Theo Retisch
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 28.05.24
- Registriert
- 14.03.11
- Beiträge
- 2.315
- Kekse
- 43.819
Moin moin liebes Musiker-Board. Da es lange kein Review mehr von mir gab und ich mir vor ein paar Wochen einen neuen Amp gekauft habe, dachte ich mir, dass ich euch ja mal an meinen Eindrücken teilhaben lassen kann. Und zwar handelt es sich dabei um einen VOX AC30 VR.
Vorgeschichte
Im Juli diesen Jahres war ich für ein paar Tage in Berlin und hatte noch einen Nachmittag übrig, an dem ich nichts vorhatte. Da Justmusic vor nicht all zu langer Zeit am Moritzplatz eine neue Filiale eröffnet hat, bin ich einfach mal dahin gegangen, um ein paar Gitarren anzuspielen. Ich hatte eigentlich keine besondere Kaufabsicht, sondern wollte einfach mal die wichtigsten Neuheiten der letzten Jahre anspielen, da ich schon sehr lange nicht mehr dazu gekommen war. Erschreckend, ich weiß. Glücklicherweise war nicht viel los, sodass ich einen der Ampräume quasi für mich alleine hatte. Dort stand fertig verkabelt ein VOC AC30 VR, den ich zum testen verwendet habe und der hat mich sofort begeistert. Ich hielt ihn zunächst für einen normalen AC30 (also das teurere Original mit Vollröhrenschaltung und allem drum und dran), bis ich einen Blick auf das Preisschild geworfen habe und feststellte, dass er „nur“ 450 Euro kostet. Da wurde mir klar, dass das nur der kleine Bruder war, aber der Sound hatte mich überzeugt. Von da an spielte ich immer mal wieder mit dem Gedanken mir einen zuzulegen. Als dann vor wenigen Wochen der Preis bei thomann erst auf 338 Euro und dann auf knapp 300 gefallen ist (keine Ahnung warum), habe ich zugeschlagen und konnte ihn Mitte/Ende September endlich mein Eigen nennen.
Aufbau
Ich sollte vorher zugeben, dass ich mich nicht allzu sehr mit Amps und der darin verbauten Technik auskenne. Ich unterscheide da eigentlich nur zwischen „klingt gut“ und „klingt nicht gut“, während die Elektronik in meinen Augen eigentlich nur Mittel zum Zweck ist. Dennoch kann ich ein paar Worte zur Konstruktion verlieren. Bei diesem Verstärker handelt es sich nämlich um einen Röhren-/Transistor-Hybrid-Amp mit einer zweikanaligen Schaltung. Die Vorstufe basiert auf einer Transistorschaltung, während die Endstufe aus einer so genannten Valve-Reactor-Endstufe besteht. Daher kommt auch der Namenszusatz „VR“. Wie und ob sich das ganze auf den Sound auswirkt werde ich später berichten.
Werksseitig wurden zweiVX12'' Celestion Custom Lautsprecher (16 Ohm; 12 Zoll) verbaut, was dazu führt, dass das Gehäuse ziemlich groß wird (Maße (BxHxT): 702 x 556 x 265 mm). Aber sind wir doch mal ehrlich, große Combos sehen einfach geil aus.
Logischerweise wiegt so ein riesiges Trumm auch eine ganze Menge, in diesem Falle nämlich 23 Kilo. Ich weiß, es geht noch wesentlich schlimmer (siehe den originalen AC30 mit über 30 Kilo), aber ich hatte schon echt Mühe, das Ding aus dem Karton zu wuchten und die Treppe rauf zu bringen.
Was lässt sich sonst noch sagen? Wie der Name schon sagt, liefert der Amp eine Leistung von 30 Watt und hat einen Anschluss für einen separat zu erwerbenden Fußschalter, sowie für eine externe 8 Ohm-Box.
