Alte Geige von Ururopa

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Hallo liebe Streicher.

Wir haben heute ganz klassisch auf dem Dachboden meine Oma eine alte Geige gefunden, die Wohl ihrem Großvater gehört hat. Nun versuche ich etwas darüber in Erfahrung zu bringen. Vorab sei gesagt, dass es nicht um den Wert des instruments geht. Ich schätze sie wird wohl nichts besonderes sein, sieht recht einfach und eben stark bespielt aus.
Sie trägt im Inneren einen Zettel auf dem zu lesen steht "Christian Hoph, Ansbach 1766"
Ich glaube irgendwie nicht, dass sie von 1766 ist allerdings sieht die Schrift nicht gedruckt aus aber sehr sauber, wenn's denn einevhandschrift ist. Bilder mach ich gleich nachher noch. Vielleicht kann ja schon jemand was dazu erzählen, woher sie stammt?
 
Eigenschaft
 
Bilder folgen morgen. Ich bekomme gerade keine anständige Belichtung hin.
Sie sieht recht abgerockt aus, hat aber, abgesehen von zwei ausbrechen am korbusrand, keine Schäden, die ich als leie, als substanziell bezeichnen würde also keine Risse oder Löcher. Das Griffbrett ist aus ebenholz soweit ich das beurteilen kann. Der Bogen, sowie anderes Zubehör, wie Tacolin Wirbelpaste, Taco Kolophon und ein Ding aus Metall was aussieht wie ein Kamm mit drei Zacken an einem Zylinder lagen auch noch im Koffer. Ich schätze der Koffer und das Zubehör könnten aus den 1930er Jahren stammen. Die kopfstütze der Geige sieht aus und fühlt sich an wie Bakelit und ist sicher nicht original. Das instrument wurde wohl, laut meiner Oma zuletzt Mitte, Ende der 30er Jahre bespielt. Mehr weiß ich darüber nicht.
 
Christian Hopf könnte zeitlich hinkommen, aber käme aus Klingenthal: Link
 
20200610_190442.jpg
20200610_190314.jpg

Hier wenigstens erstmal zwei Bilder.
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Also mein Ururopa stammt soweit ich weiß aus Schlesien. Vielleicht hilft das?
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Christian Hopf könnte zeitlich hinkommen, aber käme aus Klingenthal: Link

Also laut dem Schriftzug auf dem Zettel schreibt er sich "Hoph"
 
Im Nachschlagewerk der bayerischen Musikgeschichte ist zu Hof, Hoph, Hopf oder 1766 nichts zu finden. Bayern deshalb, weil Ansbach halt dort liegt.

http://www.bmlo.lmu.de/Q/Musikalische_Tätigkeit=Geigenbauer


Ebenso nichts zu diesem Begriffen im Spezialforum https://www.geige24-streicherforum.de

Wenn es einen Geigenbauerdiese namens gegeben hätte, der seit 1766 lange Zeit tätig war, müsste aber darüber etwas zu finden sein.
Es handelt sich also entweder um einen extremst unbekannten Instrumentenbauer oder aber das Label wurde schlicht erfunden, um dem Instrument eine gewisse Namhaftigekeit einzukleben (Ansbach war ja immerhin als Instrumentenbauerstadt bekannt).
 
Wie sieht der Zettel überhaupt aus?
 
Sie sieht eigentlich noch echt gut aus. So arg abgerockt ist sie gar nicht.
Glücklicherweise sind noch zwei Saiten auf dem Steg. Sogar eine Natur-Darmsaite.
Das spielt man heute im Normalfall nicht mehr.
Sei jedenfalls vorsichtig, ohne ausreichend Saitendruck könnte die Stimme im Korpus umfallen. Sie klemmt nur an passender Stelle zwischen Decke und Boden!
Was das Instrument wert ist und wie sein Zustand ist, kann dir am Besten ein Geigenbauer sagen.
Er kann auch den Klang beurteilen. Denn Aussehen können viele Geigen gut. Aber beim Klang trennt sich die Spreu vom Weizen.
 
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Ja ich finde auch dass sie noch gut in Schuss ist. Der Rest ist eben Patina, was ja auch einen Reiz ausmacht. Ich selbst kann nicht Geige spielen. Ich bin Rock Bassist und Gitarrist. Denoch überlege ich ob ich sie wieder herrichten kann. Einfach aus Interesse an der Materie und vielleicht kann ich mir ja ein paar Sachen beibringen und sie kann nochmal gespielt werden. :)
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Das innere lässt sich durch die engen F löcher leider schwer fotografieren.
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Der bogen der dazu gehört sieht auch novh recht gut aus. Der ist komplett aus holz. Das bewegliche stück zum spannen sogar aus ebenholz mit dreiteiliger Perlmut einlage. Auch dieser drehbare knauf der das bewegt hat eine perlmuteinlage.
 
