[Amp] Traynor Ironhorse

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Traynor Ironhorse
40 Watt Vollröhrenverstärker


Wir schreiben das Jahr 1497. Der italienische Seefahrer Giovanni Caboto landet an einem lauen Sommertag an der Küste eines der unbewohntesten, größten und für Instrumente sicherlich interessanten Landes an: Kanada. Es sollten noch Jahrhunderte vergehen bis es zur Unabhängigkeit des Landes kommt, doch Geschichte soll und heute nicht interessieren. Das Land, das für Ahornsirup, Freundlichkeit und Mounties (Pferde? Es geht in die richtige Richtung) bekannt ist, zeichnet mit Godin für einen sehr anspruchsvollen Gitarrenbauer verantwortlich. Dass von hier auch Verstärker stammen, die ihr Geld wert sind (sehr sogar) zeigt die Firma Traynor mit dem mir vorliegenden „Ironhorse“ (wer schnallt die Anspielung auf die Mounties? Ich gebe zu das ist etwas weit hergeholt).


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Traynor Ironhorse?


Aufbau
Im Inneren des Traynor Ironhorse sind zwei Röhren des Typs 12AX7, eine (Röhre Nummer eins) 12AU7 und zwei EL34-Endstufenröhren am Werkeln. Kenner, wie ich ehrlich gesagt keiner bin, werden jetzt schon wissen, dass es sich hier nicht um einen Metalamp handelt, auch wenn der Name es suggeriert. Nein, es ist ein angenehm zerrender Rock-Amp den ich für ein paar schöne Zerrer benutzen will.
Der Verstärker hat zwei Inputs, Input 2 hat 6dB weniger als der erste. Weiterhin befinden sich ein Gain-Regler an Bord, ein Bass- und Treble-Poti sowie ein Mastervolume. Ein Kippschalter wechselt von „Clean“ zu „Pure“und „Solo“. Was es damit auf sich hat klären wir gleich. Der Stand-By schalter, kanadisch „stby“ ist in der Mittelstellung auf Stand-By, in der oberen Stellung auf „Fixed Bias“ und auf der unteren „Cathode Bias“. Im Grunde heißt dies: Die obere Stellung bringt 40 Watt mit weniger Kompression und mehr Headroom mit, die untere bringt 15 Watt und mehr komprimierten Sound ins Spiel. Ganz rechts befindet sich ein an- und ausschaltbarer Toggle-Switch(herrlich, dieses Kanadizismen). Hinten findet man zwei Speaker-Eingänge, einen seriellen Effekt-Weg sowie einen Fußschaltereingang für einen 2er-Fußschalter für Clean, Pure und Solo im Klinkenformat. Ganz besonders schlauen Lesern wird aufgefallen sein, dass ich bisher noch von keinem Netzanschluss berichtet habe. Keine Sorge: Auch hier ist ein Kaltgerätestecker vorhanden. Als besonderes Schmankerl ist sogar noch ein „Made inCanada“-Aufkleber drauf, der vordere Aufkleber ist leider abhanden gekommen, da (sehr sehr günstiger) Gebrauchtkauf.
Kurz: Einkanaliger Vollröhrenverstärker mit Leistungsreduktion von 40 auf 15 Watt.




Praxis

Was wollte ich eigentlich haben? Ich habe ja dieses Jahr (2013, das Jahr in dem Torontos Bürgermeister und Vorzeige-Kanadier Rob Ford zugab, Crack Cocaine in größeren Mengen geraucht zu haben) meinen Marshall TSL 100 (zulaut), meinen Fender Bandmaster VM (zu kompliziert) und meinen PalmerFAT 50 (eigentlich ein schöner Amp) vertickt. Abspecken heißt für mich nicht nur weniger Ahornsirup zu vertilgen, sondern auch beim Equipment logisch umzubauen: Tragbarer, leichter, weniger Metal, mehr Rock. Das waren die Ansprüche an das Jahr 2013, und die haben sich auch erfüllt. Alles tres logique, wie der Kanadier sagt.Gleichzeitig will man natürlich auch möglichst flexibel sein, was aber bei einem Einkanaler erstmal nicht tres logique klingt.
Da der Amp, der unter 10Kilo wiegt, aber auch noch in einer echt handlichen Tasche daherkommt auf der sogar noch das Traynorlogo aufgestickt ist erscheint ereinem doch sehr roadtauglich – der Eindruck wird verstärkt durch die gute Verarbeitung, eben „made in Canada/Fabrique en Canada“.
Der Amp ist laut genug um gegen Schlagzeug, andere Gitarre mit 100-Watt-Transistor-Verstärker und einen Bass sowie ein Mikro anzukommen – und das im 15-Watt-Modus. Er ist ein einkanaliger Amp mit einem fast nichts am Sound verändernden Treble-Poti (einziges Manko, aber SEHR vertretbar da der Grundsound stimmt) und mit den beiden Inputs für verschiedene Gitarren und deren Tonabnehmer brauchbar ist. Das Teil ist wirklich super praktisch, es ist klein, leicht, lässt sich in der Leistung reduzieren und ist stabil gebaut.
Per Fußschalter lassen sich auch noch die Modi „Pure“ und „Solo“ umschalten – was das genau ist werden wir unter Klang noch beschrieben. Ja aber wie klingt er eigentlich?


