Hi yoda,
willkommen auf dem Musiker Board!
Was die Zuordnung Deines Themas betrifft: Schau mal in den Bereich "Musiktheorie-Forum" rein und dann dort unter "Kompositionslehre/Arrangement" oder "Songwriting" - kann sein, dass dort Dein Thema besser aufgehoben ist bzw. schau dort mal nach threads mit einem ähnlichen Thema wie dem, das Du gerade am Wickel hast.
Wenn Du denkst, dass Du dort besser aufgehoben bist, dann bitte eine Moderator, Deinen thread zu verschieben. Oder Du hast in anderen threads schon genug Antworten gefunden ... (Hier mal ein genereller Hinweis auf die Such-Funktion.)
Zu Deinem Thema selbst:
Tja - das beschäftigt jeden, der sich mit eigenen Stücken beschäftigt, irgendwann. Nicht selten findet man enge Gemeinsamkeiten in den eigenen songs oder sie scheinen nicht so zu den anderen zu passen. Was tun?
Ich will´s mal von verschiedenen Seiten her anreißen:
Wozu ein Album, wo kommt diese Vorstellung her? Willst Du so eine Silberscheibe mal in den Händen halten, ein schickes Cover, ein fertiges Produkt in den CD-Spieler einlegen und es rumreichen und anbieten können? Sowas spornt an und ist auch ein guter Antrieb, irgendwann mal den Sack zuzumachen und in die Welt zu treten.
Kann ich gut verstehen. Allerdings: Distributionsmäßig gibt es ja mittlerweile völlig andere Möglichkeiten: nimm doch einfach den besten Deiner songs, mach ein Video dazu und stelle sie ins Netz oder auf Deine eigene homepage und schau, was draus wird. Findest Du genug Leute, die das anklicken, sich das anhören, Dich weiterempfehlen oder sich Deine Sachen runterladen oder gar kaufen - dann machst Du einfach weiter ...
So würdest Du komplett aus der Nummer eines "Albums" ausscheren und könntest Deine Sachen dennoch unter die Leute bringen. Lass sie entscheiden, ob sie dann den ein oder anderen song "zu ähnlich" oder "zu weit weg" finden - das merkst Du dann daran, wie oft die songs angeklickt, angehört, empfohlen, gekauft etc. werden. W
Warum solltest Du eine Auswahl treffen wollen - lass das Deine Hörer machen. Und entwickle Dich so weiter, wie das Feedback Deines Publikums Dir das sagt - falls das für Dich das entscheidende Kriterium ist. Ansonsten mach einfach, was Dir gefällt und beobachte einfach nur, was bei wem wie ankommt und bau das entweder bei Dir ein oder lass es bleiben ...
Kommen wir zurück zum Album:
Es gibt ein paar Konzepte, die sich aus unterschiedlichen Gründen ganz gut eignen für das, was Du am Wickel hast:
Beispielsweise stellst Du fest, dass sich viele songs bei Dir um ein paar Themen drehen (songtextmäßig oder gefühlsmäßig) - dann versuchst Du daraus ein Zentralthema des Albums zu machen, etwa "fear" - dann hast Du einen roten Faden für Dein Album.
Dann suchst Du Dir noch ein schickes Thema, wei etwa "fear on a strange planet" oder "lost in fear" - und daraufhin gehst Du mal Deinen Bestand durch und siehst, was Du schon hast - und was noch fehlt. Beispielsweise stellst Du fest, dass Du ein paar songs hast, die die Angst aus Sicht des Geängstigten besteht - dann schreibst Du einen song aus der Perspektive dessen, der Angst verbreitet oder einen song, wo Angst eine Person weiter gebracht hat, indem er sie überwunden hat ...
Also: roten Faden finden - bestehende songs daran wie auf einer Kette auffädeln - rausfinden, wo die Lücken sind und die gezielt mit songs, die Du daraufhin komponierst, auffüllen.