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Das innere lässt sich durch die engen F löcher leider schwer fotografieren.

Was man erkennen kann sieht nach Handschrift aus, 18. Jahrhundert, evtl. Altdeutsche Handschrift?
 
Kleiner Tipp zum Aufnehmen des Zettels:
Mit einer Taschenlampe durch das hintere F-Loch leuchten und durch das F-Loch über dem Zettel mit dem Handy und der Panoramafunktion das F-Loch mit der Linse entlang abfahren.
So hab ich es bei mir geschafft es aufzunehmen.
 
Für mich sieht die aus wie eine handwerklich einigermaßen gut gebaute Geige um 1900. Der Lack scheint von der etwas strapazierfähig, härteren Sorte zu sein. Man sieht das an der Decke. Bei Beschädigungen splittern kleine Teile vom Lack ab. Das passiert bei einem weicheren Lack nicht. Vermutlich ist es eine der vielen Manufakturgeigen nach Modell Stradivarius. Wie die Geige klingt kann man erst sagen, wenn man Saiten aufgezogen hat. Bei solchen Geigen ist meist alles drin, von durchschnittlich mittelmäßig bis hervorragend. Das linke F-Loch ist am Rand ein wenig ausgewurstelt. Das passiert, wenn ein Geiger mit dem Klang ständig unzufrieden ist und dauernd am Stimmstock, mit ungeeigneten Werkzeugen herum rückt.
Wenn die Geige schon bei ersten Versuchen mit neuen Saiten einigermaßen gut klingt, rentiert es sich, sie vom Geigenbauer in einen gut spielbaren Zustand versetzen zu lassen. Das kostet natürlich Geld und käme nur in Frage, wenn Du sie selber spielen möchtest. So eine Geige zu verkaufen, ist nicht ganz einfach. Es gibt zu viele davon. Wie hoch die Reparaturkosten sein werden, kann nur ein Geigenbauer beurteilen.
 
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Ich würde es mal versuchen. Muss man bei so alten Geigen auf irgendwas besonders achten beim saitenaufziehn?

Ich würde mir dazu einfach auf YouTube erstmal ein Video dazu ansehen. Gerade mit den Stimmwirbeln ist das ja schon nicht so einfach wie mit Mechaniken an einer Gitarre. Als Stimmhilfe würde ich einfach meinen Klemmtuner ranhängen.
 
Im Nachschlagewerk der bayerischen Musikgeschichte ist zu Hof, Hoph, Hopf oder 1766 nichts zu finden. Bayern deshalb, weil Ansbach halt dort liegt.
Ansbach gehört erst seit 1791 zu Bayern, davor war es ein unabhängiges Fürstentum, "Brandenburg-Ansbach". Vielleicht ein Grund, warum ein Instrumentenbauer, der um 1766 dort gewirkt hat bzw. gewirkt haben könnte, nicht im Nachschlagewerk auftaucht?

Es handelt sich also entweder um einen extremst unbekannten Instrumentenbauer oder aber das Label wurde schlicht erfunden, um dem Instrument eine gewisse Namhaftigekeit einzukleben (Ansbach war ja immerhin als Instrumentenbauerstadt bekannt).
Hätte der "Fälscher" dann nicht einen bekannten Namen bevorzugt, statt einen unbekannten zu erfinden? Das wurde früher ja nicht verfolgt, zumal, wenn der "Namensstifter" schon lange tot war.
 
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Es wurden früher häufig gut klingende, aber frei erfundene Namen auf solchen Zetteln verwendet. Meistens waren die dann italienisch klingend, aber lange nicht immer.
 

Es hilft alles nichts, man muss die Schrift sehen! Wenn es sich um die alte Schreibschrift handelt, ist vielleicht etwas ganz anderes gemeint. Dass es einen Familiennamen "Hoph" überhaupt gibt, darf man bezweifeln. Wahrscheinlich soll es doch "Hopf" bedeuten oder zumindest nach dieser Geigenbauer-Dynastie klingen. Sei es, dass der Schreiber diesen Namen nicht richtig schreiben konnte oder seinem Werk durch diese Schreibweise einen weltläufigeren Klang geben wollte.
Das Bayerische Musiker-Lexikon Online ist übrigens nur mit Fokus auf Bayern. Es führt Personen an, "die während wesentlicher Lebens- und Wirkungsphasen in Bayern gelebt haben, die ihre musikalische Tätigkeit in professioneller Weise ausgeübt und/oder nennenswerten Einfluss auf die bayerische Musikgeschichte ausgeübt haben. Eine wie auch immer definierte oder suggerierte ethnische Zugehörigkeit zu Bayern spielt dagegen keine Rolle."
Anonsten würde es wohl "bairisches Lexikon" heißen!
Ein Geigenbauer aus unserer Gegend, der im 18. Jahrhundert gelebt hat und ursprünglich aus dem benachbarten heutigen Landkreis Ansbach stammt, ist in diesem Lexikon zu finden, aber nicht im angeführten Geigen-Forum.
 
