Allgemeine Verunsicherung... Wo ordne ich mich ein?

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arne_
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Hallo zusammen.

Nachdem ich in diesem Teil des Forums lange nur gelesen habe solls nun auch bei mir aktiv losgehen. Ich spiele schon ne ganze Weile Gitarre und habe vor nem knappen Jahr angefangen auch mal dazu zu singen, bzw. es zu versuchen. Vorher habe ich nie gesungen da ich es extrem unangenehm fand mich selbst zu hören. Das ist auf jedenfall schonmal viel besser geworden, vorallem seit ich vor nem halben Jahr auch mit Gesangsunterricht begonnen habe. Da ich aber noch immer sehr verunsicht bin wie ich mich stimmlich einzuordnen habe, welche art von songs mir entgegenkommen, was ich richtig und was ich falsch mache und eine Stunde Unterricht pro Woche doch sehr knapp sind dachte ich in meiner Ungeduld das ich mich nun mal ans Forum wenden muss. Das hochladen eines Beispiels war definitiv die größte Hürde... (vor anderen Singen, meine Gesangslehrerin mal ausgenommen, klappt nämlich noch immer nicht. vielleicht finde ich ja auch dafür hier ne Lösung, ich würde das nämlich schon gerne machen)

Ich habe mcih schon an allen möglichen Songs versucht, von Jack Johnson bis Social Distortion, aber ich hatte immer das Gefühl das das nicht so richtig passt, warum kann ich nicht sagen. Gestern bin ich durch zufall auf Supergirl von Reamon gestoßen und ich fand ihn sehr angenehm zu singen. Nun interessiert mich ob ich mit miener Meinung dazu richtig liege udn wenn ja was sich noch eignen würde. Und auch für Verbesserungsvorschläge, Meinungen, Tips und Kritik bin ich natürlich offen.

https://soundcloud.com/arne82/reamon-supergirl

Auf jeden Fall schonmal vielen Dank für Feedback und euch allen einen schönen (auchbei euch hoffentlich) sonnigen Resttag.

Arne
 
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Hi arne_,

der große Unterschied zwischen der Vorlage und Deiner Version ist ja, dass der Originalsänger im Verlauf des Liedes in die Mischstimme wechselt und dann eine Oktave höher singt als Du. Du singst nicht schlecht, stehst aber eben noch am Anfang und wirst einfach noch etwas Geduld haben müssen, weil eben die allermeisten Lieder die Mischstimme voraussetzen. (Es hindert Dich aber natürlich keiner, erstmal zu transponieren. )
Mit Deiner Lehrerin solltest Du dementsprechend am Erschließen der Mischstimme arbeiten.
 
Hi arne,

Hihi: Dein Gitarrenstrumming ist genau das, was ich auch immer mache wenn ich mich so selber begleite und versuche in die songs "reinzukommen". Das nur am Rande.

Ich habe mcih schon an allen möglichen Songs versucht, von Jack Johnson bis Social Distortion, aber ich hatte immer das Gefühl das das nicht so richtig passt, warum kann ich nicht sagen.

Also ich persönlich nehm immer genau die Lieder, die mir besonders gut gefallen. Klar, muss ja nicht gleich ein sau schwieriger song sein; das merkt man aber eh recht schnell, wenn man mitsingt. Also, ob man den song vom Können her packt oder nicht.
Ich bin halt der Meinung, dass man langfristig nur dran bleibt, wenns auch Spaß macht und die Lieblingssongs zu covern macht schon ziemlich viel Spaß. Das zur Song Auswahl.

Deine Stimme finde ich ganz gut. Klar, du hast die Hohen Lagen umgangen, macht ja nix, iss ja deine cover Version. Eigentlich singt er da im Refrain A - B - C#. Da könntest du dich schon mal rantrauen (also, die Original Tonlage; wie Tinitus schreibt, eine Oktave Höher halt); nur mal probieren.
Aber wie gesagt, deine Stimme ist insgesamt sehr angenehm und mit Übung wirst du bestimmt schon bald gut singen.

Was mir noch auffällt, ist, dass du bei der Rythmik ein bissl "schlamperst" - hör selber nochmal rein und vergleiche mit dem Original; du singst einige Töne länger; das nimmt dem song insbes. im Refrain die Dynamik und es klingt bei dir ein bisschen langweiliger.

