Vali
Vocalmotz
Die Anatomie der Gesangsorgane
Ohje, Anatomie. Wozu brauch ich das denn? Ich will doch nur Sänger/in werden!, denkt ihr euch vielleicht. Der Einfachkeit halber im weiteren Text nur noch "Sänger". Das ist nicht diskriminierend gemeint. Ich bin übrigens selbst eine Frau.
Selbstverständlich kann man auch ohne Anatomiekenntnisse Sänger werden, aber sie und Kenntnisse in der Physiologie helfen zu verstehen, was beim Singen in einem vorgeht und wie die Gesangstechniken eigentlich funktionieren. Diese Kenntnisse sind also die absolute Grundlage von dem was wir Sänger eigentlich tun. Es schadet also nicht darüber bescheid zu wissen, im Gegenteil. Keine Angst, ich will euch nicht zu Medizinern machen, deswegen bin ich sehr bemüht euch nicht mit Fachchinesisch und anderem Fachblafasel zu bombadieren. Wer wirklich beispielsweise jeden einzelnen Kehlkopfmuskel mit Ursprung und Ansatz lernen will, darf sich gerne in entsprechender Literatur weiter informieren.
Die Atemwege allgemein
Als Atemwege bezeichnen wir die Anteile des sogenannten respitatorischen Systems, die die Lungenbläschen, an denen unser Blut mit Sauerstoff angereichert und Kohlendioxid ausgeschieden wird, mit der Aussenwelt verbinden. Es handelt sich dabei um Hohlorgane, die dem Lufttransport dienen, aber auch unser wichtigstes Organ für die Stimmbildung befindet sich dort. Wichtig für uns Sänger ist, dass (die Stimmbänder mal ausgenommen) die Atemwege geöffnet und weit bleiben, dass sich der Klang entfalten kann und der Druck nach draußen und nicht auf die Stimmbänder geht.
Die oberen Atemwege
Was gehört zu dem oberen Atemwegen? Vereinfacht würde ich einfach sagen, das ist der Teil der Atemwege, den man von außen auch ohne Endoskop sehen kann, nämlich Nase(nhöhle), Mund(höhle), Rachen und Kehlkopf. Gerne können wir auch die Nasennebenhöhlen dazuzählen.
Zur Übersicht mal ich euch erst mal ein Bild:
Fangen wir bei dem Bild von oben nach unten an. Zu allererst haben wir die Nasennebenhöhlen. Die Nasennebenhöhlen sind Hohlräume im Schädelknochen. Wie ihr lesen könnt, sind es HöhleN. Es gibt also mehrere und zwar 1. die Stirnhöhle, sie befindet sich über der Nase im Stirnknochen, bei manchen Menschen sind sie paarig, bei manchen nur einfach und einige haben gar keine, 2. die Kieferhöhlen, zwei Stück, befinden neben der Nasenhöhle und über den Zähnen im oberen Kiefer, das ist auch der Grund, warum man bei Kieferhöhlenentzündung Zahnschmerzen haben kann, 3. die Keilbeinhöhlen, zwei durch ein Septum getrennte Höhlen an der Schädelbasis und 4. die Siebbeinzellen zwischen Stirnhöhle und Kieferhöhle. Es gibt noch mehr, aber die können wir auch getrost übergehen.
Die Nasennebenhöhlen sind mit Nasenschleimhaut bedeckt und dienen neben der Befeuchtung der Luft und Gewichtsersparnis uns Sängern vor allem der Resonanz. Sie haben Verbindungen zur Nasenhöhle. Wie wichtig diese Resonanzräume für uns sind, weiß wohl jeder der mal eine schöne Entzündung der Nebenhöhlen hatte. Die Stimme klingt wie durch ein Kissen gesungen, glanzlos, leise und platt. Die Nebenhöhlen sind aber nicht von Anfang an da, sondern entwickeln sich bis man ungefähr um die 25 Jahre alt ist. Für die Jüngeren heißt das, dass sich die Stimme noch ändern kann, wenn auch nicht extrem, es sei denn ihr seid noch in den Anfangsstadien des Stimmbruchs.
