hooty
Registrierter Benutzer
- Zuletzt hier
- 24.04.16
- Registriert
- 10.10.03
- Beiträge
- 231
- Kekse
- 367
Nachfolgend ein kurzes Review zu meiner neuesten Errungenschaft, einem Verstärker den ich mir trotz aller Hilfeschreie meines Kontos zulegen mußte. An so einem Amp kam ich nicht vorbei...
Vorgeschichte
Ich habe mich schon vor über zwei Jahren in den Orangesound verliebt, als ich zum ersten Mal einen AD 30 angetestet habe. Kurz darauf habe ich mich von meinem kompletten Racksystem getrennt (Marshall JMP1, Mesa Formula Preamp und Mesa 50/50 sowie Rocktron Xpression und Boss SX700) und mir zwei AD 30 mit den entsprechenden Boxen und bunten Treterchen zugelegt, die ich nach wie vor live und im Studio spiele. Sicher sind die Amps nicht sehr flexibel aber mir gefällt deren Sound wirklich gut und sie "fühlen" sich für mich richtig an.
Von Zeit zu Zeit schaue ich aber trotzdem gerne mal über den Tellerrand. Dies tue ich bevorzugt im britischen Orange-Amp-Forum und hab da immer wieder von den Custom Shop Modellen Retro 50 und AD 50 gelesen. Hierzu gibt es auch entsprechende Reviews in den Zeitschriften Gitarre&Bass und Guitar, die ich auch sehr interessiert studiert habe.
Eines schönen Tages vor einem reichlichen Monat stolperte ich nun über ein besonders seltenes Exemplar aus dieser Custom Shop Serie, nämlich einen Orange Retro 50 in der Comboversion. Die Custom Shop Modelle sind ohnehin schon limitiert aber der Combo war einer von 20 Exemplaren weltweit... Das Teil ging mir nicht mehr aus dem Sinn und ich habe kurze Hand zugeschlagen. Über den Preis möchte ich hier nicht sprechen, nur so viel, es strapazierte mein Konto ziemlich aber ich würde es immer wieder tun...
Aufbau
Der Amp entspricht bis auf die zwei internen Speaker und die größeren Dimensionen technisch dem Orange Retro 50. Der Amp ist einkanalig mit Gain und Mastervolume sowie einemrdreibandigen Eq-Sektion. Diese ist passiv, dreht man alle auf null, hört man nichts. Die Eq-Sektion kann über einen Fußschalteranschluß umgangen werden, so daß man den puren Ampsound hat, da diese Bauteile nun völlig aus dem Signalweg genommen werden. Die Amps sind handverdrahtet und die Verarbeitung ist mehr als top. Als Lautsprecher wurden ein Celestion G12H Heritage und ein Celestion G12M Heritage verbaut. Auf dem Chassis befindet sich ein Vermerk, wann und von wem der Verstärker gebaut wurde - Custom Shop eben. Hier die technischen Daten im Überblick:
30 Watt RMS Class A oder 50-Watts RMS Class AB
Fußschalteranschlußbuchse für den Gain Boost/EQ Bypass
Ton Kontrolle: Gain, Bass, Middle, Treble, Master.
Vorstufenröhren: 2x 12AX7
Endstufenröhren: 2x EL34
Gleichrichter: Solid State
Lautsprecher: 2 x 12" Celestion UK Heritage, 1x G12M-20 / 1x G12H-30
Lautsprecher Outputs: 1 x 16 Ohm, 2 x 8 Ohm.