Ja, so läuft das; üben, aufnehmen, selber kritisch reinhören, Fehler verbessern....nächster song :)

Viel Spaß beim Üben.

Grüße Dug
 
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Hallo ihr beiden,

vielen Dank für eure Antworten. Jetzt kann ich mir auch erklären warum ich den Song so angenehm fand, denn das mit der Mischstimme war mir garnicht bewusst. Hatte den Song noch aus früheren Radiozeiten im Hinterkopf, dann zweimal reingehört und losgelegt ohne zu überprüfen ob ich da überhaupt richtig liege. Das heißt also ich habe den Song nur mit der Bruststimme gesungen? Ich denke mir ist da einfach noch viel Theorie unklar.
Im Unterricht arbeiten wir (so würde ich behaupten) dann schon an der Mischstimme (ich muss unbedingt mehr Fragen stellen).

@DugDanger
Genau so habe ich mir die Songs auch ausgesucht. Im Grunde nur das was ich selbst gut fand, aber ich hatte dann oft das Gefühl das ich grad in den höheren Bereichen (vermutlich genau dann wenns in die Mischstimme geht?) oft extrem mager klinge, ich finde die Stimme verändert sich dann sehr stark. Ist das normal?
Deswegen dachte ich nun eher Songs zu nehmen die mir entgegen kommen, nur bin cih mir da nicht sicher welche das wären. Ich habe immer gesagt bekommen (und bin eigentlich auch selbst der Meinung) dass ich habe eine tiefe Stimme habe, bei den meisten Songs habe ich dann aber das Gefühl das sie sehr hoch/dünn klingt.

Hehe, ja, das Begleitstrumming. Sobald ich mich aufs Singen konzentriere und den Song noch nicht oft gespielt habe kommt automatisch das dabei raus.

Viele Grüße
Arne
 
Ich habe immer gesagt bekommen (und bin eigentlich auch selbst der Meinung) dass ich habe eine tiefe Stimme habe, bei den meisten Songs habe ich dann aber das Gefühl das sie sehr hoch/dünn klingt.
Denke nicht, dass Du eine besonders tiefe Stimme hast, aber genau kann man das erst mit der Zeit sagen.
Der Song hier sollte irgendwann schon in Originalhöhe drin sein und auch das mit dem Klang ist Übungssache.
 
Hallo arne_!

Um es mit den verschiedenen Stimmen einfach zu halten, werde ich jetzt so gut es geht auf Fachtermini verzichten (zumal ich es auch nicht komplett damit erklären kann):

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, einen Ton zu singen. {Kurzer Exkurs: Das ein Ton bei jedem Menschen (zumindest ein bisschen) anders klingt, liegt primär natürlich an der Stimme selbst, die über eine eigene Stimmfarbe und andere Parameter (Schwingungen etc.) verfügt, die sie prägen und besonders machen. [Exkurs Ende] Davon abgesehen, ist es für (fast) jeden etwas begabten Sänger nach einer Zeit möglich, Töne mit unterschiedlichen Stimmen zu singen. Es wird grob zwischen Bruststimme, Mixstimme und Kopfstimme unterschieden, wobei die Übergänge fließend sind bzw. sein sollten, sonst klingt es nämlich beim Wechsel der Stimmen komisch;)

Was aber nun der Unterschied genau ist, ist per Internet nicht ganz leicht zu erklären, live ist sowas immer einfacher. Versuchen wir es trotzdem :)
Die Bruststimme ist die, mit der du die tiefen Töne produzierst. Sie ist voll und hat das meiste Volumen, denn schließlich kann sie auch auf den größten Klangraum zurückgreifen (wo jetzt genau was schwingt, das kann dir jemand von den Theoretikern besser erklären, ich bin da eher praktisch veranlagt). Die Mixstimme liegt zwischen dieser Stimme und der Kopfstimme. Kopfstimme bedeutet grundsätzlich, dass die Resonanz des Tones stark über den Kopf und seine Klangkörper erzeugt wird. (Die sind natürlich immer irgendwie beteiligt, aber in der Kopfstimme eben stärker.) Die Mixstimme ist (wie der Name schon sagt) eine Mischung - aus Brust- und Kopfstimme. Diese wird in vielen Musikrichtungen gerne eingesetzt und klingt echt schick, wenn man sie beherrscht.