Zwischen den Nasennebenhöhlen haben wir die eigentliche Nasenhöhle. Diese wird in der Mitte vom Nasenseptum geteilt, läuft dann aber in der Tiefe wieder zusammen in den oberen Rachen hinein. Die Nasenhöhle brauchen wir neben dem Lufttransport bekannterweise auch zum Riechen, der Reinigung und Anfeuchtung der Luft. Wir Sänger benutzen ihn aber wie die Nasennebenhöhlen auch zur Resonanz, was aber nicht heißt, dass da beim Singen die meiste Luft durchgehen sollte. Ganz dicht sollte die Nase aber nicht gemacht werden, denn sonst klingt es genauso wie bei einer verstopften Nase (was im Grunde fast das selbe ist).
Den Gaumen kann man in einen harten und einen weichen einteilen. Fühlen könnt ihr die Grenze, wenn ihr mit eurer Zunge über den Gaumen geht. Er ist vorne hart und fest und dann wird er weich und nachgiebig. Der harte Gaumen besteht aus mit Schleimhaut überzogenen Knochen, deswegen hart. Er trennt die Mundhöhle von der Nasenhöhle, dient der Aufhängung zahlreicher Muskeln und wir zerdrücken mit unserer Zunge unsere Mahlzeit an ihr. An dem harten Gaumen können wir natürlich nicht rummanipulieren, weil er völlig unbeweglich ist. Der weiche Gaumen hingegen besteht aus Muskeln, ist also beweglich. Schauen wir in den Mund rein, sehen wir, dass der weiche Gaumen mit der Gegenseite zwei Bögen bildet. Zwischen den Bögen sind die Mandeln (ein Abwehrorgan) und an einem hängt das Zäpfchen. Auch die Zunge hängt dran. Mit ihm können wir z.B. beim Tauchen oder Gestank unsere Nase dicht machen, ihn beim Schlucken aus dem Weg ziehen oder herrlich damit schnarchen. Meistens hängt der weiche Gaumen schlapp herunter. Das bedeutet, dass er die Atemwege eng macht, was dem Singen nicht dienlich ist. Viele Gesangstechniken wollen das Anheben des weichen Gaumens erzielen.
Nun zu einem weiteren wichtigen Organ: die Zunge. Die Zunge erfüllt mehrere Funktionen. Sie ist ein Sinnesorgan, ist auf seiner Oberfläche also mit Sinneszellen zum Tasten und Schmecken besetzt. Sie besteht aber zum größten Teil aus Muskeln und macht Schlucken, Lecken, Essen zerdrücken und vor allem das Artikulieren erst möglich. Die physiologische Form der Zunge ist nach oben gewölbt und nach vorne gerichtet. Auch wenn es im Spiegel so aussieht, als ob viel Platz in der Mundhöhle wäre, drückt bei einer flach nach hinten gerichteter Zunge wie man im Bild vielleicht sehen kann, die Zunge auf den Kehldeckel und verschließt so unsere Atemwege. Wird der Kehlkopf dabei von Muskeln, die am Zungenbein befestigt und in die Zunge, den Mundboden und Kiefer strahlen, hochgezogen, wird der Fettkörper vor dem Kehldeckel eingedrückt und verschließt den Kehlkopf fast vollständig. Das brauchen wir beim Schlucken, dass die Speise in die Speiseröhre und nicht in die Lunge fließt, aber nicht beim Singen, wenn die Luft raus muss.
Das bereits erwähnte Zungenbein, ist ein Knochen zwischen Mundboden und Kehlkopf und ist ein Inserationsort von zahlreichen Muskeln. Die Muskeln die an ihm inserieren dienen dazu den Kiefer zu öffnen oder den Kehlkopf zu heben. Weitere Kieferöffnermuskeln befinden sich am Kiefergelenk (könnt ihr vor der Ohrmuschel tasten, einfach mal Mund auf und zu machen). Diese Muskeln dienen hauptsächlich dazu die Mundöffnung einzuleiten. Die Hauptarbeit leistet dabei die Schwerkraft, deshalb lassen wir diese Muskeln beim Singen in Ruhe ihre Arbeit machen, denn spannen wir sie zu stark an gibt das Krämpfe und der Kehlkopf wird zu hoch gezogen, was den Kehlkopf verschließt, wie wir eben gelesen haben. Wenn man im Handstand singen will, arbeiten die Kieferöffner natürlich mehr, aber der Kraftaufwand ist minimal und mal davon abgesehen interessiert das höchstens Musicalsänger, die kopfüber singen müssen.