Die Knöpfe
Das Panel mit den Knöpfen befindet sich standesgemäß auf der Oberseite des Verstärkers. Neben dem An/Aus-Schalter befindet sich die Mastersektion, bestehend aus einem „Volume“, (digitalem)„Reverb“ und „Tone-Cut“-Regler. Was der letzte der drei Knöpfe technisch gesehen macht, weiß ich nicht, aber man kann damit wirkungsvoll die Höhen beschneiden. Gerade bei bissigen Strat-Single-Coils ist das eine wirklich gute Idee, zumal der Grundton des Amps eh schon die Höhen stark herausstellt.
In der Mitte befindet sich die Overdrivesektion. Hier steht ein Dreibandequalizer mit „Treble“, „Middle“ und „Bass“ zur Verfügung. Damit lässt sich der Sound schon recht ordentlich anpassen. Außerdem gibt es einen „Volume“ und natürlich einen „Gain“-Knopf. Rechts daneben befindet sich ein kleiner Druckschalter, mit dem man in den zweiten, noch mehr zerrenden Overdrivemodus wechseln kann. Somit wird das Klangspektrum des Zweikanalers durch einen weiteren Modus sinnvoll erweitert.
Gehen wir weiter nach rechts, finden wir den Switch, um zwischen cleanem und verzerrtem Kanal zu wechseln. Im Cleanchannel haben wir nur einen Zweibandequalizer, bestehend aus „Treble“ und „Bass“, aber im Grund reicht das auch schon vollkommen aus. Natürlich gibt es auch hier einen „Volume“regler. Ganz am rechten Rand findet man die Inputbuchse.
Verarbeitung
Die eben beschriebenen Knöpfe und Schalter machen allesamt einen soliden Eindruck. Die Potis lassen sich präzise einstellen und laufen dabei weich und rund. Die kleinen Druckknöpfe machen ein leises Klicken, wenn man sie drückt und geben somit ein angenehmes Feedback über ihre Arbeit. Auch die drei Tragegriffe auf der Oberseite sind sehr gut verarbeitet. Sie sind ordentlich mit dem Gehäuse verschraubt und machen einen stabilen Eindruck, sodass man nicht Angst haben muss, dass sie einem abreißen, wenn man zu stark daran zieht.
Auch die restliche Konstruktion hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Ich konnte keine Fehler bei der Frontbespannung und beim Tolexbezug erkennen. Ein nettes Detail ist übrigens, dass die Frontbespannung exakt an die Kanten angepasst wurde und das Muster somit nicht einfach mittendrin aufhört. Das hat zwar keinen Einfluss auf den Sound, zeugt aber von großer Genauigkeit bei der Fertigung.
Sound
Wie immer ist es schwer den wohl wichtigsten Teil eines solchen Tests in Worte zu fassen. Auch die Soundschnipsel werden wohl nur bedingt Aufschluss über die Qualitäten dieses Verstärkers liefern, da mir nur bescheidenen Technik zur Verfügung steht. Aber dazu später mehr.
Fangen wir mit dem Cleanchannel an. Dieser ist zwar nur spartanisch ausgestattet, in Kombination mit dem „Tone-Cut“-Regler lassen sich aber dennoch sehr gute Ergebnisse erzielen. Verwendet man eine Strat, die tendenziell bissiger im Klangbild ist, dreht man den „Tone-Cut“ weiter auf, während mittiger klingende Instrumente wie LP-artige Gitarren auch mit moderatem Einsatz dieses Potis gut klingen. Insgesamt hat der Amp einen eher brillianten Charakter im Cleankanal, was sich durchaus am originalen AC 30 orientiert. Da ich jedoch weder einen solchen Amp besitze, noch einen angespielt habe, kann ich dazu leider nicht mehr sagen. Ich hatte lediglich anhand von YouTube-Videos den Eindruck erhalten, dass sich die beiden Amps trotz unterschiedlicher Konstruktion ähneln. In dem ersten Soundbeispiel in der Playlist habe ich eine mexikanische Strat verwendet.