Wie das in der Praxis aussieht, lässt sich anhand eines Beispiels verdeutlichen: Angenommen man singt "O holy night". Wir nehmen die erste Strophe.
(Ich hab das Lied früher immer gerne beim Einsingen immer pro Textzeile etwas höher gesungen)
Wenn man jetzt "O holy night, the stars are brightly shining, it is the night of our dear saviours birth" mit seiner tiefen Stimme singt, ist das die Bruststimme.
Gehen wir in den nächsten Zeilen immer wieder ein bisschen höher, steuern wir (je nach individuellem Stimmumfang) langsam aber sicher in Richtung Mixstimme.
(Diese ist jedoch am Anfang des Sängerseins idR nicht sehr stark ausbildet.)
Die Mixstimme vereinigt die Resonanz aus Brust- und Kopfstimme, klingt anders und wird im Sing-Apparat etwas anders erzeugt.
Wo die Mixstimme dann ihren Auslauf findet, setzt die Kopfstimme an. Diese hat nicht das Volumen der Bruststimme, doch kann man mit ihr schöne, leichte und sanfte (aber auch scharfe und strahlende) Töne erzeugen.

Oder anderes Beispiel: Man singt den Vokal A von unten immer etwas höher an. Dann merkt man, dass sich die Modulation der Tones automatisch verändert, je höher man geht.
Oft ist es für tiefere Stimmen (Bass/Bariton) etwas unangenehm, in die Kopfstimme zu gehen, denn wenn die nicht ausgebildet ist, kann die auch mal unschön klingen.

Schlussendlich macht aber Übung den Meister - und man braucht an sich für die meisten Musikrichtungen alle drei Stimmarten, um mit schöner Verzierung singen zu können.
Nimm nur allein mal so einen Song hier: http://youtu.be/T2NEU6Xf7lM?t=2m5s
Wenn Kurt Nilsen "mit der Stimme rauf geht", DAS ist es, was die Leute bei diesem Song hören wollen. Den Sound würde man nur mit Bruststimme schwerlich hinbekommen (Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein guter Tenor mag das können.)


Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.


Grüße!
 
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Hallo Baritenor,

vielen Dank für deinen ausführlichen und sehr hilfreichen Beitrag. Du konntest mir sehr helfen! Mal sehen was das in der Praxis bewirkt.

Und auch direkt wieder eine Frage dazu: Das singen und sprechen unterschiedlich funktionieren ist mir klar, aber vielleicht zu klar. Man kann ja auch hoch oder tief sprechen. Wenn ich bewusst tief spreche habe ich das Gefühl die Stimme kommt eher aus der Bauch-/Brustgegend und ich spüre ein vibrieren im Hals. Versuche ich besonders hoch zu sprechen kommt die Stimme eher aus dem oberen Kopfbereich und die Schwingung spüre ich mehr im Gaumen. Sind das letztendlich Brust- & Kopfstimme?

Viele Grüße
Arne
 
Guten Morgen!

Wo genau die Stimme wirklich schwingt und erzeugt wird (rein anatomisch betrachtet), dazu können dir z.B. broeschies oder Tonja eine Menge erzählen.
Mein Theoriewissen im Bereich Stimmtechnik ist auf das reduziert, was ich aus eigener Erfahrung kenne - und sehen, sowie fühlen kann.

Aber an sich ist es korrekt, dass man bei tiefem Sprechen in der Bruststimme ist und beim hohen Sprechen im Kopf. Allein durch die veränderte Resonanz merkt man das. Die Kopfstimme wird bei vielen Leuten übrigens deshalb schnell nasal, weil sie an den s.g. weichen Gaumen singen oder sprechen, wobei der harte Gaumen für das Erzeugen von sauberen Tönen sehr viel besser geeignet ist (an dieser Stelle verweise ich für weitere Ausführungen wieder an unsere Theorie-Experten).
[Kleiner Exkurs] Praktisch ist es aber eben so, dass man einen Ton "steuern" kann. Um an den harten Gaumen singen zu lernen, macht man beispielsweise die s.g. NNNNGAAAAH-Übung: Man produziert ein nasales NNN in der Nase und singt dann das GAAAAAH an den harten Gaumen, wobei der GAAAAH-Ton klar und rein werden sollte, wenn man es richtig macht. Das kann aber ein Gesangslehrer sehr viel besser erklären ... [Exkurs Ende]