Klang
Als ich den Verstärker im Bandkontext vorstellte war die einhellige Meinung aller beteiligten:Warm, röhrig, sanft zerrend. Das beschreibt ihn eigentlich schon ganz gut.
Es gibt einige Besonderheiten der Klangregelung, die man nennen müsste: Zum Einen ist der Treble-Regler ehrlich gesagt wenig tonverändernd. Das ist nicht so wild, denn der Klang des Verstärkers an sich gefällt mir schon sehr gut. Auf der anderen Seite ist das für Leute, die gerne extreme Soundeinstellungen am Amp fahren, sicherlich nicht so schön. Ich bin da aber nicht so. Der Bass-Regler macht dafür schon mehr aus, steht bei mir aber auch meist auf 12 Uhr. Warum auch nicht, wenn der Amp schon so klasse klingt?
Was hat es nun mit den„Pure-“ und „Solo-“Einstellungen auf sich?
Ganz einfach: im„Pure“-Modus wird die Klangregelung umgangen, man hört den„natürlichen“ Klang des Traynor durch und hat etwas mehr Gain. Noch mehr Gain hat man dann logischerweise im „Solo“-Modus. Diese beiden Einstellungen sind wahrscheinlich für all diejenigen interessant, die einen Equalizer im Pedalformat besitzen. Das soll jetzt nicht heißen, dass man diese beiden „Kanäle“ nur benutzen kann, wenn man einen Equalizer vorschaltet, denn sie klingen ausgewogen, leicht mittig, sondern eher, dass ich persönlich dafür keine Verwendungsmöglichkeit sehe. Ich wollte den Verstärker nur im Cleankanal benutzen, und dann auch nicht mit cleancrunchiger Einstellung(die der Amp gut kann) sondern eher Clean. Ich betreibe ihn im Normalfall bei Gain 10 Uhr, Bass 12 Uhr, Treble 13 Uhr, und muss zugeben, dass er am besten klingt wenn man Master auf mehr als 10 Uhr dreht. Das ist an einer 4x12er aber schon ganz schön laut, deswegen stellt man lieber mal flux auf 15 Watt/Cathode Bias und benutzt InputII. Schon besser/hörbarer.

Klangbeispiele:
Hier eine G&L-Strat erst am Hals, dann in der Mitte, dann an der Brücke abgenommen.
https://soundcloud.com/ili84/traynor-clean

Und hier die verschiedenen Gainstufen die Möglich sind. Man hört deutlich, dass "Pure" und "Solo" ordentlich komprimieren.
https://soundcloud.com/ili84/traynor-verzerrt


Obwohl in HEADFisH (hahaha nice!) gestimmt bekommt der Ironhorse auch vom Bariton nicht genug, will heißen: Er kann auch mit den tiefen Tönen was anfangen.
https://soundcloud.com/ili84/bariton-ber-traynor

Ihr hört: Ich bin kein Profi, aber ich geb euch den Ironhorse-Sound so wie er ihn widergibt: Ehrlich, rockig, offen! Da wird nichts kaschiert, jede Unsicherheit, jede spielerische Schwäche kommt über die Speaker.
Der Amp wurde meist über die Hagstrom, über die es hier ein Review von mir gibt, in eine Koch-Dummybox, die ich auch schon berieviewt habe, getestet. Der Bariton ist ein LTD GL-600-Bariton (der fiese mit den Flammen) und die G&L-Strat ist eine G&L-Strat. Sie ist rot. :)

Fazit
Für mich der idealeVollröhrenverstärker: Handlich, laut genug, schöner und warmerKlang, nicht zu viele Einstellungsmöglichkeiten, durchdachtesKonzept, kurzum: Viel Qualität und Klang für wenig Geld.
Ich hoffe das Review hat euch Spaß gemacht! Feedback und Verbesserungsvorschläge bitte einfach hier drunter, würde mich sehr freuen!

