Überwiegend gut geschriebener Konter vom Roten Drachen, dafür gab's Punkte ;-) Vom Transistor-Röhren-Krieg wusste ich bisher nicht, ich dachte, das sei längst (und auch für die kommenden Jahrzehnte geklärt ;-)
Dass der Threadsteller natürlich auch mal die von Dir genannten "seriösen" Transistor-Amps antesten kann (oder auch den ja wirklich sehr presiwerten Line6/Bogner) will ich ihm bestimmt nicht ausreden! Und wenn solch unterschiedlichen Lösungsvorschläge auf ordentlichem Niveau diskutiert werden - ich finde, das tun wir gerade - ist es doch im Sinne des Erfinders.
Hier warte ich immernoch auf eine schlüssige Erklärung, die mich dazu bringt, MEINE Erfahrungen und meine Kenntnisse über die Funktionsweise meines Equipments über Bord zu werfen, die mir beide sagen, dass das ein kompletter Schwachsinn ist.
Darum geht es mir natürlich nicht! Wenn das für Dich funktioniert, ist es doch super. Weitermachen!
Ich hoffe auch, dass meine Formulierungsweise und genannten Beispiele (Pantera etc.) erkennen lassen, dass ich das Thema durchaus differenziert und auch nicht bierernst oder gar dogmatisch sehe. Wenn ich mir Deine Signatur ansehe, Red Dragon, bin ich mir da bei Dir allerdings nicht so sicher ;-)
Oder in anderen Worten: Das Signal interessiert es nicht, ob es durch Glaskolben oder Halbleiter läuft entscheidend ist, was die damit machen.
Dem Signal ist es ganz offensichtlich
nicht egal - sonst würde es ja identisch klingen... MICH dagegen interessiert in der Tat nur das, "was hinten" (bzw. unten aus der 4x12...) herauskommt. Ich hänge durchaus nicht am Röhrensound, weil mich anachronistische Technik begeistern würde. Was da in den Kisten wie und warum funktioniert, ist mir furzegal. Und ich habe der Transistortechnik sogar noch vor gar nicht allzu langer Zeit nochmal 'ne Chance gegeben...
Beispiel für Transistor-Setup
Ich wollte nach fast 15 Jahren 5150 mal was anderes probieren. Da der Amp schon verkauft war, ich mich aber noch nicht für ein neues entschieden hatte, kam folgende Übergangslösung zustande, die ich bei ca. 20-25 Gigs benutzte, siehe (leider kleines) Bild:
Zum Üben für zu Hause hatte ich mir ein hochwertiges Tonebone Hot British Distortion Pedal/Preamp zum Vorschalten vor meinen altgedienten (und geliebten) Peavey Backstage-Combo besorgt. Das klang zu Hause so gut (!), dass ich überlegte, wie dieser Sound in der Band einzusetzen wäre. Zumindest übergangsweise. Die Lösung war der kleine Crate-Powerblock-Verstärker mit 150 Watt, zu der zeit extrem günstig zu bekommen. Der machte einen runden Cleansound und schien damit eigentlich eine gute Basis für einen vorgeschalteten Zerrer zu sein.
Der eigentliche Clou an dem Setup: Es passte, wie man sieht, mit Tuner, ISP Decimator, Sender und schaltbarer Mehrfachsteckdose in einen handlichen Alu-Koffer. Rauf auf die Bühne, Koffer auf, Box angeschlossen, Hauptschalter ein und losrocken. Das sorgte bei den Kollegen anderer Bands für viele offene Kinnladen und Neid bezüglich des Transport- und Aufbaukomforts im Vergleich zu Topteil + Effekte. Das ganze für zusammen unter 1.000,-. Für ein wirklich live-taugliches Set-up nicht schlecht.
Einziger Nachteil: Der Klang. Oder genauer: Der Klang war sehr ordentlich, ging in der Band aber ziemlich unter. Zur Erinnerung: Meiner Erfahrung nach sind der
Klang eines Amps und dessen Eigenschaften wie Druck + Durchsetzungsvermögen unabhängig voneinander zu bewertende Dinge.
