Also wenn du was im Klassik, New Age, Folk oder Country Bereich machen willst, rate ich dir zu einer akustischen Geige. Wenn es ins Rock/Metal Gefilde gehn soll und ordentlich Distortion angesagt ist, dann wäre eine elektrische besser.
Da du aber Secret Garden als Beispiel genommen hast (bin auch ein großer Fan!), dürfte es klar sein, dass es eine akustische Geige sein sollte. Das passt optisch besser und du hast den charakteristischen, individuellen Klang, den keine E-Geige und kein Keyboard hat. Fionualla Sherry (Geigerin von Secret Garden) spielt auch auf einer akustischen Violine.
Und denk erst mal nicht an deine Nachbarn. Meine habens auch ohne bleibende Schäden überlebt.
Sonst fallen mir folgende Unterschiede ein. Spiegelt meine Meinung und Erfahrung wieder. Natürlich trifft das alles nicht auf jedes Geigenmodell zu.
Optik - Eine akustische Geige ist immer hübsch anzusehen und weil sie meistens handgefertigt sind, haben sie ein individuelles Aussehen. Aber vielleicht auch etwas brav. Deswegen sieht man im Rock und Metal Bereich vermehrt E-Geigen mit interessantem Design.
Vergleicht man eine Ebayschrott-Geige mit einer Ebayschrott-E-Geige, sieht die elektrische meistens noch billiger und "schrottiger" aus und klingt dazu auch viel schlechter als die akustische Schrottgeige. Holz sieht generell hochwertiger aus als Kunststoff.
Manche E-Geigen eignen sich auf Grund ihrer Form nicht für Schulterstützen. Manche schlechte Modelle sind sogar sehr unergonomisch.
Klang - Akustische Geigen sind meistens handgefertigt und haben deshalb ihren jeweils individuellen Klang. Sie passt sich dem Spieler noch mehr an (Poren öffnen und so). Eine E-Geige klingt immer irgendwie elektrisch, also sehr glatt, direkt und im schlimmsten Fall irgendwie seelenlos. Elektrische Instrument haben immer ein Grundrauschen, das je nach Modell mehr oder weniger laut und aufdringlich sein kann. Dafür kann man sehr gut und einfach mit Effekten arbeiten und haben daher ein weites Spektrum an Klangveränderungsmöglichkeiten.
Nachbarfreundlichkeit - Wenn man eine elektrische Geige besitzt, kann man mit Kopfhörern spielen. Die Nachbarn kriegen dann nichts mit. Akustische Geigen kann man auch mit nem Tonwolf stark dämpfen, dass die Nachbarn eigentlich auch nichts mitkriegen dürfte, aber es ist relativ lauter und klingt auch noch fürchterlich, wobei der Kopfhörersound jetzt auch nicht umwerfend ist.
Equipment - Beide Varianten brauchen natürlich noch das Standartequipment mit Kolophonium, Koffer und evtl. Stütze. Eine elektrische Geige braucht zusätzlich noch eine Stromversorgungsquelle (meist Batterien) und für zu Hause zum Üben wohl noch nen Amp + Kabel bzw. Kopfhörer. Wer viel mit Effekten arbeitet, braucht natürlich die Geräte dazu.
Bühne - Auf leisen Bühnen braucht die akustische natürlich nicht verstärkt werden. Spielt man z.B. im Orchester Open Air, werden Mikrofone aufgestellt und darauf verzichtet jede Geige einzeln zu verstärken.
Auf lauten Bühnen kann man eine akustische Geige mit nem Tonabnehmersystem bestücken. Je nach Tonabnehmer können Gefahren entstehen wie schlechter, zu leiser Sound (gilt vor allem für Piezo), Rückkopplung, Kratzer durch unvorsichtige Anbringung, Kabelgewusel oder man hat diesen lästigen Sender an der Hose klemmen. Können - nicht müssen. Eine elektrische Geige wird einfach mitm Kabel angestöpselt, eher keine Rückkopplungsgefahr. Drahtlossysteme sind natürlich für beide Geigenarten anwendbar.
Gewicht - Elektrische Geigen haben meistens ein höheres Gewicht. Kann je nach Modell also anstrengend sein.
Dein Ohr - Je nachdem was man schon für Erfahrungen hat, kann es bei der elektrischen Geige für das Ohr ungewohnt sein, dass der Ton nicht direkt aus dem Instrument kommt. Bei der akustischen Geige kommt der Ton zum größten Teil aus den f-Löchern raus, also vom Spieler aus gesehen direkt aus dem Instrument nach rechts. Wenn man ein lauter Geiger ist und viel übt, rate ich dazu zumindest im linken Ohr Ohrenstöpsel zu tragen. Viele Geiger haben auf dem linken Ohr leichten bis schweren Innenohrschaden. Wer in ner Band probt oder es liebt mit hohen Drücken beschallt zu werden, sollte sowieso Gehörschutz tragen.
Haltbarkeit - Akustische Geigen und einige E-Geigen sind sehr kratzeranfällig. Die eingebaute Technik in den E-Geigen ist natürlich wie jedes elektrische Gerät verschleißanfällig. Carbonbögen dürften weniger empfindlich sein als Holzbögen (erzeugen dafür meist einen schlechteren Klang). Beide Instrumentvarianten wollen gehegt und gepflegt werden. E-Geigen können je nach Material pflegeleichter sein.
Kosten - Mit einer akustischen Geige der Mittelklasse kann man auch sehr zufrieden sein und bis zum Ende behalten. Eine E-Geige in der selben Preisklasse ist meistens eher weniger befriedigend. Da sollte man schon tiefer in die Tasche greifen, vor allem wenn noch Effektgeräte usw. dazukommen sollen. Zu E-Geigen wird meist ein Bogen (meistens aus Carbon) mitgeliefert und sind günstig, aber taugen meist nichts. Ein vernünftiger Bogen aus Holz, der zur Geige passt, kostet einiges mehr, aber trägt viel gutes zum Klang bei.
Was ich mache: Ich spiele/habe gespielt Klassik, New Age, Pop, Rock, Metal. Alles mit meiner akustischen Geige, weil mir der Klang besser gefällt, ich mit dem Tonabnehmer (Mikro zum Ankleben) gut zurecht komme, keine Effekte brauche und sie, "dust orb" oder liebevoll "Staubi" genannt
, mich sowieso schon seit Jaaaahren durch Höhen und Tiefen begleitet hat.
Der Name kommt von der dichten Staub- und Dreckwolke, die beim Kauf im Korpus drin hin und her rollte *g*