Jetzt kommen wir zu ein ziemlich kompliziertes, aber für uns Sänger wichtiges Organ: Der Kehlkopf. Das Gerüst des Kehlkopf wird durch Knorpel gebildet. Knorpel, weil das schön leicht und etwas elastisch ist. Im Alter können diese Knorpel verknöchern, was aber kein Ende einer Sängerkarriere bedeutet und bis dahin sind die meisten von uns eh schon so alt, krank und gebrechlich und singen nicht mehr. Sechs Knorpel bilden den Kehlkopf: Der Kehldeckel, Schildknorpel, Ringknorpel oder Krikoid, Aryknorpel oder Stellknorpel und der Hörnchenknorpel. Das wird jetzt schwierig zu malen sein, aber ich geb mir Mühe, dass ihr euch die Anordnung der Knorpel besser vorstellen könnt:
Für uns Sänger spielt der Aryknorpel eine wichtige Rolle. Die Stimmbänder sind nämlich am Schild- und Aryknorpel befestigt. Die Spannung der Stimmbänder erfolgt durch Drehung und Kippung des Aryknorpels durch Kehlkopfmuskeln.
Für die, die es brennend interessiert, welche Muskeln das machen: Der Hauptstimmbandschluss erfolgt durch die schrägen und geraden Arytenoideusmuskeln. Diese ziehen die beiden Aryknorpel zur Mitte hin näher aneinander. Damit bleibt aber ein kleines offenes Dreieck, die Stimme klingt so sehr verhaucht. Den kompletten Stimmbandschluss machen die seitlichen Arytenoideusmuskeln. Diese ziehen die Hinterkante der Aryknorpel zur Seite, dass sich das Dreieck schließt. Für eine stärkere Stimmbandspannung kontrahieren die äußeren Kehlkopfmuskeln, der sogenannte Antikus, was eine Kippung des Krikoids nach vorne oben und somit eine Kippung des Aryknorpels nach hinten bewirkt. Am Stimmband selbst befindet sich Muskel, der Vocalismuskel, der die Stimmbänder spannt. Dieser ist jedoch sehr schwach und dient nur der Feinjustierung.
Die Stimmbandöffnung wird durch den sogenannten Postikus durchgeführt. Er zieht die Hinterkanten der Aryknorpel zur Mitte hin, was die Entspannung der Stimmbänder verursacht. Der Postikus ist der einzige Stimmbandöffner. Wird dieser gelähmt, kommt es zur Atemnot.
Das klang jetzt fürchterlich kompliziert, was? Hättet ihr das nur übersprungen Aber keine Sorge, ich mal euch ein neues Bild, damit ihr euch auch den Stimmbandschluss besser vorstellen könnt:
Die inneren Kehlkopfmuskeln werden durch den Rekurrensnerv versorgt. Dieser Nerv kann bei SchilddrüsenOPs und anderen Operationen am Hals verletzt werden, aber auch durch Geschwulste und Verengungen die auf den Nerven drücken. Das kann ein Tumor, eine Blutgefäßaussackung oder eine einfache Schwellung sein. Bei einem einseitigen Rekurrensausfall, also Stimmbandlähmung, klingt die Stimme sehr heiser und geht nicht weg, solange der Nerv irritiert wird. Bei Dauerheiserkeit, egal ob durch Nervenausfall oder was anderem den HNO-Arzt aufsuchen! Beidseitiger Nervenausfall führt meistens zur Lähmung des Postikus, was zu Atemnot führt und selbstverständlich auch von einem Arzt behandelt werden muss. Der Antikus ist der einzige der Kehlkopfmuskeln, der durch den oberen Laryngeusnerv versorgt wird.
