Mr.Blue
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- Einleitung -
Vielen gilt der Dumble-Tone als der Heilige Gral des Gitarrensounds. Nicht unerheblich zum legendären Ruf beigetragen hat sicherlich, dass Alexander Dumble nur wenige Amps pro Jahr baut(e) und zu seinen Kunden die Creme de la Creme der namhaften Gitarristen gehört (siehe Wikipedia).In Ermangelung des Originals gibt es einige Hersteller, die sich ihrer eigenen Annäherungen bzw. Interpretationen des Themas Dumble-Sound verschrieben haben.
Two-Rock gehört dazu, und der Bloomfield Drive ist eines der jüngsten Modelle. Er ist in zwei Versionen, einmal mit 100/50 Watt (mit einer 4 x 6L6 Endstufe) und zum anderen mit 40/20 Watt (mit einer 4 x 6V6 Endstufe) verfügbar. Ich habe mir letzteren gegönnt, das Review beschreibt also meine persönlichen Eindrücke zur „kleinen“ Version dieses Amps. Bild gefällig? Bitteschön:
- Aufbau des Amps -
Wie die Dumble-Originale ist der Bloomfield ein zweikanaliger Amp. Und genau wie beim Original sind die beiden Kanäle nicht unabhängig, sondern kaskadierend aufgebaut.
Ganz am Anfang der Signalkette steht der EQ-Miniswitch, der zwei verschiedene Basis-Voicings und gleichzeitig Basis-Gainstufen bereitstellt: EQ1 hat weniger Gain und ist heller im Klang, während EQ2 mehr Gain und einen volleren Ton bereitstellt. Bereits hier wird also der Klangcharakter maßgeblich beeinflusst.
Die Vorstufe des Clean-Kanals dient als erste Verstärkungs-Stufe, nur sie hat das klassische Tone-Stack mit Reglern für Treble, Mid und Bass sowie drei zusätzlichen Mini-Schaltern (Bright/Mid/Deep) für eine zusätzliche Anhebung der entsprechenden Frequenzbereiche. Der Gain-Regler für den Clean-Kanal sorgt für einen schlanken bis fetten, leicht crunchigen Clean-Sound.
Die Umschaltung auf den Lead-Kanal sorgt dafür, dass das Signal des Clean-Kanals durch eine weitere Gain-Stufe gejagt wird. Daher gibt es hier keine eigene Klangregelung, sondern nur Regler für Gain/Verzerrung und Volume/Lautstärke.
Ganz am Schluss der Signalkette steht dann noch der auf der Rückseite des Amps verbaute Power-Switch, der die Ausgangs-Leistung zwischen voller (100 bzw. 40 Watt) und halber (50 bzw. 20 Watt) Leistung umschaltet. Damit stehen entweder maximaler Headroom oder ein etwas komprimierteres und früher in die Verzerrung gehendes Signal zur Verfügung.
Und wie sieht das Ganze nun aus? Die Kollegen von Guitar.com haben dankenswerterweise in ihrem Review das Innenleben fotografiert, so dass ich den Amp nicht selbst öffnen mußte. Die Röhrensockel sind vorbildlich - weil auch bei hohen Leistungsanforderungen und damit einhergehenden Temperaturen im Amp robust - am Gehäuse befestigt, ein PCB ist nicht zu finden (was allerdings nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal darstellt):
Sieht gut aus, oder? Sollte also auch gut klingen…
- Sound und Handling -
Tja, spätestens jetzt wird’s subjektiv. Soviel vorab: meine Erwartungen hat der Bloomfield auf jeden Fall erfüllt.Da ich nur Single-Coil-Gitarren spiele, liegt der EQ-Switch auf Position EQ2 und beide Gain-Regler auf 2 Uhr.
Das sorgt für einen direkten, fetten und schmeichelnden Clean-Tone. Akkorde und Arpeggien klingen so voluminös und dennoch gut aufgelöst. Auch Single Notes in cleanen Passagen stehen sauber und präsent im Raum, da klingt nichts dünn oder gar schneidend.
Schaltet man einen Clean-Boost (in meinem Fall einen Xotic EP) zu, erreicht man einen knapp vor dem Zerren liegenden Sound, der sich sehr gut Blues-Soli im Stil von Robert Cray eignet.
Aktiviert man den Bright-Schalter, wird bei den Höhen eine Schippe drauflegt, ohne mit Strat oder Tele gleich den Eispickel auszupacken. Man erzeugt so genau den klassisch-glasigen Blackface-Sound, den viele verehren.
