Alte Registermechanik

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Ippenstein
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Werte Gemeinde. Demnächst bekomme ich wieder was zum Basteln :) Allerdings frage ich mich, wie es mit der Diskant- und Baßmechanik aussieht. Das Akkordeon hat unter dem Manual 4 Drücker und oben an der Seite diese 4 Vierecke. Auf der Baßseite einmal so ein Viereck und über der Mechanik noch Drücker. Da auf der Unterseite des Akkordeons keine solchen Vierecke sind, frage ich mich, wie das funktioniert?

Werden da die Register noch einzeln geschalten und so kombiniert?

Soweit ich das nun im Buch von Richter recherchieren konnte, ist da sowohl eine Registerschiene als auch 4 Druckknöpfe. War das ev. der Übergang von der Schiene zu Druckknöpfen? Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, daß ich die Register im Diskant einzeln schalten kann, während im Baß wohl 1 oder 2 Chöre zugeschalten werden. Es hat auch eine große Ähnlichkeit mit einem Solistenakkordeon von Royal Standard von 1939. Na ich bin gespannt, wenn ich das habe... :)

Grüße

Ippenstein
 
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Nun habe ich es bekommen und mir fällt die Datierung schwer. Ich hoffe, die Experten können mir helfen. Es handelt sich also um ein Royal Standard Solistenmodell, Nr. 8768. Das früheste Datum, das ich im Inneren finden konnte, war 1954, wobei mir dieses Datum eher als Hinterlassenschaft einer Überholung scheint, da die Registermechanik noch nicht unsere heutige ist, die es seit 1946 schon gibt.

Die Stimmstöcke sind innen abgerundet, bestehen aber nicht komplett aus einem Holz. Zumindest ist die Bodenplatte anders und der Kopf schien mir auch aus anderem Holz zu sein. Insgesamt ist das Akkordeon sehr aufwendig gebaut.

Disposition:

Diskant: 16 + 8 + 8° + 4 + 4°

Baß: 32 + 16 + 8 + 4 + 4° + 2

Es hat 4 Druckschalter unter dem Manual, um jeden Chor einzeln schalten zu können, (außer 4 + 4°. Die gehen nur gemeinsam) und ein Schieberegister, das das Tutti darstellt. Im Baß gibt es nur ein Register, welches 32 + 8 + 4° abschaltet.
Die weißen Ecken an der Seite, nach denen ich gefragt hatte, sind Sichtfenster, um zu sehen, welche Register gerade geschalten sind.

Die Stimmplatten weißen im Diskant diesen O Abdruck auf, und sind an einer Ecke geritzt. Teils ist der Ritz durchgängig, teils nur teilweise. Alle Stimmplatten sind handgenietet. Im Baß sind keine Ritzungen aus. Sie sehen aber genauso gefertigt aus und sind auch handgenietet.

Die Metallecken am Balg sind nicht verrostet, aber das Material der Kanten, welches normalerweise Leder ist, sieht nach etwas anderem aus und hat eine Oberflächenstruktur. Es ist zudem knochentrocken.

Die Klappen im Baß sind aus Holz und die Baßmechanik läßt sich leicht und leise drücken. Aus was sind eigentlich die Baßknöpfe?

Der Lederriemen wird noch außen am Akkordeon festgemacht.

Der Tastenhub beträgt etwa 7-8 mm. Die Tasten sind abgerundet und lassen sich sehr angenehm spielen. Welches Material ist der Belag? Der Kern der Tasten ist natürlich Holz.

So... aus welcher Zeit stammt nun das Akkordeon?

Um überhaupt reinzukommen, hatte ich keine Stifte am Balg zum Ziehen, sondern Schrauben zum Aufschrauben...
Die Platten des Basses sind ja gigantisch dick und insgesamt scheinen sie mir auch länger zu sein als normal. Kann das aber grad nicht nachprüfen.
Hier also nochmal ein Blick auf die Sichtfenster. Zwei Chöre sind geschalten (rot).
Die Platte des Diskantes ist aus Aluminium, die im Baß aus Funierholz.
Die Schieber sind aus Messing und nicht wie später bei meiner Barcarole, aus Plastik.

So, das wäre es soweit fürs erste.