Soviel zu den Kehlkopfmuskeln. Wie ihr euch vorstellen könnt, sind diese Muskeln recht klein und auch nicht besonders kräftig. Wir Sänger sollten nicht bewusst an ihnen rummanipulieren, denn sie machen ihre Arbeit in der Regel schon gut genug. Bei schlechtem Stimmbandschluss (Symptom: verhauchte Stimme) sollte ein Logopäde aufgesucht werden bei dem der Stimmbandschluss trainiert wird.
Wer sich für gutturalen Gesang interessiert, hat hier im Forum sicher schon von den Taschenfalten gehört. Die Taschenfalten sind vom Taschenband gebildete Schleimhautfalten über den Stimmbändern. Sie schließen reflektorisch beim forcierten Einatmen mit anschließendem Luftanhaltenz.B. wenn wir unseren Körper an einer Stange hochziehen wollen, aber auch beim forcierten Ausatmen z.B. wenn wir eine schwere Kiste auf ein Regal hieven wollen. Einfach beim Wasser- und Bierkästen heben mal was sagen, die Stimme klingt sehr rau und tiefer, weil wegen der Taschenfalten mehr Masse schwingt. Sänger, die diesen Stimmeffekt anwenden wollen, können durch Übungsmethoden den willkürlichen Taschenfaltenschluss trainieren.
Die Anwendung der Taschenfalten ist sehr umstritten. In der Medizin gilt die Beteiligung der Taschenfalten bei der Stimmbildung als Stimmfehler. Gefürchtet ist der unwillkürliche Taschenfaltenschluss, wenn man aus der Taschenfaltenfunktion nicht mehr rauskommt und so normales "cleanes" singen nicht oder nur schwierig möglich ist. Manche Gesangslehrer halten die Verwendung der Taschenfalten im Gesang generell für stimmschädlich, weil damit eine Verspannung der Atemmuskulatur einhergeht (oder einhergehen kann). Andererseits gibt es auch Sänger, die jahrelang das Singen mit Taschenfalten betreiben und keine Stimmprobleme haben.
So, das reicht für heute. Es folgen noch untere Atemwege, Schlundheber, Zwerchfell, Atemmuskulatur und Atemvorgang. Kritik und Verbesserungsvorschläge gerne erwünscht.
Ohje, Anatomie. Wozu brauch ich das denn? Ich will doch nur Sänger/in werden!, denkt ihr euch vielleicht. Der Einfachkeit halber im weiteren Text nur noch "Sänger". Das ist nicht diskriminierend gemeint. Ich bin übrigens selbst eine Frau.
Selbstverständlich kann man auch ohne Anatomiekenntnisse Sänger werden, aber sie und Kenntnisse in der Physiologie helfen zu verstehen, was beim Singen in einem vorgeht und wie die Gesangstechniken eigentlich funktionieren. Diese Kenntnisse sind also die absolute Grundlage von dem was wir Sänger eigentlich tun. Es schadet also nicht darüber bescheid zu wissen, im Gegenteil. Keine Angst, ich will euch nicht zu Medizinern machen, deswegen bin ich sehr bemüht euch nicht mit Fachchinesisch und anderem Fachblafasel zu bombadieren. Wer wirklich beispielsweise jeden einzelnen Kehlkopfmuskel mit Ursprung und Ansatz lernen will, darf sich gerne in entsprechender Literatur weiter informieren.
Die Atemwege allgemein
Als Atemwege bezeichnen wir die Anteile des sogenannten respitatorischen Systems, die die Lungenbläschen, an denen unser Blut mit Sauerstoff angereichert und Kohlendioxid ausgeschieden wird, mit der Aussenwelt verbinden. Es handelt sich dabei um Hohlorgane, die dem Lufttransport dienen, aber auch unser wichtigstes Organ für die Stimmbildung befindet sich dort. Wichtig für uns Sänger ist, dass (die Stimmbänder mal ausgenommen) die Atemwege geöffnet und weit bleiben, dass sich der Klang entfalten kann und der Druck nach draußen und nicht auf die Stimmbänder geht.
Die oberen Atemwege
Was gehört zu dem oberen Atemwegen? Vereinfacht würde ich einfach sagen, das ist der Teil der Atemwege, den man von außen auch ohne Endoskop sehen kann, nämlich Nase(nhöhle), Mund(höhle), Rachen und Kehlkopf. Gerne können wir auch die Nasennebenhöhlen dazuzählen.
