Hi Frankster,
Wie von einigen hier schon geschrieben würde auch ich dir bei deinen Soundvorstellungen zu einem klassischen Onetrickpony raten.
Ich persönlich mag für klassischen Blues ala Muddy Waters, BB King etc. alte Fender Amps lieber als die aus der britischen Ecke und bevorzuge Great Britain eher für die Bluesrock - Hardrock Geschichten. Das ist aber Geschmackssache und einige Klassiker können auch beides sehr schön (mein Mitgitarrist zaubert mit nem Zendrive aus einem alten Blackface Twin mit Weber Cali sehr geile Hardrock Sounds
).
In dem von dir angestrebten Preissegment sind ja schon viele der üblichen Empfehlungen gefallen. Ich würde dir ergänzend raten dich zuerst ein paar Nach/Vormittage bei einem der größeren Musikhändler in einem Testraum zu verschanzen und dort die gängigen Nachbauten alter Klassiker von Fender und Marshall (z.B. Deluxe Reverb, Tweed Deluxe, Twin Reverb, 59' Bassman, JTM 45, 1974x, 2061x, 1959SLP etc. ) anzutesten auch wenn die genannten Modelle nicht immer in deinem Preisbereich liegen. Es hat sich in den letzten Jahren nämlich eine vitale Szene an Ampbauern entwickelt, die solche und ähnliche Modelle in erstaunlicher Qualität zum Teil deutlich besser als Fender/Marshall selbst kopieren.
Und das Ganze muss nichtmal unbedingt über deinem Preislimit liegen. Wenn du z.B. bei nem 18Watter (1974x) hängen bleiben solltest könntest du den z.B. von Ceriatone.com inklusive Zoll und shipping für ca. 630 bekommen bei nem Tweed Deluxe wären es sogar nur 490 . Dafür lässt du dir dann z.B. bei Tubetown ein Gehäuse in Wunschfarbe bauen und fertig ist die Laube. Natürlich gibt es auch in dem Bereich noch exklusiveres wie z.B Metroamps aus den USA, die alte Marshalls wohl mit Abstand am exaktesten kopieren. Da stimmt dann jeder Milimeter Abstand bei den Chassisbohrungen mit den alten Orginalen überein
und man zahlt latürnich wieder ein bisschen mehr.
An Anbietern für solche Amps mangelt es grade im englischsprachigen Raum absolut nicht. Wenn man kurz google oder einschlägige Foren wie
tubetown,
Hoss Forum,
die gearbuilder oder
das Musikding bemüht wird man da mit Namen überschüttet, aber auch im deutschspachigen Raum gibts es da einige Leute an die man sich wenden kann. Linnemann ist z.B. bekannt dafür sehr günstig gute JTM und 2203 Clones zu bauen und soweit ich weiß baut auch Uwe von MEK Tweed Deluxe Clones.
Das ganze lohnt imho deshalb weil die Qualität, der Amps die bei sowas am Ende rauskommen doch in einer ganz anderen Liga spielt als genannte Konsorten wie Classic 30, die neueren Laneys, blues Junior etc. von JVM, DSL und Switchblade ganz zu schweigen. Das können für bestimmte Anwendungsgebiete, wenn man z.B flexibler sein muss etc alles gute Amps sein. Ich habe meinen vor Jahren gekauften LC30 immer noch im Bandraum stehen und werfe ihn auch ab und an noch an wenn ich einen schönfärbenden mittigwarmen Cleansound ohne Riesendynamik haben will. Aber gegen den 20 Watter den ich aus Ceriatone Teilen gebaut habe und der neben dem Laney steht kommt so ein günstiger Platinen 2 Kanaler einfach nicht an. Sowohl was den Sound angeht der beim 2061 Clone einfach näher an den Klängen der alten Helden ist als auch und vor allem was das Spielgefühl angeht arbeitet so ein klassisches Schätzchen auf einer anderen Ebene.
Schöne klassische Rock/Bluessounds kann man mit vielen Amps und ein bisschen Zeit und vll. ein zwei Pedalen hinbekommen aber das Spielgefühl von einem simpel aufgebauten Röhreneinkanaler habe ich sonst noch nirgends gehabt. Solche Amps hängen einfach an den Fingern und dem Volume Poti der Gitarre dass es eine Freude ist. Da kippt es in die Obertöne um und man kann Feedbacks kontrollieren oder auch leise cleane Töne mit den Fingern formen und Klänge mit Details im Anschlag oder im Vibrato in unterschiedliche Richtungen lenken wie sonst nirgends. Da ist es dann auch eine natürliche Folge, dass solche Amps keine Fehler verzeihen und jeden kleinen Verspieler ins Licht rücken aber was könnte besser zum üben animieren
und wenn man die Schätzchen mit was ordentlichem füttert wird man doppelt belohnt.
Alles was ich hier loslasse ist natürlich höchst subjektiv und meine ganz persönliche Erfahrung mit besagtem 20 Watter, einem auch aus ceriatone Teilen gebauten Tweed Deluxe und einem alten Blackface Twin der bei uns im Bandraum rumsteht und vielen anderen Amps die da nicht mithalten konnten. Es gibt ja auch immer wieder Kollegen die mit ihrem Line6 Spider oder Peavey Bandit glücklich werden aber meiner Erfahrung nach nimmt tendenziell die Menge der Ausdrucksmöglichkeiten durch sensiblere Reaktionen auf den Gitarristen zu je einfacher ein Röhren Amp aufgebaut ist. Und während das bei Numetalriffgewitter oder Punkgeschrummel eher sekundäre Bedeutung hat ist ein größeres Arsenal an Ausdrucksmöglichkeiten imho grade im Blues höchst wertvoll.
Gruß und guts Nächtle,
der Paulaner