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Ist das gut genug erkennbar?
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Da steht "Christan Hoph
Anspach anno 1766" nicht Ansbach. Das hatte ich falsch beschrieben.
 
Du hattest ja oben schon das Jahr 1766 geschrieben, das hatte ich überlesen. Die Geige ist natürlich nicht von 1766. Der Zettel also allein dadurch schon nicht authentisch. Der sieht mir auch nicht handgeschrieben aus. Die Geige dürfte ca. 100 Jahre alt sein.
 
Keine Ahnung woran man das Alter erkennt. Ich hatte aber auch nicht erwartet dass sie so alt sein könnte wie es der Zettel glauben machen will.
 
Die Geige ist garantiert höchstens 100 bis 120 Jahre alt. Das Alter einer Geige spielt, in Bezug auf den Wert, sowieso keine so große Rolle wie manchmal angenommen wird. Die Geige wurde sicher auch bereits einige male repariert. Z.B auf dem Foto, das die Decke zeigt, kannst Du deutlich sehen, dass dort ein Stück vom Rand neu angesetzt wurde. Wenn jemand den Stimmstock unter Spannung gerückt hat, könnte die Decke innen beschädigt sein.
Ob die Geige reparierte Risse hat, lässt sich an Hand der Fotos nicht feststellen. Wenn die gut repariert wurden sieht man die von außen kaum.
Ich bin fast sicher, dass die Geige einen neuen Steg benötigt. Der kostet beim Geigenbauer mit Anpassung bereits etwa 100€. Man kann auch für wenig Geld einen billigen Rohling bei Thomann bestellen. Macht aber wenig Sinn, da der Steg, als Verbindung der Saiten zum Instrument, klanglich eine wesentliche Rolle spielt.
Wenn das Griffbrett wellig ist, muss es abgerichtet werden. Noch einmal etwa 100€. Sollte das Griffbrett in einem sehr schlechten Zustand sein, was durchaus möglich ist, müsste es erneuert werden; etwa 450€.

Vielleicht kennst Du jemanden in Deinem Bekanntenkreis, der einigermaßen gut Geige spielen kann. Dann kann man einfach mal Saiten aufziehen und grob beurteilen, ob an Hand des vorläufigen Klangs, Reparaturen sinnvoll sein könnten. Den Klang wird ein Geigenbauer bei einer Beurteilung wenig beachten, da der auch Geschmacksache ist. Er wird die Reparaturkosten und den Wiederverkaufswert einander gegenüberstellen.

Habe mal gegoogelt welche Qualität man in etwa erwarten darf, wenn man zwischen 1000 und 2000€ für eine Geige investieren möchte. Bin dabei auf folgende Seite gestoßen: http://www.theviolinproject.de/startseite.html Man kann sich da auch Klangbeispiele anhören.
Ich kenne weder den Shop noch die Violinen persönlich, hatte aber schon chinesische Geigen dieser Preisklasse in der Hand. Die sind klanglich teilweise wirklich top und unschlagbar günstig im Preis. Deshalb wird man sich heute immer schwer tun eine Geige in diesem Preissegment los zu werden.

LG Daniela
 
Ja, leider ist es mittlerweile ernüchternd eine Geige in diesem Preissegment zu haben die vielleicht solche Reparaturen benötigt. Davon kann ich selber mit meiner akustischen Geige ein Lied singen, aber das ist ein anderes Kapitel...
In meiner Geige steht auch sehr schön "Antonius Stadiuarius Cremonenfis Faciebat Anno 1717"
Ich hatte sie mal @fiddle bei meinem Treffen mit ihm bei Thomann in der Serviceabteilung gezeigt und er sagte es ist eine Manufaktur-Geige aus Sachsen und sie wahrscheinlich in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhundert gebaut worden. Also ca. 1830. Das erkannte er am Baustil der Schnecke usw.
Ihr Wert ist mittlerweile vernichtend gering, sie spielt sich nicht mehr schön, klingt aber für mich einfach noch (zu) gut.
Ich verwende sie für meine eigenen Bau- und Abnahmeversuche und tausche vielleicht mal bei Gelegenheit das Griffbrett. Wenn's klappt ist gut, wenn nicht, hab ich was gelernt.
Rein finanziell wäre es sinnvoller für mich eine neue zu kaufen, mal sehen, vielleicht gewinne ich ja mal eine beim Weihnachtsgewinnspiel des Musiker-Boards :)

Zurück zu dir @ibanez fan: Kennst du denn jemand der/die Geige spielt und dir da eventuell helfen könnte? Es ist nicht ganz so intuitiv wie bei der Gitarre, das sage ich aus eigener Erfahrung.
 

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