crazy-iwan
Gesperrter Benutzer
Moin,
heute möchte ich ein wenig zur Laney AOR Serie erzählen.
Dazu schildere ich
1. meinen Weg zum Amp,
2. danach etwas technische Grundlagen,
3. es folgen der Klang
4. und das Fazit.
Vorgeschichte:
Ich habe mit 14 oder 15 eine CD von einem Kumpel in die Hand gedrückt bekommen, er meinte "hör mal, die alte Band von Ozzy Osbourne. Könnte Dir gefallen."
Mit 17, inzwischen Black Sabbath Fan bis oben hin, habe ich dann gedacht "Spiel doch auch mal Gitarre", und habe mit einer alten Stratkopie vom Onkel die ersten einfachen Sabbathriffs nachgespielt.
Etwas später nahmen mich zwei Freunde mit zu nem größeren Musikladen. Einer von denen wollte einen Amp suchen, und spielte ganz viele an.
Hab ich auch gemacht, ganz nach dem Motto "Der Sabbathfan spielt nur was der Iommi spielt" (man informiert sich ja als Fanboy) nahm ich die Epiphone SG von der Wand und spielte die beiden Laneys in dem Laden an (ein VH und ein TT).
Haben mit beide auf jeden Fall imponiert, weil sie mächtig klangen, und deutlich zugänglicher waren als die Mesas, die der Kumpel nebenan spielte.
Ich war das erste Mal auch selber angefixt von denen.
Etwa zur gleichen Zeit habe ich im Jugendzentrum in dem wir damals waren angefangen, über die dort vorhandene Laney AOR Box zu spielen.
Diese Box erwähne ich an dieser Stelle, weil sie das einzige ist, was in dem Jugendhaus nicht zu Schaden gekommen ist. Combos und Topteile sind reihenweise abgeraucht weil die Jungs zu wenig drauf geachtet haben, was sie taten, Gitarren wurden dauernd repariert, Lautsprecher wurden gebraten, Schlagzeugkessel haben Risse bekommen.
Die Box hatte die Schließung des Hauses erlebt, ohne auch nur eine einzige Macke im Tolex. War kombiniert mit dem Gebrauchtpreis n klasse Kaufargument als erste Box.
Naja, auf jeden Fall spielte ich immer wieder verschiedenste Amps, kaufte mir dann durch eine Gelegenheit die sich ergab einen JVM, Laney ging aber nie ganz aus dem Kopf.
Später kam dann das Thema Stonerrock auf. Immer weiter ins Thema eingelesen, immer wieder was angespielt, dann hatte mein Kumpel einen VH gekauft den ich manchmal mitgenutzt hatte, irgendwann die AORs gefunden, und dann nach einiger Zeit blind einen AOR 30 Combo gekauft.
Von dem war ich besonders angetan, das war Liebe auf den ersten Blick.
Leider hatte der mit 22 Watt nicht genug Leistung für die Band, und so habe ich vor kurzem bei einer 100er Combo-zu-Top-Konversion gekauft.
Technisches:
Nach dem Erfolg der 2203s baute Laney mit dem ProTube eine eigene Version des Marshalls, und modifizierte diese immer weiter. Es kamen Push/Pull Potis dazu, später ein zweiter Kanal. Die Amps auf die ich eingehe, werden als AOR Series II gehandelt und bilden die letzte Variante der ProTubes. Die 2203 Basis wurde trotzdem weiterverwendet, man findet sie wohl heute noch im Cub12 wieder.
Die AORs haben zwei Kanäle, getrennt durch einen Low- und einen High Input. In der Fansprache nennt man die Clean- und AOR Kanal.
Beide haben einen Reverb (Federhall, Fußschaltbar), 3-Band EQ, Presence, Master und Kanalvolume. Beim AOR Kanal lässt sich ein regelbarer Boost zuschalten, entweder per Push/Pull oder Fußschalter.
Hier die Front des 30ers:
Das auch aus heutiger Sicht besondere stellt für mich der EQ dar, denn jeder Poti lässt sich durch Push/Pull nochmals boosten.
Dadurch lassen sich nicht nur der Klang bei Zimmerlautstärke ausgleichen, sondern auch verschiedenste, mit dem normalen Marshall-Style-EQ nicht erreichbare Klänge erzeugen.
Dabei steht im Manual drin, dass der Treble Boost nur wirkt, wenn der Master unter 10 ist, und der Bassboost stärker bei niedrigeren Masterstellungen wirkt.
