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Gast174516
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Review
CREAM TWEEDSOUND 22MK3
CREAM TWEEDSOUND 22MK3
Der Cream Tweedsound 22MK3 ist im Prinzip ein Upgrade des bekannten Modells Tweedsound 15MK3- ein etwas kräftigerer Tweed Deluxe mit 6L6 Röhren statt 6V6, stärkerem Netzteil und erhöhter Anodenspannung. Ansonsten besitzt der Cream die bekannte 5E3-Schaltung, allerdings ergänzt durch einen Miniswitch „Clean/Boost“, der eine entsprechende Anhebung der Tiefmitten und des Gain ermöglicht. Das ganze befindet sich in einem sehr ansprechend aussehenden, lackierten Tweedgehäuse, welches im Gegensatz zum Tweedsound 15MK3 um runde 10 cm in der Höhe angewachsen ist und den 12“-Speaker mittig (nicht versetzt wie beim alten Original) beherbergt.
10 cm höher als ein regulärer 5E3
„Dieses neue quadratische Gehäuse hat "M a g i c", wie das eines 50er Jahre Tweed Verstärkers. Der Sound ist unglaublich sonor und singend.
Durch das große quadratische Speaker Baffle aus Birkensperrholz erhält der Ton seinen resonanten Charakter. In diesem Fall sitzt der Speaker mittig,
die Resonanz-Wege im Baffle sind in alle Richtungen fast identisch und es gibt kaum überlagernde Reflektionen.
Es ist im (klassischen) Instrumentenbau ähnlich. Bei akustischen Instrumenten strebt man die "absolute Mitte" an, auch als idealen Auflagepunkt für den Steg,
der die Saitenschwingung auf die Decke überträgt. Man erkennt seine Strat nicht mehr wieder. Nur mit Kabel und Gitarre liegt man schon sehr nahe am Knopfler
"Sultans of Swing" Sound." Soweit der Hersteller.
Der derzeitige Status des Unternehmens ist nicht so richtig klar- auf der Website spricht man von einer kreativen Pause, hie und da sind die Produkte im Verkauf zu finden. Der 22MK3 wird mit einem Ladenpreis von 1.699€ angeboten, meinen habe ich gebraucht in neuwertigem Zustand (Baujahr 2013) für etwa die Hälfte erstanden. Guter Deal
Verarbeitung/Materialien
Das Gehäuse besteht aus massiver Fichte und ist tadellos mit dem bekannten Tweed bezogen, der zudem, möglicherweise mit Nitro- oder Schellack, ebenso tadellos lackiert wurde. Laut Hersteller werden diese Gehäuse in Handarbeit in Deutschland hergestellt. Leider finden sich weder hier noch am Chassis irgendwelche Angaben dazu: Hersteller, Herstellungsland, technischen Daten oder sonstige Hinweise glänzen durch Abwesenheit. Einzig die typische „Cream“-Plakette an der Front des Amp gibt Hinweise auf den Hersteller!
Die Art der Verleimung lässt sich finishbedingt nicht ausmachen, in der Regel werden solche massiven Verstärkerhäuschen verzapft, eine Nachfrage beim (ehemaligen?) Inhaber blieb leider unbeantwortet. Der Amp an sich ist an seiner Rückseite in bekannter Manier durch zwei unabhängige Rückteile, natürlich ebenfalls bezogen, verschlossen bzw. zur Hälfte offen. Leider ist die Passung der oberen Hälfte eher schlecht, diese biegt sich mittig nach außen, was zwar letztlich ein optisches, dennoch unnötiges Problem ist. So bleibt ein unschöner Rand zum oberen Teil des Chassis, was auch in einem Test der Gitarre und Bass zum ähnlichen 21MK3 bereits moniert wurde. Das Gehäuse ist aber ansonsten perfekt gearbeitet, dass Baffle- bestehend aus Birkensperrholz- einwandfrei bezogen mit dem klassischen Grill-Cloth in Oxblood. Tonal ist hier also eine nahezu perfekte Grundlage gegeben.
Gehäuse aus massivem Fichtenholz
Das Chassis, wie im Original „verkehrtherum“ eingesetzt, besteht aus verchromtem Stahlblech, nicht ganz so hochglänzend wie die Fenderprodukte- und ist klassisch beschriftet wie bestückt: 2 unterschiedliche Eingänge (normal/bright) teilen sich vier Inputs, unterteilt in 1 und 2 (low und high), schwarze Chickenheads (Volume normal, Volume bright, Tone), Power und Standby, der schon erwähnte Mini Boost-Switch sowie die Sicherungskammer. Alles wie seit den 1950ern bestens bekannt. Im Inneren findet sich ein sauber ausgeführter PtP-Aufbau mit guten bis hochwertigen Teilen, die auf einem Eyeletboard handverdrahtet sind. Auch das alles schön wie bei einem alten Original, übersichtlich und wertig. Allerdings hat Cream dem hotten 5E3 noch ein Lineout neben dem Speakereingang spendiert.
