Altes Steingräber Klavier - Restaurieren? Umbauen? Modernisieren?

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Liebe Foristen!

Ich habe von meinem Großvater ein altes Steingräber (& Söhne) Klavier aus dem Produktionszeitraum 1875-1880 mit der Fabrikations Nr. 3675 geerbt. Es handelt sich dabei um einen Geradsaiter mit Oberdämpfer-Mechanik und 85 Tasten (Klaviaturbreite ca 118cm). Auf dem Klavier wurde ca. 30 Jahre nicht mehr gespielt und es ist auch schrecklich verstimmt/reparaturbedürftig. Nach Meinung zweier unabhängiger Klavierstimmer/-restauratoren ist die darin verbaute Technik leider total überholt, so dass es sich nicht lohnen würde darin Geld zu investieren.

Dennoch würde ich dieses Klavier als Möbelstück erhalten und auch sehr gern wieder seinem ursprünglichen Zweck zukommen lassen. Konzertpianist werde ich wahrscheinlich nicht mehr, aber dennoch würde ich gern ein "solides" Instrument mein Eigen nennen. Anscheinend wurde das Möbel des Klaviers in den 1930er Jahren modernisiert, dennoch dieses Klavier besitzt einen hohen ideellen Wert bei uns in der Familie. Ich versuche gleich noch ein paar Bilder von dem Instrument hochzuladen.

Mein Wunsch ist folgender: Ich hätte innerhalb des alten Gehäuses (wegen des ideellen Wertes) gern ein funktionierendes Instrument. Dabei sollten möglichst viele, oder gar alle der folgenden Kriterien erfüllt sein:
- Ich möchte möglichst viel der alten Mechanik erhalten.
- Ich kann auf Wunsch auch mit Kopfhörern spielen kann.
- Das Instrument sollte zukunftsfähig sein (d.h. dauerhaft und möglichst wenig wartungsintensiv)
- Möglichst gutes Preisleistungs-Verhältnis der (Um)bauarbeiten - Mein Schmerzlimit liegt bei max. 5000EUR


DiesIch habe mich versucht im Internet zu informieren, und habe auch mit verschiedenen Klavierbauern Mailkontakt gehabt, was jetzt alles möglich ist, dabei bin ich auf folgende Möglichkeiten gestoßen:
A) Reparatur
A1) Wiederherstellung des Originalzustands - Dies ist aber aufgrund der veralteten Technik mit weniger Spielfreude verbunden, da nicht sicher ist es auf den Kammerton stimmen zu können, und fraglich ist, wie gut die Stimmung gehalten werden kann. (Kosten laut Klavierbauer ca. 3000-5000EUR)
A2) Reparatur mit leichten Modernisierungen - z.B. Umbau auf ein Oberdämpferklavier (Kosten laut Klavierbauer ca. 2.500-4000EUR) - Problem: Es bleibt ein Geradsaiter, d.h. die Stimmung wird wohl nicht so gut gehalten

B) Neueinbau eines akustischen Klaviers
Ersetzen der Hammermechanik und des Stimmstocks (quasi des kompletten Innenlebens) mit einem B1) gebrauchten Klavier (Kosten 5.000-10000EUR) oder B2) wieder einem Steingraeber-Klavier (Kosten B1 mal zwei) - Problem: Die veralteten Maße (85 Tasten, etc.)

--> Bei A und B käme ggfs. noch jeweils das Einbauen eines Silent-Systems dazu (für das Kopfhörer-Kriterium) - Kosten ca. 2000 EUR

C) (Teil-)Digitalisierung
C1) Ich habe gesehen, dass man auch Digital-Pianos einbauen kann. Dabei bliebe das Möbel erhalten. (Kosten ca. 1200 EUR plus die Kosten für das Digitalpiano ab ca. 1000 EUR) Problem: Die Mechanik und die Tasten würden dann nicht mehr gebraucht werden. Als Vorteil sehe ich jedoch, dass ich es mit Kopfhörern benutzen könnte und es auch weniger wartungsintensiv ist.

C2) Am liebsten würde ich die alte Mechanik erhalten (Tasten plus Hämmer) und anstelle der Saiten eine Art "Digital-Leiste", welche die Töne abnimmt einbauen lassen. Also klassische Mechanik plus digitale Klangerzeugung. Also eine Art Hybrid-Klavier. Hier habe ich aber bisher noch keine passende Möglichkeit gefunden.