Stellt man den Amp nun auf Clean, boostet die Bässe, stellt den Master auf 10, und geht mit dem Gain auf die gewünschte Lautstärke, kann man BB King ähnliche, sehr bluesige Klänge erreichen. Boostet man statt den Bässen die Mitten, wird der Klang sehr plexig, und kriegt was sehr rockiges.
Beim AOR Kanal lassen sich so ähnlich viele Sounds einstellen, leider halt immer nur einer zur Zeit.
Boostet man den Bass, kriegt man sehr stonerigen Sound, bei Mitten und Höhen wirds Thrashig.
Der Gain und der schaltbare Boost sind dabei sensibel und abgestimmt genug um Clean und Dirt (Crunch? Low Gain? Etwa Laney VH Zerrkanal ohne Boost) darzustellen, oder Crunch und 80er-High Gain, im Sinne von Rhythm und Lead (wobei ich letzteres gerne mit nem TubeScreamer Marke EHX singender gestalte).
Andrerseits sind beide Kanäle auch sehr sensibel was Anschlag und Gitarrenpoti angeht, und man kann auch super so runterregeln
Der Amp ist dadurch übrigens auch ne tolle Pedalbasis, und wird von vielen genauso genutzt - Clean Kanal, die Boosts nach Geschmack, Zerrer und Fuzze nach Geschmack.
Die Kisten haben noch einen FX-Loop, je nach Modell auf Line- oder Instrumentenlevel und teilweise einen DI-Out.
Hier die Rückseite des 30ers:
Hier der 100er:
Es gibt 3 Leistungsklassen, 100, 50, und 30 Watt.
Der 100er kriegt seinen Saft aus 4 EL34, der 50er aus 2en davon, der 30er hat in Wirklichkeit nur 22 Watt und läuft auf nem Pärchen 6V6.
Die Endstufen sind dabei noch so oldschool laut, dass der 100er meinen Marshall JVM selbst mit nur 2 Röhren Clean bei weitem übertönt.
Sie haben alle 4 ECC83 in der Vorstufe, wovon eine nur für den AOR Kanal zuständig ist, die anderen immer aktiv sind. Fragt mich nicht nach deren Rollen, dafür habe ich zu wenig Ahnung. Eine ist auf jeden Fall PI, und ich meine, dass die V1 des Clean Kanals die V2 des geboosteten AORs ist.
Mein 30er läuft übrigens mit TADs, beim großer mit nem Set Rubys (Danke hier an @TomWeise )
Erwähnenswert sind die Klangunterschiede zwischen den großen Versionen und der 30er Version.
Die großen beiden sind generell etwas schärfer, etwas mehr Hard Rock, größer und heftiger. Vielleicht auch etwas kälter, oder kratziger.
Der 30er hingegen hat etwas sehr weiches und seidiges, vielleicht fast schon was fendriges. Tritt man ihn im Clean Kanal an seine Grenzen geht er viel mehr Richtung JTM, währen die großen eher dem späterem Plexi nachkommen, und man kriegt ihn auf tatsächlich recht humanen Lautstärken da hin gepusht wo es wirklich toll wird (wie gesagt, bei mir in der Band reichen die 22 Watt nicht).
Außerdem haben die 30er Combos nur die Möglichkeit, 8 Ohm anzuschließen. Etwas schade, wie ich finde.
Gebaut sind die wie Panzer, lediglich die Schrauben sind mittlerweile oft rostig.
Ein Bekannter von mir hat einen 30er Kombo aus einem überfluteten Keller gerettet, da ist lediglich der Federhall bei draufgegangen, das Gehäuse war noch Top.
Vor den Lautsprechern hängen Gitter, die sehr stabil sind, und nicht wackeln - also auch auf Aufnahmen nicht zu hören sind.
Tritte halten sie auch aus.
Das weiß ich leider aus dem Jugendhaus.
Klangbeschreibung:
Wie soll man Klang sinnvoll beschreiben? Es gibt immer tausende Demos, ich finde Demos aber nicht immer gut.
Es gibt auch immer viele Leute, die sowas gerne in Worte fassen, aber was die anderen darunter verstehen, ist auch immer sone Sache.
Ich nutze gerne Vergleiche, wobei diese auch kein Spielgefühl geben können.
Der Clean Kanal ist so ziemlich das, was ich als Clean immer haben wollte, einfach schön, rund, wirklich clean, voll, je nach Gainstellung aber auch rotzig. Beim 100er ist das aber schon Ohrblutniveau.