Es war für mich am Anfang (allerdings auch bedingt durch falsche Stimmfacheinschätzung) sehr schwer, mit Kopf/Brust/Mixstimme richtig zu arbeiten.
Denn man muss wissen, wo man was am besten einsetzt (was natürlich auch anatomisch bedingt ist, aber nicht nur), um nicht stimmschädigend zu arbeiten (auf lange Sicht betrachtet): Würde ich z.B. ein hohes C versuchen, in der Bruststimme zu singen ... nun ja, das wär nix. In der Mixstimme mag es vielleicht mal durch einen Glückstreffer gelingen, aber generell ist es nur in der Kopfstimme möglich, weil der Ton für mich schon arg hoch ist - ein echter Tenor erreicht den Ton idR ganz gut (sollte er zumindest).

Wenn man mit dem Singen anfängt, hat man meistens (so zumindest meine Erfahrung) erstmal einen ziemlich Bruch zwischen Brust- und Kopfstimme - und die Mixstimme ist quasi nicht existent.
Ziel ist es (soweit ich das von der bisherigen Gesangsausbildung verstanden habe), die höheren Töne (für die jeweilige Stimmlage, in der man singt) mit einem Mix aus Brust- und Kopfstimme zu erzeugen. Das gibt dem Ton mehr Kraft und Fülle und führt ausserdem dazu, dass der Übergang zwischen den Stimmen sanfter und sauberer wird ...

Irgendwann kommt die Mixstimme. Das merkt man dann auch, keine Sorge ;)
Aber hier gibt es im Forum einige Leute, die sehr viel länger singen als ich ... vielleicht möchten die ja auch noch was dazu sagen?!^^


Grüße!
 
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Beim hohen Rufen ist man z.B meist automatisch in einer Art Mix.
Allerdings hast Du ja Unterricht, Arne, von daher würde ich das alles mit der Lehrerin angehen, solange Du da zufrieden bist. Die wird sich ja auch einen Fahrplan für Dich zurechtgelegt haben.
 
Hallo zusammen,

mir ist vieles durch eure Antworten hier klarer geworden und ich konnte beim Unterricht nun gezielter Fragen stellen. Das hat schonmal einiges gebracht und wir haben nen Song gefunden in dem ich mich wirklich wohl fühle (Nickelback - How you remind me), das ist gut! Des weiteren ist mir nun klarer worauf ich bei der Songauswahl achten muss.
Dafür auf jedenfall ein großes Danke an euch!

Viele Grüße
Arne
 
Guten Morgen!

Ich möchte diesen Thread nochmal kurz aufwärmen, da er thematisch super zu einem immer wiederkehrenden und auch (bisher) mich betreffenden Problem passt: Der s.g. Stimmfachverwirrung.
Grade am Anfang der Stimmbildung ist es für viele (ich schließe mich da nicht aus) wichtig, zu wissen, wo sie musikalisch einzuordnen sind, um sagen zu können: "Ich bin ein Tenor", "Ich bin ein Sopran", "Ich bin ein Käsebrötchen"...
Das hat viel mit Identifikation zu tun, aber leider oft ziemlich wenig mit dem, was die Stimme im späteren Verlauf können kann/wird.

Vor anderthalb Jahren war sich meine erste GL nicht sicher, ob ich ein Tenor, ein tiefer Tenor oder ein hoher Bariton bin. Sie hat mich dann ziemlich viel Tenor singen lassen, was immer wieder in Töne wie das hohe C oder hohe D ausgeartet ist, die ich zwar erreichen, aber nicht sauber halten konnte (auch heute nur in vllt. 50% der Fälle). Wir haben damals immer gedacht, ich müsste mich einfach mehr öffnen und "loslassen". Trotzdem haben wir weiterhin immer wieder relativ hohe Töne gehabt, waren uns aber nie wirklich sicher, was denn nun Phase ist.
Dann hab ich 6 Monate Selbstfindungs-Phase gemacht, mit viel tiefem Bariton, mit einer neuen Duettpartnerin und viel eigenem Lernen, besonders zur Erschließung des unteren Stimmumfangs. Im Ergebnis kann ich jetzt zwar wesentlich mehr Tiefen erreichen, aber es bleibt das Faktum, dass der Bereich "tiefer Tenor/hoher Bariton" am besten klingt, weil da die Stimme "aufgeht".