Zur Übersicht mal ich euch erst mal ein Bild:
Fangen wir bei dem Bild von oben nach unten an. Zu allererst haben wir die Nasennebenhöhlen. Die Nasennebenhöhlen sind Hohlräume im Schädelknochen. Wie ihr lesen könnt, sind es HöhleN. Es gibt also mehrere und zwar 1. die Stirnhöhle, sie befindet sich über der Nase im Stirnknochen, bei manchen Menschen sind sie paarig, bei manchen nur einfach und einige haben gar keine, 2. die Kieferhöhlen, zwei Stück, befinden neben der Nasenhöhle und über den Zähnen im oberen Kiefer, das ist auch der Grund, warum man bei Kieferhöhlenentzündung Zahnschmerzen haben kann, 3. die Keilbeinhöhlen, zwei durch ein Septum getrennte Höhlen an der Schädelbasis und 4. die Siebbeinzellen zwischen Stirnhöhle und Kieferhöhle. Es gibt noch mehr, aber die können wir auch getrost übergehen.
Die Nasennebenhöhlen sind mit Nasenschleimhaut bedeckt und dienen neben der Befeuchtung der Luft und Gewichtsersparnis uns Sängern vor allem der Resonanz. Sie haben Verbindungen zur Nasenhöhle. Wie wichtig diese Resonanzräume für uns sind, weiß wohl jeder der mal eine schöne Entzündung der Nebenhöhlen hatte. Die Stimme klingt wie durch ein Kissen gesungen, glanzlos, leise und platt. Die Nebenhöhlen sind aber nicht von Anfang an da, sondern entwickeln sich bis man ungefähr um die 25 Jahre alt ist. Für die Jüngeren heißt das, dass sich die Stimme noch ändern kann, wenn auch nicht extrem, es sei denn ihr seid noch in den Anfangsstadien des Stimmbruchs.
Zwischen den Nasennebenhöhlen haben wir die eigentliche Nasenhöhle. Diese wird in der Mitte vom Nasenseptum geteilt, läuft dann aber in der Tiefe wieder zusammen in den oberen Rachen hinein. Die Nasenhöhle brauchen wir neben dem Lufttransport bekannterweise auch zum Riechen, der Reinigung und Anfeuchtung der Luft. Wir Sänger benutzen ihn aber wie die Nasennebenhöhlen auch zur Resonanz, was aber nicht heißt, dass da beim Singen die meiste Luft durchgehen sollte. Ganz dicht sollte die Nase aber nicht gemacht werden, denn sonst klingt es genauso wie bei einer verstopften Nase (was im Grunde fast das selbe ist).
Den Gaumen kann man in einen harten und einen weichen einteilen. Fühlen könnt ihr die Grenze, wenn ihr mit eurer Zunge über den Gaumen geht. Er ist vorne hart und fest und dann wird er weich und nachgiebig. Der harte Gaumen besteht aus mit Schleimhaut überzogenen Knochen, deswegen hart. Er trennt die Mundhöhle von der Nasenhöhle, dient der Aufhängung zahlreicher Muskeln und wir zerdrücken mit unserer Zunge unsere Mahlzeit an ihr. An dem harten Gaumen können wir natürlich nicht rummanipulieren, weil er völlig unbeweglich ist. Der weiche Gaumen hingegen besteht aus Muskeln, ist also beweglich. Schauen wir in den Mund rein, sehen wir, dass der weiche Gaumen mit der Gegenseite zwei Bögen bildet. Zwischen den Bögen sind die Mandeln (ein Abwehrorgan) und an einem hängt das Zäpfchen. Auch die Zunge hängt dran. Mit ihm können wir z.B. beim Tauchen oder Gestank unsere Nase dicht machen, ihn beim Schlucken aus dem Weg ziehen oder herrlich damit schnarchen. Meistens hängt der weiche Gaumen schlapp herunter. Das bedeutet, dass er die Atemwege eng macht, was dem Singen nicht dienlich ist. Viele Gesangstechniken wollen das Anheben des weichen Gaumens erzielen.