Da halfen mir auch 20 Jahre Erfahrung und einige hundert Gigs nicht weiter: denn obwohl der Tonbone eine extrem aufwändige Klangregelung hat (diverse Presets, parametrischer EQ) und der kleine Crate ja auch noch einen EQ hatte, fehlt eben immer dieser letzte Punch und Druck, den meiner (...) Erfahrung nach eben nur eine Röhrenendstufe bietet. Es war nicht möglich, gleichzeitig gut zu klingen und einen gleichwertig kräftigen, durchsetzungsfähigen Sound zum Engl Savage 60 meines Bandkollegen zu liefern.
Wir spielen übrigens Thrash-Metal und ich versuche immer einen aggressiven, dennoch vergleichsweise runden, warmen nicht zu brizzeligen Sound zu bekommen. Wenn ich einen gedämpften Powerchord spiele, muss der kompakt klingen, es darf kurz untenrum pumen und punchen, soll aber nicht "nachbrizzeln".
Natürlich konnte ich bei dem Setup noch mehr Mitten und Höhen reindrehen, um mich besser hörbar zu machen. Dann hatte das aber nix mehr mit dem Ausgangssound zu tun. Gegen den "kleinen" Savage meines Bandkollegen hatte ich jedenfalls keine Chance, ein gleichwertiges, funktionierendes Signal zum Bandsound beizutragen. Außer beim Cover von Panteras "Strength Beyound Strength", dafür war mein Transistorsound dann tatsächlich authentischer. Zumindest an den Stellen, wo ich allein spielte und man mich hören konnte, haha. Überspitzt gesagt ;-)
Versuche mit einer Rocktron Velocity 200 brachten übrigens keinen Unterschied - außer, dass die natürlich für mein "Transportkonzept" zu groß gewesen wäre.
Das kleine Setup
klang also wirklich nicht schlecht und war unschlagbar in der Handhabung, ich hätte es LIEBEND GERNE weitergenutzt, wenn es denn funktioniert hätte... Jedenfalls war es ein echtes Aha-Erlebnis, danach wieder auf Röhre zu wechseln.
In dem Zusammenhang nochmal zu:
Oder in anderen Worten: Das Signal interessiert es nicht, ob es durch Glaskolben oder Halbleiter läuft
Rocktron selbst schreibt zum Nachfolger Velocity 300 auf der Homepage: "The Velocity 300 has a unique "Reactance"; circuit that actually replicates the output impedance of tube amplifiers—so you can get the same great sound that a tube amplifier delivers in a reliable solid state design."
Lustig, dass den offenbar positiven Kerneigenschaften der ach so antiquierten Röhrentechnologie ausdrücklich nachgeeifert wird. Dürfte doch gar nicht nötig sein, wenn Transistren per se schon genauso verhalten, wie Röhren.
Leute: Letztlich ist es NATÜRLCH Geschmacksache... Wenn ich einen Sound á la Pantera anstrebe, dann ist die kratzige, sägende Transen-Verzerrung ideal. Strebe ich eher organische Zerrsounds an, von der Bandbreite AC/DC über Maiden bis Metallica, The Haunted, In Flames, Slayer, Lamg Of God, Heaven Shall Burn und was weiß ich noch alles, dann nehme man einen Röhrenamp.
Gutes Beispiel, das Soundsample "Voll auf's Maul" in Red Dragons Signatur:
https://www.musiker-board.de/vb/amps-boxen/268637-verst-rkersamples-4.html#post3531561
Geiles Riffing, Kompliment, genau mein Geschmack! Und da ist sie, die so was von typische Transistor-Zerre! Sägend-aggressiv, höhenreich, vergleichsweise dünn, mit wenig Punch in den Tiefmitten und Bässen. Eben Pantera-mäßig. Wem das gefällt, der ist mit einem Transistor-Amp gut bedient - vom reinen Klang her... Wie das in der Band in punkto Durschsetzungsfähigkeit klappt, muss man dann selbst rausfinden, hängt vom bandsound und dem Equipment der Mitmusiker ab. Und natürlich deren Fähigkeiten, mit dem Zeug umzugehen. Aber das ist wohl obligat.
Das war's jetzt aber auch mit meinen Belehrungen, haha...
(Höre ich da Aufatmen?)