Akustik Gitarre - warum ohne "Cutaway"? Gründe für verschiedende Korpusformen

Regular_John89
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Hi!

Ich hoffe ich mach hier kein altes Faß auf - konnte zumindest über die SuFu nix finden.

Eine Frage, die ich mir schon seit längerem Stelle: warum gibt es bei Akkustik Gitarren soviele Korpusformen, die auf den "Single-Cut" Aspekt verzichten? Die Halsnahen Bünde sind somit ja quasi unbespielbar?
Wo ist hier der "taktische Vorteil"? Oder ist das auch so eine "Vintage" Sache?

Erleuchtet mich :D

Danke
 
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Gute Frage, frag ich mich auch schon lange. Es gibt die Vorläufer der heutigen Gitarren, da hört das Griffbrett am Korpus auf. Macht Sinn, weil man schwer an die Bünde rankommt, wenn es wie die heutige Bauform wäre, das Material hätte man sich sparen können.
A-Gitarren ohne Cut, sollen mehr Tonspektrum haben, mag sein. Ich bin der Überzeugung, wenn das bisschen an Decke fehlt, wird es kaum nennbar an Ton fehlen. Was aber tatsächlich fehlt, wenn das Cut fehlt, ist die Bespielbarkeit.
A-Gitarristen schwören auf eine traditionelle Bauform, ich kann aber ohne Cut nicht spielen, es behindert mich.
 
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Kommt einfach drauf an was für Musik man spielt, ob man auf seiner Akustikgitarre überhaupt so hoch hinaus muss, und wie oft.
Und ob man überhaupt eine Akustikgitarre besitzt die "da oben" noch gut klingt ... meist klingt es da eher bescheiden ... ;)
Wenn an ihn nicht braucht, braucht man ihn nicht.
Viele die ich kenne wollten einen Cut nur wegen der Optik. Oder Gitarre die auf die man scharf war hatte eher zufällig einen.
 
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Jede Verkleinerung des Korpus und der Decke verringert akustisch gespielt die Laustärke und verändert den Klang der Gitarre.
Den sich ergebenden Klang kann mensch wollen, wollen aber nicht alle.
Heutzutage kommt ja noch das Thema Pickup dazu.
Viele brauche den akustischen Sound von Korpus und Decke eigentlich gar nicht, oder er stört so gar (Rückkopplungsmepfindlichkeit)

Meine Gegenfrage wäre: wieviele Akustikgitarrist*innen spielen denn wirklich auf den hohen Bünden, sprich profitieren wirklich von einem Cutaway?
Ich habe noch nie eine/n gesehen.
 
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Es gibt genug grossartige Gitarrenspieler, die ohne Cut Away super Musik machen. Also unbedingt nötig ist er wohl nur für manche Musiker. Irgendwer (?) hat auch mal gesagt: "There's no money above the fifth fret."
Und hier mal einer ohne Cut:
 
Zuletzt bearbeitet:
@Regular_John89 Würdest du die Frage nach verschiedenen Korpusformen/größen auch bei E-Gitarren stellen?
Und da spielt die Form/Größe eine wesentlich geringere Rolle für den Sound als bei A-Gitarren ;)

Abgesehen davon, dass es langweilig wäre, wenn alle Instrumente gleich groß wären und gleich aussehen würden, ist es durchaus auch eine Frage des Handlings und der Haptik, ebenso der Hand- u. Körpergröße/Armlänge, was für ein Instrument man bevorzugt bzw. einem besser "liegt".
 
Von der Herstellung her, ist ein Cutaway (meist in Verbindung mit Elektronik) aufwändiger. D.h. kosten zwei Gitarren (mit und ohne Cutaway) das gleiche, wird meist die ohne Cutaway die bessere sein vom akustischen Klang. Wer also wirklich akustisch spielen will, wird also eher auf den akustischen Sound wert legen und dort vorrangig sein Kapital investieren.

Manche Hersteller haben ein sehr breites Angebot. Oft kann man daran sehen, dass die Cutaway und Pickup Variante um einiges teuere ist wie die einfachen Versionen. Verzichtet man also darauf kann man oft in die nächsthöhere Klasse einsteigen. Darum.
 
Von der Herstellung her, ist ein Cutaway (meist in Verbindung mit Elektronik) aufwändiger.
Das dürfte der Hauptgrund sein.
Cutaway kostet mehr, viele brauchen ihn nicht, also bieten die Hersteller halt auch viele Gitarren ohne Cut an, die sie eben im Vergleich günstiger machen können.

Die Halsnahen Bünde sind somit ja quasi unbespielbar?
Sache der Technik. Vieles ist möglich. Nicht umbedingt bequem, aber möglich. Ist wie mit Ganztonbendings ;-)
 
ich spiele die Konzertgitarre gerne zum 15. Bund. Wenns mehr sein soll hab ich mir extra eine Nylonstring
mit 24 Bünden und Cutaway zugelegt. Am 24.Bund wirds Fingertechnisch etwas eng aber bis zum 22. gehts.
Ich mag Nylonsound in den hohen Bünden.
 