Drei Regler genügen!
Als Röhren finden sich eine 12AY7 in V1, eine 12AX7 in V2, zwei 5881 (6L6) in der Powersektion sowie eine GZ34 als Röhrengleichrichter. Leider sind die Röhrenfassungen genietet statt verschraubt. Das Ganze pumpt runde 15 Watt in einen 50Watt Alnico-Speaker aus dem Hause Cream, der ebenfalls gänzlich ungelabelt mittig auf dem Baffle verschraubt ist. Vom Look erinnert der Lautsprecher mit seiner fetten Magnetabdeckhaube und seinem dunklen Grün an einen alten Weber, laut Gitarre & Bass ist der Lautsprecher aber ein Kollege aus China- und dennoch richtig gut!
Auf dem Chassis befindet sich eine aufgeklebte Seriennummer, ein „CE“ sowie ein Papieraufkleberchen, das ich, wenn ich es richtig erinnere, auch schon einmal auf einem chinesischen Produkt gesehen zu haben meine. Bezieht sich aber vielleicht nur auf das Chassis. Die Vermutung liegt nahe, dass aber hier zumindest ein Teil der Arbeiten nicht in Deutschland, sondern irgendwo sonst erledigt wurde, zumal auch die Firmenhomepage nirgendwo ein „Made in Germany“ für den ganzen Amp reklamiert. Das ist alles nicht wirklich schlimm, da die Arbeiten handwerklich sauber und mit Qualitätsteilen ausgeführt wurden- ein bisschen seltsam ist es dennoch.
Solide Point-to-Point Handverdrahtung
Das Netzkabel ist fix mit dem Amp verbunden und unnötigerweise erheblich zu kurz geraten.
Die Combo steht auf vier soliden Gummifüßen und wirkt optisch deutlich größer, als die 10 cm Höhenunterschied zum Tweed Deluxe vermuten lassen. Dennoch mit rund 15 kg erstaunlich leicht.
Sound
Die meisten wissen vermutlich, dass die scheinbar so einfachen, puristischen Regelmöglichkeiten des 5E3 sehr variantenreich eingesetzt werden können, allerdings bleibt der Grundcharakter eines solchen Tweed Deluxe-Derivats immer bestehen. Ich spare mir daher die Aufzählung der verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten- die Interaktionen zwischen den drei Reglern laufen auch beim Cream genauso faszinierend (und unkonventionell) wie bei einem alten Tweed Deluxe.
Etwas mehr Power als der Klassiker
Power on und kurz darauf Standby on- schön leise ist der 22MK3 hinsichtlich des Grundgeräuschs. Meine Gretsch eingestöpselt und los geht’s: schon der erste Akkord zeigt ganz klar Vintageton, und zwar vom Allerfeinsten!
Clean/Boost-Switch. Fällt kaum auf, der Look bleibt authentisch
Wirklich clean bleibt der 22MK3 bis etwa Volume 3.5, wobei dezente Crunches je nach Anschlag auch schon früher zu Ohr kommen, zumindest mit den TV Jones meiner Gretsch. Das entspricht genau dem, was man von einem Tweed Deluxe erwartet: diese Amps haben eben nicht diesen leicht „hochnäsigen“, kathedralen Cleansound eines Fender Blackface, bei einem Tweed schwingt immer auch ein bisschen „Gasse“ und Dirt mit: ein Sound, den man liebt oder eben nicht. Das Ganze geht mit einer Wärme und, richtig geraten, „Cremigkeit“ einher, die ihresgleichen sucht, dennoch bleibt etwas Raues im Ton: Das ist nur schwer in Worte zu fassen. Alles klingt transparent mit einem mehr als ordentlichen Bassdruck, ausgewogen und mit perligen, süßlichen Höhen. Beeindruckend und ein absolut authentischer Fifties-Sound. Ich glaube, Brian Setzer würde den Amp lieben.
Nomen est omen
Regelt man höher, ergänzt mehr und mehr Kompression den Ton völlig nahtlos, bis Crunch und schließlich Sagging erreicht werden. Die Combo generiert, vermutlich auch dank des größeren Gehäuses, ein prächtiges Volumen und Druck, wohnzimmertauglich geht das vielleicht, je nach Gitarre, bis Stufe 2.
