...aber „reinlegen und treiben“ lassen wie beim Original gelingt mir da nicht.
Das ist halt virtuoser Pop-Jazz und das Original war einfach nur Sprungbrett für ein fein ausgearbeitetes Arrangement.
Viele Jazzer haben schon Pop-Titel aufgebohrt und die Klammer ist dabei, dass der Titel dem Musiker offenbar gefällt und er sich deshalb gerne nach seiner eigenen Art damit beschäftigt.
Berühmtestes Beispiel für einen Jazzer mit ausgeprägtem Hang zur Popmusik seiner Zeit ist und bleibt natürlich Miles Davis.
Jahrzehnte vor "Human Nature" und "Time After Time" spielte er zum Beispiel den Mega-Hit seiner Kindheit - wie Dizzy Gillespie mit "Groovin' High" -, es war das uns von den Comedian Harmonists bekannte "Lass mich dein Badewasser schlürfen", im englischen Original "Whispering".
Beispiel Cool Jazz: "The Surrey with the Fringe on Top" ist aus dem seinerzeit unglaublich erfolgreichen Musikcal Oklahoma und klingt dort genau wie man sich das vorstellt:
Bei Miles Davis bekam der Titel natürlich den Stempel des Meisters, da konnten sich Musicalfans schon wegen des "schrägen" Harmon-Tons und dem Solo von John Coltrane nicht so einfach "reinlegen und treiben" lassen.
Für Jazzfans ist es dagegen ein unsterbliches Dokument des Cool Jazz und war Opener des Albums "Steamin' with the Miles Davis Quintet", wie die anderen Alben der beiden 56er Sessions mit dem ersten Quintet Jazzgeschichte pur (Relaxin'..., Workin'..., Cookin'...).
Gruß Claus