Amateurbands, die Deutschpop spielen - Seltenheit?

  • Ersteller Charvelniklas
  • Erstellt am
Charvelniklas
Charvelniklas
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
30.08.24
Registriert
29.06.07
Beiträge
1.964
Kekse
5.551
Ort
Braunschweig
Moin Freunde.

Ich spiele seit einem Jahr in einer Band, die sich recht klar in Richtung Deutschpop entwickelt hat. Unsere Besetzung ist total klassisch mit Drums, Bass, Keys, A-Gitarre, E-Gitarre und 2,5 x Vocals. Mein Eindruck ist, dass Amateurbands überwiegend Rock spielen, ansonsten natürlich auch noch ganz andere Genres. Die Musik, die wir anpeilen, ist aber in der Richtung wie Johannes Oerding, Andreas Bourani, Wincent Weiss, ... diese Künstler sind ja alle nicht mit ihrer Band bekannt geworden, sondern diese Bands werden meines Wissens ausschließlich für Touren aus Profis zusammengestellt. Das heißt, meine Band ist eigentlich eher die Ausnahme. Oder wie seht ihr das? Würde mich echt mal interessieren.
 
Eigenschaft
 
In meinem Umfeld kenne ich auch keine Band die irgendwas in Richtung Pop spielen. Mag sein das es sie gibt und ich mich einfach nicht in deren Kreisen bewege, jedoch wüsste ich aus den beiden Proberaumkomplexen die ich kenne keine einzige Band, die nicht mindestens Rock oder härtere Gangart spielt.

Ansonsten fallen wir noch ne Weltmusiktruppe und ne FunkRock Kapelle ein, hier in meinem Umfeld.

Deutschsprachig gibt es höchstens noch diverse Rapper, welche jedoch keine Bands haben und ihre Musik aus dem PC nehmen, bzw. Einfach irgendwas klauen.
 
Ich selbst bin nun wirklich nicht der typische Pop-Radiosender-Hörer ... aber aus meiner ganz persönlichen Wahrnehmung heraus ist vieles im Pop-Bereich tatsächlich "Sänger*in plus Begleitband", falls es nicht in Richtung mehrstimmiger Satzgesang à la Boybands etc. geht. Was dann natürlich für die eigentliche Motivation, als Amateur oder Hobbyist in einer Band zu spielen, nicht so wirklich förderlich ist. Da geht es schon um das WIR, und ich denke, hier im Board kennen viele die Situation, wie schwierig es oft ist, die Interessen so unter einen Hut zu kriegen, dass sich jeder in einer Band mit der Musik, dem Bandnamen, dem Auftreten ... identifizieren kann. Dafür ist es halt Hobby und nicht bezahlte Dienstleistung.

Ist übrigens keine neue Entwicklung. Wenn ich in die 80er, 90er zurückdenke - klar, es gab und gibt auch Pop-Gruppen wie z.B. Pur, aber einzelne Künstler wie Westernhagen, Klaus Lage, Herbert Grönemeyer oder Nena fallen mir schneller ein als Pop-Bands. Was nicht heißt, dass die Begleitbands schlechte Musiker wären, ganz und gar nicht ... aber es war halt z.B. "Udo Lindenberg und das Panik-Orchester" und nicht die "Udo Lindenberg Band" oder ein komplett anderer Name, unter dem sich Sänger plus Begleitmusiker zusammengetan haben.

@Charvelniklas: vielleicht habt ihr ja eine Marktlücke aufgetan ...
 
Ist das nicht auch international allgemein so?
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ist das nicht auch international allgemein so?
Da fallen mir zwar sofort einige Beispiele ein, die das unterstreichen würden, aber für eine komplette Verallgemeinerung fehlt mir da echt der Marktüberblick in den einzelnen Ländern ... vom Amateurbereich ganz zu schweigen ...
 
Ich selbst bin nun wirklich nicht der typische Pop-Radiosender-Hörer
Tatsächlich ist das auch bei mir in der Band keiner. :D Wir haben teilweise ziemlich unterschiedliche Geschmäcker, aber eben die Schnittmenge, die dann möglicherweise doch "erschreckend massentauglich" ist (das bleibt aber noch abzuwarten, so viele Auftritte haben wir noch nicht gespielt).

