Slidemaster Dee
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Vorgeschichte
Auf einem Stöber-Trip in der Kleinanzeigen-Bucht bin ich völlig zufällig über einen Orange Crush Bass 25 zum totalen Schnäppchenpreis gestolpert und habe kurzerhand zugeschlagen. So habe ich nun gerade die nette Situation, mit ebendiesem Orange und meinem Ampeg BA-108 gleich zwei Brüll-Zwerge hier im Wohnzimmer stehen zu haben – Zeit für mein erstes Review, dachte ich. Na denn mal los!
Daten und Fakten
Denn beide Amps sind ja durchaus vergleichbar:
Sowohl der Ampeg mit 20 Watt als auch der Orange mit 25 Watt sind mit ihren 8‘‘-Speakern jeweils die kleinsten Combos der Hersteller und zielen klar auf Übungssettings zu Hause und kleine, ruhige Locations. Über den Ampeg kann ich aus Erfahrung sagen, dass er auch beides gut kann. Zudem richten sich beide Combos wohl an ähnliche Zielgruppen, haben wir es doch mit Brands zu tun, die traditionell eher im rockigen Bereich angesiedelt sind, und eher Charaktersound als HiFi versprechen.
Preislich ist der Orange mit einem Straßenpreis von ca. 200€ allerdings fast doppelt so teuer wie der Ampeg – dass allein das Orange-Label in den Herstellungskosten scheinbar im dreistelligen Bereich liegt, sind Orange-Nutzer aber ja gewohnt. Dafür gibt es ihn aber für diejenigen, die es gern knallig mögen, natürlich in traditionellem Orange. Meiner hält sich allerdings unauffällig in dezentem Schwarz (Leider – falls jemand einen orangen hat und tauschen möchte: Ich wär bereit!). Die Verarbeitung ist bei beiden Amps einwandfrei, die Potis wertig und mit angenehmem Widerstand, die Buchsen greifen vertrauenserweckend solide; es klappert und wackelt nichts.
Dennoch fallen bereits auf den ersten Blick die ersten Unterschiede deutlich ins Auge: Der BA-108 kommt deutlich massiger im Wedge-Gehäuse mit Maßen von etwa 43x38x30 cm daher und macht auf diese Art durchaus überzeugend auf kleinen, stabilen Stage-Monitor. Dafür bringt er dann auch knappe 13 Kilo auf die Waage. Das ist alles noch im sehr überschaubaren Bereich und wäre absolut nicht zu beanstanden – wenn der Crush Bass dies alles nicht frech unterbieten würde. Mit Minimal-Maßen von 37x33x24 cm und fluffigen 8 Kilogramm punktet er durch extrem komfortables Handling im Transport und durchaus einem gewissen Niedlichkeitsfaktor. Das fehlende Volumen will er im Sound durch eine Bassreflex-Bauweise wett machen, wie der entsprechende Rear-Port eindeutig zeigt.
Beide Combos sind über den oben liegenden Tragegriff gut einhändig zu transportieren. Dem Crush Bass kann ich (leider) bereits eine gute Road-Tauglichkeit attestieren, denn er kam ungepolstert (!!!) im übergroßen DHL-Karton an – Gott sei Dank völlig unbeeindruckt von dieser Blütestunde des eBay-Kleinanzeigen-Handels.