Sound
Nach dem Einschalten des Verstärkers habe ich zunächst einmal eine cleane Einstellung probiert. Dazu habe ich eine meiner Rickenbacker 360 eingestöpselt, das Mastervolumen voll aufgedreht und die Lautstärke mit dem Preamp Gain geregelt. So mache ich es auch bei meinen AD 30 und wie ich nach dem ersten Akkord feststellen konnte, funktioniert das auch beim Retro 50 wunderbar. Mir tönte aus den Speakern ein dynamischer, angenehm warmer und kräftiger Cleansound entgegen. Dieser hat eine deutlich britische Note, ist aber deutlich dunkler und runder als Vox, Marshall und Co. Habe ich schon erwähnt, das der Sound dynamisch ist... ja? Man kann mit der Anschlagstärke wunderbar regeln, ob man ganz sanfte Töne haben möchte oder einen Ton, der durch Mark und Bein geht bzw. diese erzittern läßt. Ganz versteckt im Hintergrund ist bei härterem Anschlag ein leichtes ancrunchen wahrzunehmen, so daß der Tone bei härterem Anschlag etwas dirty wird. Das kenne ich schon vom AD 30 und mag es persönlich sehr. Ist vielleicht Geschmackssache aber ich liebe es. Einen Cleansound erzielt man bis zu einem Preamp Gain von 3 ... 4. Danach geht der Sound immer mehr in einen Crunch über, wobei ich nun das Mastervolumen etwas drosseln, da mir sonst die Einrichtung umgefallen wäre. Der daherkommende Crunchsound des Amps ist dabei dermaßen harmonisch, dynamisch und transparent, daß ich nur sprachlos war. Obwohl ich von meinen bisherigen Orangen in dieser Hinsicht extrem verwöhnt wurde, kann ich hier nur sagen, daß das der beste Crunchsound ist, den ich je gehört habe. Sicherlich ist dies auch zum Teil auf die Lautsprechermischbestückung zurückzuführen. Der G12M-20 und der G12H-30 ergänzen sich wirklich wunderbar. Der eine liefert die Mitten und der andere rundet die Sache im Bassbereich ab. Ursprünglich hatte ich bedenken, daß der G12H-30 aufgrund seines höheren Wirkungsgrades im Mix präsenter sein würde. Davon habe ich allerdings nichts bemerkt und die beiden ergeben ein wirklich harmonisches Paar ab.
Ich habe erst einmal eine Stunde mit dieser Einstellung herumgedudelt, ohne zu bemerken wie die Zeit verging. Dann stand meine Freundin mit dem Abendbrot in der Stube und hat mich nur angelächelt.
Anschließend habe ich den Gainregler noch ein bißchen weiter aufgedreht. Die angesprochene Transparenz setzt sich auch dabei, mit zunehmendem Preamp Gain, fort. Der Amp komprimiert nun allerdings deutlicher und der Ton wird angenehm dicht und fett. Für mich als Rhythmusgitarrero genau richtig. Ob das jedem für einen Leadsound ausreicht, hängt von der verwendeten Gitarre und vom Geschmack ab. Für mich wirklich optimal und mit meiner Gibson SG hat der Sound wirklich extrem Eier!
Alle bisherigen Beschreibungen beziehen sich auf den 50 Watt Class Ab Mode. Schaltet man in den 30 Watt Modus, der in Class A bzw. Kathoden biased läuft hat der Sound etwas mehr Obertöne und verliert etwas an Bassfundament. Nach so kurzer Zeit kann ich noch nicht sagen, welche Einstellung mir besser gefällt.
Ich kann zum Sound abschließend sagen, daß es genau das ist, wonach ich immer gesucht habe. Prinzipiell merkt man die Verwandtschaft zu meinen AD 30, nur das da der Ton, bedingt durch die Gleichrichterröhre, deutlich weicher ist (also mehr SAG hat) und der Retro 50, insbesondere im 50 Watt Modus, voluminöser (trotz der nur zwei Lautsprecher) erscheint.
Fazit
Ich freue mich bereits auf unsere nächsten Studioaufnahmen im Oktober, denn da wird der Retro 50 Combo mit Sicherheit zum Einsatz kommen. Es ist mein absoluter Traumamp für die Ewigkeit, mit Kultcharakter, den ich aber nicht auf der Bühne verwenden werde. Denn wenn diesem Schätzchen etwas zustößt, könnte ich mir das niemals verzeihen. Vielleicht werde ich perspektivisch noch ein bißchen mit den Röhren experimentieren, um einen sanfteren Übergang von Clean zu Crunch zu finden. So kann ich die Nuancen noch besser herauskitzeln und den Sweetspot für bestimmte Sounds besser einstellen. Abschließend nur soviel: Schön, daß wir beide zueinander gefunden haben!