Gepusht geht das, wie oben beschrieben, in ne klassische Vintageschiene, und bildet sich dabei je nach EQ und Box in die Kontinentale oder Überseerichtung. Klar ist das dann nicht das Original, aber deutlich authentischer als man es von einem Quasi-Einkanaler-Briten erwartet.
Verzerrt ist der Amp erstmal wie ein etwas dreckigerer dunklerer 2203, nicht ganz so schmatzend, aber auch nicht so knochentrocken wie der Laney VH. Der Amp klingt zwar leise sehr gut, sehr ähnlich dem JVM mit deutlich weniger Gain und etwas trockener, aber die Auslastung der Endstufe bringt einfach harmonische Verzerrungen und Kompressionen mit rein, dass man den Amp so oder so lieber laut spielt.
Zieht man jetzt den AOR Knopf raus, boostet man den Kanal auf maximal ca. das doppelte Gain. Das ist aus heutiger Sicht immernoch nicht sehr viel, es ist keine Core Zerre, und manche Rock Sachen wollen schon mehr Gain haben. Es reicht aber auch ohne Treter für 80er Metal, und bewegt sich dort eher im dreckigen Segment. Die Zerre ist relativ grob, manche sagen fuzzig (das liegt aber viel am EQ), ich finde sie schnell etwas scharf - wie wenn man den Presence Regler etwas zu hoch dreht. Setzt sich super durch, und das scharfe geht schnell im Bandgefüge verloren - ähnlich den V30 Höhen.
Pusht man das ganze mit einem Tubescreamer, kommt man auch modernem Metal nahe. Zumindestens soweit ich das mit einer P90 Gitarre beurteilen kann
Besonders toll finde ich, wie der Amp mit Zerrpedalen aller Art umgeht.
Im AOR Kanal spielt sich das wie gewohnt ab, wobei er das deutlich zugänglicher macht als mein JVM.
Ich habe 1 Zerrer, 2 Fuzze und einen EQ als Booster auf dem Board, vorm JVM kommt keiner von denen so gut, dass die wirklich eine Bereicherung sind.
Der Tubescreamer macht das gleiche wie das Modus-Hochschalten in schlechter, der Big Muff wird seinem Namen zu gerecht und grummelt nur rum, der Fuzz im Snarling Dogs Bootzilla setzt sich gar nicht durch, der EQ als Booster wird wegkomprimiert von der Verzerrung. Lediglich mit nem POG II als Booster missbraucht kommen da noch Klänge, die ich tatsächlich nutzen mag raus.
Beim AOR wirkt der TubeScreamer tightend, lässt den Amp mehr singen, der Big Muff kommt gewaltig, singt auch, und das Fuzz im Bootzilla klingt dank der gewaltigen Bassreserven des Amps wirklich sehr fett und kann sich trotzdem durchsetzen, ohne denn Basser ganz blass darstehen zu lassen. Zu mindestens ohne den Bassboost
Im Cleankanal kommt das noch viel geiler. Man kann hier natürlich auch mit dem extrem effizientem EQ extrem in die Klangformung eingreifen, und so ein besonders beißendes oder basslastiges Fuzz locker in den Griff kriegen.
Dazu ist der Clean aber wirklich sehr lange Clean, und man kostet so den Eigenklang der Pedale voll aus, und kann die Note, die der Amp dem geben soll, etwas besser steuern.
Unterm Strich würde ich den Amp klanglich als das bezeichnen was er ist, ein Hot Rodded Marshall mit etwas mehr Dreck, etwas dunkler, und deutlich mehr Möglichkeiten in jede Richtung.
Fazit:
Wer sich tatsächlich alles durchgelesen hat kriegt jetzt mein Fazit, wer keine Lust auf den ganzen Text hat ein tl;dr:
Für mich ist dieser Amp ein unglaubliches Werkzeug. Er zeigt, dass Flexibilität nicht durch die Anzahl der Regler oder Kanäle oder sonstiger Möglichkeiten kommt, sondern auch durch die Effizienz der gegebenen Möglichkeiten und eigene, einzigartige Ideen.
Jemand im Internet irgendwo meinte mal, dass der Amp ein tolles Gerät fürs Studio sei, dem stimme ich absolut zu.
Man muss sich seine Zeit nehmen, aber man kann sehr viele verschiedene, tolle Klänge aus dem Amp ziehen.
Durch den aktuellen Straßenpreis und die Qualität sind die Kisten aus meiner Sicht immer ein Anspieltipp.
