Ich habe den Thread gerade durch Zufall entdeckt, und schließe mich mal der Meinung von Christof Berlin und *flint an, bzw. möchte ich sogar noch ein bißchen weiter gehen.
Ich habe auch gut 30 Jahre Spielpraxis und verdiene seit gut 25 meinen Lebensunterhalt mit dem Teil. Angefangen auf der üblichen Nylonsaiten-Gitarre, dann der Wechsel auf die erste gute Stahlsaitengitarre (Lowden) und dann nach sieben Jahren der Umstieg auf die E-Gitarre. Ich hatte mir eigentlich geschworen, die Akustik nie wegzulegen, war mir aber etwas untreu geworden, bis ich die American Recordings von Johnny Cash zugesteckt bekommen habe. Zugesteckt, weil ich bis dahin wirklich kein Fan von dem Herrn war, andererseits aber Country-Gitarre neben Jazz immer noch als die große technische Herausforderung in Bezug auf PedalSteel-Licks, Doublestops und den anderen Kram, der dort eigentlich benötigt wird, ansehe (den Rest kann ich auch). Da war mir eigentlich klar, daß es doch eigentlich bei den ganzen Quälereien mit dem vermalmedeiten Teil doch eigentlich immer nur um es Musikmachen geht und um nix anderes.
Also habe ich seit ca. 15 Jahren die Akustik als Hauptinstrument, auf der ich mehr oder weniger alles spiele, was mir so unter die Finger kommt. Das soll jetzt nicht zum Angeben sein, sondern mir geht es um folgenden Aspekt:
Wenn ich mit einer Akustik gut umgehen können will, brauche ich Kraft in der llnken Hand und Beweglichkeit für die rechte. Zusätzlich braucht man bei der Akustik meiner unmaßgeblichen Meinung nach viel mehr Akkorde als bei der E-Gitarre, weil man sich eben erstmal um die Begleitung kümmern muss, um notfalls auch allein überzeugen zu können. Dann hat man aber auch gewisse Vorteile den reinen "Sologitarristen" gegenüber (auch in Bezug auf Mädels
), zumindest wenn Gesang dazukommt. Wenn man dann noch das übliche E-Gitarren-Repertoire auf der Akustik "runterhauen" kann, kann man auch bei einem Stromausfall weiterspielen und wird erkenmbar Stücke reproduzieren können.
Man hat aber gleichzeitig den Vorteil, daß man ziemlich Kraft bekommt und dann auf der E-Gitarre eigentlich sehr leichtes Spiel hat, bzw. dort dann auch ohne viel gesondertes Üben recht schnell werden kann. Das war der Effekt, denn ich bei mir festgestellt habe, wobei ich auch sehr gerne E-Gitarre spiele. Richtig schlimm wurde es dann, nachdem ich Django Reinhardt bzw. besser gesagt den Gypsy-Swing und dessen Spieltechniken für mich entdeckt habe. Da gibt es hinsichtlich der Akkordarbeit so viele Paralellen zum Western-Swing (also auch wieder Country) und wenn man sich mal genau betrachtet, was beim Solospiel benötigt wird, findet man auch wieder Paralellen zur E-Gitarre und zum Rock.
Allerdings (Selbstbeweihräucherung/Angabe) macht es auch ziemlich Spaß, wenn die Jungs kommen und auf einer Saite "shreddern", und man denen als "alter Sack" dann notfalls auch auf einer Stahlsaitengitarre zeigen kann, was schnell spielen und sweepen und Arpeggios heißen kann. Bei den Einzelsaiten komm ich mit Mitte 50 vielleicht nicht mehr ganz mit, wenn es aber über mehrere Saiten geht, und vielleicht noch in die komplizierteren Techniken, kann ich immer grinsen.
Aber, um zum Thema zurückzukommen, ich würde die Eingangsfrage genau andersrum stellen, nämlich E-Gitarre neben der Akustik lernen. Klar muss man lernen, bei der E-Gitarre mit Effekten umzugehen und z.B. auch mit der Verzerrung. Und klar gibt es bei der auch Spieltechniken, die auf einer Akustik nur sehr schwer zu realisieren sind (Country-Gitarre). Andererseits sind beides Gitarren und die Basics für beide kriegt man auf der Akustik besser gebacken. Die von *flint genannten Basics fürs Musikmachen sowieso,
Was die andere Haltung der E-Gitarre angeht, man kann Gurthalteknöpfe auch versetzen, bzw. an anderer Position anbringen (lassen) und schon passt die Sache wieder.
Und um das Beispiel mit dem Automatik-Getriebe wieder aufzunehmen, ich finde den Vergleich gar nicht mal so schlecht, nur sehe ich die Akustik halt als das Teil mit dem manuellen Getriebe an, und damit macht es definitiv mehr Spaß und es hat auch noch gewisse andere Vorteile.
War etwas länger, deswegen mache ich mich jetzt wieder vom Acker!
Und Tschüss!