Vorgeschichte
Ich habe mich schon vor über zwei Jahren in den Orangesound verliebt, als ich zum ersten Mal einen AD 30 angetestet habe. Kurz darauf habe ich mich von meinem kompletten Racksystem getrennt (Marshall JMP1, Mesa Formula Preamp und Mesa 50/50 sowie Rocktron Xpression und Boss SX700) und mir zwei AD 30 mit den entsprechenden Boxen und bunten Treterchen zugelegt, die ich nach wie vor live und im Studio spiele. Sicher sind die Amps nicht sehr flexibel aber mir gefällt deren Sound wirklich gut und sie "fühlen" sich für mich richtig an.
Von Zeit zu Zeit schaue ich aber trotzdem gerne mal über den Tellerrand. Dies tue ich bevorzugt im britischen Orange-Amp-Forum und hab da immer wieder von den Custom Shop Modellen Retro 50 und AD 50 gelesen. Hierzu gibt es auch entsprechende Reviews in den Zeitschriften Gitarre&Bass und Guitar, die ich auch sehr interessiert studiert habe.
Eines schönen Tages vor einem reichlichen Monat stolperte ich nun über ein besonders seltenes Exemplar aus dieser Custom Shop Serie, nämlich einen Orange Retro 50 in der Comboversion. Die Custom Shop Modelle sind ohnehin schon limitiert aber der Combo war einer von 20 Exemplaren weltweit... Das Teil ging mir nicht mehr aus dem Sinn und ich habe kurze Hand zugeschlagen. Über den Preis möchte ich hier nicht sprechen, nur so viel, es strapazierte mein Konto ziemlich aber ich würde es immer wieder tun...
Aufbau
Der Amp entspricht bis auf die zwei internen Speaker und die größeren Dimensionen technisch dem Orange Retro 50. Der Amp ist einkanalig mit Gain und Mastervolume sowie einemrdreibandigen Eq-Sektion. Diese ist passiv, dreht man alle auf null, hört man nichts. Die Eq-Sektion kann über einen Fußschalteranschluß umgangen werden, so daß man den puren Ampsound hat, da diese Bauteile nun völlig aus dem Signalweg genommen werden. Die Amps sind handverdrahtet und die Verarbeitung ist mehr als top. Als Lautsprecher wurden ein Celestion G12H Heritage und ein Celestion G12M Heritage verbaut. Auf dem Chassis befindet sich ein Vermerk, wann und von wem der Verstärker gebaut wurde - Custom Shop eben. Hier die technischen Daten im Überblick:
30 Watt RMS Class A oder 50-Watts RMS Class AB
Fußschalteranschlußbuchse für den Gain Boost/EQ Bypass
Ton Kontrolle: Gain, Bass, Middle, Treble, Master.
Vorstufenröhren: 2x 12AX7
Endstufenröhren: 2x EL34
Gleichrichter: Solid State
Lautsprecher: 2 x 12" Celestion UK Heritage, 1x G12M-20 / 1x G12H-30
Lautsprecher Outputs: 1 x 16 Ohm, 2 x 8 Ohm.
