Gegenfrage:
Pult oder kein Pult fürs Tonstudio?
Deine Frage lässt sich so überhaupt nicht beantworten, weil man erst mal wissen muss, wie du das Pult einsetzen willst. Denn wenn Computerbasiert gearbietet wird, benötigt man eigentlich überhaupt kein Mischpult.
sehe ich ähnlich.
was heutzutage vom Pult genutzt wird sind in erster Linie erstmal die Preamps, und da fährt man (es sei denn man hat eine Neve, API oder SSL-Konsole oder dergleichen) mit externen Preamps qualitativ besser.
Ähnliches gilt auch für EQ etc, mit guten analogen externen EQ und guten Plugins hat man für den gleichen Preis auch immer eine bessere Qualität als mit einer Analogen Konsole der niedrigeren Preisklasse (und mit "niedriger" meine ich hier "unter 25.000").
was allerdings für ein Mischpult spricht ist die intuitive Bearbeitung gerade von levels etc beim Mixdown...aber wer diese Art der Bearbeitung bevorzugt kann sich auch mit einem GUTEN controller behelfen.
Klar, Kunden sehen gerne viele bunte Lichter und breite Konsolen....
professionelle Kunden legen aber noch mehr Wert auf guten Klang, von daher würde ich erstmal dazu raten wenige wirklich gute Preamps, Wandler etc zu holen und später quantitativ zu upgraden als dir alle 6 Monate ein neues Mischpult zu holen, welches vielleicht dann "nicht ganz so schlecht" ist wie das vorhergehende....wer doppelt kauft zahlt doppelt.
ACHTUNG: nicht falsch verstehen!! Ich spreche hier nicht von Analog vs. Digital!! die Preamps von denen ich spreche sind natürlich Analog, nur halt im Rack angeordnet.
Klar, ich habe auch noch 2-3 Pulte der niedrigen bis mittleren Preisklasse rumstehen...benutzt werden sie aber in der Regel nicht. Versuche die Signalkette so hochwertig wie möglich zu halten und dann später zu erweitern, mit 1 Top- Preamp und einem Top-Wandler fährst du im Endeffekt besser als mit 48 mittelmäßigen Preamps und ebenso mittelmäßigen Wandlern für den gleichen Gesamtpreis.
Ich arbeite primär mit Preamps, Wandlern und Hardware von API, Neve, Focusrite, RME, Apogee und würde klanglich dieses Setup gegen kein analogpult tauschen...es sei denn es ist ein SSL, API, Neve etc.
Vernachlässige bei deiner Entscheidung auch bitte die Wandler nicht! Gerade wenn du (ob jetzt oder später) mit outboardgear arbeiten mächtest werden diese von entscheidender Bedeutung...
Klar ist tolles analoges Outboardgear klasse und ich verwende es auch gerne, wenn die Wandler aber nicht top-notch sind bringt dir auch das beste Outboardequipment nichts und du fährst mit Plugins besser (bedenke, dass jedesmal wenn du die DAW verlässt um einen outboard-Komp. oder so einzuschleifen, zurück in ein mittelmäßiges Analogpult zu gehen etc.. du jedesmal wieder eine D/A Wandlung und danach wieder eine A/D Wandlung (zurück in den Rechner) mit entsprechender Qualitätsminderung hast).
Mein Tip zur Ausgangsfrage wäre zusammengefasst also:
wie hoch ist dein Budget für ein Pult? (bei "unter 50.000" macht nach der Meinung der meisten Profis ein analogpult wenig Sinn).
Dann:
bau dir wenige aber MÖGLICHST HOCHWERTIGE analoge Kanäle und erweitere deren Anzahl später....besser als erst viele Kanäle schlechter Qualität und späteres Upgrade auf "etwas weniger schlecht").
wenn du Analog summieren willst: auch da gibt's Lösungen...(Dangerous 2bus etc)
wenn du Fader schieben möchtest: GUTE Controller?
Das heisst nicht, dass das unbedingt die "bessere" Lösung ist, es gibt aber eben immer qualitativ hochwertige Alternativen...Bau dir das Studio was zu DEINEN Anforderungen und denen deiner Kunden am besten passt, es gibt keine universelle Ultimativlösung, nur eine persönliche.
aber am wichtigsten: lerne das BESTE aus dem dir gegebenen Equipment zu holen! das beste Outboardgear hilft dir nichts wenn du nicht hörst ob eine CD Matscht, Zerrt, Wummert...schule dein Gehör und die Fähigkeit mit deinem Equipment zu arbeiten.
noch wichtiger als jeder Preamp, Kompressor, Analog vs. Digital:
wie klingt der Raum in dem du aufnimmst? Wie klingt der Raum in dem du mischst?
Die beste Monitoranlage bringt dir NICHTS wenn der Regieraum akustisch nicht optimal ist (und ich meine nicht "Noppenschaum, Teppich und Eierkartons" sondern das Layout des Raumes und die akustische optimierung des gegeben Raumes...), das beste Drumkit und das beste Mikrofon bringt dir NICHTS wenn der Aufnahmeraum nur platt, tot und dumpf klingt...
Du merkst schon...es gibt wesentlich mehr und wichtigere Fragen als "Analog oder Digital", in einem guten Studio muss z.B. schon sehr viel bei der Konzeption beachtet werden (Raumabmessungen, Elektrik(!!), Isolation, RT60, Roommodes etc)...ein gutes Studio ist von Anfang bis Ende ein einheitliches Konzept und nicht nur ein Pult (egal ob digital oder analog) in einem Raum, von daher ist die gestellte Frage eigentlich hinfällig
..ich neige zu Wiederholungen