Falls es Combos werden sollen, auf die Fane-bestückten achten - die klingen in meinen Ohren besonders toll
heute möchte ich ein wenig zur Laney AOR Serie erzählen.
Dazu schildere ich
1. meinen Weg zum Amp,
2. danach etwas technische Grundlagen,
3. es folgen der Klang
4. und das Fazit.
Vorgeschichte:
Ich habe mit 14 oder 15 eine CD von einem Kumpel in die Hand gedrückt bekommen, er meinte "hör mal, die alte Band von Ozzy Osbourne. Könnte Dir gefallen."
Mit 17, inzwischen Black Sabbath Fan bis oben hin, habe ich dann gedacht "Spiel doch auch mal Gitarre", und habe mit einer alten Stratkopie vom Onkel die ersten einfachen Sabbathriffs nachgespielt.
Etwas später nahmen mich zwei Freunde mit zu nem größeren Musikladen. Einer von denen wollte einen Amp suchen, und spielte ganz viele an.
Hab ich auch gemacht, ganz nach dem Motto "Der Sabbathfan spielt nur was der Iommi spielt" (man informiert sich ja als Fanboy) nahm ich die Epiphone SG von der Wand und spielte die beiden Laneys in dem Laden an (ein VH und ein TT).
Haben mit beide auf jeden Fall imponiert, weil sie mächtig klangen, und deutlich zugänglicher waren als die Mesas, die der Kumpel nebenan spielte.
Ich war das erste Mal auch selber angefixt von denen.
Etwa zur gleichen Zeit habe ich im Jugendzentrum in dem wir damals waren angefangen, über die dort vorhandene Laney AOR Box zu spielen.
Diese Box erwähne ich an dieser Stelle, weil sie das einzige ist, was in dem Jugendhaus nicht zu Schaden gekommen ist. Combos und Topteile sind reihenweise abgeraucht weil die Jungs zu wenig drauf geachtet haben, was sie taten, Gitarren wurden dauernd repariert, Lautsprecher wurden gebraten, Schlagzeugkessel haben Risse bekommen.
Die Box hatte die Schließung des Hauses erlebt, ohne auch nur eine einzige Macke im Tolex. War kombiniert mit dem Gebrauchtpreis n klasse Kaufargument als erste Box.
Naja, auf jeden Fall spielte ich immer wieder verschiedenste Amps, kaufte mir dann durch eine Gelegenheit die sich ergab einen JVM, Laney ging aber nie ganz aus dem Kopf.
Später kam dann das Thema Stonerrock auf. Immer weiter ins Thema eingelesen, immer wieder was angespielt, dann hatte mein Kumpel einen VH gekauft den ich manchmal mitgenutzt hatte, irgendwann die AORs gefunden, und dann nach einiger Zeit blind einen AOR 30 Combo gekauft.
Von dem war ich besonders angetan, das war Liebe auf den ersten Blick.
Leider hatte der mit 22 Watt nicht genug Leistung für die Band, und so habe ich vor kurzem bei einer 100er Combo-zu-Top-Konversion gekauft.
Technisches:
Nach dem Erfolg der 2203s baute Laney mit dem ProTube eine eigene Version des Marshalls, und modifizierte diese immer weiter. Es kamen Push/Pull Potis dazu, später ein zweiter Kanal. Die Amps auf die ich eingehe, werden als AOR Series II gehandelt und bilden die letzte Variante der ProTubes. Die 2203 Basis wurde trotzdem weiterverwendet, man findet sie wohl heute noch im Cub12 wieder.
Die AORs haben zwei Kanäle, getrennt durch einen Low- und einen High Input. In der Fansprache nennt man die Clean- und AOR Kanal.
Beide haben einen Reverb (Federhall, Fußschaltbar), 3-Band EQ, Presence, Master und Kanalvolume. Beim AOR Kanal lässt sich ein regelbarer Boost zuschalten, entweder per Push/Pull oder Fußschalter.
Hier die Front des 30ers:
Das auch aus heutiger Sicht besondere stellt für mich der EQ dar, denn jeder Poti lässt sich durch Push/Pull nochmals boosten.
Dadurch lassen sich nicht nur der Klang bei Zimmerlautstärke ausgleichen, sondern auch verschiedenste, mit dem normalen Marshall-Style-EQ nicht erreichbare Klänge erzeugen.
Dabei steht im Manual drin, dass der Treble Boost nur wirkt, wenn der Master unter 10 ist, und der Bassboost stärker bei niedrigeren Masterstellungen wirkt.