Sound
Nach dem Einschalten des Verstärkers habe ich zunächst einmal eine cleane Einstellung probiert. Dazu habe ich eine meiner Rickenbacker 360 eingestöpselt, das Mastervolumen voll aufgedreht und die Lautstärke mit dem Preamp Gain geregelt. So mache ich es auch bei meinen AD 30 und wie ich nach dem ersten Akkord feststellen konnte, funktioniert das auch beim Retro 50 wunderbar. Mir tönte aus den Speakern ein dynamischer, angenehm warmer und kräftiger Cleansound entgegen. Dieser hat eine deutlich britische Note, ist aber deutlich dunkler und runder als Vox, Marshall und Co. Habe ich schon erwähnt, das der Sound dynamisch ist... ja? Man kann mit der Anschlagstärke wunderbar regeln, ob man ganz sanfte Töne haben möchte oder einen Ton, der durch Mark und Bein geht bzw. diese erzittern läßt. Ganz versteckt im Hintergrund ist bei härterem Anschlag ein leichtes ancrunchen wahrzunehmen, so daß der Tone bei härterem Anschlag etwas dirty wird. Das kenne ich schon vom AD 30 und mag es persönlich sehr. Ist vielleicht Geschmackssache aber ich liebe es. Einen Cleansound erzielt man bis zu einem Preamp Gain von 3 ... 4. Danach geht der Sound immer mehr in einen Crunch über, wobei ich nun das Mastervolumen etwas drosseln, da mir sonst die Einrichtung umgefallen wäre. Der daherkommende Crunchsound des Amps ist dabei dermaßen harmonisch, dynamisch und transparent, daß ich nur sprachlos war. Obwohl ich von meinen bisherigen Orangen in dieser Hinsicht extrem verwöhnt wurde, kann ich hier nur sagen, daß das der beste Crunchsound ist, den ich je gehört habe. Sicherlich ist dies auch zum Teil auf die Lautsprechermischbestückung zurückzuführen. Der G12M-20 und der G12H-30 ergänzen sich wirklich wunderbar. Der eine liefert die Mitten und der andere rundet die Sache im Bassbereich ab. Ursprünglich hatte ich bedenken, daß der G12H-30 aufgrund seines höheren Wirkungsgrades im Mix präsenter sein würde. Davon habe ich allerdings nichts bemerkt und die beiden ergeben ein wirklich harmonisches Paar ab.
Ich habe erst einmal eine Stunde mit dieser Einstellung herumgedudelt, ohne zu bemerken wie die Zeit verging. Dann stand meine Freundin mit dem Abendbrot in der Stube und hat mich nur angelächelt.
Anschließend habe ich den Gainregler noch ein bißchen weiter aufgedreht. Die angesprochene Transparenz setzt sich auch dabei, mit zunehmendem Preamp Gain, fort. Der Amp komprimiert nun allerdings deutlicher und der Ton wird angenehm dicht und fett. Für mich als Rhythmusgitarrero genau richtig. Ob das jedem für einen Leadsound ausreicht, hängt von der verwendeten Gitarre und vom Geschmack ab. Für mich wirklich optimal und mit meiner Gibson SG hat der Sound wirklich extrem Eier!
Alle bisherigen Beschreibungen beziehen sich auf den 50 Watt Class Ab Mode. Schaltet man in den 30 Watt Modus, der in Class A bzw. Kathoden biased läuft hat der Sound etwas mehr Obertöne und verliert etwas an Bassfundament. Nach so kurzer Zeit kann ich noch nicht sagen, welche Einstellung mir besser gefällt.
Ich kann zum Sound abschließend sagen, daß es genau das ist, wonach ich immer gesucht habe. Prinzipiell merkt man die Verwandtschaft zu meinen AD 30, nur das da der Ton, bedingt durch die Gleichrichterröhre, deutlich weicher ist (also mehr SAG hat) und der Retro 50, insbesondere im 50 Watt Modus, voluminöser (trotz der nur zwei Lautsprecher) erscheint.
Fazit
Ich freue mich bereits auf unsere nächsten Studioaufnahmen im Oktober, denn da wird der Retro 50 Combo mit Sicherheit zum Einsatz kommen. Es ist mein absoluter Traumamp für die Ewigkeit, mit Kultcharakter, den ich aber nicht auf der Bühne verwenden werde. Denn wenn diesem Schätzchen etwas zustößt, könnte ich mir das niemals verzeihen. Vielleicht werde ich perspektivisch noch ein bißchen mit den Röhren experimentieren, um einen sanfteren Übergang von Clean zu Crunch zu finden. So kann ich die Nuancen noch besser herauskitzeln und den Sweetspot für bestimmte Sounds besser einstellen. Abschließend nur soviel: Schön, daß wir beide zueinander gefunden haben!
- Eigenschaft