Der Overdrivekanal ist meiner Meinung nach wirklich gut gelungen. Im normalen Modus (OD 1) kann man mit hochgedrehten Mitten und mäßigem Gaineinsatz schöne Crunchsounds zaubern. Wird mehr Gain hinzugefügt, lässt sich ein richtig dickes Hard-Rock-Brett fahren. Besonders angenehm fällt mir dabei auf, dass der Amp auch gut mit dem Volumepoti an der Gitarre steuerbar ist. Die Potis am Amp nehmen deutlichen Einfluss auf den Sound und sind auch untereinander abhängig. Das bedeutet, dass eine Änderung des Basspotis eine Auswirkung auf den Wirkungsbereich des Treblepotis hat. Das zweite Soundbeispiel in der Playlist wurde in diesem Modus mit einer Strat aufgenommen.
Der zweite Modus des Overdrivekanals (OD 2) ist dann mehr etwas für die High-Gain-Fraktion. Der Sound erhält einen deutlichen Gainboost und wird gleichzeitig undifferenzierter. Dieses zusätzliche Feature ist somit mehr ein Kompromiss und eine nette Ergänzung für Zwischendurch. Als Dauerlösung für den Metalsektor würde ich den Amp jedoch nicht empfehlen, sondern einen anderen Verstärker kaufen. Für dicke suppende Leadlines eignet er sich hingegen hervorragend. Die Töne stehen bis übermorgen, was besonders auf einer Gitarre mit Humbuckern gut funktioniert. Positiv fällt zudem auf, dass sich Nebengeräusche auch ohne Noisegate auf einem angenehm niedrigen Niveau halten. Die letzten beiden Soundschnipsel in der Playlist wurden mit einer Flying V von Gibson in diesem Modus aufgenommen.
Hier ist der Link zur Playlist auf Soundcloud: https://soundcloud.com/rudi-mentaire/sets/vox-ac30-vr-sounds
Beim Anhören der Soundschnipsel solltet ihr immer beachten, dass ich nur mit den internen Mikros meines Tascam DP 008 aufnehmen kann. Der Sound ist entsprechend matschiger und basslastiger als in echt. Insofern sind die Soundbeispiele keine wirklich Referenz und ihr solltet den Amp bei Interesse einfach mal selbst anspielen.
Insgesamt liefert der VOX für den Preis eine vorbildliche Leistung ab. Beim ersten Anspielen in Berlin hatte ich nicht damit gerechnet, dass es sich hierbei um eine Hybridkonstruktion handelt. Besonders ist mir das beim Obertonverhalten im OD 1 Kanal aufgefallen. Die Töne kippten auch bei moderaten Lautstärken mit leichtem Fingervibrato in die Obertöne um. Für mich klang das Teil nach Vollröhre und darauf kommt es schließlich an: auf den Sound.
Einziges wirkliches Manko ist das kurze Aussetzen des Tons wenn man den Kanal wechselt. Ich habe mir allerdings sagen lassen, dass das an der Transistorkonstruktion liegt und im Endeffekt stört es mich auch nicht wirklich, da ich normalerweise immer in einem Kanal bleibe.
Fazit
Was bleibt am Ende hängen? Für den Preis liefert der VOC AC30 VR einen wirklich tollen Sound, der dank des zusätzlichen Overdrivemodus' auch sehr vielseitig ist. Die 30 Watt Leistung können richtig laut werden, auch wenn ich gelesen habe, dass ein originaler AC30 noch mehr Lautstärkereserven hat. Wie dem auch sei, für Proben und Gigs dürfte das allemal ausreichen. Wenn doch noch mehr gefragt ist, kann eine zusätzliche Box angeschlossen werden, was jedoch die internen Lautsprecher stumm schaltet.
Die Verarbeitung des in China gefertigten Amps ist vorbildlich und zeigt keine Schwächen. Einziger Wermutstropfen ist, dass es keinen Einschleifweg gibt. Effekte müssen somit ganz klassisch vor den Amp gehängt werden, was den einen oder anderen stören kann, mir jedoch einigermaßen wurscht ist, da ich sowieso kaum Bodentreter einsetze.
Abschließend kann ich also eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Dieser Verstärker bietet ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis.
