Moin,
da die Ursprungsfrage ja hoffentlich ausreichend beantwortet wurde, können wir ja mal kurz einen Ausflug in die "Arbeits-Ästhetik" unternehmen.
In meinem ersten Post habe ich ja auf beide Möglichkeiten hingewiesen und von da ab nur noch die Fragen beantwortet. Klar kann man jetzt drüber streiten, ob es sinnvoll ist, das bearbeitete Signal aufzunehmen oder nicht. Ich persönlich (!) mag es überhaupt nicht, mir zu viele Entscheidungen auf später zu verlegen. Ich will bei der Aufnahme meinen Sound aufnehmen und ihn höchstens später noch verbessern, aber nicht nochmal von vorne anfangen. Bei der Gitarrenverstärkerabnahme mische ich mir alle verwendeten Mikros auch erst auf eine Spur zusammen und nehm diese eine Spur dann auf. Das verbessert die Übersicht im Projekt ziemlich. Man hat zwar nicht mehr so viele Möglichkeiten im Mix, kann sich aber besser aufs Wesentliche konzentrieren.
Du hast natürlich mit all dem vollkommen recht.
Ich bin musikalisch auch eher "old-fashioned" groß geworden, von daher versuche ich meistens, den Aufnahmemoment möglichst optimal einzufangen, das heißt eben auch mein Spiel mit genau dem Sound, der gerade anliegt.
Aber auf der anderen Seite gibt's eben ganz klare Vorteile beim Arbeiten mit Plugins. Persönlich will ich auch meistens gar nicht den ganzen Sound komplett neu "erschrauben", aber es sind eben doch ein paar Dinge, die ich sehr komfortabel finde:
- Meine Patches haben oftmals Effekte drauf. Naja, nicht wirklich viel, aber so'n Delay mag ich schon mal ganz gerne. Wenn das jetzt Teil des Channel Strips, GR Presets oder wasauchimmer ist, dann könnte ich das nicht mal eben "destruktiv" aufnehmen, denn speziell bei räumlichen Effekten möchte ich mir schon die Kontrolle im Mix bewahren.
- Auch wenn das ja eher meiner "old-fashioned" Tradition widerspricht: Man kann halt "re-ampen", und meiner Meinung nach klingen einige Sachen doch nach wie vor besser über eine gescheite Amp/Mic-Kombination.
- Ich kann sehr schnell arbeiten, ohne mich um exakte Sounds und Aufnahmelevel zu kümmern. Für mich eigentlich der größte Vorteil. Speziell im Fall von;...
- Gedoppelten Brett-Gitarren. Hier finde ich es, obwohl ich das schon relativ häufig mit echten, gut abgenommenen Amps gemacht habe, ziemlich schwierig, den optimalen Zerrgrad zu finden. Bei der zuerst eingespielten Gitarre dreht man meistens zu viel Zerre rein, sodass, wenn die zweite (oder auch dritte) hinzukommt, die Sache anfängt, matschig zu werden. Das kann man eben bestens nachregeln, wenn nur der trockene Gitarrensound aufgenommen wurde.
Ungeachtet all dessen stelle ich mir aber gerade ein kleines Setup zusammen, welches es mir ermöglicht, meine netten Amps gescheit (und ohne Speaker) aufzunehmen. Ich werde mir da zwar auch eine Möglichkeit schaffen, das Gitarrensignal per Splitter zusätzlich trocken aufzunehmen, will aber in erster Linie tatsächlich das benutzen, was beim eigentlichen Einspielen so ertönt.
Außerdem arbeite ich viel mit mehrfachen Dopplungen, und je nachdem, was im Arrangement noch so los ist, kann dann die Rechenleistung schon mal knapp werden (zumindest bei einem 2x2,16 Ghz Macbook....da muss mal was neues her), wenn eine Gitarrensimulation in 5 Instanzen läuft.
Klar. Ich habe auch nur ein MB 2.4 von Anfang 08, da kommt man gerade mit Ampsims schnell an die Grenzen. Ich benutze dann aber lieber die BIP (bounce in place) Funktion, finde ich in L9 ganz ausgezeichnet gelöst.
Übrigens, was meinst du mit Input-Objekt? Ich wüsste nicht, dass es in Logic etwas gibt das so heißt....
Leider Gottes ist das total versteckt - und ich frage mich wirklich, warum, denn man kann das sehr sinnvoll für verschiedene Dinge einsetzen.
Am Einfachsten:
- Environment öffnen, auf dem Audio-Layer ein bestehendes Audio-Objekt anwählen. Alternativ kann man natürlich auch ein komplett neues Objekt erzeugen.
- Im Inspektor bei "Kanal" auf "Input" gehen und den Input seines Vertrauens anwählen.
Dieses Input Objekt liegt, was das Routing angeht, jetzt vor dem Sequenzer-Eingang, alles was man da in Inserts packt, wird mit aufgenommen.
Mache ich persönlich normalerweise nicht, aber ich benutze das für Effekt-Sends, um meine Input-Signale, die ich trocken per Hardware monitore (ich mag Latenzen nicht, dazu vielleicht mal an anderer Stelle mehr...) mit Logics Effekten zu versehen (natürlich nur Raumeffekte). Kann man natürlich auch direkt auf der Audio-Spur machen, aber wenn ich das trockene Signal beim Aufnehmen nicht hören will, müsste ich die Sends da auf "pre fader" schalten, was beim Abhören und Mischen nervt. Die Sends in den Input Objekten habe ich per Controller Assignment auf die Fader meines Axiom Keyboards gelegt, so dass ich jederzeit mal schnell ein bisschen Hall, Delay, Modulation oder wasauchimmer auf meine Eingangsignale legen kann, ganz ohne mit der Maus rumfuchteln zu müssen.
Geht vielleicht auch mit Aux-Objekten, aber dann wird mir die Sache schnell zu unübersichtlich.
Ich finde das so jedenfalls extrem praktisch und deshalb erschließt sich mir nicht ganz der Grund, warum die Input-Objekte seitens Apple so stiefmütterlich behandelt werden.
Ach ja, ein einmal erzeugtes Input-Objekt kann man dann natürlich auch per Spurheader-Neuzuweisung im Arrangement anlegen, so hat man schnelleren Zugriff. Und im Mischer kann man sich's dann auch anzeigen lassen.
Gruß
Sascha