Ich habe eben irrtümlich einen neuen Thread gestartet, daher füge ich meinen Beitrag jetzt noch einmal hier ein...
Ich habe es gerade eben erst erfahren, als ich mir den neuesten Clip von Scott's Bass Lessons angesehen habe. Am 15.4. ist Holdsworth im Alter von nur 70 Jahren verstorben. Ich wusste schon von Gary Husband, mit dem ich bereits 2012 auf den Leverkusener Jazztagen über ihn gesprochen hatte, dass es ihm nicht gut geht. Husband, ehem. Level 42-Drummer hat jahrelang mit Holdsworth gespielt, und war deshalb ziemlich genau über seinen Zustand informiert. Das ist eine sehr traurige Nachricht für mich.
Insgesamt habe ich Allan Holdsworth drei mal live gesehen, 2x davon konnte ich mich nach dem Auftritt länger mit ihm unterhalten. Er war ein fast krankhaft bescheidener Mann, aber sehr offen und herzlich seinen Fans gegenüber. Man hatte nie das Gefühl, ihn zu stören, im Gegenteil, er hat auch immer mit eigenen Nachfragen oder Geschichten das Gespräch im Gang gehalten. Und es ging nicht immer nur um Gitarren oder Musik. Ich werde nie vergessen, wie ich mit ihm in Verviers in Belgien vor dem Club Spirit of 66 im Eingang stand. Das Wetter war miserabel, und ich war dort stehengeblieben, weil ich auf dem Weg zum Auto nicht nass werden wollte. Irgendwann stand er plötzlich neben mir und ab da quatschten wir völlig zwanglos über dies und das miteinander während er genüsslich eine rauchte. Ein anderes Mal, in der Kölner Musikhochschule, philosophierten wir über die optimale Saitenlage bei E-Gitarren.
Er war ein richtig guter Typ, sofern ich das nach zwei Begegnungen beurteilen kann. Aber für mich war er vor allem ein Idol, wobei mich sein unkonventionelles Akkordspiel eigentlich noch mehr fasziniert hat, als sein aberwitzig schnelles Solieren. Niemand klang wie er, außer vielleicht Fredrik Thordendal, der ein erklärter Fan ist. Es ist schon nicht wirklich schön, seinen Vorbildern beim Altern zuzusehen, aber deren Tod gibt der Sache immer so eine Endgültigkeit, die einem auch die eigene Vergänglichkeit vor Augen führt. Irgendwann wird zweifellos auch John McLaughlin, den ich sehr verehre, an der Reihe sein. Al DiMeola ist ja noch etwas jünger. Mit diesem Lauf der Dinge muss man wohl einfach leben.
Mach's gut, Allan, wo immer Du jetzt bist, danke für die Inspiration...