Das Ganze kommt so singend, warm-hölzern und obertonreich bereits bei smarten Lautstärken daher, dass es einen regelrecht bezaubert. Der Amp reagiert sensibelst auf Attack und Volumepoti und beschert eine tatsächlich atemberaubende Dynamik- man könnte meinen, der Ton ist bereits vorm Anschlag da. Und klar, so ein Verstärker deckt eben genauso gnadenlos selbst geringste Unsauberkeiten auf!
Verblüffend ist tatsächlich auch das resonanten Verhalten- der Ton ist so räumlich, dass man denken könnte, ein ganz leichtes Reverb wahrzunehmen- klasse! Dabei ist der Klang so „groß“ und breitwandig, dass man sich verwundert die Augen reibt, hier einen 15 Watt-Combo vor sich zu haben. Vielleicht wurde von Cream tatsächlich eine überlegte Feinabstimmung von Amp, Gehäuse und Speaker gebaut, die den Ton auf einem perfekten Level schwingen lässt: ich kann mich jedenfalls der Begeisterung von Udo Pipper nur anschließen.
Ich habe schon so Einige Röhrenamps spielen und besitzen dürfen- dieser Ton ist objektiv vermutlich das Beste, dass ich bisher gehört habe!
Resümee
Der Cream Tweedsound 22MK3 ist ein gut verarbeiteter Amp mit tolerierbaren, kleinen Fehlern. Preislich rangiert er selbstbewusst sehr deutlich über den 5E3-Klonen bekannter Hersteller wie Lindemann oder TAD, was hinsichtlich der nicht so recht nachvollziehbaren Herkunft etwas nachdenklich stimmt- für rund 300€ mehr gibt es zum Beispiel auch einen 5E3 von Victoria. Aber was sollen die Vergleiche:
Klanglich ist der Verstärker allererste Sahne und sicher ohne Übertreibung ganz nah an dem, was man mit dem begehrten Tweed-Sound meint und wünscht- möglicherweise sogar besser. Kurz gesagt:
Der Cream klingt genauso, wie er aussieht!
CREAM TWEEDSOUND 22MK3
CREAM TWEEDSOUND 22MK3
Der Cream Tweedsound 22MK3 ist im Prinzip ein Upgrade des bekannten Modells Tweedsound 15MK3- ein etwas kräftigerer Tweed Deluxe mit 6L6 Röhren statt 6V6, stärkerem Netzteil und erhöhter Anodenspannung. Ansonsten besitzt der Cream die bekannte 5E3-Schaltung, allerdings ergänzt durch einen Miniswitch „Clean/Boost“, der eine entsprechende Anhebung der Tiefmitten und des Gain ermöglicht. Das ganze befindet sich in einem sehr ansprechend aussehenden, lackierten Tweedgehäuse, welches im Gegensatz zum Tweedsound 15MK3 um runde 10 cm in der Höhe angewachsen ist und den 12“-Speaker mittig (nicht versetzt wie beim alten Original) beherbergt.
10 cm höher als ein regulärer 5E3
„Dieses neue quadratische Gehäuse hat "M a g i c", wie das eines 50er Jahre Tweed Verstärkers. Der Sound ist unglaublich sonor und singend.
Durch das große quadratische Speaker Baffle aus Birkensperrholz erhält der Ton seinen resonanten Charakter. In diesem Fall sitzt der Speaker mittig,
die Resonanz-Wege im Baffle sind in alle Richtungen fast identisch und es gibt kaum überlagernde Reflektionen.
Es ist im (klassischen) Instrumentenbau ähnlich. Bei akustischen Instrumenten strebt man die "absolute Mitte" an, auch als idealen Auflagepunkt für den Steg,
der die Saitenschwingung auf die Decke überträgt. Man erkennt seine Strat nicht mehr wieder. Nur mit Kabel und Gitarre liegt man schon sehr nahe am Knopfler
"Sultans of Swing" Sound." Soweit der Hersteller.