PS: Es sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass es auch eine kleinere Version, nämlich den VOX AC15 VR gibt, der weniger Leistung, nur einen Lautsprecher und weniger Potis hat. Der wäre wahrscheinlich eher weniger für Gigs geeignet, aber das kann der geneigte Kaufinteressent ja selber herausfinden.
Vorgeschichte
Im Juli diesen Jahres war ich für ein paar Tage in Berlin und hatte noch einen Nachmittag übrig, an dem ich nichts vorhatte. Da Justmusic vor nicht all zu langer Zeit am Moritzplatz eine neue Filiale eröffnet hat, bin ich einfach mal dahin gegangen, um ein paar Gitarren anzuspielen. Ich hatte eigentlich keine besondere Kaufabsicht, sondern wollte einfach mal die wichtigsten Neuheiten der letzten Jahre anspielen, da ich schon sehr lange nicht mehr dazu gekommen war. Erschreckend, ich weiß. Glücklicherweise war nicht viel los, sodass ich einen der Ampräume quasi für mich alleine hatte. Dort stand fertig verkabelt ein VOC AC30 VR, den ich zum testen verwendet habe und der hat mich sofort begeistert. Ich hielt ihn zunächst für einen normalen AC30 (also das teurere Original mit Vollröhrenschaltung und allem drum und dran), bis ich einen Blick auf das Preisschild geworfen habe und feststellte, dass er „nur“ 450 Euro kostet. Da wurde mir klar, dass das nur der kleine Bruder war, aber der Sound hatte mich überzeugt. Von da an spielte ich immer mal wieder mit dem Gedanken mir einen zuzulegen. Als dann vor wenigen Wochen der Preis bei thomann erst auf 338 Euro und dann auf knapp 300 gefallen ist (keine Ahnung warum), habe ich zugeschlagen und konnte ihn Mitte/Ende September endlich mein Eigen nennen.
Aufbau
Ich sollte vorher zugeben, dass ich mich nicht allzu sehr mit Amps und der darin verbauten Technik auskenne. Ich unterscheide da eigentlich nur zwischen „klingt gut“ und „klingt nicht gut“, während die Elektronik in meinen Augen eigentlich nur Mittel zum Zweck ist. Dennoch kann ich ein paar Worte zur Konstruktion verlieren. Bei diesem Verstärker handelt es sich nämlich um einen Röhren-/Transistor-Hybrid-Amp mit einer zweikanaligen Schaltung. Die Vorstufe basiert auf einer Transistorschaltung, während die Endstufe aus einer so genannten Valve-Reactor-Endstufe besteht. Daher kommt auch der Namenszusatz „VR“. Wie und ob sich das ganze auf den Sound auswirkt werde ich später berichten.
Werksseitig wurden zweiVX12'' Celestion Custom Lautsprecher (16 Ohm; 12 Zoll) verbaut, was dazu führt, dass das Gehäuse ziemlich groß wird (Maße (BxHxT): 702 x 556 x 265 mm). Aber sind wir doch mal ehrlich, große Combos sehen einfach geil aus.
Logischerweise wiegt so ein riesiges Trumm auch eine ganze Menge, in diesem Falle nämlich 23 Kilo. Ich weiß, es geht noch wesentlich schlimmer (siehe den originalen AC30 mit über 30 Kilo), aber ich hatte schon echt Mühe, das Ding aus dem Karton zu wuchten und die Treppe rauf zu bringen.
Was lässt sich sonst noch sagen? Wie der Name schon sagt, liefert der Amp eine Leistung von 30 Watt und hat einen Anschluss für einen separat zu erwerbenden Fußschalter, sowie für eine externe 8 Ohm-Box.
Die Knöpfe
Das Panel mit den Knöpfen befindet sich standesgemäß auf der Oberseite des Verstärkers. Neben dem An/Aus-Schalter befindet sich die Mastersektion, bestehend aus einem „Volume“, (digitalem)„Reverb“ und „Tone-Cut“-Regler. Was der letzte der drei Knöpfe technisch gesehen macht, weiß ich nicht, aber man kann damit wirkungsvoll die Höhen beschneiden. Gerade bei bissigen Strat-Single-Coils ist das eine wirklich gute Idee, zumal der Grundton des Amps eh schon die Höhen stark herausstellt.