Features
Naturgemäß kann und möchte man bei solchen Combos keine ausschweifenden und komplexen Bedienelemente haben. Und so ähneln sich die Kontrollfelder der beiden Combos doch sehr – abgesehen von ihrer Positionierung: Denn während Orange die Bedienelemente (traditionell spiegelverkehrt) oben liegend anbringt, hat Ampeg dem BA-108 in der zweiten Version die Potis ja auf die Front verlegt – Geschmacksache! Beide Combos kommen jedenfalls mit einem 3-Band-EQ, einem Pad-Schalter für aktive Bässe sowie einem Aux-In und einem Phones-Out für die Übungs-Session zu Hause. Beim Ampeg-Combo gibt es noch einen Zusatzregler, um den Aux-Level komfortabel am Amp zu regeln – das lässt Orange leider vermissen. Dafür punktet der Crush Bass mit einem eingebauten Tuner, der seinen Dienst etwas schwerfällig, aber letztendlich zuverlässig erledigt. Die EQs beider Combos mögen großzügiges Handling und haben deutlichen Einfluss auf den Sound. Mit einem zusätzlichen Regler für die stufenlose (!) Anwahl der zu regelnden Mittenfrequenz punktet… Überraschung! …ausgerechnet Orange! Denn unverständlicher Weise verzichtet Ampeg auf dieses beliebte und fast schon Marken-charakteristische Feature – Orange aber nicht, denn hier ist der Zugriffspunkt des Mittenreglers im Bereich von 300 Hz bis 12,7 kHz frei wählbar. Das freut besonders das Herz der Freunde von mittenorientiertem Basssound – meins zum Beispiel. Etwas ärgerlich ist allerdings die fehlende Poti-Beschriftung, so ist man bei der Frequenzwahl vor allem auf sein Gehör angewiesen.
Damit aber nun endlich zur wichtigsten Frage: Wie klingen die Teile denn nun?
Sound
Vorab: Mangels Aufnahmemöglichkeit verzichte ich auf Soundbeispiele. Samples sind aber in guter Qualität im Netz zu finden.
Getestet habe ich beide mit meinem Allzweck-Preci sowie mit meinem HB-Akustik-Fretless-Bass. Beide Combos schaffen für beide Instrumente eine gute Wiedergabe, wobei die im folgenden beschriebenen Unterschiede beim Preci deutlich mehr zu Tage treten.
Generell produzieren beide Amps markant unterschiedliche Sounds. Während der Ampeg einen überraschend neutralen, aber fülligen Klang an den Tag legt, erfüllt der Orange eher die Erwartung, ein kleiner Rotzlöffel zu sein und knurrt doch recht charakterstark los. Das klingt deutlich weniger kompakt als bei seinem Kollegen, überzeugt aber dafür durch differenzierte Wahrnehmbarkeit des Klangspektrums. Noch deutlicher wird dies beim Experimentieren mit dem EQ.
Hier sind beim BA-108 durchaus gute Variationen zwischen warm-drückender Badewanne und mittigem Rocksound erreichbar, die aber letztendlich in einem überschaubarem Spektrum bleiben und sich nicht aus der cleanen Grundneutralität des Combos herausbewegen.
Der Crush Bass zeigt an dieser Stelle besonders durch die Möglichkeit der Mittenfrequenzwahl eine beeindruckende Vielseitigkeit zwischen warmem Punch mit beeindruckenden Bässen und rotzigem Punk-Sound mit angedeuteter Zerre bei gepushten Mitten. Nur eins kriegt er auf Teufel komm raus nicht hin: Clean und neutral zu klingen.
Fazit
Überraschenderweise zeigt der Ampeg BA-108 sich als durchaus erwachsen klingender Combo, der mit seinem recht neutralen Klang in vielen Situationen und quer durch die Musikstile gute Dienste leisten kann. Bei dem günstigen Preis kann man hier bedenkenlos zugreifen, wenn man einen kleinen, zuverlässigen und transportablen Mini-Combo haben möchte. Das Wedge-Gehäuse kann je nach geplantem Einsatzzweck ein zusätzlicher Pluspunkt sein.
Der Orange Crush Bass 25 weiß dagegen als typischer Orange-Amp zu polarisieren. Das, was er kann, kann er grandios: Rotzig losrocken. Wenn man das mag und will, bekommt man wahrscheinlich nirgends ein amtlicheres Pfund von warmem Old-School-Rock in diesem superkompakten Format. Allerdings muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, als „One-Trick-Pony“ durchaus nicht für jedes Einsatzgebiet geeignet zu sein.
Ich persönlich bin noch unentschieden, welcher Combo bleiben wird, und welcher sich wieder auf den Weg machen darf. Vielleicht behalte ich aber auch erstmal beide.