Der derzeitige Status des Unternehmens ist nicht so richtig klar- auf der Website spricht man von einer kreativen Pause, hie und da sind die Produkte im Verkauf zu finden. Der 22MK3 wird mit einem Ladenpreis von 1.699€ angeboten, meinen habe ich gebraucht in neuwertigem Zustand (Baujahr 2013) für etwa die Hälfte erstanden. Guter Deal
Verarbeitung/Materialien
Das Gehäuse besteht aus massiver Fichte und ist tadellos mit dem bekannten Tweed bezogen, der zudem, möglicherweise mit Nitro- oder Schellack, ebenso tadellos lackiert wurde. Laut Hersteller werden diese Gehäuse in Handarbeit in Deutschland hergestellt. Leider finden sich weder hier noch am Chassis irgendwelche Angaben dazu: Hersteller, Herstellungsland, technischen Daten oder sonstige Hinweise glänzen durch Abwesenheit. Einzig die typische „Cream“-Plakette an der Front des Amp gibt Hinweise auf den Hersteller!
Die Art der Verleimung lässt sich finishbedingt nicht ausmachen, in der Regel werden solche massiven Verstärkerhäuschen verzapft, eine Nachfrage beim (ehemaligen?) Inhaber blieb leider unbeantwortet. Der Amp an sich ist an seiner Rückseite in bekannter Manier durch zwei unabhängige Rückteile, natürlich ebenfalls bezogen, verschlossen bzw. zur Hälfte offen. Leider ist die Passung der oberen Hälfte eher schlecht, diese biegt sich mittig nach außen, was zwar letztlich ein optisches, dennoch unnötiges Problem ist. So bleibt ein unschöner Rand zum oberen Teil des Chassis, was auch in einem Test der Gitarre und Bass zum ähnlichen 21MK3 bereits moniert wurde. Das Gehäuse ist aber ansonsten perfekt gearbeitet, dass Baffle- bestehend aus Birkensperrholz- einwandfrei bezogen mit dem klassischen Grill-Cloth in Oxblood. Tonal ist hier also eine nahezu perfekte Grundlage gegeben.
Gehäuse aus massivem Fichtenholz
Das Chassis, wie im Original „verkehrtherum“ eingesetzt, besteht aus verchromtem Stahlblech, nicht ganz so hochglänzend wie die Fenderprodukte- und ist klassisch beschriftet wie bestückt: 2 unterschiedliche Eingänge (normal/bright) teilen sich vier Inputs, unterteilt in 1 und 2 (low und high), schwarze Chickenheads (Volume normal, Volume bright, Tone), Power und Standby, der schon erwähnte Mini Boost-Switch sowie die Sicherungskammer. Alles wie seit den 1950ern bestens bekannt. Im Inneren findet sich ein sauber ausgeführter PtP-Aufbau mit guten bis hochwertigen Teilen, die auf einem Eyeletboard handverdrahtet sind. Auch das alles schön wie bei einem alten Original, übersichtlich und wertig. Allerdings hat Cream dem hotten 5E3 noch ein Lineout neben dem Speakereingang spendiert.
Drei Regler genügen!
Als Röhren finden sich eine 12AY7 in V1, eine 12AX7 in V2, zwei 5881 (6L6) in der Powersektion sowie eine GZ34 als Röhrengleichrichter. Leider sind die Röhrenfassungen genietet statt verschraubt. Das Ganze pumpt runde 15 Watt in einen 50Watt Alnico-Speaker aus dem Hause Cream, der ebenfalls gänzlich ungelabelt mittig auf dem Baffle verschraubt ist. Vom Look erinnert der Lautsprecher mit seiner fetten Magnetabdeckhaube und seinem dunklen Grün an einen alten Weber, laut Gitarre & Bass ist der Lautsprecher aber ein Kollege aus China- und dennoch richtig gut!
Auf dem Chassis befindet sich eine aufgeklebte Seriennummer, ein „CE“ sowie ein Papieraufkleberchen, das ich, wenn ich es richtig erinnere, auch schon einmal auf einem chinesischen Produkt gesehen zu haben meine. Bezieht sich aber vielleicht nur auf das Chassis. Die Vermutung liegt nahe, dass aber hier zumindest ein Teil der Arbeiten nicht in Deutschland, sondern irgendwo sonst erledigt wurde, zumal auch die Firmenhomepage nirgendwo ein „Made in Germany“ für den ganzen Amp reklamiert. Das ist alles nicht wirklich schlimm, da die Arbeiten handwerklich sauber und mit Qualitätsteilen ausgeführt wurden- ein bisschen seltsam ist es dennoch.
Solide Point-to-Point Handverdrahtung
Das Netzkabel ist fix mit dem Amp verbunden und unnötigerweise erheblich zu kurz geraten.
Die Combo steht auf vier soliden Gummifüßen und wirkt optisch deutlich größer, als die 10 cm Höhenunterschied zum Tweed Deluxe vermuten lassen. Dennoch mit rund 15 kg erstaunlich leicht.