Nun zu einem weiteren wichtigen Organ: die Zunge. Die Zunge erfüllt mehrere Funktionen. Sie ist ein Sinnesorgan, ist auf seiner Oberfläche also mit Sinneszellen zum Tasten und Schmecken besetzt. Sie besteht aber zum größten Teil aus Muskeln und macht Schlucken, Lecken, Essen zerdrücken und vor allem das Artikulieren erst möglich. Die physiologische Form der Zunge ist nach oben gewölbt und nach vorne gerichtet. Auch wenn es im Spiegel so aussieht, als ob viel Platz in der Mundhöhle wäre, drückt bei einer flach nach hinten gerichteter Zunge wie man im Bild vielleicht sehen kann, die Zunge auf den Kehldeckel und verschließt so unsere Atemwege. Wird der Kehlkopf dabei von Muskeln, die am Zungenbein befestigt und in die Zunge, den Mundboden und Kiefer strahlen, hochgezogen, wird der Fettkörper vor dem Kehldeckel eingedrückt und verschließt den Kehlkopf fast vollständig. Das brauchen wir beim Schlucken, dass die Speise in die Speiseröhre und nicht in die Lunge fließt, aber nicht beim Singen, wenn die Luft raus muss.
Das bereits erwähnte Zungenbein, ist ein Knochen zwischen Mundboden und Kehlkopf und ist ein Inserationsort von zahlreichen Muskeln. Die Muskeln die an ihm inserieren dienen dazu den Kiefer zu öffnen oder den Kehlkopf zu heben. Weitere Kieferöffnermuskeln befinden sich am Kiefergelenk (könnt ihr vor der Ohrmuschel tasten, einfach mal Mund auf und zu machen). Diese Muskeln dienen hauptsächlich dazu die Mundöffnung einzuleiten. Die Hauptarbeit leistet dabei die Schwerkraft, deshalb lassen wir diese Muskeln beim Singen in Ruhe ihre Arbeit machen, denn spannen wir sie zu stark an gibt das Krämpfe und der Kehlkopf wird zu hoch gezogen, was den Kehlkopf verschließt, wie wir eben gelesen haben. Wenn man im Handstand singen will, arbeiten die Kieferöffner natürlich mehr, aber der Kraftaufwand ist minimal und mal davon abgesehen interessiert das höchstens Musicalsänger, die kopfüber singen müssen.
Jetzt kommen wir zu ein ziemlich kompliziertes, aber für uns Sänger wichtiges Organ: Der Kehlkopf. Das Gerüst des Kehlkopf wird durch Knorpel gebildet. Knorpel, weil das schön leicht und etwas elastisch ist. Im Alter können diese Knorpel verknöchern, was aber kein Ende einer Sängerkarriere bedeutet und bis dahin sind die meisten von uns eh schon so alt, krank und gebrechlich und singen nicht mehr. Sechs Knorpel bilden den Kehlkopf: Der Kehldeckel, Schildknorpel, Ringknorpel oder Krikoid, Aryknorpel oder Stellknorpel und der Hörnchenknorpel. Das wird jetzt schwierig zu malen sein, aber ich geb mir Mühe, dass ihr euch die Anordnung der Knorpel besser vorstellen könnt:
Für uns Sänger spielt der Aryknorpel eine wichtige Rolle. Die Stimmbänder sind nämlich am Schild- und Aryknorpel befestigt. Die Spannung der Stimmbänder erfolgt durch Drehung und Kippung des Aryknorpels durch Kehlkopfmuskeln.
Für die, die es brennend interessiert, welche Muskeln das machen: Der Hauptstimmbandschluss erfolgt durch die schrägen und geraden Arytenoideusmuskeln. Diese ziehen die beiden Aryknorpel zur Mitte hin näher aneinander. Damit bleibt aber ein kleines offenes Dreieck, die Stimme klingt so sehr verhaucht. Den kompletten Stimmbandschluss machen die seitlichen Arytenoideusmuskeln. Diese ziehen die Hinterkante der Aryknorpel zur Seite, dass sich das Dreieck schließt. Für eine stärkere Stimmbandspannung kontrahieren die äußeren Kehlkopfmuskeln, der sogenannte Antikus, was eine Kippung des Krikoids nach vorne oben und somit eine Kippung des Aryknorpels nach hinten bewirkt. Am Stimmband selbst befindet sich Muskel, der Vocalismuskel, der die Stimmbänder spannt. Dieser ist jedoch sehr schwach und dient nur der Feinjustierung.