Mit Aktivierung des Mid-Miniswitches geht der Klang selbst mit Single Coils stark in Richtung einer Humbucker-Gitarre: noch voller, sehr präsent und durchsetzungsfähig. ideal,zum Anfetten von Single Coils. Für Humbucker vermutlich fast zu dick…
Der Lead-Kanal klingt satt, voll, rund, tragend und bei hohem again fast bröselig. Keinesfalls jedoch tritt der Anflug von Kreissäge auf, der mich bei meinem Mesa Fillmore 25 (der vom BD abgelöst wurde) manchmal etwas irritiert hat.
Für mich bleiben hier keine Wünsche offen, für dreckigen Blues und satten Rock steht ein erstklassiger Lead-Sound bereit, der sich auch mit schwachbrüstigen „Vintage“-Pickups abrufen lässt. Die Verzerrung läßt sich grundsätzlich gut mit dem Volume-Poti an der Gitarre regeln, dazu aber weiter unten mehr.
Aufgrund des Konzepts der kaskadierenden Kanäle ist der Lead-Kanal gerade mit Single Coils nur schwer zum Zerren zu bekommen, wenn man das Clean-Gain nicht über 12 Uhr aufdreht. Das hat mich beim ersten Anspielen bei BTM Guitars in Nürnberg (dem einzigen Two-Rock Händler in Deutschland) etwas irritiert. Ein kurzer Blick ins knapp gehaltene Handbuch hat das Rätsel aber gelöst.
Wie schon eingangs geschrieben, erfüllt der Sound auf beiden Kanälen meine Anforderungen und Erwartungen: immer fein aufgelöst, die Anschlagsdynamik wird nuanciert wiedergegeben, warm ohne muffig zu klingen, perlende Höhen, sattes Bassfundament.
Für alles zwischen Funk, Blues, Surf, Pop und Rock stehen passende Sounds bereit. Für die ganz harte Fraktion mag nicht genug Gain an Bord sein, dafür ist der Amp meines Erachtens aber auch nicht gedacht.
Zwei kleine Schwachpunkte hat der Bloomfield Drive in meinen Augen allerdings:
Erstens ist das Master-Volume eher Fender-typisch angestimmt. D.h. auf den ersten paar Grad tut sich nix, dann hüpft die Lautstärke recht abrupt auf großzügige Zimmerlautstärke. Stört mich nicht, da ich zu 99% über das UA OX spiele (das übrigens eine Two-Rock 2x12 im Angebot hat, die hervorragend zum BD paßt).
Zweitens war es - zumindest für mich - beim Mesa Fillmore leichter, bei gleichbleibenden Lautstärke nur über das Gitarren-Volume den Gain-Grad zu steuern. Beim Bloomfield geht mit meinen derzeitigen Einstellungen beim Zurücknehmen des Volume-Pots nicht nur das Gain, sondern auch die Lautstärke am Amp leicht zurück. Da muss ich noch etwas optimieren…
Zum Abschluss noch ein Soundbeispiel, gespielt mit meiner (oben abgebildeten) Ron Thorn Strat, dem Bloomfield Drive und dem UA OX (mit dem Modell der Two-Rock 2x12 Box). Aufgenommen über das (vom Musiker-Board gesponserte) UA Apollo Twin MkII und GarageBand: ein Cover von Fleetwood Macs „Albatross“
Ich bitte meine kaum als medioker zu bezeichnenden Spielkünste zu entschuldigen. Sie sind meines Equipments nicht würdiig. Zumal ich bei Aufnahmen und vor Zuhörern nochmals schlechter spiele…
- Fazit -
In einem Satz: Klassischer Dumble-Aufbau, feiner Klang mit breitem Tonspektrum dank durchdachter und vielseitiger Regelmöglichkeiten, hoher Preis.
Für mich hat sich die Anschaffung gelohnt, sowohl das Konzept, die Verarbeitung und vor allem der Sound überzeugen mich. Ob der Amp seinen hohen Preis von derzeit ca 4.800€ (für den Head alleine) wert ist, kann jeder nur für sich selbst beurteilen. Die User-Zufriedenheit mit Two-Rock Amps scheint aber - wenn man Foren wie diesem oder TheGearPage glauben kann - sehr hoch zu sein.
Mir macht er mit meinen Strats einen Heidenspass…
Zum Schluss noch der Hinweis auf den Two-Rock Userthread hier im Board. Dort sind weitere User-Meinungen und wertvolle Informationen zu finden…
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