Sound
Die meisten wissen vermutlich, dass die scheinbar so einfachen, puristischen Regelmöglichkeiten des 5E3 sehr variantenreich eingesetzt werden können, allerdings bleibt der Grundcharakter eines solchen Tweed Deluxe-Derivats immer bestehen. Ich spare mir daher die Aufzählung der verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten- die Interaktionen zwischen den drei Reglern laufen auch beim Cream genauso faszinierend (und unkonventionell) wie bei einem alten Tweed Deluxe.
Etwas mehr Power als der Klassiker
Power on und kurz darauf Standby on- schön leise ist der 22MK3 hinsichtlich des Grundgeräuschs. Meine Gretsch eingestöpselt und los geht’s: schon der erste Akkord zeigt ganz klar Vintageton, und zwar vom Allerfeinsten!
Clean/Boost-Switch. Fällt kaum auf, der Look bleibt authentisch
Wirklich clean bleibt der 22MK3 bis etwa Volume 3.5, wobei dezente Crunches je nach Anschlag auch schon früher zu Ohr kommen, zumindest mit den TV Jones meiner Gretsch. Das entspricht genau dem, was man von einem Tweed Deluxe erwartet: diese Amps haben eben nicht diesen leicht „hochnäsigen“, kathedralen Cleansound eines Fender Blackface, bei einem Tweed schwingt immer auch ein bisschen „Gasse“ und Dirt mit: ein Sound, den man liebt oder eben nicht. Das Ganze geht mit einer Wärme und, richtig geraten, „Cremigkeit“ einher, die ihresgleichen sucht, dennoch bleibt etwas Raues im Ton: Das ist nur schwer in Worte zu fassen. Alles klingt transparent mit einem mehr als ordentlichen Bassdruck, ausgewogen und mit perligen, süßlichen Höhen. Beeindruckend und ein absolut authentischer Fifties-Sound. Ich glaube, Brian Setzer würde den Amp lieben.
Nomen est omen
Regelt man höher, ergänzt mehr und mehr Kompression den Ton völlig nahtlos, bis Crunch und schließlich Sagging erreicht werden. Die Combo generiert, vermutlich auch dank des größeren Gehäuses, ein prächtiges Volumen und Druck, wohnzimmertauglich geht das vielleicht, je nach Gitarre, bis Stufe 2.
Das Ganze kommt so singend, warm-hölzern und obertonreich bereits bei smarten Lautstärken daher, dass es einen regelrecht bezaubert. Der Amp reagiert sensibelst auf Attack und Volumepoti und beschert eine tatsächlich atemberaubende Dynamik- man könnte meinen, der Ton ist bereits vorm Anschlag da. Und klar, so ein Verstärker deckt eben genauso gnadenlos selbst geringste Unsauberkeiten auf!
Verblüffend ist tatsächlich auch das resonanten Verhalten- der Ton ist so räumlich, dass man denken könnte, ein ganz leichtes Reverb wahrzunehmen- klasse! Dabei ist der Klang so „groß“ und breitwandig, dass man sich verwundert die Augen reibt, hier einen 15 Watt-Combo vor sich zu haben. Vielleicht wurde von Cream tatsächlich eine überlegte Feinabstimmung von Amp, Gehäuse und Speaker gebaut, die den Ton auf einem perfekten Level schwingen lässt: ich kann mich jedenfalls der Begeisterung von Udo Pipper nur anschließen.
Ich habe schon so Einige Röhrenamps spielen und besitzen dürfen- dieser Ton ist objektiv vermutlich das Beste, dass ich bisher gehört habe!
Resümee
Der Cream Tweedsound 22MK3 ist ein gut verarbeiteter Amp mit tolerierbaren, kleinen Fehlern. Preislich rangiert er selbstbewusst sehr deutlich über den 5E3-Klonen bekannter Hersteller wie Lindemann oder TAD, was hinsichtlich der nicht so recht nachvollziehbaren Herkunft etwas nachdenklich stimmt- für rund 300€ mehr gibt es zum Beispiel auch einen 5E3 von Victoria. Aber was sollen die Vergleiche:
Klanglich ist der Verstärker allererste Sahne und sicher ohne Übertreibung ganz nah an dem, was man mit dem begehrten Tweed-Sound meint und wünscht- möglicherweise sogar besser. Kurz gesagt:
Der Cream klingt genauso, wie er aussieht!
- KLANG +++++(+)
- VERARBEITUNG ++++ (mit Einschränkungen)
- LOOK +++++
- Eigenschaft
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