Die häufigste Begründung ist meiner Wahrnehmung nach, dass der Klang ohne Cutaway besser sei. Ich konnte mit meinem Gehör klanglich nie nachvollziehen und bevorzuge ganz klar einen Cutaway, falls ich doch mal an die hohen Bünde dran will.
Man kann aber einen cleveren Kompromiss finden, wie z.B. Taylor mit dem Soundport an einigen Modellen zeigt ;)
https://www.taylorguitars.com/guitars/acoustic/features/soundport
 
warum gibt es bei Akkustik Gitarren soviele Korpusformen, die auf den "Single-Cut" Aspekt verzichten? <...> Oder ist das auch so eine "Vintage" Sache?
Die ersten Cuts bei Serien-Konzert- und "Westerngitarren" kenne ich aus den 1970ern, Levin 12str, Levin-Klassik, Gurian und Larrivee-Steelstring. (Archtops und Django-Gitarren hatten ihn schon vorher.) Später dann Ovation und andere.
Also sicherlich Tradition. Dass ihn viele Gitarren nicht haben, hängt auch damit zusammen, dass man (a) ihn nicht braucht, weil man da oben ohnehin nicht spielt oder (b) man da oben nicht spielen mag, weil das Instrument da nicht mehr klingt.
Dass ihn mittlerweile viele Gitarren haben, hängt auch damit zusammen, dass er "irgendwie Mode" geworden ist. Gerade bei den günstigen.
Ich spiele jetzt seit 45 Jahren akustische Gitarren, so richtig gebraucht habe ich ihn nicht, obwohl zumindest meine Ovation einen Cut hat. Hinsichtlich der Musik könnte ich ihn auf der Nylon wohl noch eher gebrauchen, als auf der Steelstring.
 
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Meine Gegenfrage wäre: wieviele Akustikgitarrist*innen spielen denn wirklich auf den hohen Bünden, sprich profitieren wirklich von einem Cutaway?

Noch eine Gegenfrage: Wer von den unzähligen Konzertgitarrist*innen, die sehr oft in hohen Lagen bis zum letzte Bund spielen, einfach weil es ihre normale Konzertliteratur so erfordert (siehe Concierto de Aranjuez, Villa-Lobos-Etüden, Tientos von Henze, Stücke von Dyens, Brouwer, Ginastera etc. etc.), würde das ohne Cutaway nicht hinbekommen?
Grifftechnisch unbequem (auch mit Cutaway!) wird es hier lediglich bei Doppel- und Mehrfachgriffen in der letzten Lage der tiefsten Saiten, aber die klingen durch die starke Verkürzung und die Saitendicke bereits so obertonarm, dass sie man sie nur verwendet, wenn genau dieser stumpfe Klang erwünscht ist (oder wenn es technisch gar nicht anders geht).
Nb.: Ein Cut auf Konzertgitarren bringt keine relevanten spieltechnischen Vorteile für Leute, die bei Standardmodellen Probleme mit den höchsten Lagen haben! Ganz im Gegenteil ist der Cut für die Führung der Hand durch den Daumen hier sogar eher destabilisierend.

Jede Verkleinerung des Korpus und der Decke verringert akustisch gespielt die Laustärke und verändert den Klang der Gitarre.

Das fällt in die Abteilung urbaner Legenden. Für den Klang ist die Schallverteilung durch die kreisförmige Platte der unteren Acht mit dem Steg als Zentrum entscheidend. Das Schalloch bildet die obere Begrenzung dieser "Schallplatte" und verhindert eine Ausbreitung der beim Gitarrenklang weniger erwünschten, zur Holzfaser parallel laufenden Schwingungen in den Berteich der "oberen Acht", der zudem durch das verleimte Griffbrett in der Schwingungsfunktion so stark eingeschränkt ist, dass ein Cut hier keine nennenswerten Auswirkungen mehr hat.
Zum Vergleich: Genau umgekehrt zur Gitarre mit planen Decken begrenzen die seitlichen f-Löcher bei Streichinstrumenten (und bei Archtops!) die Schwingungen quer zur Faser, außerdem sind die Griffbretter im letzten Drittel nicht mit der Decke verleimt, sondern am unteren Ende "frei schwebend", damit die volle Faserlänge der Decke für Parallelschwingungen ausgenutzt wird.

Cuts sind wahrscheinlich in Mode gekommen, um E-Gitarristen beim Spiel auf akustischen Gitarren ein vertrauteres Look & Feel zu geben. So wie man dereinst den Halsansatz bei Steelstrings vom "klassischen" 12. auf den 14. Bund verlegt hat, um mit den verlängerten Hälsen den Banjospielern entgegenzukommen, die damals eine wichtige Käufergruppe stellten. Also letztlich eine reine Design-Masche, und so überflüssig, wie rosa Gitarren mit Glitzersteinchen.
 