Viele Grüße

Ippenstein


___ Nachtrag____

Hab nun ein paar Stimmplatten wieder angewachst bzw. ein bißchen nachgewachst, damit das noch bis Klingenthal hält und auch außen schon mal ein bißchen geputzt.
Leider hat der Balg an diesen knochentrockenen Eckstücken (Lederersatz - irgendein Gewebe) ein paar undichte Stellen und ich bin am Überlegen, wie ich das selbst fürs erste dichtbekomme... Gewebeband innen und außen bzw. was anderes?
 

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn ich nur wüßte, aus welchem Material die Balgecken sind. Es ist sowas wie ein Stoff, auf dem eine weiße Farbe aufgetragen ist, die sich langsam auflöst. Ich habe den Stoff nun mal mit Wasser befeuchtet, sodaß er wieder ein wenig weicher wird und die Löcher mit feinem Leder und Uhu notdürftig geklebt. Mal schauen, ob ich so den Balg fürs nächste dichtbekomme. Aber auf Dauer muß der gemacht werden.

Schade, daß niemand zu meinen Fragen was sagen kann/will. :(
 
Ein Foto vom Balg wär ganz gut. Das der Balg verschraub war ist eigendlich nicht üblich. Vielleicht warn mal die Löcher zu groß und keine richtigen Stifte vorhanden. Ach ja die Tasten sind aus Zelluloid.
 
So, Balg ist soweit dicht. Danke für den Link.
Jup, Tasten aus Zelluloid, mein Bruder meint, daß die Baßknöpfe aus Perlmutt sein könnten. Gibt da ja auch verschiedene Arten und das sieht auch so aus wie ein Beispiel, das ich gefunden hatte.
Die Schrauben passen schon. Ich habe glücklicherweise ein Bild von einem Vergleichsmodell, das auch Schrauben hat. (Steht im Museum).

Leider geht der 4-Fuß in der obersten Oktave ganz schlecht (Im Anblastest gingen sie, brauchten aber viel Druck). Stand wohl zu lange, das gute Stück. Ich merke, je mehr ich spiele, umso mehr beginnt es zu leben und bekommt seine Dynamik wieder. Interessanterweise sind auch die kleinsten Stimmplatten aus Aluminium. Im Baß habe ich eine 2-Fuß durch manuelles Anblasen getestet. Da geht sie. Sobald ich aber spielen will, geht sie gar nicht bis nur ein leichtes Wimmern bei starkem Druck. Da paßt wohl der Lösabstand nicht. Na ich hoffe mal, daß sich das durchs Spielen von selbst einrenkt, da ich sonst die Platte auslöten muß, um da ranzukommen.
 
Hallo Ippenstein,

...Material Balgecken ... Es ist sowas wie ein Stoff, auf dem eine weiße Farbe aufgetragen ist, die sich langsam auflöst.

"Unansehnlich" gewordene Balgecken/Leder wurden manchmal überlackiert - vielleicht auch bei Dir, z.B. wegen Dreck/Spark etc. ?

Wünsche noch viel Spaß beim Basteln.
 
Es ist definitiv kein Leder. Es hat nicht die Beschaffenheit von Leder, sondern von einem Gewebestoff.

Danke fürs Wünschen. Werde später in Klingenthal noch ein paar Arbeiten vornehmen. ;)
 
So, heute darf ich mich mal freuen. Vor und nach dem Krieg gab es für Klingenthaler Instrumente verschiedene Hersteller von Stimmplatten: Harmonikawerke, Grimm und Dix. Die Dixschen Stimmzungen zeichnen sich dadurch aus, daß sie neben der O-Prägung auf der Platte als einzige einen Längsschliff der Zunge haben. In meinem Akkordeon sind Super-Dix verbaut (a mano) Die Ansprache und Dynamik ist sehr gut. :) Man kann inzwischen sagen, daß das Akkordeon vor dem Krieg gebaut worden ist und aufgrund seiner Eigenschaften das Spitzenmodell gewesen sein dürfte.

Natürlich ist es heute v.a. durch die neuen Registermechaniken überholt. Aber aufgrund seiner Besonderheiten und außergewöhnlichen Disposition sowie seiner exzellenten Beschaffenheit werde ich es wieder herrichten bzw. richten lassen, was ich selbst nicht kann. :)
 

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