Alte 6-Loch Blockflöten oder "deutsche Thinwhistles"

funstrumentalist
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Auf meiner Suche nach Blockflöten aus den 1930 Jahren stiess ich auch auf 6-Loch Flöten, die vom Aufbau her "normale Blockflöten" waren. Nur hatten sie scheinbar die selbe Bohrung wie Whistles in "D" und nur 6 Löcher oben.

Inzwischen konnte ich sogar zwei dieser interessanten Instrumente erwerben und mich davon überzeugen, dass es die selbe Griffweise ist. Sie sind mit konischer Bohrung, was ich persönlich für unvorteilhaft finde, da die Luft etwas gepresst entweicht und sie dadurch nicht einfach zu überblasen sind. Aber jede hat ihr spezielles und sie gefallen mir sehr gut.

Die eine stammt von Johannes Adler, von welchem ich ja auch schon Sopranflöten habe. Hier mal ein paar Bilder:

markung.jpg 1.jpg 2.jpg

Sie ist ähnlich gemarkt wie die Sopran, hat auf der kleinen Fläche nur nicht so schön geklappt.

3.jpg 4.jpg 5.jpg 6.jpg

Beide Teile sind aus Cocoboloholz
 
Eigenschaft
 
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Meine zweite 6-Loch Flöte ist aus Birnbaum und mit "HeMoSch" gemarkt.
h05.jpg
Die Firma gehörte anfangs Heinrich Moritz Schuster, ein Instrumentenmacher um 1900, der ein Musikhandel gründete und auch Flöten vertrieb. Da die Händler damals ihre Stempel auf die Instrumente machen durften kann man nicht immer den Flötenbauer auf Anhieb erkennen.
In Peter Thalheimers Buch "Die Blockflöte in Deutschland 1920-1945" wird von nur einem nachweisbaren Instrument gesprochen, dass aus der Werkstatt von Rudolf Otto kommt und mit "HeMoSch" gemarkt ist. Wenn man im Buch nach Bildern von "Otto" Flöten schaut, dann kann man eine Ähnlichkeit mit seinen Chorflöten entdecken...

h01.jpg h02.jpg h03.jpg

Während die Flöte von Adler aus Cocobolo einen kräftigen, fast schrillen Klang hat, ist diese eher weich und windig, aber sehr angenehm im Klang.

h04.jpg h06.jpg h07.jpg

Hier der Tonumfang:

https://soundcloud.com/webbwanderer/hemosch-umfang01

:rolleyes: und noch etwas gedudel :m_flute:...

https://soundcloud.com/webbwanderer/hemosch-sound01
 
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Ich finde es total klasse, was Du hier an Blockflötengeschichte präsentierst. Wenn Du das so weiter verfolgst, wird daraus eine sehr interessante Sammlung für die Instrumentenbaugeschichte entstehen. :great:
 
Ich finde es total klasse, was Du hier an Blockflötengeschichte präsentierst. Wenn Du das so weiter verfolgst, wird daraus eine sehr interessante Sammlung für die Instrumentenbaugeschichte entstehen. :great:
@funstrumentalist
Da stimme ich @Lisa2 zu!
Möchtest du nicht deine Fotos und die Ergebnisse deiner Recherchen dem Blockflötenmuseum zur Verfügung stellen? Gabi Schadwald sammelt dafür solche Informationen und Fotos, die sie dann im Blockflötenmuseum veröffentlicht - sie würde sich sicher darüber freuen!

Blockarina
 

Dankeschön, mal sehen was noch daraus wird. Ich werde mal noch nen Fred für meine alten Blockflöten allgemein aufmachen, da ich doch noch so manches Schätzchen zeigen wollte.

Möchtest du nicht...

Frau Schadwald kennt meine Einträge hier und wir hatten auch schon Emailkontakt, aber ich komme ja schon kaum dazu hier alles zu schreiben was ich möchte. Mein Tag hat leider nur 24 Stunden und ich möchte soo vieles noch tun... :rolleyes: :D
 
Hier wird es zeit auch mal wieder etwas aufzufrischen. Ich habe inzwischen noch einige dieser schönen 6 Loch Flöten aus dem Netz gefischt. Aber die letzte, welche ich noch zum Jahresende ergattert habe werde ich mal vorstellen.
Es ist eine Namenlose, wo ich nur meine Vermutungen habe aus welchem Stall sie stammen könnte. Aber sie hat einige interessante Merkmale. Der Schnabel ist noch in der "alten" Czakanform:

602.jpg


Dazu hat sie einen gebogenen Windkanal, aber kein gebogenes Labium

601.jpg


Dadurch ist sie, in alter Czakantradition, eine "stille Flöte". Ganz zart und leise im Ton, aber sehr fein und mit ganz wenig Luft zu bespielen. Sie besass auch einmal eine Klappe, welche leider fehlt und der Fussring ist auch nicht mehr vorhanden:

603.jpg


Für die Klappe habe ich in meinem Sammelsurium leider keinen passenden Ersatz gefunden, den Fussring kann ich noch ersetzen, da habe ich noch einen zum anpassen:

605.jpg


Dazu ist der Schnabel noch von Hand gesägt. Wie man hier erkennen kann geht die Biegung fast schon eher in die andere Richtung. Bei einer ähnlichen Flöte, welche ich letztes Jahr in Stockstadt Herrn Thalheimer vorstellte sagte er, dass dieses Merkmal auf ein Baujahr eher vor 1930 hinweist. Damit könnte das schöne Stück eine meiner ältesten Flöten sein.

604.jpg


Ich vermute, dass es Grenadill ist, eventuell auch Ebenholz. Grenadill ist aber häufiger verbaut worden. Wie dem auch sei, sie ist, so wie sie ist, ein schönes Stück für meine Sammlung, auch wenn sie nicht ganz komplett ist. Als Zeitzeuge ist sie allemal wunderbar geeignet.
 
Sehr interessantes Stück Blockflötengeschichte!
Hast Du eine Abbildung gefunden, die zeigt, wie so eine Klappe aussehen müsste?
 
Die Klappe entspricht in etwa denen, welche man auch an Flageolettflöten findet. Die Stimmung ist auch die gleiche. Ich habe auch eine defekte, aber das schwierige ist, das die Klappen immer angepasst wurden und du nie zwei gleiche hast. Ich habe sie ja probiert, aber es passt nie so ganz. Da müßte ich eine bauen lassen, denn da enden meine Möglichkeiten.

Dieser Czakan, welchen du mal an anderer Stelle zeigtest, hat auch solche Klappen die ähnlich sind, wahrscheinlich ist er auch in D gestimmt.
 
Hmmmmmm .... Versuche gerade, mir vorzustellen, wie sich die Flöte mit Klappe greift. Dem Foto nach zu urteilen müssten die Löcher doch alle ohne Klappen zu greifen sein. Wozu dann die Klappe? :gruebel:
 
Dem Foto nach zu urteilen müssten die Löcher doch alle ohne Klappen zu greifen sein.

Das siebte Loch ist auf der linke Seite und ist ein Dis, aber da befindet sich meine rechte Hand und die kommt da nicht hin :D
 
Ahaaa! Nach so einem Loch habe ich gesucht. Fragte mich aber, wie das wohl mit der "6-Loch-Flöte" gemeint war.
Ich habe inzwischen noch einige dieser schönen 6 Loch Flöten aus dem Netz gefischt. Aber die letzte, welche ich noch zum Jahresende ergattert habe werde ich mal vorstellen.
Du falscher Fährtenleger, Du! :-D
 
Du falscher Fährtenleger, Du! :-D

Da gibt es ein klares "jein" dazu :tongue: Diese Flageolett und Czakane werden schon als 6 Loch Flöten gewertet, mit zusätzlich mehr oder weniger bis gar keine Halbtonklappen. Deswegen hatte ich mir darüber auch keine Gedanken gemacht, dass da noch ein Loch mehr ist, es ist ja "nur" ein Halbton :D
 
Hmmm. Tja, mit dem Zählen der Löcher ist das so eine Sache. Ich würde in solchen Fällen Beschreibungen wie 6/+1 Löcher bevorzugen.
 
Gibt es Flöten mit 2 Daumenlöchern? :confused:

Das haben auch einige Blockflötenbauer vor dem Krieg probiert, leider gibt es da wenig erhaltene Exemplare. Kruspe-Hüller hatte da z.B. 5+2 und 6+2 Versuchsmodelle. Aber wie so oft hat der Krieg da vieles hinweggefegt und die weitere Entwicklung wieder weit zurück geworfen. Die russische 8+2 Flöte hatte ich auch einmal in einem anderen Strang gezeigt, da stand eine in der Bucht zum Verkauf.
 

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