Meine Fragen jetzt an Euch:
1. Was seht Ihr für die beste Möglichkeit gegeben meiner Kriterien an, und warum?
2. Ist C2 möglich, und wie genau?
3. Hat jemand bereits Erfahrung, bzw. welche Erfahrungen habt ihr mit C2-ähnlichen Umbauten gemacht?
4. Was denkt ihr würde C2 kosten?
5. Welche Möglichkeiten seht ihr sonst noch? Welcher Aufwand und welche Kosten sind damit verbunden?

Mir ist klar, dass aus der Ferne und von Bildern eine genaue Diagnose nicht möglich ist. Dennoch die Frage und Bitte an Euch nach Eurer Meinung zu den Fragen!

Beste Grüße und schonmal vielen Dank im Voraus!
 
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C2) Am liebsten würde ich die alte Mechanik erhalten (Tasten plus Hämmer) und anstelle der Saiten eine Art "Digital-Leiste", welche die Töne abnimmt einbauen lassen. Also klassische Mechanik plus digitale Klangerzeugung. Also eine Art Hybrid-Klavier. Hier habe ich aber bisher noch keine passende Möglichkeit gefunden.

Das wäre doch ein ganz normaler nachträglicher Silent-Einbau wenn ich dich richtig verstehe.

Wie auch immer: das einzige, was es bringen würde, wäre tatsächlich ein Digitalpiano einzubauen. Denn wenn du die Tasten und die Mechanik weiter nutzen willst, musst du diese erst mal restaurieren. Also Tastenfilze neu garnieren, Mechanikachsen evtl. tauschen usw. Kostet Geld und das Ergebnis ist dann auch nur eine Oberdämpfermechanik. Das will man eigentlich gar nicht mehr spielen.
 
B) Neueinbau eines akustischen Klaviers
Ersetzen der Hammermechanik und des Stimmstocks (quasi des kompletten Innenlebens) mit einem B1) gebrauchten Klavier (Kosten 5.000-10000EUR) oder B2) wieder einem Steingraeber-Klavier (Kosten B1 mal zwei) - Problem: Die veralteten Maße (85 Tasten, etc.)

Alternative: ruf mal bei Steingraeber an. Ein neues Steingraeber können die wegen der Maße tatsächlich nicht einbauen. Aber extra zu diesem Zwecke hatten die mal von extern andere "Rohlinge" (bezogene Rasten) gekauft. Bei meinem letzten Besuch bei Steingraeber waren zumindest noch welche vorrätig. Ob die noch welche davon haben und was die Aktion kosten würde, müsstest du mal bei denen erfragen.

Gregor
 
Hallo,

ich möchte den Thread nochmal nach oben holen und erzählen, was sich bei mir seitdem ergeben hat: Richtig schlauer bin ich nicht geworden. Aber ich habe seit Februar mit einigen Klavierbauern Mailkontakt gehabt und auch mit Steingraebers aus Bayreuth gesprochen.

Es hat sich jetzt auf folgende Möglichkeiten reduziert:
A1) fällt für mich aus, da ich keine 4-stelligen Beträge in alte Technik investieren möchte
A2) Es gibt die Möglichkeit einer Generalüberholung mit Einbau einer Renner-Mechanik ("Unterdämpfer"). Preislich liegt das noch im Rahmen (ca. 5000EUR). Aber wie wird das klingen? Kann man das Instrument dann gut klingend hinbekommen? Und wie würde das dann im Vergleich zu einem gut erhaltenen Steingraeber ca. 1930er ausschauen?

B1) fällt raus. Hier bin ich nicht fündig geworden
B2) Steingraeber würde tatsächlich ein neues einbauen und das Gehäuse entsprechend anpassen. Aber das würde den Preis eines Neuinstrumentes + Tischlerarbeiten kosten. Also für mich nicht wirklich interessant.

C1) Hier wäre ich an einer Lösung mit dem Einbau z.B. des Kawai ES7 interessiert. Von den Grobmaßen sollte es passen. Bräuchte nur einen Tischler, der das ggfs. für mich einpasst. Was meint ihr? Eine derart umfangreiche Konfiguration wie in dem erwähnten Thread traue ich mir nicht zu.
C2) Dies ließe sich über einen Silent-Einbau und anschließen von Boxen realisieren. Aber für mich auch nicht wirklich das wahre.