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Selten hat man die Möglichkeit, zwei ansonsten baugleiche Gitarren mit und ohne Cutaway spielen und klanglich vergleichen zu können. Aber ich gehe davon aus, dass ich den Unterschied wohl kaum hören dürfte.
Allerdings gibt es den Unterschied in meinem Kopf, der mir sagt, dass eine Gitarre, der man gewaltsam einen Teil des Korpus geraubt hat, nicht so klingen kann, wie eine unversehrte. Es hat für mich den Eindruck einer Kastration eines ansonsten perfekten Instrumentes - nicht nur klanglich, sondern auch optisch.
Der Modetrend zum Cutaway kommt IMHO daher, dass immer mehr E-Gitarristen akustisch spielen wollen, ohne auf ihre gewohnte Umgebung verzichten zu wollen - das heißt auf einen schlanken Hals, dünne Saiten, einen Cutaway und einen Tonabnehmer, mit dem sie die Signale mehr oder weniger verfremdet durch Preamp und Effekte in den Amp schicken können - wie gewohnt eben, nur irgendwie akustisch.
Für mich liegt der Reiz einer Akustikgitarre darin, dass sie so einfach funktioniert, man den Ton nur mit einem Instrument und den eigenen Händen formt, sie spontan und sofort spielen kann und trotzdem eine ganze Bandbreite an Stilen ermöglicht. Den Zugang zu den höchsten Bünden braucht man zu 95% gar nicht (außer, man spielt mit Capo auf dem 10. Bund, wie der Herr in diesem Video. ;)



Meine persönliche Abneigung gegen Cutaways würde ich nicht als "Vintage" bezeichnen sondern mehr als "Ästhetik". Die vom TA gepostete SJ-200 gibt es von Epiphone mit Cutaway - in meinen Augen extrem gruselig.

Allerdings gibt es ganz wunderbare, meist junge Künstler, die auf ihren elektroakustischen Instrumenten mit einer Kombination aus Taping und Percussion erstaunliche neue Klänge erzeugen, die meinen vollsten Respekt haben. Nicht mein Stil, aber wunderbar kreativ. :great:

Erlaubt ist, was gefällt. Mir gefällt ein Cutaway nicht!

LG, Anderl
 
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...(außer, man spielt mit Capo auf dem 10. Bund,...

Ist ja bloß der neunte. ;)

Ich hatte mal ein Stück im Repertoir das ich mit Am und Em im 12. Bund als barré gespielt habe. Mit cut kein Problem, ohne so gut wie unmöglich.

Aber ich mag Gitarren ohne cut lieber und würde mir dann eben ein anderes voicing in einer bequemeren Lage suchen...
 
Erlaubt ist, was gefällt. Mir gefällt ein Cutaway nicht!
So seh ich das auch.
"Ohne" ist für mich einfach auch die "normale" Gitarre.
Bei den Klassikgitarren ist das ja bis heute so, und sogar "nur" als 12-Frets ...
Cuts bei der Akustikgitarre kamen erst später auf, meines Wissens etwa in den 1970ern, und sind seither teilweise auch "Mode".
Sinn macht ein Cut für mich nur, wenn man ihn wirklich braucht.
Aber wenn man einfach nur die Optik mag, ists für mich auch ok ... jeder wie er mag ... :)
 
Meine Konzertgitarre wird ab dem 12. Bund sehr schwer zu bespielen. Deshalb hab ich mich sehr gefreut
eine Nylonstringgitarre mit Cutaway und 24 Bünden gefunden zu haben.
Man kann beide Gitarren vom Klang nicht vergleichen. Beim Spielen gefällt mir die normale Konzertgitarre besser,
während ich bei Aufnahmen (mit Mikrofon) immer die mit Cutaway verwende weil sie auf Aufnahmen seltsamerweise
besser klingt.
 
Das Schalloch bildet die obere Begrenzung dieser "Schallplatte" und verhindert eine Ausbreitung der beim Gitarrenklang weniger erwünschten, zur Holzfaser parallel laufenden Schwingungen in den Berteich der "oberen Acht", der zudem durch das verleimte Griffbrett in der Schwingungsfunktion so stark eingeschränkt ist, dass ein Cut hier keine nennenswerten Auswirkungen mehr hat.
+1. Wenn ich meinen Cumpiano richtig erinnere, ist der obere Bereich des Soundboards akustisch quasi inert.

Bei mir ist's komplett pragmatisch: Zum Schrammeln 6- und 12-String Dreadnought ohne, für's Zupfen OOO mit Cut.
 
Zuletzt bearbeitet:
ne Menge hilfreiche Antworten hier - danke dafür.

Ich hab zwar eine Akkustik Gitarre in Besitz, spiele allerdings zu 99% E-Gitarre.
Bei der E-Gitarre ist dieses "Korpusfeature" ja nahezu ein "must-have", daher kam meine Konfusion, warum es soviele Akkustik Gitarren gibt, wo dieses Feature fehlt.

Das hier Tradition, Sound und Herstellungskosten die vermutlich größte Rolle spielt, klingt rational.

Danke nochmal!
 
Vor allem werden doch auf der E-Gitarre ganz andere Sachen gespielt, wo man auch wirklich bis in die hohen Lagen spielt! Und wo es je nach Können und Art des Equipments auch nach was klingt ... :)
 
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