Ein anderes Konept, wie man sehr unterschiedliche songs sinnvoll auf ein Album bringen kann, ist, dass man sich eine Rahmengeschichte ausdenkt - im weitesten Sinne auch ein zentrales Thema, es kann aber auch eine zentrale Figur sein und diese so strickt, dass alle songs, auch wenn sie sehr verschieden sind, gut da reinpassen. St. Peppers Lonely Hearts Club Band von den Beatles macht sowas - es gibt aber auch etliche andere Beispiele. Gemeint ist sowas wie: "dreams at midnight" - alles kann ein Traum sein, ein Traum kann sich von einem anderen völlig unterscheiden - und trotzdem paßt alles drauf und macht Sinn. Man kann das auch in Form einer Reise anlegen: dann sind die songs unterschiedliche Etappen oder stehen für unterschiedliche Stationen unterschiedlicher Personen auf ihren jeweils individuellen Reisen - eine Art musikalisches Roadmovie.
Ach so: Film ist da ne gute Referenz: es gibt etliche Filme (oder auch Bücher), die verschiedene, eigentlich auch für sich stehen könnende Episoden, in eine Rahmenhandlung fügen und dadurch wird es dann ein kompletter Film oder eben ein Album. Auch hier wäre es vermutlich so, dass Du noch ein paar songs machst - diese aber dann schon gezielt auf das neue Grundkonzept hin.
Dritte, ganz anders geartete Antwort: Tu Dich mit Leuten zusammen, macht ein Projekt und/oder eine Band.
Viel von dem, was Du schreibst, hat viel damit zu tun, dass Du es alleine machst: Es ist vollkommen klar, dass Du da auf Deine Phantasie, Deine Fähigkeiten, Deine spezifische Kreativität und Deine Fähigkeiten angewiesen, um nicht zu sagen: zurückgeworfen, bist. Das geht jedem Einzelkünstler so. Man kann das so machen - andere machen es ja auch so.
Nicht umsonst hat sich aber im Bereich Rock, Metal etc. die Band als eine sehr mächtige und wirkungsstarke Formatierung herauskristallisiert - weil sie nämlich die Fähigkeiten von drei bis sechs Leuten miteinander vernetzen - und das, was dabei rauskommt, übersteigt alles, was diese drei bis sechs Leute einzeln auf die Kette kriegen würden: die Potenziale potenzieren sich: auf einmal gibt es zwei oder drei Leute, die Ideen zu Texten beisteuren, die an einer Komposition werkeln, die Ideen beisteueren, die ihre Einflüsse reinbringen etc.
Und nach einer gewissen Zeit entsteht etwas Neues: eine Art Bandidentität - einen sound, eine Art Musik, die unverwechselbar ist. Und dann bist Du bei dem, was Dir derzeit noch fehlt: das, was zwischen "klingt sehr ähnlich" bis "klingt ganz anders" liegt ...
Meiner Erfahrung nach hat das auch viel mit folgendem zu tun: Jeder, der ein Instrument spielt, denkt auch im Bereich seines Instrumentes: ein Gitarrist geht anders an einen song ran als ein Bassist, ein drummer, ein Sänger. Jeder kann gewißermaßen auch über die Grenzen schauen, aber der spezielle Zugang hängt oft mit dem Instrument zusammen - jeder ist quasi auf seinem Instrument der Experte (oder die Expertin). Und jetzt nimm mal drei bis sechs Experten zusammen - da wird etwas anderes herauskommen wie wenn man einen Experten und vier bis fünf Laien dazunimmt (die Laien repräsentieren die Instrumentalisten, die man als Einzelinstrumentalist ersetzt).
Als Alternative kannst Du Dich auch mit ein, zwei, drei ähnlich gearteten homerecording-Menchen zusammen tun - das kann auf praktischer Ebene einfacher als eine Band sein und gerade wenn man ein konkretes Projekt (Album X,Y,Z) vorhat, auch sehr gut funktionieren.
Das waren jetzt ein paar Sachen, die mir zu Deinem thread eingefallen sind - vielleicht ist was dabei, was für Dich tauglich wirkt - es sind im Grunde ein paar richtungsweisende Möglichkeiten, wie man mit der Situation und dem Ziel umgehen kann, das Du hast.
Herzliche Grüße
x-Riff