Freu mich auf Feedback!

PS: Hier noch ein Link zu mehr Bildern und auch mit Maßen: Altes Steingraeber-Klavier
 
Hat das noch eine Elfenbein-Tastatur? Wenn ja, würde ich die Möglichkeit A2) in Betracht ziehen, oder es (erstmal) so lassen wie es ist, und das ES7 zusätzlich kaufen. Dann kannst du dieses auch mal transportieren (sei es auch nur in einem anderen Raum) und schon mal anfangen Klavierspielen zu lernen.

Viele Grüße
Musicanne
 
so wie ich die Beschreibung verstanden habe, erzeugen die Kawai MP Stagepianos ihre Anschlags-Signale über echte 'Treffer'
(nicht durch Umrechnung der Tastenbewegung)
kA wie das in natura aussieht, aber würde man diese Sensoren im Zielbereich der Originalhämmer unterbringen, wär's imho die halbe Miete
für die Montage ist es eventuell einfacher wenn die alten Saiten drin bleiben, ansonsten hätten sie keine Funktion
nur mal so in's Blaue gedacht...

cheers, Tom
 
Ja. Es ist quasi innerlich noch im Originalzustand von 1880, also auch mit Elfenbeintastatur etc. Drum wäre mein Favorit auch A2, aber wie ist Eure Meinung zu Geradsaitern? Und vor allem zu Unterdämpfern umgebauten Oberdämpfern? Die MP Stages werd ich mir nochmal anschauen.

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Ansonsten würde ich, ehrlich gesagt, keine € 5000,- in die Kiste versenken ... Für den Preis kriegt man doch ein ordentliches Klavier!
Das sehe ich auch so. Wir haben für das Geld sogar einen tollen generalüberholten Flügel bekommen.
 
Ich glaube hier wird im allgemeinen die Qualität von Steingräberklaviere unterschätzt. Ich würde eine Restauration immer davon abhängig machen, wie gut die Basis ist. Z.B. haben Steingräber excellent klingende Resonanzböden. Ich habe letztens noch ein kleines Steingräber aus den 60ern in den Fingern gehabt. Vom Klang her gut ausgewogen und für die "Größe" sehr dynamisch. Das waren richtig gute Instrumente.
 
Ja, ich kenne den Unterschied zwischen einem Ober- und Unterdämpfer und weiß auch die Jahreszahlen einzuschätzen ;) Und ich kenne etliche Oberdämpfer, die zum Unterdämpfer umgebaut wurden. Und das lohnt sich dann, wenn die Klanganlage - insbesondere der Resonanzboden - in Ordnung ist.

Meiner Meinung nach würde ein Umbau, also ein komplett neues Klavier in das alte Gehäuse, keinen Sinn machen. Das lohnt sich eigentlich nur, wenn es sich um ein "schönes" Gehäuse handelt. Ist natürlich auch Geschmackssache.
 
Ich glaube hier wird im allgemeinen die Qualität von Steingräberklaviere unterschätzt. ............... Ich habe letztens noch ein kleines Steingräber aus den 60ern in den Fingern gehabt. Vom Klang her gut ausgewogen und für die "Größe" sehr dynamisch. Das waren richtig gute Instrumente.

Die alten und die heuigen Steingraeber sind absolute Spitzenklasse und brauchen sich vor Steinway, Bechstein und Konsorten echt nicht zu verstecken. Aber gerade in den 60ern und 70ern war das nicht unbedingt so. Zu der Zeit haben die eher mittelmäßige bis halbwegs gute Instrumente gebaut. Als Udo Steingraeber dann die Führung übernommen hat, kam die Rückbesinnung auf die alten Werte: Klasse statt Masse.

Das ist auch weniger eine Fabrik wie Schimmel oder Grotrian oder Seiler, sondern eher eine Manufaktur wie Förster. Total sympathisch und die Leute dort haben eine extrem hohe Identifikation mit dem Unternehmen.
 
Vielen Dank für Eure Meinungen. Kann ich denn als Laie die Qualität des Resonanzbodens testen? Bzw. Wie kann ich die bewerten?

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