Echt? Bei mir ist das Gegenteil der Fall. Je besser ich spiele und höre, desto eher merke ich, wo ich unsauber spiele, wo der Rhythmus nicht passt usw. Wenn du das Gefühl hast, dass du einen Song gut spielen kannst, nimm dich einmal samt Metronom auf. Ich finde das immer sehr erhellend bzw. ernüchternd
Vielen Dank für die Gelegenheit meine Gitarrenreisegeschichte bisher auszubreiten.
Es klingt natürlich schrecklich weil viele Technikbausteine da sind aber längst nicht alle. Früher fanden sich viele Bausteine die ich lernen wollte aber jetzt wird es immer schwerer welche zu finde die mich genug interessieren, um das zu üben.
Dann kommt noch, dass ich zu faul bin, um den Grad zu erreichen der notwendig ist wenn es gut klingen soll. Einmal irgendwie durchgestümpert, dann wird das als erledigt abgehakt. Ein richtiger Musiker würde ab dieser Stelle ca. 100 mal üben bis es zur Aufführungsreife sitzt.
Wie schaut es bei dir mit Musiktheorie aus? Kennst du die Pentatonik und die Dur-Tonleiter? Das CAGED-System? Wie ist dein Gehör, kannst du zB Dur- und Moll-Akkorde unterscheiden? Hast du schon einmal probiert ein Riff zu schreiben? Oder sogar einen ganzen Song? Das waren bei mir alles hilfreiche Schritte von der Lagerfeuergitarristin zur fortgeschrittenen Gitarristin. Daneben spiele ich aber auch recht viele Songs, die mir gefallen, nach. Das ist für mich nicht nur eine motorische Übung, sondern ich merke, dass ich dadurch auch viel darüber lerne, was in welchen Genres üblich ist, wie Songs aufgebaut sind, was die Stilmittel einzelner Gitarristen sind usw.
Musiktheorie habe ich lange vermieden aber weil ich dachte es müsse sein habe ich vor einigen Wochen angefangen. Es war zu meiner Überraschung zumindest bisher super leicht. Fast trivial.
Ich habe viele Sprachen gelernt, natürliche wie Englisch, Deutsch, Latein, Französisch, Koreanisch aber auch viele Computersprachen. Während natürliche Sprachen im Laufe der Zeit viele Merkwürdigkeiten entwickeln und man Jahre verbringen kann, um sie zu lernen sind von Menschen geschaffene Sprachen sehr schnell erlernt. Mehr als ein Wochenende braucht es nicht. Natürlich ist man danach kein Virtuose aber man kann sich verständigen.
Musiktheorie würde ich eher in Richtung künstlich erschaffener "Sprache" einsortieren. Also recht einfach in der Grundstruktur und bietet kaum Überraschungen.
Sicher muss ich eine Weile zählen wie viele #s H-Dur hat oder was die parallele Molltonart dazu ist. Es braucht 10 Minuten, um vier Takte vom Blatt zu spielen. Das ist wieder so ein Fall von Übung. Interessiert mich das Notenlesen genug, um da Übung reinzustecken oder setze ich darauf, dass das automatisch schneller werden wird wenn ich das oft genug gemacht habe?
Jedenfalls gelingt es mir immer häufiger andere Musiker zu folgen wenn sie über Musik reden.
Pentatonik, Dur, natürlich, harmonisch, melodisch Moll, Modes, Blue Notes... Habe mir einige Pattern gemerkt aber das sitzt nicht so dass ich im Schlaf darauf greifen kann. Ich höre sie aber. Ich weiss nicht ob diese musterbasiertes Lernen der Akkorde und auch Tonleiter auf dem Griffbrett nur Notebehelf für den Anfang sein soll wenn das Ohr und Theorie nicht sitzt aber man erste Ergebnisse und damit Erfolgserlebnis vermitteln will. Manchmal spiele ich einfach drauf los und dann fällt mir auf, hoppla, war das nicht die erste Position Moll Pentatonik? Blues Tonleiter? Chromatisch von E runter nach H?
Dur und Moll Akkorde kann ich das ganze Griffbrett rauf und runterspielen, ebenso die Inversionen auf drei beieinander liegenden Saite. Die meisten 7 Akkorde wohl auch, den Rest schaue ich bei Bedarf nach. Meine Finger sollten flexibel genug sein, um Am/G, Am/F und ähnliche Fingerverknoter halbwegs unfallfrei zu greifen. Das Abdämpfen der A Saite mit dem Daumen wird mir mit meiner Winzhand wohl nie richtig überall gelingen...
Habe letzten Monat ein MIDI Keyboard besorgt, um mein Gehör zu trainieren. Dur und Moll meine ich unterscheiden zu können. 7 wahrscheinlich auch. Dim Chords haben einen sehr charakteristischen Klang, bin aber nicht sicher ob ich sie immer richtig zuordnen kann. An Sus(b2), Sus2, Sus4, Sus(#4), Aug verzweifele ich aber noch weil ich scheinbar so gar keinen Fortschritt mache. Genauso die Intervalle. Einige sind unverkennbar aber es sind noch so viele die ich lernen muss. Andererseits staune ich, dass es mir viel häufiger gelingt eine Melodie sofort nachzuspielen. Konnte ich vorher noch nicht so gut.
Kleine und ausgesprochen langweilige wie klischeehafte Melodiefetzen klimpert man halt immer mal zusammen und bei Songs bewege ich mich noch ängstlich nah auf den ausgetretenen Pfaden ohne Mut auch mal eine interessante Wanderung zu wagen.
Was jetzt?
Wenn man von Cory Wong absieht der Rhythmusgitarre behandelt scheinen alle Gitarrenunterrichtsvideos auf Improvisation und Solo hinauszulaufen mit griffmusterbasierten Pentatonik statt eine Melodie die auch in Pentatonik sein darf vom Kopf auf das Griffbrett zu schicken?
Was gibt es noch zwischen Anfang, Solo und Ende bei denen man mit Gitarre glänzen kann? Was wenn einem Homophonie nie interessiert hat, erst recht nicht auf einem polyphonen Instrument? Ist es nicht wie Klavier nur mit einem Finger gespielt?
Vielen Dank wer bisher geschafft hat und noch mehr Dank wenn jemand ein Tipp für mich hat.