Armin H.
NP Custom Guitars
Review: Engl Thunder 320 50 Watt Combo
Die Vorgeschichte:
Nachdem ich mich nach über 25 Jahren aus Altersgründen und den damit einhergehenden Rückenproblemen von meinem Kitty Hawk Junior mit EV12L aus der ersten Serie (mit dem Güldenen Adler auf dem Tolex und 33.000 Gramm Gewicht) getrennt hatte, machte ich mich auf den Weg, um mich nach einem adäquaten Ersatz umzusehen. Ich hatte in den 35 Jahren meines Gitarristendarseins schon so einiges am Kabel hängen und wollte jetzt, da ich mich schon stark auf die 50 bewege, nicht weiter mit schwerem Equipment quälen. Ich hatte mich vor einigen Monaten schon von einem großen Teil meiner Sammlung getrennt, u.a. einem sehr seltenen Kitty Hawk Ringleader, sowie den meisten meiner Gitarren. Somit war die Kriegskasse gut gefüllt, denn es sollte auch noch für einige Homerecordingteile reichen.
Die Suche:
Da ich wohl zu der aussterbenden Spezies gehöre, die nicht alle 3 Monate ihr Equipment
wechseln und ich seit langem dem Blues verfallen bin, waren die Vorgaben klar: Comboröhre, angenehmes Gewicht, solide Bauweise, klare schöne Cleansounds, ein warmes sattes Lead, Federhall und ein echter Allrounder. Lange Rede, nachdem ich mich durch etliche Boogies,Fender, Carvins, Laney´s und Vöxe gespielt hatte, ich hatte in meiner Verzweiflung gar schon einen Line6/Bogner am Kabel, entdeckte ich ihn in einer schlecht beleuchteten Ecke. Einen Engl Thunder 320 Reverb, der mich auf Brusthöhe, auf einem schicken Aluflightcase stehend, mit seinem verchromten fetten Firmenlogo angrinste. Als ich nach 15 Minuten wieder aus der Schallkabine kam grinste auch ich und nach weiteren 10 Minuten wechselten 760 Taler den Besitzer. Und damit auch der Engl, plus Alucase und 12 Monaten Restgarantie, I´ve got it.
Die technischen Daten:
Ausgangsleistung: ca. 50 Watt an 8 oder 16 Ohm
Röhrenbestückung: V1: (Eingangsröhre) ECC 83/12AX7 FQ selectiert
V2: ECC 83/12AX7 selektiert
V3 u. V4: ECC 83/12AX7 standart
V7 u. V8: 5881 (6L6GC) selektierter Satz
Sicherungen: extern: 1,25 AT (träge) 230 Volt
Sicherungen: intern: 1,6 AT (träge) 230 Volt
Abmessungen: Combo E 320 52,5 x 45 x 25 cm (BxHxT)
Gewicht: Combo 230 Volt Modell ca. 22 kg
Front: Input, Gain, Chrunch/Lead, Bass, Middle, Treble, Reverb, Lead Volume, Clean/Lead,
Master, Standby, Power
Backside: Netzbuchse, Footswitch Clean/Lead Crunch/Lead, FX Loop Send Return Dry Balance, Poweramp Output 2 x 8 Ohms parallel, Output 2 x 16 Ohms seriell
Loudspeaker: 1x 12 Celestion Vintage 30
Zubehör: Engl Z4 Footswitch (ist bestellt), Alu Flightcase
Die ersten Eindrücke:
Da stand er nun, bei meinem alten Fender Champ Red Knob, der sich neben diesem schicken, im schwarzen Tolex und viel Edelstahl gedressten Snob, wie ein Einbeiniger auf einer Arschtreterparty, gefühlt haben muss. Also immer der Reihe nach, Power On, Standby Off, erst mal in die Küche ein Bier holen, bis die Röhren aufgewärmt sind. Strat angegekabelt, Treble, Mitten, Bass auf 12 Uhr, Reverb auf 9, Master 12, Gain 8 Uhr, Gitarren Volume sicherheitshalber runter, Standby on und kein Plop oder Knacks, Volume langsam hoch, ganz vorsichtig das Intro von Hendrix Little Wing auf dem Hals PU, hallo, die Sonne geht auf.
Ein wenig mehr Gain, aber Vorsicht, 50 Watt können richtig wehtun. Jawoll, Here comes the Sun, Mr. Harrison. Crunch Lead, ein bischen Foxy Lady, ein fettes E7/9 (sorry, meine Tastatur hat kein Kreuz), der Akkord steht, klingt null matschig, meine Katze verlässt das Zimmer, egal, was wissen Katzen schon von Hendrix. Jetzt will ich´s aber wissen, die Playalong CD rein, Frank Marino Strange Dreams, it makes me feel allright , Gary Moore Back on the Streets and I want moore. Was ist denn jetzt los, hat der Kasten ein
Metronom? Scheiße, der Nachbar haut im Takt auf´s Heizungsrohr. Halt die Klappe, oder
klopf ich ständig, wenn Deine Alte nachts beim Poppen rumquitscht. Zur Strafe gibt´s noch ein paar Takte Ted Nugent, mitten im Solo von Stranglhold, Position 2 auf der Stratocaster, klingelts dann an der Haustür. Egal, aber ich bekomme langsam ein Feeling für den Engl .