Ich denke, was man an meinem Beispiel sieht, ist der Unterschied zwischen Livemusik-Kultur und dem, was manche als "Massenkultur" bezeichnen. Bei Livebands ist es ja bisher überwiegend so, dass die Musik, die man live spielen kann, dann eventuell ins Studio mitgenommen wird, und entsteht auf der Basis eine Studioproduktion. Bei Popmusik gehe ich davon aus, dass es genau umgekehrt ist. Aber in den letzten Jahren ist ja so viel deutschsprachiger Pop auf den Markt gekommen, bei dem viele Instrumente von Hand eingespielt werden und wenig Elektronisches dabei ist. Da dürfte es eigentlich früher oder später "Nachahmungstäter" wie meine Band geben. :D

vielleicht habt ihr ja eine Marktlücke aufgetan ...
Das habe ich mich nämlich auch schon gefragt. Man wird es einfach ausprobieren müssen (wenn man endlich wieder wie gehabt live auftreten kann). Es wird sicherlich total davon abhängen, was für ein Publikum zu einer Veranstaltung kommt, ob Massentauglichkeit ein Vorteil ist oder nicht. Eigentlich ist mir das relativ schnurz, weil es keinem von uns um Erfolg als solchen geht. Aber interessant finde ich das trotzdem.
 
In meinen bisherigen Proberaumkomplexen ist mir auch noch nie eine derartige Band untergekommen, gilt aber nicht nur für deutschsprachigen Pop sondern für Pop allgemein.
Bei Livebands ist es ja bisher überwiegend so, dass die Musik, die man live spielen kann, dann eventuell ins Studio mitgenommen wird, und entsteht auf der Basis eine Studioproduktion. Bei Popmusik gehe ich davon aus, dass es genau umgekehrt ist. Aber in den letzten Jahren ist ja so viel deutschsprachiger Pop auf den Markt gekommen, bei dem viele Instrumente von Hand eingespielt werden und wenig Elektronisches dabei ist.
Ist das denn wirklich so? Ich bin da wahrhaftig kein Experte, aber wenn ich mal wahllos Songs der vor Dir oben genannten Interpreten höre, dann klingt da schon ziemlich viel nach DAW. Vor allem kommt die "klassische" Bandbesetzung da kaum zum Tragen. Entweder du hast die handgemachten Akkustik-Gitarren oder Piano-Balladen oder du hast die hochproduzierten Popsongs, die man sicherlich auch irgendwie als Band spielen kann, die dann aber sicherlich soundmäßig völlig anders klingen als im Original, gerade bei einer Amateurband. Aber eventuell fehlt mir hier auch einfach der umfassende Einblick, um das wirklich bewerten zu können...
 
Als absoluter Nicht-Radiohörer hab ich keinen Überblick darüber, welche Arten von Pop wie stark vertreten sind. Viele der bekannten Popstars und auch Rapper treten live mit Band auf und bei dem einen gibts mehr Einspieler, bei dem anderen weniger... Ich bin auf ein Video von einem Auftritt von Rihanna gestoßen, wo der Livesound sogar mehr mit Metal zu tun hatte als mit Pop. Aber die Studioproduktionen sind natürlich trotzdem fast ausschließlich elektronisch. Im Eingangspost hab ich ja ein paar Sänger aufgezählt. Zugegeben, die Studioproduktionen klingen natürlich nach Studio. Aber ich finde, dass die Musik live mit Band super funktioniert, ohne dass man das Gefühl kriegt, sie wäre total "kastriert" worden oder stark verändert. Wie gesagt, Johannes Oerding, Andreas Bourani, Wincent Weiss oder Lina (Lina Larissa Strahl). Auch Adel Tawil spielt live mit Band, auch wenn seine Studiomusik das nicht gerade vermuten lässt.
 
Ich höre Selig sehr gerne. Live sind die heute ebenso überzeugend wie in den 90ern, was zum Teil an der Präsenz von Sänger Jan liegt. Man merkt aber, dass die als Band gewachsen sind. Die große Show wirkt nicht aufgesetzt, daher haben sie bis heute eine Treue "Fanbase".

Selig war in den 90ern eine der interessanten deutschsprachigen Acts mit Ihrem Hippie-Metal, der teilweise stark nach Grunge gerochen hat. Heute sind die Songs im Studio teilweise viel poppiger. Live sind die anders, rockiger arrangiert.