Fotos folgen noch, muss mal meine Frau lieb fragen.
 
Eigenschaft
 
Moin,

das lese ich (als Besitzer eines nicht ausgereift konstruierten Traynor Darkhorse und Liebäugeler mit dem großen Bruder Ironhorse) natürlich mit dem größten Interesse und sage Danke für das Review!

Was mich interessieren würde:

- Nebengeräuschverhalten?

- Wie lange hast Du den Amp schon und wo gekauft?

- An welcher Box / Speaker (Du schreibst 4x12er) fiedelst Du die Kiste?

CU MM
 
Hi Stratspieler. Drei gute Fragen!

1. Nebengeräusche: wenn ich Gain und Volume auf Maximum habe rauscht es leicht. Ich kann davon gerne mal eine Aufnahme machen. Das ist ja realistisch eh nur an der Dummybox möglich, an der 4x12 gibt's da Hörschäden.

2. Den Amp habe ich jetzt 3 Wochen. Ich wollte ihn von Thomann als B-Stock, doch den letzten Amp hat sich einer weggeschnappt kurz bevor ich das Geld hatte. Wahrscheinlich war das der Vorbesitzer, der ihn bei Ebay rein stellte. Da habe ich ihn - blind - erstanden. Der Preis war mir das Risiko wert. Vorher informiert man sich so gut es eben geht, G&B, YouTube, Traynor-Website.....p

3. Ich benutze den Amp hauptsächlich an der Dummybox und über eine Marshall 1960A mit Celestion GT75 (heißen die so?). Mit der 4x12 hat man ein sauberes , transparents Verhältnis zwischen Tiefen uns Höhen. Mitten bringt der Amp m. E. n. eh schon mit. Ist halt ein Amp für Pedale, wie ich finde, und die müssen ja auch zu einem 4x12 Rocksound passen.

Was stimmt denn am Darkorse nicht? Wirst du dazu ein Review machen?
 
Moin,

Danke!

Nach meiner Anfrage (Stand heute) importiert T die Traynors nicht mehr nach D. Will also jemand so eine Kiste haben (Dark- oder Ironhorse), so wird's u.U. schwierig, sofern sich nicht ein anderer Händler findet.

Wenn Dein Ironhorse wenige Nebengeräusche macht, so ist das gut. Naja und an einer 4x12er sollte der Klang über jeden Zweifel erhaben sein.

Ich habe herausgelesen, dass der Ironhorse wenig Wirkung am Trebleregler zeigt. Den Darkhorse habe ich noch nicht repariert bzw. umdesigned, jedoch ist das grundsätzliche Schaltungsprinzip ja identisch mit Deinem Amp. Die Kiste hat m.E. klanglich gewaltig was auf der Pfanne - beide Regler am Darkhorse können (außer in pur natürlich) den Klang wirkungsvoll verbiegen - sehr gut. Ich fiedle meine Kiste z.Zt. den Nebengeräuschen tapfer trotzend an meiner umgebauten großen 1x12"-Bugera-Box mit einem V30 drin. Und das Witzige ist: Selbst im Pure-Mode klingt das sehr gut zusammen passend. Das wundert mich zum einen, zum anderen freut es mich - der Darkhorse hat Potential und da müsste der Ironhorse nicht weit ab von liegen. Daher liebäugele ich auch mit dem Ironhorse - nicht zuletzt auch seines herrlich antiquierten Designs wegen, welches ich sehr geschmackvoll und gelungen finde.

Demnächst - sobald es fertig ist - wird der Darkhorse an diesem Cab

https://www.musiker-board.de/versta...nes-1x12-cabinets-pcl-aus-quer-mach-hoch.html

mit einem WGS Invader aufspielen und ich bin schon ganz gespannt, wie das ganze klingen wird. Und nach der Reparatur werde ich ein Review machen. Momentan bin ich bloß anderweitig ausgelastet, mal schauen, wann ich für den Darkhorse Zeit finde.

CU MM
 
Hi Stratspieler. Ich sehe, dass du dir hier sehr viele gute Gedanken machst, die zielführend sind und dass du auch versuchst, dem Amp die Qualitäten abzugewinnen, die er wirklich hat.