In der Mitte befindet sich die Overdrivesektion. Hier steht ein Dreibandequalizer mit „Treble“, „Middle“ und „Bass“ zur Verfügung. Damit lässt sich der Sound schon recht ordentlich anpassen. Außerdem gibt es einen „Volume“ und natürlich einen „Gain“-Knopf. Rechts daneben befindet sich ein kleiner Druckschalter, mit dem man in den zweiten, noch mehr zerrenden Overdrivemodus wechseln kann. Somit wird das Klangspektrum des Zweikanalers durch einen weiteren Modus sinnvoll erweitert.
Gehen wir weiter nach rechts, finden wir den Switch, um zwischen cleanem und verzerrtem Kanal zu wechseln. Im Cleanchannel haben wir nur einen Zweibandequalizer, bestehend aus „Treble“ und „Bass“, aber im Grund reicht das auch schon vollkommen aus. Natürlich gibt es auch hier einen „Volume“regler. Ganz am rechten Rand findet man die Inputbuchse.
Verarbeitung
Die eben beschriebenen Knöpfe und Schalter machen allesamt einen soliden Eindruck. Die Potis lassen sich präzise einstellen und laufen dabei weich und rund. Die kleinen Druckknöpfe machen ein leises Klicken, wenn man sie drückt und geben somit ein angenehmes Feedback über ihre Arbeit. Auch die drei Tragegriffe auf der Oberseite sind sehr gut verarbeitet. Sie sind ordentlich mit dem Gehäuse verschraubt und machen einen stabilen Eindruck, sodass man nicht Angst haben muss, dass sie einem abreißen, wenn man zu stark daran zieht.
Auch die restliche Konstruktion hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Ich konnte keine Fehler bei der Frontbespannung und beim Tolexbezug erkennen. Ein nettes Detail ist übrigens, dass die Frontbespannung exakt an die Kanten angepasst wurde und das Muster somit nicht einfach mittendrin aufhört. Das hat zwar keinen Einfluss auf den Sound, zeugt aber von großer Genauigkeit bei der Fertigung.
Sound
Wie immer ist es schwer den wohl wichtigsten Teil eines solchen Tests in Worte zu fassen. Auch die Soundschnipsel werden wohl nur bedingt Aufschluss über die Qualitäten dieses Verstärkers liefern, da mir nur bescheidenen Technik zur Verfügung steht. Aber dazu später mehr.
Fangen wir mit dem Cleanchannel an. Dieser ist zwar nur spartanisch ausgestattet, in Kombination mit dem „Tone-Cut“-Regler lassen sich aber dennoch sehr gute Ergebnisse erzielen. Verwendet man eine Strat, die tendenziell bissiger im Klangbild ist, dreht man den „Tone-Cut“ weiter auf, während mittiger klingende Instrumente wie LP-artige Gitarren auch mit moderatem Einsatz dieses Potis gut klingen. Insgesamt hat der Amp einen eher brillianten Charakter im Cleankanal, was sich durchaus am originalen AC 30 orientiert. Da ich jedoch weder einen solchen Amp besitze, noch einen angespielt habe, kann ich dazu leider nicht mehr sagen. Ich hatte lediglich anhand von YouTube-Videos den Eindruck erhalten, dass sich die beiden Amps trotz unterschiedlicher Konstruktion ähneln. In dem ersten Soundbeispiel in der Playlist habe ich eine mexikanische Strat verwendet.
Der Overdrivekanal ist meiner Meinung nach wirklich gut gelungen. Im normalen Modus (OD 1) kann man mit hochgedrehten Mitten und mäßigem Gaineinsatz schöne Crunchsounds zaubern. Wird mehr Gain hinzugefügt, lässt sich ein richtig dickes Hard-Rock-Brett fahren. Besonders angenehm fällt mir dabei auf, dass der Amp auch gut mit dem Volumepoti an der Gitarre steuerbar ist. Die Potis am Amp nehmen deutlichen Einfluss auf den Sound und sind auch untereinander abhängig. Das bedeutet, dass eine Änderung des Basspotis eine Auswirkung auf den Wirkungsbereich des Treblepotis hat. Das zweite Soundbeispiel in der Playlist wurde in diesem Modus mit einer Strat aufgenommen.