Bässte Grüße
Dee
Auf einem Stöber-Trip in der Kleinanzeigen-Bucht bin ich völlig zufällig über einen Orange Crush Bass 25 zum totalen Schnäppchenpreis gestolpert und habe kurzerhand zugeschlagen. So habe ich nun gerade die nette Situation, mit ebendiesem Orange und meinem Ampeg BA-108 gleich zwei Brüll-Zwerge hier im Wohnzimmer stehen zu haben – Zeit für mein erstes Review, dachte ich. Na denn mal los!
Daten und Fakten
Denn beide Amps sind ja durchaus vergleichbar:
Sowohl der Ampeg mit 20 Watt als auch der Orange mit 25 Watt sind mit ihren 8‘‘-Speakern jeweils die kleinsten Combos der Hersteller und zielen klar auf Übungssettings zu Hause und kleine, ruhige Locations. Über den Ampeg kann ich aus Erfahrung sagen, dass er auch beides gut kann. Zudem richten sich beide Combos wohl an ähnliche Zielgruppen, haben wir es doch mit Brands zu tun, die traditionell eher im rockigen Bereich angesiedelt sind, und eher Charaktersound als HiFi versprechen.
Preislich ist der Orange mit einem Straßenpreis von ca. 200€ allerdings fast doppelt so teuer wie der Ampeg – dass allein das Orange-Label in den Herstellungskosten scheinbar im dreistelligen Bereich liegt, sind Orange-Nutzer aber ja gewohnt. Dafür gibt es ihn aber für diejenigen, die es gern knallig mögen, natürlich in traditionellem Orange. Meiner hält sich allerdings unauffällig in dezentem Schwarz (Leider – falls jemand einen orangen hat und tauschen möchte: Ich wär bereit!). Die Verarbeitung ist bei beiden Amps einwandfrei, die Potis wertig und mit angenehmem Widerstand, die Buchsen greifen vertrauenserweckend solide; es klappert und wackelt nichts.
Dennoch fallen bereits auf den ersten Blick die ersten Unterschiede deutlich ins Auge: Der BA-108 kommt deutlich massiger im Wedge-Gehäuse mit Maßen von etwa 43x38x30 cm daher und macht auf diese Art durchaus überzeugend auf kleinen, stabilen Stage-Monitor. Dafür bringt er dann auch knappe 13 Kilo auf die Waage. Das ist alles noch im sehr überschaubaren Bereich und wäre absolut nicht zu beanstanden – wenn der Crush Bass dies alles nicht frech unterbieten würde. Mit Minimal-Maßen von 37x33x24 cm und fluffigen 8 Kilogramm punktet er durch extrem komfortables Handling im Transport und durchaus einem gewissen Niedlichkeitsfaktor. Das fehlende Volumen will er im Sound durch eine Bassreflex-Bauweise wett machen, wie der entsprechende Rear-Port eindeutig zeigt.
Beide Combos sind über den oben liegenden Tragegriff gut einhändig zu transportieren. Dem Crush Bass kann ich (leider) bereits eine gute Road-Tauglichkeit attestieren, denn er kam ungepolstert (!!!) im übergroßen DHL-Karton an – Gott sei Dank völlig unbeeindruckt von dieser Blütestunde des eBay-Kleinanzeigen-Handels.