Dann gab es ja noch die ganzen ehemaligen Punkrock Bands, die dann in der NDW durchgestartet sind. Neben vielen Peinlichkeiten gab es da auch Perlen. Zum Beispiel: Ideal, Grauzone, Extrabreit, Morgenrot und Nina Hagen Band / Spliff, um nur ein paar zu nennen.

Von den oben genannten heutigen "Radiopop-Künstlern" sticht Johannes Ording nach meinem Empfinden heraus. Klingt immer irgendwie erwachsener als die anderen. Außerdem mag ich seine Texte. Da steckt viel Humor drin, der einen nicht direkt anspringt, sondern den man erst beim Hinhören erkennt.

Bei den anderen entsteht bei mir irgendwie der Eindruck, dass die Musik nur so um den Gesang herum arrangiert ist, dass sie möglichst wenig stört.

Um den Bogen zurück zu spannen: Soo neu ist die Idee der deutschsprachigen Band imho nicht. Hängt von der Umsetzung ab. Die Idee finde ich als Konzept gut.

Wollte auch immer so eine Band, aber die meisten Hobbyleute wollen Metal machen oder Top40 Cover, um dann mit 1000 anderen zu konkurrieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hi, finde das Konzept sehr interessant.Bei uns im Umkreis fällt mir da auch nichts ähnliches im Amateurbereich ein.
Wie heißt denn die Band und habt ihr eine Internetpräsenz, Facebook oder ähnliches wo man mal reinschauen und ggf. hören könnte?

Lg Christopher
 
Hi,

macht ihr Cover oder Originals? Das konnte ich nicht so richtig rauslesen.

Aber unabhängig davon scheint es "richtige" Deutsch-Pop-BANDS wirklich nur wenige zu geben, sowohl im Profi- als auch Amateurbereich.

Ich finde es auf jeden Fall eine gute Bereicherung und hätte auch selber Lust, bei sowas einzusteigen...

Gruß und viel Spaß/Erfolg mit der Band und dem Konzept,
glombi
 
Hey chris189, danke für das Interesse. :) Wir heißen SIMAN. Auf Youtube haben wir zwei Demos (einfach nach "Siman Band" suchen) und auf Instagram findet man uns unter siman_band. Außerdem haben wir am Samstag auf einem Bandcontest mitgespielt, der als Livestream stattfand:

(unser Set beginnt bei 1:39:43)

@glombi: Bei unserem letzten vollwertigen Auftritt im Februar haben wir auch gecovert, aber wir haben bald genug eigene Lieder für ein einstündiges Set.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Ich finds echt gut. Danke für die Infos! Wünsche dir und euch viel Erfolg damit.

Grüße Christopher
 
Ich bin musikalisch in den 80ern sozialisiert worden. Ideal, Spliff, Grobschnitt, Ton Steine Scherben, aber auch Liedermacher wie Grönemeyer, Inga Rumpf, Ulla Meineke, Edo Zanki oder auch "Niedermachen" wie Heinz Rudolf Kunze (...zumindest am, wie ich finde, viel spannenderen Anfang seine Karriere...) haben mich mindestens genauso zum Musikmachen animiert, wie Police, Stones und Van Valen.
Mittlerweile steht bei mir der "Wunsch", mich selber in der Musik auszudrücken, nicht mehr im Vordergrund. Gerade im Bandkontext ist es so viel "einfacher" zusammen mit Cover Versionen Spass zu haben, so dass Eigenkompositionen nicht mehr das Thema für mich sind. Würde ich jedoch Eigenkompositionen mit Gesang wieder in Angriff nehmen, würde ich die Texte in Deutsch schreiben. Das ist/wäre für mich einfach immer der "direktere" Weg. Wenn ich mich ausdrücken und mitteilen möchte, dann ich der Sprache, die ich und das Publikum am besten sprechen und verstehe.
Daher habe ich weder Berührungsängste, noch Vorbehalte gegen "Deutsch Pop", ganz im Gegenteil!
Letztlich sollte es die Musik, in der Form, die man selber mag, sein, die man spielt. Klar muss man auch ein potentielles Publikum "sehen", aber wann immer man ein bestimmtes Genre besetzt oder meidet, weil es gerade hipp oder eben nicht ist, wird man vom ggf. Künstler zum Dienstleister. Das ist natürlich durchaus ok. Das sind dann aber IMO zwei ziemlich unterschiedliche Geschichten.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben