und gut muss auch nicht immer zielfördernd sein.

Das ist was mir so spontan einfällt.

ps: Bachelorarbeit bei einem Lehramtler? Meinst Du Staatsexamensarbeit?

Wenn ich mich nicht irre, wurde vor ca. 10 Jahren begonnen beim Lehramtstudium auf das Bachelor/Master System umzusteigen...Ich glaube die Bachelorarbeit ist mit dem ersten Staasexamen zu vergleichen. Damit werden die ersten 3 Jahre Studium abgeschlossen...



Ich komme mit Deinem Thema nicht richtig klar. Du studierst Lehramt, wie passt das zum Schlagzeugunterricht, den ich eher als individuellen Musikunterricht verstehe. Oder soll es um Schlagzeugunterricht im Klassenverband an einer allgemeinbildenden Schule gehen?

Die Anforderungen bei Instrumentalschülern sind meiner Meinung nach komplett andere als an Schuluntericht. Für beide Seiten.

Das Thema der Bachelorarbeit kann frei gewählt werden - anders als in der Masterarbeit, die einen konkreten didaktisch-pädagogischen Bezug zum Unterricht, an beispielsweise Grundschulen, haben muss. Da ich seit einigen Jahren Schlagzeugunterricht gebe und mich demenstprechend viel mit dem Thema beschäftige, hat es für mich Sinn ergeben, sich damit im Rahmen der Bachelorarbeit auseinanderzusetzen...
 
Ist mir neu, dass das Staatsexamen auf Bachelor/Master umgepudelt wurde. Du meinst wohl das Diplom?

Ich dachte eher, dass das sowas wie erstes Staatsexamen ist was Du grade amchst - aber ich kenne mich bei den Lehramtlern nicht so gut aus.
 
Die Umstellung auf Bachelor/Master statt Staatsexamen ist in den Bundesländern wohl unterschiedlich weit fortgeschritten. Uns hat es letztes Jahr jetzt auch erwischt, war wohl trotz aller Bemühungen nicht mehr abwendbar...
 
Lehramt auf Bachelor? Sorry kapier ich nicht. Ich wusste gar nicht, dass die Bologna Reform auch das Staatsexamen abbaut? Whoat?

Zitat Wiki
Im Zuge des Bologna-Prozesses, der Vereinheitlichung von Studienabschlüssen in Europa, wurde diskutiert, die Staatsexamina als Abschluss des Hochschulstudiums zum Jahr 2010 abzuschaffen und auf die konsekutiven Bachelor-Masterabschlüsse umzustellen. Konkret ausgearbeitete Umsetzungspläne existierten dafür jedoch nie.
Der Bologna-Prozess war in einigen Studiengängen umstritten (wie Medizin und Rechtswissenschaft), für das Lehramtsstudium wird er von vielen Experten auch als ungeeignet angesehen.[5] So hat beispielsweise die Große Koalition (bestehend aus CDU, CSU und SPD) im Jahr 2005 den Bedarf neuer Abschlüsse in der Mediziner- und Juristenausbildung zur Übertragung des Bologna-Prozesses abgelehnt.[6]
 
"Der Master of Education ist dem Ersten Staatsexamen in vielen Bundesländern gleichgestellt und ermöglicht gegebenenfalls den Zugang zum Referendariat oder, wo dies nicht notwendig ist, direkt den Zugang zum Lehramt. In Bayern ist beispielsweise weiterhin die Erste Staatsprüfung für ein Lehramt an öffentlichen Schulen alleinige Voraussetzung für das Referendariat bzw. den Vorbereitungsdienst. Der Master of Education kann allerdings nicht in jedem Bundesland erworben werden und nicht jedes Fach bzw. jede Fächerkombination eignet sich für jeden Schultyp (z. B. wird Latein nur an Gymnasien und Gesamtschulen unterrichtet)."
https://de.wikipedia.org/wiki/Master#Master_of_Education_.28M.Ed..29
 
So sehr ich McCoys Beitrag inhaltlich zustimme - mit dem Threadtitel kann ich immer noch nichts anfangen.

"Anforderungen von Instrumentalunterricht" ist sprachlicher Nonsens. Der Unterricht selbst fordert nichts, außer vielleicht dass er stattfindet.

Ich kann im Instrumentalunterricht Anforderungen an die Lehrperson stellen oder auch an den Schüler.
 
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Schon gesehen? Die aktuelle Üben und Musizieren (Schott), also Ausgabe 01/2017, hat zum Thema Schülerperspektiven. Da sind verschiedene Artikel drin, wo "Forderungen" der Schüler einfach unkommentiert dargestellt werden. Ich schätze mal, die wird in jeder Hochschulbibliothek wo man Musik studieren kann, zu finden sein. Vielleicht bringt dir das ja was.

Für mich ist das Thema "Anforderungen" nicht so abwegig. Klar stellen die Schüler Anforderungen: Der Lehrer soll sich nach ihren Musikvorlieben richten, pünktlich sein, pädagogisch ausgebildet sein, etc. Erwachsene Schüler und Eltern interessiert der Fortschritt und die Pünktlichkeit, Kinder wollen Spaß haben am Unterricht (klar, erwachsene auch, aber schon noch anders). Eine Seniorin hat in einem der Artikel in besagter Zeitschrift zum Beispiel geschrieben, dass sie sich wünscht, dass ein Lehrer, auch wenn er natürlich musikalisch besser ist, Respekt zeigt vor dem, was ein älterer Mensch ansonsten schon in seinem Leben geschafft und geschaffen hat. Das ist zum Beipiel eine Forderung, die mir als junger Mensch so gar nicht in den Sinn gekommen wäre.

Was mir nicht klar ist: Wie willst du da die Lernpsychologie reinbringen? Und vor allem Lernstile? Ist das nicht ein ganz anderes Thema?
 
Auch Lehrer können forderungen stellen:
Ich unterrichte keine Kinder.
Ich unterrichte nur diejenigen die studieren wollen.
Meine Schüler gehen alle zu Jugend Musiziert.

Wie ich oben schrob - Lehrer haben ihre eigene Philosophie, ihre eigenen Gründe zu Unterrichten und Musiker zu sein. Es gibt alles und das ist auch ok so. Anforderungen des Lehrers haben nichts damit zu tun ob er gut oder schlecht ist. Der Lehrer muss nichteinmal besonders auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen.

Den Professor im Hörsaal: "Soweit die Vorlesung für heute, danke für ihre Aufmerksamkeit. Beachten sie, dass die heute nicht behandelten Kapitel xyz prüfungsrelevant sind. Arbeiten sie das nach. Fragen bitte per Mail an meinen Doktoranden."

Mit den Sonderpädagogen... "Hey willkommen in der Musiktherapiestunde... bildet mal einen Kreis.... äh einen Kreis. Ok passt auch ... ich male mal einen Kreis an die Tafel... jetzt bildet ihr einen Kr... HEY LASS DAS, mir egal wer angefangen hat! .... ok ich würde sagen, jeder sucht sich mal ein Spielzeug und..."


Es gibt meistens keine schlechten oder unfähigen Lehrer sondern nur Lehrende die im falschen Kontext stehen und mit der Situation nicht umgehen können.
 

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