Bei schönen Blues und Leadsounds, Treble zwischen 8 und 11 Uhr. Mal schnell das Boss Multi in die FX Sektion, der Dry Balance ist echt cool, bei Dry kommt nur das Verstärkersignal, geht man im Uhrzeigersinn Richtung Effect kommt das Multi immer mehr,
bis es bei Effect ausschließlich in die Endstufe geht, seriell/passiv. Cool gemacht.
Der Herz und Nieren Test:
Tage später im Proberaum. Auf der schwarzen Thiele Box, sieht der Engl richtig scharf aus.
Liebe auf den ersten Blick. Aber Vorsicht, der Electro Voice bläst höllisch. Der Engl kann sich in jeder Situation durchsetzen, ist immer klar und kann mit der 1960er Marshall immer locker mithalten. Die Cleansounds kommen richtig perlig und mit der Thiele kann sich jeder
Fender Twin verabschieden. Aber die große Show hat der Kleine wenn´s in den Crunch und
Leadbereich geht, mit den 69er CS PU´s kommt die Strat bei Soli immer auf den Punkt. Er ist einfach ein Kraftpaket und als ich die 68er SG unseres Bassisten dranhänge kommen die Mitten noch mal eine Spur fetter. Ich hab Jeff Beck vor tausend Jahren mal in London mit einer EDS 1275 Doubleneck gesehen, als er voll stoned ne halbe Stunde lang auf dem Soloteil
von Stairway to heaven rumgedudelt hat (ich glaube da gibt´s sogar ein Video auf You Tube),
genauso kommt der Engl mit der SG. Irgendwie hat der Brüller für jede Gitarre einen Platz in seinem Herz, wahrscheinlich klingt er sogar mit ner Harley Benton noch klasse. Meine Strat
hat er ganz besonders lieb. Mit dem Gain Regler kann man allerhand anstellen und hier wird
auch klar wie verschieden der Gain auf Humbucker und Singls wirkt. Da sollte man ruhig ein bischen im Benutzerhandbuch blättern. Hier wird ganz gut aufgezeigt wie der Gainregler
im Crunchbereich auf die verschiedenen Tonabnehmertypen reagiert. Wer auch noch mit dem Volumepoti gut arbeiten kann, hat den Amp eigentlich immer im Griff. Flotte Sachen wie
Long train runnin´ von den Schubi Dubi Brothers kamen so funky rüber, dass unser Basser
immer wieder grinsen musste, und ich kenne ihn schon lange. Wenn der grinst, macht es ihm
Spaß (sonst glotz er immer recht stoisch auf seine Stiefelspitzen, sorry Steve, aber so isses).
Das Fazit:
Nach kurzer Zeit hat mich der Engl wirklich voll und ganz überzeugt. Er klingt nicht nach Mesa Boogie, Marshall, AC30 oder irgendeinem anderen Amp, sondern hat sein ganz eigenes
Flair. Seine Stärken sind Cleansounds mit viel Headroom (soviel ein 12er Celestion eben hergeben kann), mit einer Thiele ist er unschlagbar. Mit seinen unheimlich vielseitigen Cruncheinstellungen gehen Nirvanasachen genauso wie Blues jeder Spielart. Aber auch bei Hardrockgeschichten holt er ruckzuck die Faust aus der Tasche und zeigt schnell, dass hier jede Menge Power da ist, wenn sie nur benötigt wird. Er ist meiner Meinung nach kein Amp für Einsteiger, aber dem Fortgeschrittenen wie auch dem Profi verschafft er bei richtigem Handling viel Spielspaß und Genuss. Wahrscheinlich werden wir zusammen in Rente gehen, weil ich nicht glaube, dass ich ihn in diesem Leben noch ausreizen kann. Es gibt viele gute Verstärker und der Engl Thunder gehört sicher dazu. Einziger kleiner Wehmutstropfen ist der
fehlende Line out, wenn man nur schnell mal ein Demo machen möchte, aber sich hier zu beklagen wäre schon fast unverschämt. Er zeigt uns in außerdem, dass made in Germany nicht nur für gute Autos oder so´n Scheiß wie Panzer steht und das finde ich persönlich gut.
Ps.: Wenn mir mal einer erklären kann wie man hier Bilder postet, werde ich gerne noch ein paar einstellen.