Ich will an dieser Stelle aber nochmal auf den Treble-Regler hinweisen (vielleicht kann ich mal ein Sample machen). Er verbiegt den Sound relativ wenig, wie ich finde. In Pure und Solo sowieso nicht, aber auch im Clean-Mode ist da relativ wenig Soundveränderung möglich. Freilich, mit der Smashbox von Ibanez hab ich dennoch Mörderhöhen und säge gut durch den Mix wenn's etwas mehr als Punkrock sein darf, aber von sich aus ist der Treble-Regler nicht die Stärke des Amps. Bin auch am Überlegen ob man hier vielleicht etwas umbauen sollte... Dann denke ich mir aber: Wenn mir der Klang des Verstärkers gefällt, warum rummodifizieren? Wenn ich ein Rauschproblem hätte wie du, dann wäre das eine Sache die man im Vorbeigehen mal näher betrachten könnte. Aber da ich das Problem glücklicherweise nicht habe ist das momentan nicht auf dem Radar. Oder hast du hier vielleicht einen praktischen Tipp? Ich muss dazu sagen, dass die Hagstrom einen leicht dunklen Grundcharakter hat und vielleicht auch deswegen den Treble-Regler nicht "auslastet".

Klanglich haben die Amps wahrlich ordentlich was auf der Pfanne, dieser warme Klang ist etwas besonderes. Ich habe mich VOR die 4x12 gesetzt und meine Hagstro/öm über den Neckpick gespielt, das war so herrlich... Zu Marshall-Zeiten haben sich hier meine Haare aufgestellt.

Deinen Umbau werde ich mal im Auge behalten und abonnieren, da ich mir überlege mittelfristig eine 1x12er oder 2x12er für den Traynor zu besorgen/bauen. Ich weiß nicht ob das Sinn macht, da 15 Watt für's Wohnzimmer schon so einiges sind, und man dank des Master-Reglers ja auch im Proberaum oder auf der Bühne aus der 4x12er vernünftige Lautstärken rausbekommt ohne die Band gleich wegzudrücken... Mal sehen!

Auch an alle: Wenn es noch Fragen oder Wünsche zu Soundsamples gibt, sagt mir bitte bescheid.

Ziel meines Equipments ist es, mit Material, das seinen Preis wert ist und der nicht zu hoch ist gute Ergebnisse einzufahren, und da ist der Traynor genau richtig.
 
... Ich sehe, dass du dir hier sehr viele gute Gedanken machst, die zielführend sind und dass du auch versuchst, dem Amp die Qualitäten abzugewinnen, die er wirklich hat....

Jepp. Danke.

...Ich will an dieser Stelle aber nochmal auf den Treble-Regler hinweisen...Er verbiegt den Sound relativ wenig, wie ich finde... aber von sich aus ist der Treble-Regler nicht die Stärke des Amps. Bin auch am Überlegen ob man hier vielleicht etwas umbauen sollte... Dann denke ich mir aber: Wenn mir der Klang des Verstärkers gefällt, warum rummodifizieren? ...

Das ist richtig. ich kann es mir gut vorstellen, dass - wenn der Amp im Pure-Mode bereits überzeugt - man dann gar nicht mehr groß dran herummodden sollte. Traynor erleichtert einem ansonsten die Arbeit insofern, als dass sie auf ihrer Homepage alles Notwendige, also auch Servicematerial, bereitgestellt haben. Und wer will, kann nun loslegen mit spickeln und modden. Ich muss leider, da bei meinem Darkhorse die Nebengeräusche zu mächtig sind und die Canadier mich hier mailmässig im Stich lassen, weil sie mit den Schultern zucken...

...Deinen Umbau werde ich mal im Auge behalten und abonnieren, da ich mir überlege mittelfristig eine 1x12er oder 2x12er für den Traynor zu besorgen/bauen. Ich weiß nich,t ob das Sinn macht, da 15 Watt für's Wohnzimmer schon so einiges sind, und man dank des Master-Reglers ja auch im Proberaum oder auf der Bühne aus der 4x12er vernünftige Lautstärken rausbekommt ohne die Band gleich wegzudrücken... Mal sehen!...Ziel meines Equipments ist es, mit Material, das seinen Preis wert ist und der nicht zu hoch ist gute Ergebnisse einzufahren, und da ist der Traynor genau richtig.

Gut, ich habe den Vorteil, dass ich daheim eben auch mal 15 Watt ausfahren kann. Allerdings macht das beim Darkhorse keinen Sinn, weil er bei vollaufgedrehtem Master dann erheblich rauscht - zumindest jetzt noch. Ich denke, dass ihm - und auch dem Ironhorse - angepasste Cabinets wirklich guttun, denn mit einem Speaker kann man einfacher experimentieren, als im Amp herumzumodden und ich denke auch, dass man dann das Potential dieser Amps ausreizen kann.

CU MM
 

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