Ich wollte immer tiefen Bariton singen, habe letztens noch bei einem Videoprojekt für die FH Münster mitgewirkt, wo ich genau das getan habe. Wenn ich jetzt Ausschnitte aus der Post-Production zu sehen (und zu hören) bekomme, merke ich, warum ich trotz des Erreichens der tiefen Töne doch kein Bass und kein tiefer Bariton bin: Die Stimme ist dort (trotz Obertönen) dumpf, vergleichbar mit einem Nebenhorn. Das kann zwar auch Tröten, aber es klingt eben nach einem Nebelhorn. Das richtige Formen der Töne funktioniert dort nur bedingt.
Meine neue Gesangslehrerin hat mich in der letzten Stunde nur Intervalsingen machen lassen, um zu testen, wo ich wie klinge. Sie sagte zwar, meine Stimme sei sowohl nach oben als auch nach unten flexibel (wir waren zwischen h1 und c5 unterwegs), aber sie geht - ohne sich jetzt schon festlegen zu wollen - davon aus, dass tiefer Tenor oder hoher Bariton das passende Stimmfach für mich sind. Das spiegelt sich auch in der Auswahl der nächsten Liedes wieder: http://www.youtube.com/watch?v=CWB6Vv_ZEAM

Gegen Tenor-Stücke habe ich mich seit Ende 2012 immer wieder gewehrt, da ich immer davon ausgegangen bin, laufend hohe Cs bringen zu müssen, die ich aber einfach nicht mag. Doch tatsächlich gibt es eine Menge Repertoire, das mit auch mit einem a' als höchstem Ton erarbeiten kann - dafür müssen wir nicht einmal bis in den Barock zurückgehen. Für mich war Tenor immer gleichbedeutend mit Pavarotti, Björling und Co.: Höhenflüge, sich zwar toll klingen, aber eigentlich für die männliche Stimme irgendwie nicht ganz gemacht erscheinen.
Meine Gesangslehrerin hat mich jedoch beschwichtigt und sinngemäß gesagt: Ich unterrichte seit 35 Jahren Privatschüler, wir finden da schon genau das Richtige. Es gibt so viel Spielraum zwischen tiefem Bariton und hohem Tenor, dass es für jede Stimme ein Repertoire gibt, dem sie gerecht wird.

Das zu akzeptieren hat ein paar Tage gedauert, denn ich wollte doch so gerne in die Tiefen und erreiche die doch auch so leicht. Aber warum soll ich dann lieber Mittellage und Höhe erarbeiten?! Damit kommen wir wieder zu den Tonaufnahmen des Video-Projektes: Weil man die Stimmlage für den klassischen Gesang erarbeitet, die in der Lage ist, formschön zu singen und über ein Orchester hinaus zu tragen (und nicht mit der Tuba rumtrötet^^).
Waren die letzten 6 Monate mit der Arbeit an den Tiefen also umsonst?! Ich glaube nicht: Denn so ist der Spielraum insgesamt größer geworden, in dem ich mich bewegen kann, auch wenn ich ihn nicht ausreize.

Fehleinschätzungen einzugestehen ist immer schwierig. Aber ich bin weder ein basso cantante noch ein Kavalierbariton.
Was wirklich stimmt, wird sich in den nächsten Monaten GU herausstellen. Mit der Hilfe meiner neuen GL und Freunden wie Schumann und seinem Opus 48 :D


Ich wünsche allen anderen "Verwirrten" Glück, Durchhaltevermögen und schlussendlich genug Selbstreflektion, um zu erkennen, wenn man einmal auf den Irrweg gelangt ist.
Umkehren kann man immer.
 

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