Stellt man den Amp nun auf Clean, boostet die Bässe, stellt den Master auf 10, und geht mit dem Gain auf die gewünschte Lautstärke, kann man BB King ähnliche, sehr bluesige Klänge erreichen. Boostet man statt den Bässen die Mitten, wird der Klang sehr plexig, und kriegt was sehr rockiges.
Beim AOR Kanal lassen sich so ähnlich viele Sounds einstellen, leider halt immer nur einer zur Zeit.
Boostet man den Bass, kriegt man sehr stonerigen Sound, bei Mitten und Höhen wirds Thrashig.
Der Gain und der schaltbare Boost sind dabei sensibel und abgestimmt genug um Clean und Dirt (Crunch? Low Gain? Etwa Laney VH Zerrkanal ohne Boost) darzustellen, oder Crunch und 80er-High Gain, im Sinne von Rhythm und Lead (wobei ich letzteres gerne mit nem TubeScreamer Marke EHX singender gestalte).
Andrerseits sind beide Kanäle auch sehr sensibel was Anschlag und Gitarrenpoti angeht, und man kann auch super so runterregeln
Der Amp ist dadurch übrigens auch ne tolle Pedalbasis, und wird von vielen genauso genutzt - Clean Kanal, die Boosts nach Geschmack, Zerrer und Fuzze nach Geschmack.
Die Kisten haben noch einen FX-Loop, je nach Modell auf Line- oder Instrumentenlevel und teilweise einen DI-Out.
Hier die Rückseite des 30ers:
Hier der 100er:
Es gibt 3 Leistungsklassen, 100, 50, und 30 Watt.
Der 100er kriegt seinen Saft aus 4 EL34, der 50er aus 2en davon, der 30er hat in Wirklichkeit nur 22 Watt und läuft auf nem Pärchen 6V6.
Die Endstufen sind dabei noch so oldschool laut, dass der 100er meinen Marshall JVM selbst mit nur 2 Röhren Clean bei weitem übertönt.
Sie haben alle 4 ECC83 in der Vorstufe, wovon eine nur für den AOR Kanal zuständig ist, die anderen immer aktiv sind. Fragt mich nicht nach deren Rollen, dafür habe ich zu wenig Ahnung. Eine ist auf jeden Fall PI, und ich meine, dass die V1 des Clean Kanals die V2 des geboosteten AORs ist.
Mein 30er läuft übrigens mit TADs, beim großer mit nem Set Rubys (Danke hier an @TomWeise )
Erwähnenswert sind die Klangunterschiede zwischen den großen Versionen und der 30er Version.
Die großen beiden sind generell etwas schärfer, etwas mehr Hard Rock, größer und heftiger. Vielleicht auch etwas kälter, oder kratziger.
Der 30er hingegen hat etwas sehr weiches und seidiges, vielleicht fast schon was fendriges. Tritt man ihn im Clean Kanal an seine Grenzen geht er viel mehr Richtung JTM, währen die großen eher dem späterem Plexi nachkommen, und man kriegt ihn auf tatsächlich recht humanen Lautstärken da hin gepusht wo es wirklich toll wird (wie gesagt, bei mir in der Band reichen die 22 Watt nicht).
Außerdem haben die 30er Combos nur die Möglichkeit, 8 Ohm anzuschließen. Etwas schade, wie ich finde.
Gebaut sind die wie Panzer, lediglich die Schrauben sind mittlerweile oft rostig.
Ein Bekannter von mir hat einen 30er Kombo aus einem überfluteten Keller gerettet, da ist lediglich der Federhall bei draufgegangen, das Gehäuse war noch Top.
Vor den Lautsprechern hängen Gitter, die sehr stabil sind, und nicht wackeln - also auch auf Aufnahmen nicht zu hören sind.
Tritte halten sie auch aus.
Das weiß ich leider aus dem Jugendhaus.
Klangbeschreibung:
Wie soll man Klang sinnvoll beschreiben? Es gibt immer tausende Demos, ich finde Demos aber nicht immer gut.
Es gibt auch immer viele Leute, die sowas gerne in Worte fassen, aber was die anderen darunter verstehen, ist auch immer sone Sache.
Ich nutze gerne Vergleiche, wobei diese auch kein Spielgefühl geben können.
Der Clean Kanal ist so ziemlich das, was ich als Clean immer haben wollte, einfach schön, rund, wirklich clean, voll, je nach Gainstellung aber auch rotzig. Beim 100er ist das aber schon Ohrblutniveau.