Die Vorgeschichte:
Nachdem ich mich nach über 25 Jahren aus Altersgründen und den damit einhergehenden Rückenproblemen von meinem Kitty Hawk Junior mit EV12L aus der ersten Serie (mit dem Güldenen Adler auf dem Tolex und 33.000 Gramm Gewicht) getrennt hatte, machte ich mich auf den Weg, um mich nach einem adäquaten Ersatz umzusehen. Ich hatte in den 35 Jahren meines Gitarristendarseins schon so einiges am Kabel hängen und wollte jetzt, da ich mich schon stark auf die 50 bewege, nicht weiter mit schwerem Equipment quälen. Ich hatte mich vor einigen Monaten schon von einem großen Teil meiner Sammlung getrennt, u.a. einem sehr seltenen Kitty Hawk Ringleader, sowie den meisten meiner Gitarren. Somit war die Kriegskasse gut gefüllt, denn es sollte auch noch für einige Homerecordingteile reichen.
Die Suche:
Da ich wohl zu der aussterbenden Spezies gehöre, die nicht alle 3 Monate ihr Equipment
wechseln und ich seit langem dem Blues verfallen bin, waren die Vorgaben klar: Comboröhre, angenehmes Gewicht, solide Bauweise, klare schöne Cleansounds, ein warmes sattes Lead, Federhall und ein echter Allrounder. Lange Rede, nachdem ich mich durch etliche Boogies,Fender, Carvins, Laney´s und Vöxe gespielt hatte, ich hatte in meiner Verzweiflung gar schon einen Line6/Bogner am Kabel, entdeckte ich ihn in einer schlecht beleuchteten Ecke. Einen Engl Thunder 320 Reverb, der mich auf Brusthöhe, auf einem schicken Aluflightcase stehend, mit seinem verchromten fetten Firmenlogo angrinste. Als ich nach 15 Minuten wieder aus der Schallkabine kam grinste auch ich und nach weiteren 10 Minuten wechselten 760 Taler den Besitzer. Und damit auch der Engl, plus Alucase und 12 Monaten Restgarantie, I´ve got it.
Die technischen Daten:
Ausgangsleistung: ca. 50 Watt an 8 oder 16 Ohm
Röhrenbestückung: V1: (Eingangsröhre) ECC 83/12AX7 FQ selectiert
V2: ECC 83/12AX7 selektiert
V3 u. V4: ECC 83/12AX7 standart
V7 u. V8: 5881 (6L6GC) selektierter Satz
Sicherungen: extern: 1,25 AT (träge) 230 Volt
Sicherungen: intern: 1,6 AT (träge) 230 Volt
Abmessungen: Combo E 320 52,5 x 45 x 25 cm (BxHxT)
Gewicht: Combo 230 Volt Modell ca. 22 kg
Front: Input, Gain, Chrunch/Lead, Bass, Middle, Treble, Reverb, Lead Volume, Clean/Lead,
Master, Standby, Power
Backside: Netzbuchse, Footswitch Clean/Lead Crunch/Lead, FX Loop Send Return Dry Balance, Poweramp Output 2 x 8 Ohms parallel, Output 2 x 16 Ohms seriell
Loudspeaker: 1x 12 Celestion Vintage 30
Zubehör: Engl Z4 Footswitch (ist bestellt), Alu Flightcase
Die ersten Eindrücke:
Da stand er nun, bei meinem alten Fender Champ Red Knob, der sich neben diesem schicken, im schwarzen Tolex und viel Edelstahl gedressten Snob, wie ein Einbeiniger auf einer Arschtreterparty, gefühlt haben muss. Also immer der Reihe nach, Power On, Standby Off, erst mal in die Küche ein Bier holen, bis die Röhren aufgewärmt sind. Strat angegekabelt, Treble, Mitten, Bass auf 12 Uhr, Reverb auf 9, Master 12, Gain 8 Uhr, Gitarren Volume sicherheitshalber runter, Standby on und kein Plop oder Knacks, Volume langsam hoch, ganz vorsichtig das Intro von Hendrix Little Wing auf dem Hals PU, hallo, die Sonne geht auf.
Ein wenig mehr Gain, aber Vorsicht, 50 Watt können richtig wehtun. Jawoll, Here comes the Sun, Mr. Harrison. Crunch Lead, ein bischen Foxy Lady, ein fettes E7/9 (sorry, meine Tastatur hat kein Kreuz), der Akkord steht, klingt null matschig, meine Katze verlässt das Zimmer, egal, was wissen Katzen schon von Hendrix. Jetzt will ich´s aber wissen, die Playalong CD rein, Frank Marino Strange Dreams, it makes me feel allright , Gary Moore Back on the Streets and I want moore. Was ist denn jetzt los, hat der Kasten ein
Metronom? Scheiße, der Nachbar haut im Takt auf´s Heizungsrohr. Halt die Klappe, oder
klopf ich ständig, wenn Deine Alte nachts beim Poppen rumquitscht. Zur Strafe gibt´s noch ein paar Takte Ted Nugent, mitten im Solo von Stranglhold, Position 2 auf der Stratocaster, klingelts dann an der Haustür. Egal, aber ich bekomme langsam ein Feeling für den Engl .