Der zweite Modus des Overdrivekanals (OD 2) ist dann mehr etwas für die High-Gain-Fraktion. Der Sound erhält einen deutlichen Gainboost und wird gleichzeitig undifferenzierter. Dieses zusätzliche Feature ist somit mehr ein Kompromiss und eine nette Ergänzung für Zwischendurch. Als Dauerlösung für den Metalsektor würde ich den Amp jedoch nicht empfehlen, sondern einen anderen Verstärker kaufen. Für dicke suppende Leadlines eignet er sich hingegen hervorragend. Die Töne stehen bis übermorgen, was besonders auf einer Gitarre mit Humbuckern gut funktioniert. Positiv fällt zudem auf, dass sich Nebengeräusche auch ohne Noisegate auf einem angenehm niedrigen Niveau halten. Die letzten beiden Soundschnipsel in der Playlist wurden mit einer Flying V von Gibson in diesem Modus aufgenommen.
Hier ist der Link zur Playlist auf Soundcloud: https://soundcloud.com/rudi-mentaire/sets/vox-ac30-vr-sounds
Beim Anhören der Soundschnipsel solltet ihr immer beachten, dass ich nur mit den internen Mikros meines Tascam DP 008 aufnehmen kann. Der Sound ist entsprechend matschiger und basslastiger als in echt. Insofern sind die Soundbeispiele keine wirklich Referenz und ihr solltet den Amp bei Interesse einfach mal selbst anspielen.
Insgesamt liefert der VOX für den Preis eine vorbildliche Leistung ab. Beim ersten Anspielen in Berlin hatte ich nicht damit gerechnet, dass es sich hierbei um eine Hybridkonstruktion handelt. Besonders ist mir das beim Obertonverhalten im OD 1 Kanal aufgefallen. Die Töne kippten auch bei moderaten Lautstärken mit leichtem Fingervibrato in die Obertöne um. Für mich klang das Teil nach Vollröhre und darauf kommt es schließlich an: auf den Sound.
Einziges wirkliches Manko ist das kurze Aussetzen des Tons wenn man den Kanal wechselt. Ich habe mir allerdings sagen lassen, dass das an der Transistorkonstruktion liegt und im Endeffekt stört es mich auch nicht wirklich, da ich normalerweise immer in einem Kanal bleibe.
Fazit
Was bleibt am Ende hängen? Für den Preis liefert der VOC AC30 VR einen wirklich tollen Sound, der dank des zusätzlichen Overdrivemodus' auch sehr vielseitig ist. Die 30 Watt Leistung können richtig laut werden, auch wenn ich gelesen habe, dass ein originaler AC30 noch mehr Lautstärkereserven hat. Wie dem auch sei, für Proben und Gigs dürfte das allemal ausreichen. Wenn doch noch mehr gefragt ist, kann eine zusätzliche Box angeschlossen werden, was jedoch die internen Lautsprecher stumm schaltet.
Die Verarbeitung des in China gefertigten Amps ist vorbildlich und zeigt keine Schwächen. Einziger Wermutstropfen ist, dass es keinen Einschleifweg gibt. Effekte müssen somit ganz klassisch vor den Amp gehängt werden, was den einen oder anderen stören kann, mir jedoch einigermaßen wurscht ist, da ich sowieso kaum Bodentreter einsetze.
Abschließend kann ich also eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Dieser Verstärker bietet ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis.
PS: Es sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass es auch eine kleinere Version, nämlich den VOX AC15 VR gibt, der weniger Leistung, nur einen Lautsprecher und weniger Potis hat. Der wäre wahrscheinlich eher weniger für Gigs geeignet, aber das kann der geneigte Kaufinteressent ja selber herausfinden.
- Eigenschaft