"Anfänger" mit Wunsch auf Unterricht: ist noch was zu retten? Gepresste, brüche Stimme

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Gast249432
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Hey hallo,

ich hege seit Jahren den Wunsch nach Gesangsunterricht. Nicht nur um die Techniken des Gesangs zu erlernen sondern auch, weil mir jegliche Form von Selbstbewusstsein fehlt wenn es um Gesang geht, dabei singe ich so gerne. Das ging so weit, dass ich aus Angst, meine Nachbarn könnten mich hören, in den letzten 2 Jahren nahezu gar nicht gesungen habe.
Mit 11 Jahren habe ich in einem gemischten Chor gesungen und auf der Bühne hörbar einen hohen Ton vergeigt, sodass das Publikum lachte. Bis zu dem Zeitpunkt habe ich mich in dem Chor bereits nicht gut, nicht "richtig" gefühlt und bin nach diesem Desaster ausgetreten um lange keinen Ton zu singen, aus Scham. Dazu singt meine jüngere Schwester in einer Band und ich scheu(t)e den Vergleich.

Nun möchte ich mich nicht weiter verstecken, frage mich aber, ob sich Gesangsunterricht für mich überhaupt lohnt, da ich mir sicher in den Jahren des Versteckens lauter (und vielleicht auch ausschließlich) falsche Gesangstechniken angeeignet habe. Womöglich ist mein Gesang so grauenvoll, dass es gar nicht sinnvoll ist Zeit in die Verbesserung zu stecken. Ich schaue mich immer wieder nach Gesangsunterricht um, nehme Flyer mit und notiere Telefonnummern und zögere doch sehr.

Von den wenigen Freunden, vor denen ich mich traue zu singen, bekomme ich durchweg positives Feedback, das ich aber stark anzweifle.
Ich selbst nehme meine Stimme als unkontrolliert, brüchig und gepresst wahr, zudem scheine ich keinen Zugang zur Kopfstimme zu finden.

Zur Einschätzung habe ich einen anonymen Youtube-Kanal eingerichtet, der ein paar (5) Stimmproben enthält.
(Dabei sei angemerkt, dass das Video "Headvoice?" Töne dokumentiert, die ich nicht einordnen kann. Das Video eignet sich zur Einschätzung daher weniger gut).









Das besagte Video zu den hohen Tönen, die ich wirklich nicht einordnen kann. Scheinbar scheinen alle Töne zwischen diesen und meiner Bruststimme zu fehlen:

 
Eigenschaft
 
Sorry, wenn mein Kommentar etwas rüde wirkt, aber: Spinnst du?

Es gibt wirklich keinen Grund, dich zu verstecken. Klar, deine Stimme ist sehr klassisch geprägt und ein Rock- oder Popsänger bist du nicht. Aber das,was da ist, ist mehr als eine gute Basis. Gerade, wenn du die klassische Basis ausbauen willst, lohnt sich Unterricht für dich auf jeden Fall.

Ach und: Herzlich willkommen im Musikerboard.
 
Wenn man es gern möchte, kann man sich eigentlich IMMER verbessern. Sowas wie absolute Talentfreiheit gibt es eigentlich nicht oder zumindest sehr sehr selten. Abgesehen davon ist deine Basis, wie Antipasti schon sagt, gut. Die Intonation ist weitgehend ok und du hast ein gewisses "Gefühl" in der Stimme. Wesentlich besser ist eigentlich kaum ein Anfänger, vielleicht abgesehen von absoluten Ausnahmetalenten.

Die Koordination im letzten Video ist im Übrigen das Falsett. Das Falsett lässt sich mit genügend Training mit der Bruststimme verbinden. Es sollte allerdings erst ab einem bestimmten Tonbereich benutzt werden. Zentrale Voraussetzung ist deshalb eine Ausbildung der Mittellage, also des Bereichs, für den die reine Bruststimme nicht mehr geeignet ist, für den das Falsett aber noch zu früh kommt. Dieser Bereich liegt bei den meisten Männern zwischen C4 und C5 und verschiebt sich leicht je nach Stimmfach.

Es gibt aber auch einige Sänger, die einen offensichtlichen "Bruch" ins Falsett als Stilmittel verwenden. Bekannt ist das z.B. im Song "Wicked Game" von Chris Isaac (im Refrain)

Hier besonders gut zu hören wie er rein und rausflippt ins Falsett:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man es gern möchte, kann man sich eigentlich IMMER verbessern.

Gegen das Verbessern ist ja auch nichts einzuwenden. Aber der Mann hat seit Jahren Angst, zu singen. Und das ist dann doch - nun ja - ein wenig übertriebenes Understatement. Er fragt ja nicht mal, ob er singen kann, sondern ob sich Unterricht überhaupt lohnt. Ich denke, ein Gesangslehrer hätte seine FReude an ihm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Antipasti, Broeschies, mir fällt ein Stein vom Herzen. Auch wenn meine Angst für Außenstehende übertrieben wirkt (was sie auch ist, das ist mir bewusst), ist sie da und lässt sich nur durch darüber nachdenken nicht überwinden. Die Überwindung dieser Angst ist mit ein Grund, warum ich Gesangsunterricht nehmen möchte.
Eure Kommentare haben mir einen Teil meiner Zweifel an diesem Unterfangen genommen.
Ich mag hoffen, dass der Gesangslehrer tatsächlich Freude an mir haben wird :D

Und danke für die Erklärung bezüglich des Falsetts! Ich habe diese Töne erst kürzlich entdeckt und war erstaunt, was die Stimme so hervorbringt, konnte aber wirklich gar nichts damit anfangen.
 
Also, wenn du wüsstest, wie der Alltag einer Gesangslehrerin aussieht hättest du deine Angst schnell überwunden ;-)

Ich zumindest habe immer wieder SchülerInnen, die bei Null anfangen und deren Stimmbildung am Anfang nahe am Grenzbereich zur Logopädie liegt. Manche lernen buchstäblich jeden einzelnen Ton: Wie wird er gebildet, wieviel Energie brauch ich dazu, woher kommt die Energie, wie finde ich die Tonhöhe usw. Von Songs kann da in der ersten Zeit manchmal noch gar keine Rede sein.

Deine Stimme an sich ist total ok und du kannst auch sängerisch schon einiges. Hab jetzt nicht alle Hörproben angehört. Im ersten Stück aus Les Miserables bleibst du in der Tonart nicht stabil. Das passiert aber sehr vielen beim singen ohne Begleitung. Die tiefen Parts sind für dich außerdem zu tief. Du könntest dir ruhig ein wenig mehr Höhen zutrauen. Das wäre sicher ein Thema für dich im Gesangsunterricht.
 

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