Bei schönen Blues und Leadsounds, Treble zwischen 8 und 11 Uhr. Mal schnell das Boss Multi in die FX Sektion, der Dry Balance ist echt cool, bei Dry kommt nur das Verstärkersignal, geht man im Uhrzeigersinn Richtung Effect kommt das Multi immer mehr,
bis es bei Effect ausschließlich in die Endstufe geht, seriell/passiv. Cool gemacht.
Der Herz und Nieren Test:
Tage später im Proberaum. Auf der schwarzen Thiele Box, sieht der Engl richtig scharf aus.
Liebe auf den ersten Blick. Aber Vorsicht, der Electro Voice bläst höllisch. Der Engl kann sich in jeder Situation durchsetzen, ist immer klar und kann mit der 1960er Marshall immer locker mithalten. Die Cleansounds kommen richtig perlig und mit der Thiele kann sich jeder
Fender Twin verabschieden. Aber die große Show hat der Kleine wenn´s in den Crunch und
Leadbereich geht, mit den 69er CS PU´s kommt die Strat bei Soli immer auf den Punkt. Er ist einfach ein Kraftpaket und als ich die 68er SG unseres Bassisten dranhänge kommen die Mitten noch mal eine Spur fetter. Ich hab Jeff Beck vor tausend Jahren mal in London mit einer EDS 1275 Doubleneck gesehen, als er voll stoned ne halbe Stunde lang auf dem Soloteil
von Stairway to heaven rumgedudelt hat (ich glaube da gibt´s sogar ein Video auf You Tube),
genauso kommt der Engl mit der SG. Irgendwie hat der Brüller für jede Gitarre einen Platz in seinem Herz, wahrscheinlich klingt er sogar mit ner Harley Benton noch klasse. Meine Strat
hat er ganz besonders lieb. Mit dem Gain Regler kann man allerhand anstellen und hier wird
auch klar wie verschieden der Gain auf Humbucker und Singls wirkt. Da sollte man ruhig ein bischen im Benutzerhandbuch blättern. Hier wird ganz gut aufgezeigt wie der Gainregler
im Crunchbereich auf die verschiedenen Tonabnehmertypen reagiert. Wer auch noch mit dem Volumepoti gut arbeiten kann, hat den Amp eigentlich immer im Griff. Flotte Sachen wie
Long train runnin´ von den Schubi Dubi Brothers kamen so funky rüber, dass unser Basser
immer wieder grinsen musste, und ich kenne ihn schon lange. Wenn der grinst, macht es ihm
Spaß (sonst glotz er immer recht stoisch auf seine Stiefelspitzen, sorry Steve, aber so isses).
Das Fazit:
Nach kurzer Zeit hat mich der Engl wirklich voll und ganz überzeugt. Er klingt nicht nach Mesa Boogie, Marshall, AC30 oder irgendeinem anderen Amp, sondern hat sein ganz eigenes
Flair. Seine Stärken sind Cleansounds mit viel Headroom (soviel ein 12er Celestion eben hergeben kann), mit einer Thiele ist er unschlagbar. Mit seinen unheimlich vielseitigen Cruncheinstellungen gehen Nirvanasachen genauso wie Blues jeder Spielart. Aber auch bei Hardrockgeschichten holt er ruckzuck die Faust aus der Tasche und zeigt schnell, dass hier jede Menge Power da ist, wenn sie nur benötigt wird. Er ist meiner Meinung nach kein Amp für Einsteiger, aber dem Fortgeschrittenen wie auch dem Profi verschafft er bei richtigem Handling viel Spielspaß und Genuss. Wahrscheinlich werden wir zusammen in Rente gehen, weil ich nicht glaube, dass ich ihn in diesem Leben noch ausreizen kann. Es gibt viele gute Verstärker und der Engl Thunder gehört sicher dazu. Einziger kleiner Wehmutstropfen ist der
fehlende Line out, wenn man nur schnell mal ein Demo machen möchte, aber sich hier zu beklagen wäre schon fast unverschämt. Er zeigt uns in außerdem, dass made in Germany nicht nur für gute Autos oder so´n Scheiß wie Panzer steht und das finde ich persönlich gut.
Ps.: Wenn mir mal einer erklären kann wie man hier Bilder postet, werde ich gerne noch ein paar einstellen.
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