Gepusht geht das, wie oben beschrieben, in ne klassische Vintageschiene, und bildet sich dabei je nach EQ und Box in die Kontinentale oder Überseerichtung. Klar ist das dann nicht das Original, aber deutlich authentischer als man es von einem Quasi-Einkanaler-Briten erwartet.
Verzerrt ist der Amp erstmal wie ein etwas dreckigerer dunklerer 2203, nicht ganz so schmatzend, aber auch nicht so knochentrocken wie der Laney VH. Der Amp klingt zwar leise sehr gut, sehr ähnlich dem JVM mit deutlich weniger Gain und etwas trockener, aber die Auslastung der Endstufe bringt einfach harmonische Verzerrungen und Kompressionen mit rein, dass man den Amp so oder so lieber laut spielt.
Zieht man jetzt den AOR Knopf raus, boostet man den Kanal auf maximal ca. das doppelte Gain. Das ist aus heutiger Sicht immernoch nicht sehr viel, es ist keine Core Zerre, und manche Rock Sachen wollen schon mehr Gain haben. Es reicht aber auch ohne Treter für 80er Metal, und bewegt sich dort eher im dreckigen Segment. Die Zerre ist relativ grob, manche sagen fuzzig (das liegt aber viel am EQ), ich finde sie schnell etwas scharf - wie wenn man den Presence Regler etwas zu hoch dreht. Setzt sich super durch, und das scharfe geht schnell im Bandgefüge verloren - ähnlich den V30 Höhen.
Pusht man das ganze mit einem Tubescreamer, kommt man auch modernem Metal nahe. Zumindestens soweit ich das mit einer P90 Gitarre beurteilen kann
Besonders toll finde ich, wie der Amp mit Zerrpedalen aller Art umgeht.
Im AOR Kanal spielt sich das wie gewohnt ab, wobei er das deutlich zugänglicher macht als mein JVM.
Ich habe 1 Zerrer, 2 Fuzze und einen EQ als Booster auf dem Board, vorm JVM kommt keiner von denen so gut, dass die wirklich eine Bereicherung sind.
Der Tubescreamer macht das gleiche wie das Modus-Hochschalten in schlechter, der Big Muff wird seinem Namen zu gerecht und grummelt nur rum, der Fuzz im Snarling Dogs Bootzilla setzt sich gar nicht durch, der EQ als Booster wird wegkomprimiert von der Verzerrung. Lediglich mit nem POG II als Booster missbraucht kommen da noch Klänge, die ich tatsächlich nutzen mag raus.
Beim AOR wirkt der TubeScreamer tightend, lässt den Amp mehr singen, der Big Muff kommt gewaltig, singt auch, und das Fuzz im Bootzilla klingt dank der gewaltigen Bassreserven des Amps wirklich sehr fett und kann sich trotzdem durchsetzen, ohne denn Basser ganz blass darstehen zu lassen. Zu mindestens ohne den Bassboost
Im Cleankanal kommt das noch viel geiler. Man kann hier natürlich auch mit dem extrem effizientem EQ extrem in die Klangformung eingreifen, und so ein besonders beißendes oder basslastiges Fuzz locker in den Griff kriegen.
Dazu ist der Clean aber wirklich sehr lange Clean, und man kostet so den Eigenklang der Pedale voll aus, und kann die Note, die der Amp dem geben soll, etwas besser steuern.
Unterm Strich würde ich den Amp klanglich als das bezeichnen was er ist, ein Hot Rodded Marshall mit etwas mehr Dreck, etwas dunkler, und deutlich mehr Möglichkeiten in jede Richtung.
Fazit:
Wer sich tatsächlich alles durchgelesen hat kriegt jetzt mein Fazit, wer keine Lust auf den ganzen Text hat ein tl;dr:
Für mich ist dieser Amp ein unglaubliches Werkzeug. Er zeigt, dass Flexibilität nicht durch die Anzahl der Regler oder Kanäle oder sonstiger Möglichkeiten kommt, sondern auch durch die Effizienz der gegebenen Möglichkeiten und eigene, einzigartige Ideen.
Jemand im Internet irgendwo meinte mal, dass der Amp ein tolles Gerät fürs Studio sei, dem stimme ich absolut zu.
Man muss sich seine Zeit nehmen, aber man kann sehr viele verschiedene, tolle Klänge aus dem Amp ziehen.
Durch den aktuellen Straßenpreis und die Qualität sind die Kisten aus meiner Sicht immer ein Anspieltipp.
Falls es Combos werden sollen, auf die Fane-bestückten achten - die klingen in meinen Ohren besonders toll
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