Die Eröffnung in der Originalfassung hat einen bemerkenswerten Einfall, nämlich die Etablierung einer modalen Stufe b7 - 1 im 2. Takt, noch bevor der Leitton als 7 erscheint. Diese modale Anmutung ist sicher barockuntypisch. Das Synkopierungsmuster des Stücks könnte man könnte man ebenfalls Rock zuordnen, oder auch der Frühromantik, z.B. Schubert "Die Liebe hat gelogen".
Die Harmonisierung empfinde ich nicht als barockuntypisch, sondern im Gegenteil fast übertrieben an Barock angelehnt. Insbesondere dieses ständige 7 - 1 Muster kann man natürlich in der Barockmusik finden. (Auch bei Bach übrigens). Es ist allerdings besonders typisch für Hardstyle ^^ und tatsächlich könnte man aus der Allemande sofort einen Hardstyle-Track zusammenschrauben
möchtegernbach hat das Stück nun (was jeder romantische Komponist auch getan hätte) harmonisch "aufgeladen" - allerdings nicht romantisch, sondern, nicht völlig zufällig, sondern wie es der Nick ja andeutet, nach der von Bach vertretenen Polyharmonik. Ich sage hiermit nicht, dass diese Polyharmonik Barock "ist" - es ist Bach, und die von Bach dargestellte Funktionsharmonik ist sicherlich nicht mehr Barock, obwohl stets am barocken Regelwerk orientiert.
Der einzige Misston, wenn ich es mal so sagen darf, ist die Wiederholung von b3 im 10. Takt (1:04) - es klingt so, als habe sich der Komponist dort verzählt und schnell noch eine Note anfügen müssen. (EDIT: bezieht sich auf die Originalfassung)
möchtegernbach hat, wie nicht anders zu erwarten, die modale Kadenz im 2. Takt rausgeworfen und gleich eine S - D - t Kadenz etabliert. Die Alteration von b6 auf 6 (daher S und nicht s) ist zum Einen barockal vorgegeben (aufsteigend melodisch moll) - zugleich passt es harmonisch, da die S hier die Doppeldominante vertritt. Folgend tiefalteriert m.b. 2 zu b2, um mit der tP eine Zwischendominante (D
7) zur tG zu erhalten. usw usw...
Bemerkenswert an m.bs Bearbeitung finde ich, wie dissonant die t klingt, nachdem der Auftakt nur auf Melodieton 1 erscheint - war mir bisher gar nicht so bewusst, bestätigt meine Auffassung aber, dass Mollakkorde immer Funktionsakkorde sind (wollen stets woanders hin, woran sie der Komponist aber hindert....).
Alles in allem ein spannendes Experiment. Man muss nun wissen, wohin man will. Beethoven und Schubert hätten die modale Kadenz beibehalten und die "starken Funktionen" also S, s
65, DD
(7), D in den Mittelteil der Melodie verlagert. (Halb-)Schlüsse , wenn nicht auf der t, dann auf starken Funktionen, also z.B. D oder DD oder auch tG - die tP aber eher vermieden (zu trivial). B. und S. hätten das Stück also "rockiger" gemacht - m.b. hat das Stück barockal "gerundet" , dabei auch die Melodie angereichert und farbiger gemacht.