Die Stimmbandöffnung wird durch den sogenannten Postikus durchgeführt. Er zieht die Hinterkanten der Aryknorpel zur Mitte hin, was die Entspannung der Stimmbänder verursacht. Der Postikus ist der einzige Stimmbandöffner. Wird dieser gelähmt, kommt es zur Atemnot.
Das klang jetzt fürchterlich kompliziert, was? Hättet ihr das nur übersprungen Aber keine Sorge, ich mal euch ein neues Bild, damit ihr euch auch den Stimmbandschluss besser vorstellen könnt:
Die inneren Kehlkopfmuskeln werden durch den Rekurrensnerv versorgt. Dieser Nerv kann bei SchilddrüsenOPs und anderen Operationen am Hals verletzt werden, aber auch durch Geschwulste und Verengungen die auf den Nerven drücken. Das kann ein Tumor, eine Blutgefäßaussackung oder eine einfache Schwellung sein. Bei einem einseitigen Rekurrensausfall, also Stimmbandlähmung, klingt die Stimme sehr heiser und geht nicht weg, solange der Nerv irritiert wird. Bei Dauerheiserkeit, egal ob durch Nervenausfall oder was anderem den HNO-Arzt aufsuchen! Beidseitiger Nervenausfall führt meistens zur Lähmung des Postikus, was zu Atemnot führt und selbstverständlich auch von einem Arzt behandelt werden muss. Der Antikus ist der einzige der Kehlkopfmuskeln, der durch den oberen Laryngeusnerv versorgt wird.
Soviel zu den Kehlkopfmuskeln. Wie ihr euch vorstellen könnt, sind diese Muskeln recht klein und auch nicht besonders kräftig. Wir Sänger sollten nicht bewusst an ihnen rummanipulieren, denn sie machen ihre Arbeit in der Regel schon gut genug. Bei schlechtem Stimmbandschluss (Symptom: verhauchte Stimme) sollte ein Logopäde aufgesucht werden bei dem der Stimmbandschluss trainiert wird.
Wer sich für gutturalen Gesang interessiert, hat hier im Forum sicher schon von den Taschenfalten gehört. Die Taschenfalten sind vom Taschenband gebildete Schleimhautfalten über den Stimmbändern. Sie schließen reflektorisch beim forcierten Einatmen mit anschließendem Luftanhaltenz.B. wenn wir unseren Körper an einer Stange hochziehen wollen, aber auch beim forcierten Ausatmen z.B. wenn wir eine schwere Kiste auf ein Regal hieven wollen. Einfach beim Wasser- und Bierkästen heben mal was sagen, die Stimme klingt sehr rau und tiefer, weil wegen der Taschenfalten mehr Masse schwingt. Sänger, die diesen Stimmeffekt anwenden wollen, können durch Übungsmethoden den willkürlichen Taschenfaltenschluss trainieren.
Die Anwendung der Taschenfalten ist sehr umstritten. In der Medizin gilt die Beteiligung der Taschenfalten bei der Stimmbildung als Stimmfehler. Gefürchtet ist der unwillkürliche Taschenfaltenschluss, wenn man aus der Taschenfaltenfunktion nicht mehr rauskommt und so normales "cleanes" singen nicht oder nur schwierig möglich ist. Manche Gesangslehrer halten die Verwendung der Taschenfalten im Gesang generell für stimmschädlich, weil damit eine Verspannung der Atemmuskulatur einhergeht (oder einhergehen kann). Andererseits gibt es auch Sänger, die jahrelang das Singen mit Taschenfalten betreiben und keine Stimmprobleme haben.
So, das reicht für heute. Es folgen noch untere Atemwege, Schlundheber, Zwerchfell, Atemmuskulatur und Atemvorgang. Kritik und Verbesserungsvorschläge gerne erwünscht.
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