Features
Naturgemäß kann und möchte man bei solchen Combos keine ausschweifenden und komplexen Bedienelemente haben. Und so ähneln sich die Kontrollfelder der beiden Combos doch sehr – abgesehen von ihrer Positionierung: Denn während Orange die Bedienelemente (traditionell spiegelverkehrt) oben liegend anbringt, hat Ampeg dem BA-108 in der zweiten Version die Potis ja auf die Front verlegt – Geschmacksache! Beide Combos kommen jedenfalls mit einem 3-Band-EQ, einem Pad-Schalter für aktive Bässe sowie einem Aux-In und einem Phones-Out für die Übungs-Session zu Hause. Beim Ampeg-Combo gibt es noch einen Zusatzregler, um den Aux-Level komfortabel am Amp zu regeln – das lässt Orange leider vermissen. Dafür punktet der Crush Bass mit einem eingebauten Tuner, der seinen Dienst etwas schwerfällig, aber letztendlich zuverlässig erledigt. Die EQs beider Combos mögen großzügiges Handling und haben deutlichen Einfluss auf den Sound. Mit einem zusätzlichen Regler für die stufenlose (!) Anwahl der zu regelnden Mittenfrequenz punktet… Überraschung! …ausgerechnet Orange! Denn unverständlicher Weise verzichtet Ampeg auf dieses beliebte und fast schon Marken-charakteristische Feature – Orange aber nicht, denn hier ist der Zugriffspunkt des Mittenreglers im Bereich von 300 Hz bis 12,7 kHz frei wählbar. Das freut besonders das Herz der Freunde von mittenorientiertem Basssound – meins zum Beispiel. Etwas ärgerlich ist allerdings die fehlende Poti-Beschriftung, so ist man bei der Frequenzwahl vor allem auf sein Gehör angewiesen.
Damit aber nun endlich zur wichtigsten Frage: Wie klingen die Teile denn nun?
Sound
Vorab: Mangels Aufnahmemöglichkeit verzichte ich auf Soundbeispiele. Samples sind aber in guter Qualität im Netz zu finden.
Getestet habe ich beide mit meinem Allzweck-Preci sowie mit meinem HB-Akustik-Fretless-Bass. Beide Combos schaffen für beide Instrumente eine gute Wiedergabe, wobei die im folgenden beschriebenen Unterschiede beim Preci deutlich mehr zu Tage treten.
Generell produzieren beide Amps markant unterschiedliche Sounds. Während der Ampeg einen überraschend neutralen, aber fülligen Klang an den Tag legt, erfüllt der Orange eher die Erwartung, ein kleiner Rotzlöffel zu sein und knurrt doch recht charakterstark los. Das klingt deutlich weniger kompakt als bei seinem Kollegen, überzeugt aber dafür durch differenzierte Wahrnehmbarkeit des Klangspektrums. Noch deutlicher wird dies beim Experimentieren mit dem EQ.
Hier sind beim BA-108 durchaus gute Variationen zwischen warm-drückender Badewanne und mittigem Rocksound erreichbar, die aber letztendlich in einem überschaubarem Spektrum bleiben und sich nicht aus der cleanen Grundneutralität des Combos herausbewegen.
Der Crush Bass zeigt an dieser Stelle besonders durch die Möglichkeit der Mittenfrequenzwahl eine beeindruckende Vielseitigkeit zwischen warmem Punch mit beeindruckenden Bässen und rotzigem Punk-Sound mit angedeuteter Zerre bei gepushten Mitten. Nur eins kriegt er auf Teufel komm raus nicht hin: Clean und neutral zu klingen.
Fazit
Überraschenderweise zeigt der Ampeg BA-108 sich als durchaus erwachsen klingender Combo, der mit seinem recht neutralen Klang in vielen Situationen und quer durch die Musikstile gute Dienste leisten kann. Bei dem günstigen Preis kann man hier bedenkenlos zugreifen, wenn man einen kleinen, zuverlässigen und transportablen Mini-Combo haben möchte. Das Wedge-Gehäuse kann je nach geplantem Einsatzzweck ein zusätzlicher Pluspunkt sein.
Der Orange Crush Bass 25 weiß dagegen als typischer Orange-Amp zu polarisieren. Das, was er kann, kann er grandios: Rotzig losrocken. Wenn man das mag und will, bekommt man wahrscheinlich nirgends ein amtlicheres Pfund von warmem Old-School-Rock in diesem superkompakten Format. Allerdings muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, als „One-Trick-Pony“ durchaus nicht für jedes Einsatzgebiet geeignet zu sein.
Ich persönlich bin noch unentschieden, welcher Combo bleiben wird, und welcher sich wieder auf den Weg machen darf. Vielleicht behalte ich aber auch erstmal beide.
Bässte Grüße
Dee
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